Brillié Hauptuhr
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Brillié Hauptuhr
Hallo,
vor einiger Zeit konnte ich eine Brillié-Uhr in einem äußerlich eher schlechten Zustand bekommen. Immerhin war das Werk komplett und in einem funktionsfähigen Zustand, so dass ich sie dann nach einigem Zögern doch gekauft habe, auch weil die Größe der Uhr recht moderat ist (die Höhe beträgt etwa 45 cm) und sich dafür noch ein kleiner Platz finden ließ.
Hier Fotos vom Ausgangszustand:
Das Zifferblatt und die Zifferblattumrandung sind leider nicht mehr original. Das Zifferblatt wurde nach Vorlagen vom Vorbesitzer (auch dies war nur ein Ausdruck) auf einer Folie neu ausgedruckt, diese Folie wurde dann von hinten mit einer dünnen, weißen Pappe hinterlegt. Die ursprünglich herzförmigen Zeiger wurden leider "amputiert" und die Rundungen abgeschliffen. Dies ließ sich natürlich nicht mehr rückgängig machen, so dass ich die Zeiger nur etwas nachgefeilt habe, um die Form symetrischer zu gestalten.
Falls also jemand originale oder passende, herzförmige Zeiger anzubieten hat, würde ich mich über entsprechende Hinweise natürlich freuen.
Das Werk wurde zerlegt, gereinigt und neu geölt. Ich hatte es gut gemeint und das sternförmige Klinkenrad, den kleinen Auslösehebel an der Pendelstange zur Weiterschaltung des Klinkenrades und den kleinen Metallblock auf der Rückseite der Kontaktzunge gefettet. Wie ich dann erfahren habe, bleiben diese Bereiche aber trocken. Die wirksamen Kräfte sind an diesen Stellen äußerst gering und es besteht sonst die Gefahr des Klebens der Bauteile. An der Stelle noch einmal vielen Dank für den entsprechenden Hinweis und die weitere Unterstützung von einem Teilnehmer des Forums!
Die genaue Einstellung der elektrischen Kontakte war etwas fummelig, aber insgesamt ließ sich alles gut justieren. Hier ein Foto der Kontakteinrichtung im Fundzustand:
Die an der Pendelstange angebrachte Klinke treibt das Klinkenrad bei jeder Linksschwingung des Pendels um einen Zahn weiter. Der Sekundenzeiger bewegt sich dabei in Sekundenschritten weiter. Durch die Drehung des Klinkenrades wird dann auch der Kontakt geschlossen: Die Kontaktzunge links im Bild wird nach rechts bewegt, bis sie auf den rechten Gegenkontakt trifft, die Spule wird mit Strom durchflossen und treibt damit das Pendel weiter an.
Die übrigen Bauteile und Schrauben aus Messing wurden zunächst gereinigt und die sichtbaren Teile auch wieder poliert. Ich denke, es hat sich optisch gelohnt:
Alle 30 Sekunden werden polwendende Impulse für die Fortschaltung der Nebenuhren erzeugt. Die beiden Auslösenocken für die Steuerung der Nebenuhren laufen entlang einer speziell geformten Messingscheibe (ein Foto davon findet sich weiter unten). Sie waren eingelaufen und verschlissen:
Die extreme Vergrößerung lässt die Sache dabei deutlich schlimmer aussehen, als sie eigentlich war. Für die Funktion der Uhr hätte dies zunächst wohl auch keine Auswirkungen gehabt und eine Nebenuhr habe ich momentan auch nicht, so dass die Auslösenocken durch ein Blockieren in ihren Endpunkten und damit ohne weitere Reibung an der Auslösescheibe eigentlich auch außer Funktion hätten gesetzt werden können. Dies widerstrebte mir allerdings. Ich hatte im alten Forum von der Möglichkeit des Laserauftragsschweißens gelesen, mit dem solche Dinge wieder ausgebessert werden können. Nach Rücksprache mit Herrn Ulrich Wehpke wurden die Teile wieder hart geschweißt, mit Diamant-Feilen bearbeitet und in einen tadellosen, durchaus als neuwertig zu bezeichnenden Zustand versetzt:
Weitere Informationen zum Laserschweißen im Uhrenbereich gibt es übrigens hier: http://www.wehpke.de/lasertechnik.html
Das Gehäuse wurde von innen leider weiß gestrichen (Fotos siehe oben). Da es auch äußerlich mit Farbe beschmiert war und das Gehäuse ohnehin nur noch von einigen Nägeln, die zudem nicht professionell gesetzt wurden, zusammen gehalten wurde, habe ich mich dazu entschieden, es dann komplett zu zerlegen und zu überarbeiten. Der innere Bereich wurde also abgebeizt und alle Teile anschließend abgeschmirgelt und in fünf Schichten mit einem Streich-Schellack lackiert. Um die Uhr optisch in einen wieder ansprechenden Zustand zu versetzen, gab es hierzu meiner Meinung nach auch keine Alternative.
