Antike Sonnenuhr

alle anderen Uhrentypen
Antworten
JaKB
Beiträge: 8
Registriert: Do 26. Mai 2011, 09:24

Antike Sonnenuhr

Beitrag von JaKB »

Hallo zusammen,
vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen:
derzeit versuche ich den Ursprung meiner Sonnenuhr herauszufinden, die sich in meiner Sammlung befindet:
Bild
Ich beabsichtige in Kuerze eine wissenschaftliche Untersuchung dieses Objektes durchfuehren zu lassen. Da dies alles andere als billig ist,
moechte ich vorher noch versuchen herauszufinden ob vielleicht jemand schoneinmal so eine Uhr gesehen hat und naeheres darueber weiss.
Was ich bisher ermitteln konnte, hochaufgeloeste Photograpien und eine Summe der Vermutungen durch verschiedene Experten findet sich hier:
(english) http://www.mediadesign.me/pollaiuolo/

Ich bin dankbar fuer jede Meinung oder Mitteilung!

Gruss,
Jan
Benutzeravatar
soaringjoy
Moderator
Beiträge: 1446
Registriert: Do 12. Aug 2010, 09:17
Wohnort: NRW

Re: Antike Sonnenuhr

Beitrag von soaringjoy »

Hallo Jan,

willkommen im Forum!

Von Sonnenuhren habe ich persönlich so viel Ahnung,
wie eine Kuh vom Beten, aber, es wird sicher andere geben,
die Dir evtl. weiterhelfen können.

Jürgen
"tempus nostrum"
Benutzeravatar
Ursus
Beiträge: 655
Registriert: Mo 9. Aug 2010, 13:01
Wohnort: Stuttgart

Re: Antike Sonnenuhr

Beitrag von Ursus »

Zunächst: Ich bin kein Experte für alte Sonnenuhren.

Aufgrund des Holzes aber halte ich diese SU nicht für alt. Wurmlöcher in altem Holz sind immer kreisförmig. Erst wenn altes, wurmstichiges Holz einer zweiten Verwendung zugeführt und durch Sägen in eine neue Form gebracht wird, entstehen die länglichen Formen der Gänge der Holzwürmer, da diese durch das Sägen aufgeschnitten werden.

Ursus
JaKB
Beiträge: 8
Registriert: Do 26. Mai 2011, 09:24

Re: Antike Sonnenuhr

Beitrag von JaKB »

Hallo,
Es stimmt, dass die Struktur der "Wurmloecher" tatsaechlich auf ein nicht so hohes Alter des verwendeten Holzes hindeutet. Allerdings sind die Frass-spuren im oberen Teil wesentlich deutlicher als im unterern. Genaues wird dazu eine dendrochronologische Untersuchung ergeben denke ich. Es wurde uebrigens bereits die Moeglichkeit geaeussert, dass die Scheibe urspruenglich auf einem anderen Traeger montiert war. Die Messinglegierung waere zumindest augenscheinlich nicht in das 19. Jahrhundert einzuordnen. Auch hier soll eine Analyse die Zusammensetzung ermitteln. Seltsam ist zudem, dass der gravierte Nameauf einen der Pollaiuolo-Brueder verweist. Wenn es ein Replik sein sollte, ( wovon ich immer noch selber ausgehe), dann stellt sich die Frage von welchem Original ? Und wer stellte soetwas her und benutzte einen Namen der im Sonnenuhrenbereich praktisch unbekannt ist ? Das erscheint irgendwie unlogisch.

eine andere interessante Stellungnahme ist diese:
"Moeglicherweise handele es sich um eine Lehrlingsarbeit, wo bereits altes Holz verwendet wurde. Die Grobheit verschiedener Einzelheiten und auch sogar Fehler ( 9 als 6 ) verweisen auf fehlende Meisterschaft. Sollte die Untersuchung dieser Uhr tatsaechlich in die Renaissance deuten, ist eine Urheberschaft eines jungen Pollaiuolos beinahe sicher. Dafuer spricht auch die Benutzung seines tatsaechlichen Namens, der dann als Lehrling seine Arbeit praktisch unterschrieben haette"

Nunja.. es ist noch eine menge Detektivarbeit zu erledigen denke ich :roll:
steffl62
Beiträge: 972
Registriert: Sa 21. Aug 2010, 09:47
Wohnort: Wien