Für die Verleimung der einzelnen Gehäuseteile wurde Knochenleim verwendet, der in Wasser aufgelöst und dann warm verarbeitet werden muss. Dabei ist es hilfreich, auch die zu verleimenden Teile vorzuwärmen, damit sich eine längere Verarbeitungszeit ergibt. Dies ist zwar insgesamt deutlich aufwendiger als mit normalem Weißleim, hat aber den Vorteil, dass die Verleimung unter Einsatz von Wärme / Feuchtigkeit jederzeit wieder problemlos gelöst werden kann und das war mir sehr wichtig.
Ein passender Halter / Adapter für die Batterie fehlte natürlich, so dass hier Ersatz her musste. Das Gehäuse wurde aus Pertinax gefertigt, in das ein handelsüblicher Halter für Batterien eingesetzt wurde. Als äußere Hülle dient eine Schachtel aus strukturierter Pappe, die mit einem entsprechenden Ausdruck (frei nach Vorlagen aus dem Forum / aus dem Internet und versehen mit meinen persönlichen Daten) beklebt wurde. Die Rückseite blieb dabei frei, damit man jederzeit ohne Probleme die Batterie wechseln kann. Schade nur, dass man bei eingebautem Zifferblatt den Adapter dann nicht mehr sieht...
Ein Nachbau der benötigten Trageschiene war übrigens vorhanden. Mit den zwei oberen Schrauben links und rechts kann man die Uhr genau waagerecht aufhängen. Die Ausrichtung in der zweiten Ebene erfolgt dabei über die untere Einstellmutter. Auch hier wäre eine Wandbefestigung vorgesehen. Diese werde ich wohl noch nachfertigen.
Die Halteklammern oben am Gehäuse für die Befestigung des Gehäuses an der Marmorwand fehlten und wurden aus Messingblech nachgefertigt.
Die Regulierung muss nun noch erfolgen: Die Grobregulierung erfolgt dabei wie üblich über die Höhenverstellung des kugelförmigen Pendelkörpers, die Feinregulierung dann über die Beeinflussung des Magnetfeldes durch die Verstellung der Weicheisenstücke vor (rot markiert) und hinter der Spule (hier nicht sichtbar):
Damit sollte eine recht präzise Einstellung möglich sein. Gemäß den im Internet verfügbaren Informationen ist die Pendelstange übrigens aus Invar-Stahl gefertigt.
Eine passende Nebenuhr zu der vorgestellten Hauptuhr wäre natürlich klasse. Aber aufgrund des recht hohen Stromverbrauchs der Nebenuhren ist ein Betrieb nur mit einem Netzteil sinnvoll, da Batterien innerhalb kurzer Zeit wieder getauscht werden müssten. Aus optischen Gründen kann ich dies momentan aber leider nicht verwirklichen, da hierzu „störende“ Kabel im Wohnzimmer verlegt werden müssten.
Ein paar Fragen zu der Uhr haben sich dann auch ergeben:
Die Funktion der folgenden, rot markierten Anschlüsse konnte ich nicht zuordnen, eventuell kann hier ja jemand helfen.
Hier noch ein Foto der Rückansicht mit der Verdrahtung:
Auch die Funktion der Stifte auf dem folgenden Zahnrad (insgesamt sind 12 Stifte vorhanden) ist mir nicht klar:
Hier eine Ansicht von oben:
Und hier eine Ansicht des Zahnrades mit den Stiften im Werk:
So, wie es jetzt ist, haben die Stifte keine Funktion. War hier ursprünglich zum Beispiel ein Schalt- oder Signalwerk vorhanden?
Weiterhin wurde die Bezeichnung der Uhr am Werkstuhl offensichtlich einmal geändert:
Geändert von G769 (?) auf P oder r. 362 (?)
Warum wurde diese Änderung (eventuell direkt vom Hersteller?) vorgenommen? Gab es hier einen werkseitigen Umbau?
Einige Fragen bleiben also zunächst offen, aber eventuell gibt es hier ja entsprechende Hinweise…
Hier zwei Fotos der nun fertigen Uhr:
Insgesamt war es sehr viel Arbeit, die mir aber natürlich auch Spaß gemacht hat. Und ich denke, es hat sich auch gelohnt…
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
vor einiger Zeit konnte ich eine Brillié-Uhr in einem äußerlich eher schlechten Zustand bekommen. Immerhin war das Werk komplett und in einem funktionsfähigen Zustand, so dass ich sie dann nach einigem Zögern doch gekauft habe, auch weil die Größe der Uhr recht moderat ist (die Höhe beträgt etwa 45 cm) und sich dafür noch ein kleiner Platz finden ließ.
Hier Fotos vom Ausgangszustand:
Das Zifferblatt und die Zifferblattumrandung sind leider nicht mehr original. Das Zifferblatt wurde nach Vorlagen vom Vorbesitzer (auch dies war nur ein Ausdruck) auf einer Folie neu ausgedruckt, diese Folie wurde dann von hinten mit einer dünnen, weißen Pappe hinterlegt. Die ursprünglich herzförmigen Zeiger wurden leider "amputiert" und die Rundungen abgeschliffen. Dies ließ sich natürlich nicht mehr rückgängig machen, so dass ich die Zeiger nur etwas nachgefeilt habe, um die Form symetrischer zu gestalten.
Falls also jemand originale oder passende, herzförmige Zeiger anzubieten hat, würde ich mich über entsprechende Hinweise natürlich freuen.
Das Werk wurde zerlegt, gereinigt und neu geölt. Ich hatte es gut gemeint und das sternförmige Klinkenrad, den kleinen Auslösehebel an der Pendelstange zur Weiterschaltung des Klinkenrades und den kleinen Metallblock auf der Rückseite der Kontaktzunge gefettet. Wie ich dann erfahren habe, bleiben diese Bereiche aber trocken. Die wirksamen Kräfte sind an diesen Stellen äußerst gering und es besteht sonst die Gefahr des Klebens der Bauteile. An der Stelle noch einmal vielen Dank für den entsprechenden Hinweis und die weitere Unterstützung von einem Teilnehmer des Forums!
Die genaue Einstellung der elektrischen Kontakte war etwas fummelig, aber insgesamt ließ sich alles gut justieren. Hier ein Foto der Kontakteinrichtung im Fundzustand:
Die an der Pendelstange angebrachte Klinke treibt das Klinkenrad bei jeder Linksschwingung des Pendels um einen Zahn weiter. Der Sekundenzeiger bewegt sich dabei in Sekundenschritten weiter. Durch die Drehung des Klinkenrades wird dann auch der Kontakt geschlossen: Die Kontaktzunge links im Bild wird nach rechts bewegt, bis sie auf den rechten Gegenkontakt trifft, die Spule wird mit Strom durchflossen und treibt damit das Pendel weiter an.