Re: Antike Sonnenuhr

Beitrag von steffl62 »

Hallo Jan,
ich kenn mich ja jetzt mit Sonnenuhren überhaupt nicht aus aber könnte es sein das das das Zifferblatt für eine liegende Sonnenuhr ist? Ich glaube bei senkrecht stehenden macht ein Kreisbogen mit mehr als 180° keinen sinn oder?

liebe Grüße aus Wien!
Christian
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!
JaKB
Beiträge: 8
Registriert: Do 26. Mai 2011, 09:24

Re: Antike Sonnenuhr

Beitrag von JaKB »

Moeglich ist das natuerlich aber stehend und korrekt ausgerichtet zeigt der Schatten die Zeit annaehernd richtig. Das Ornament unter dem Namenszug ist sicher ein Bezugspunkt zu einer Himmelsrichtung. Stehend waere dies "Norden" . Liegend waere es Sueden. Auch dann stimmt die Anzeige in etwa allerdings ist der Schattenwurf nur sehr kurz. Daher denke ich dass es vertikal montiert doch stimmig waere.
steffl62
Beiträge: 972
Registriert: Sa 21. Aug 2010, 09:47
Wohnort: Wien

Re: Antike Sonnenuhr

Beitrag von steffl62 »

Müsste dann nicht um z.B.: 19:00 die Sonne schon aus dem Boden kommen um noch einen richtigen Schatten werfen zu können? :?

lg Christian
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!
JaKB
Beiträge: 8
Registriert: Do 26. Mai 2011, 09:24

Re: Antike Sonnenuhr

Beitrag von JaKB »

:lol: Stimmt...
Benutzeravatar
astrolab
Beiträge: 258
Registriert: Mi 1. Sep 2010, 15:43
Wohnort: Remscheid

Re: Antike Sonnenuhr

Beitrag von astrolab »

Ich beschäftige mich selber seit einigen Jahrzehnten mit Sonnenuhren und astronomischen Instrumenten und halte dieses "Instrument" aufgrund von einigen Unstimmigkeiten für eine "Nachempfindung" die zur Zeit des Historismus entstanden sein dürfte.
Balluster und die Art wie er auf der Standplatte asymetrisch befestigt ist passen stylistisch nicht zur Scheibe.
Auch der unsaubere Guß, zu erkennen an den Ziffern und den verschwommenen Zierelementen weisen nicht auf ein Original hin.
Kunsthandwerker der angegebenen Zeit legten sehr viel Wert auf Qualität und Ausgewogenheit ihrer Instrumente.
Das vorliegende Gerät weißt keines von beiden auf.
Ich würde mir da die in der Tat teuren Analysen sparen.


LG Astro
Gruß
Rolf
-------------------------------------------------
Den Kopf nicht nur zum Haareschneiden verwenden
JaKB
Beiträge: 8
Registriert: Do 26. Mai 2011, 09:24

Re: Antike Sonnenuhr

Beitrag von JaKB »

hallo Astro,
vielen dank fuer die Einschaetzung!

Zur zeit wird diese Arbeit genauer ueberprueft. Soweit die Ergebnisse:
Zusammensetzung der Metall-Legierung / Patina verweisen auf hohes Alter
oberer Holztraeger scheint nachtraeglich /dekorativ nachgebaut worden zu sein, stimmt
dendrochronoligisch mit dem unteren nicht ueberein, wobei der standfuss offenbar aelter ist.

Der Zeiger ist ebenfalls nachtraeglich und willkuerlich gesetzt da urspruenglich als horizontales Instrument gedacht.
Dazu sehr ungenau und als Sonnenuhr so nicht zu verwenden. Offenbar gab es ein polares gnomon das aber verloren ist.

Aufgrund der Zwischenergebnisse erfolgt nun eine Analyse der benutzten Farben. Natuerlich koennen auch diese sind moeglicherweise nachtraeglich
aufgebracht worden sein, allerdings werden dann noch Reste der urspruenglichen Zusammensetzung zu finden sein.

Dies wurde nach Sichtung alles von einem Museum in Auftrag gegeben, worueber ich sehr froh bin, da ich diese Kosten nicht habe !!

Es bleibt also spannend

Beste Gruesse,

Jan
Antworten