Die übrigen Bauteile und Schrauben aus Messing wurden zunächst gereinigt und die sichtbaren Teile auch wieder poliert. Ich denke, es hat sich optisch gelohnt:
Alle 30 Sekunden werden polwendende Impulse für die Fortschaltung der Nebenuhren erzeugt. Die beiden Auslösenocken für die Steuerung der Nebenuhren laufen entlang einer speziell geformten Messingscheibe (ein Foto davon findet sich weiter unten). Sie waren eingelaufen und verschlissen:
Die extreme Vergrößerung lässt die Sache dabei deutlich schlimmer aussehen, als sie eigentlich war. Für die Funktion der Uhr hätte dies zunächst wohl auch keine Auswirkungen gehabt und eine Nebenuhr habe ich momentan auch nicht, so dass die Auslösenocken durch ein Blockieren in ihren Endpunkten und damit ohne weitere Reibung an der Auslösescheibe eigentlich auch außer Funktion hätten gesetzt werden können. Dies widerstrebte mir allerdings. Ich hatte im alten Forum von der Möglichkeit des Laserauftragsschweißens gelesen, mit dem solche Dinge wieder ausgebessert werden können. Nach Rücksprache mit Herrn Ulrich Wehpke wurden die Teile wieder hart geschweißt, mit Diamant-Feilen bearbeitet und in einen tadellosen, durchaus als neuwertig zu bezeichnenden Zustand versetzt:
Weitere Informationen zum Laserschweißen im Uhrenbereich gibt es übrigens hier: http://www.wehpke.de/lasertechnik.html
Das Gehäuse wurde von innen leider weiß gestrichen (Fotos siehe oben). Da es auch äußerlich mit Farbe beschmiert war und das Gehäuse ohnehin nur noch von einigen Nägeln, die zudem nicht professionell gesetzt wurden, zusammen gehalten wurde, habe ich mich dazu entschieden, es dann komplett zu zerlegen und zu überarbeiten. Der innere Bereich wurde also abgebeizt und alle Teile anschließend abgeschmirgelt und in fünf Schichten mit einem Streich-Schellack lackiert. Um die Uhr optisch in einen wieder ansprechenden Zustand zu versetzen, gab es hierzu meiner Meinung nach auch keine Alternative.
Für die Verleimung der einzelnen Gehäuseteile wurde Knochenleim verwendet, der in Wasser aufgelöst und dann warm verarbeitet werden muss. Dabei ist es hilfreich, auch die zu verleimenden Teile vorzuwärmen, damit sich eine längere Verarbeitungszeit ergibt. Dies ist zwar insgesamt deutlich aufwendiger als mit normalem Weißleim, hat aber den Vorteil, dass die Verleimung unter Einsatz von Wärme / Feuchtigkeit jederzeit wieder problemlos gelöst werden kann und das war mir sehr wichtig.
Ein passender Halter / Adapter für die Batterie fehlte natürlich, so dass hier Ersatz her musste. Das Gehäuse wurde aus Pertinax gefertigt, in das ein handelsüblicher Halter für Batterien eingesetzt wurde. Als äußere Hülle dient eine Schachtel aus strukturierter Pappe, die mit einem entsprechenden Ausdruck (frei nach Vorlagen aus dem Forum / aus dem Internet und versehen mit meinen persönlichen Daten) beklebt wurde. Die Rückseite blieb dabei frei, damit man jederzeit ohne Probleme die Batterie wechseln kann. Schade nur, dass man bei eingebautem Zifferblatt den Adapter dann nicht mehr sieht...
Ein Nachbau der benötigten Trageschiene war übrigens vorhanden. Mit den zwei oberen Schrauben links und rechts kann man die Uhr genau waagerecht aufhängen. Die Ausrichtung in der zweiten Ebene erfolgt dabei über die untere Einstellmutter. Auch hier wäre eine Wandbefestigung vorgesehen. Diese werde ich wohl noch nachfertigen.
Die Halteklammern oben am Gehäuse für die Befestigung des Gehäuses an der Marmorwand fehlten und wurden aus Messingblech nachgefertigt.
Die Regulierung muss nun noch erfolgen: Die Grobregulierung erfolgt dabei wie üblich über die Höhenverstellung des kugelförmigen Pendelkörpers, die Feinregulierung dann über die Beeinflussung des Magnetfeldes durch die Verstellung der Weicheisenstücke vor (rot markiert) und hinter der Spule (hier nicht sichtbar):
Damit sollte eine recht präzise Einstellung möglich sein. Gemäß den im Internet verfügbaren Informationen ist die Pendelstange übrigens aus Invar-Stahl gefertigt.
Eine passende Nebenuhr zu der vorgestellten Hauptuhr wäre natürlich klasse. Aber aufgrund des recht hohen Stromverbrauchs der Nebenuhren ist ein Betrieb nur mit einem Netzteil sinnvoll, da Batterien innerhalb kurzer Zeit wieder getauscht werden müssten. Aus optischen Gründen kann ich dies momentan aber leider nicht verwirklichen, da hierzu „störende“ Kabel im Wohnzimmer verlegt werden müssten.
Ein paar Fragen zu der Uhr haben sich dann auch ergeben:
Die Funktion der folgenden, rot markierten Anschlüsse konnte ich nicht zuordnen, eventuell kann hier ja jemand helfen.
Hier noch ein Foto der Rückansicht mit der Verdrahtung:
Auch die Funktion der Stifte auf dem folgenden Zahnrad (insgesamt sind 12 Stifte vorhanden) ist mir nicht klar:
Hier eine Ansicht von oben:
Und hier eine Ansicht des Zahnrades mit den Stiften im Werk:
So, wie es jetzt ist, haben die Stifte keine Funktion. War hier ursprünglich zum Beispiel ein Schalt- oder Signalwerk vorhanden?
Weiterhin wurde die Bezeichnung der Uhr am Werkstuhl offensichtlich einmal geändert:
Geändert von G769 (?) auf P oder r. 362 (?)
Warum wurde diese Änderung (eventuell direkt vom Hersteller?) vorgenommen? Gab es hier einen werkseitigen Umbau?
Einige Fragen bleiben also zunächst offen, aber eventuell gibt es hier ja entsprechende Hinweise…
Hier zwei Fotos der nun fertigen Uhr:
Insgesamt war es sehr viel Arbeit, die mir aber natürlich auch Spaß gemacht hat. Und ich denke, es hat sich auch gelohnt…
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
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- Die Mysteriösen
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- Wohnort: Wien
Re: Brillié Hauptuhr
Gratulation! Die Uhr ist wirklich hübsch geworden!
Gleich eine Frage zum Lack: Was versteht man unter "Streich Schellack"?
Gleich eine Frage zum Lack: Was versteht man unter "Streich Schellack"?
LG
Silvia und Christian
---------------------------
Die Amerikaner glauben immer, sie seien uns Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus. Dabei hinken sie uns 8 Stunden hinterher.
Silvia und Christian
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Re: Brillié Hauptuhr
Hallo,
Schellack wird normalerweise mit einem Stoff-Ballen in vielen Schichten aufgetragen und mehrfach poliert, nachdem die Holzporen durch Zusatz von Bimsmehl versiegelt wurden. Bei großen, ebenen Flächen ist dies mit viel Mühe und Erfahrung eventuell auch praktikabel, bei kleinen, profilierten Flächen sieht die Sache allerdings anders aus...
Streich-Schellack hingegen wird mit einem Pinsel wie ein normaler Lack aufgetragen, ist damit also deutlich verarbeitungsfreundlicher und wird nicht poliert. Zwischen den einzelnen Schichten habe ich mit feiner Stahlwolle geschliffen. Das Resultat kann sich meiner Meinung nach auch durchaus sehen lassen.
Schellack ist aber durchaus empfindlich gegenüber Feuchtigkeit und insbesondere Alkohol (mit Spiritus lässt sich die Lackierung auch wieder entfernen). Bei Möbelstücken kann dies problematisch werden, zum Beispiel beim Abstellen von feuchten Gläsern, bei Uhrengehäusen sehe ich eigentlich keine Probleme und historisch ist es auch halbwegs korrekt.
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
Schellack wird normalerweise mit einem Stoff-Ballen in vielen Schichten aufgetragen und mehrfach poliert, nachdem die Holzporen durch Zusatz von Bimsmehl versiegelt wurden. Bei großen, ebenen Flächen ist dies mit viel Mühe und Erfahrung eventuell auch praktikabel, bei kleinen, profilierten Flächen sieht die Sache allerdings anders aus...
Streich-Schellack hingegen wird mit einem Pinsel wie ein normaler Lack aufgetragen, ist damit also deutlich verarbeitungsfreundlicher und wird nicht poliert. Zwischen den einzelnen Schichten habe ich mit feiner Stahlwolle geschliffen. Das Resultat kann sich meiner Meinung nach auch durchaus sehen lassen.
Schellack ist aber durchaus empfindlich gegenüber Feuchtigkeit und insbesondere Alkohol (mit Spiritus lässt sich die Lackierung auch wieder entfernen). Bei Möbelstücken kann dies problematisch werden, zum Beispiel beim Abstellen von feuchten Gläsern, bei Uhrengehäusen sehe ich eigentlich keine Probleme und historisch ist es auch halbwegs korrekt.
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
Re: Brillié Hauptuhr
@ Kleine Sekunde
Hallo Guido
Da möchte ich mich Karlos Glückwunsch anschließen!
Super.
Gruß Winne
Hallo Guido
Da möchte ich mich Karlos Glückwunsch anschließen!
Super.
Gruß Winne
Re: Brillié Hauptuhr
Ich finde auch, dass Du Dir sehr viel - lohnende - Mühe gemacht hast. Da ist aus dem Wrack doch wieder eine tolle Uhr geworden. Auch die Gehäusearbeiten sind fabelhaft, wenn man das "Vorher-Bild" sieht. Jetzt kann man mit dieser Uhr wieder gemütlich wohnen. Prima.
Vielleicht sehen wir ja irgendwann noch so ein schönes Projekt von Dir.
Frank
Vielleicht sehen wir ja irgendwann noch so ein schönes Projekt von Dir.
Frank
- soaringjoy
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Re: Brillié Hauptuhr
Hallo,
hier aus aktuellem Anlaß noch ein kleiner Nachtrag zur korrekten Einstellung der an der Pendelstange montierten Klinke zur Fortschaltung des Sekundenzeigers bei der Brillié-Uhr:
Diese Klinke sollte nicht zu tief in das Fortschaltrad eingreifen:
Atelier d’horlogerie èlectrique C.S-Mars 2009
Auf dem Bild oben sieht man die korrekte Einstellung. Dabei sollte die Klinke in der oberen Hälfte / im oberen Drittel eines Zahnes an dem Fortschaltrad angreifen (rot umrandet). Nach dem erfolgten Pendelschwung nach links und der damit verbundenen Weiterschaltung des Sekundenzeigers über den nach links bewegten Schaltstern, sollte die Klinke bei der folgenden Schwingung des Pendels nach rechts dann nicht auf den mit der grünen 1 markierten Bereich des dann nachfolgenden Zahnes fallen, sondern mit minimalem Abstand über genau diese Fläche hinweg schweben.
Selbst mit nicht ganz korrekter Einstellung (also mit zu tiefem Eingriff, der in meinem Fall eher auf dem Grund des Zahnes erfolgte) funktioniert die Uhr durchaus, aber durch das sich dann zwangsläufig ergebende Schleifen der dann natürlich zu tief fallenden Klinke auf die grün markierte Fläche, erhöht sich wohl die Reibung und der resultierende Pendelschwung wird deutlich geringer.
Bei der bislang also nicht korrekten Einstellung hat der untere Teil des hufeisenförmigen Magneten unter der Gewichtskugel des Pendlels die äußeren Ränder der Spule gerade so erreicht, nun schwingt das Pendel etwa einen halben Zentimeter nach links und rechts über die Spulenenden hinaus.
Weiterhin erfolgen die Sprünge des Sekundenzeigers nun deutlich exakter, da es eben kein Auftreffen der Klinke auf den grün markierten Bereich des folgenden Zahnes auf dem Fortschaltrad mehr gibt. Wohl bedingt durch die Gewichtskraft der dann bei einer Rechtsschwingung des Pendels auf die in der Darstellung grün markierte Fläche auftreffenden Klinke und die dabei auftretende Reibung gab es bislang immer eine minimale Rückwärtsbewegung des Sekundenzeigers (oder eine insgesamt eher "zitternde" Bewegung), die bei korrekter Einstellung nicht mehr vorhanden ist, so dass nun exakte Sekundensprünge erfolgen.
Einstellmöglichkeiten zur Höhenregulierung sind durch die vorhandenen Verschraubungen oben an der Pendelaufhängung oder eben zur Not auch durch Anpassungen der Position der Klinke durch leichtes Verbiegen (das steht so tatsächlich auch in der französischen und wohl auch historischen Anleitung, gefunden im Internet) gegeben.
Eventuell sind diese Ausführungen ja hilfreich, falls jemand eine eigene Brillié-Uhr einstellen möchte.
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
hier aus aktuellem Anlaß noch ein kleiner Nachtrag zur korrekten Einstellung der an der Pendelstange montierten Klinke zur Fortschaltung des Sekundenzeigers bei der Brillié-Uhr:
Diese Klinke sollte nicht zu tief in das Fortschaltrad eingreifen:
Atelier d’horlogerie èlectrique C.S-Mars 2009
Auf dem Bild oben sieht man die korrekte Einstellung. Dabei sollte die Klinke in der oberen Hälfte / im oberen Drittel eines Zahnes an dem Fortschaltrad angreifen (rot umrandet). Nach dem erfolgten Pendelschwung nach links und der damit verbundenen Weiterschaltung des Sekundenzeigers über den nach links bewegten Schaltstern, sollte die Klinke bei der folgenden Schwingung des Pendels nach rechts dann nicht auf den mit der grünen 1 markierten Bereich des dann nachfolgenden Zahnes fallen, sondern mit minimalem Abstand über genau diese Fläche hinweg schweben.
Selbst mit nicht ganz korrekter Einstellung (also mit zu tiefem Eingriff, der in meinem Fall eher auf dem Grund des Zahnes erfolgte) funktioniert die Uhr durchaus, aber durch das sich dann zwangsläufig ergebende Schleifen der dann natürlich zu tief fallenden Klinke auf die grün markierte Fläche, erhöht sich wohl die Reibung und der resultierende Pendelschwung wird deutlich geringer.
Bei der bislang also nicht korrekten Einstellung hat der untere Teil des hufeisenförmigen Magneten unter der Gewichtskugel des Pendlels die äußeren Ränder der Spule gerade so erreicht, nun schwingt das Pendel etwa einen halben Zentimeter nach links und rechts über die Spulenenden hinaus.
Weiterhin erfolgen die Sprünge des Sekundenzeigers nun deutlich exakter, da es eben kein Auftreffen der Klinke auf den grün markierten Bereich des folgenden Zahnes auf dem Fortschaltrad mehr gibt. Wohl bedingt durch die Gewichtskraft der dann bei einer Rechtsschwingung des Pendels auf die in der Darstellung grün markierte Fläche auftreffenden Klinke und die dabei auftretende Reibung gab es bislang immer eine minimale Rückwärtsbewegung des Sekundenzeigers (oder eine insgesamt eher "zitternde" Bewegung), die bei korrekter Einstellung nicht mehr vorhanden ist, so dass nun exakte Sekundensprünge erfolgen.
Einstellmöglichkeiten zur Höhenregulierung sind durch die vorhandenen Verschraubungen oben an der Pendelaufhängung oder eben zur Not auch durch Anpassungen der Position der Klinke durch leichtes Verbiegen (das steht so tatsächlich auch in der französischen und wohl auch historischen Anleitung, gefunden im Internet) gegeben.
Eventuell sind diese Ausführungen ja hilfreich, falls jemand eine eigene Brillié-Uhr einstellen möchte.
Schöne Grüße
Guido / KleineSekunde
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Re: Brillié Hauptuhr
Danke
Frank
Frank
- Mahlekolben
- Beiträge: 11
- Registriert: Di 26. Okt 2010, 13:47
Re: Brillié Hauptuhr
Tolle Arbeit - schön dokumentiert und durch ein schönes Ergebnis belohnt!
Vielen Dank für's Zeigen!
Wehpke wird auch immer bekannter...
Vielen Dank für's Zeigen!
Wehpke wird auch immer bekannter...
Viele Grüße
Michael
Michael