Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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Typ1-2-3
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Re: Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

Beitrag von Typ1-2-3 »

Na denn: Wasserstoff: Geruchlos, geschmacklos, farblos. Aber BUMM

Vorsicht damit, die Bläschen könnten Wasserstoff sein, die dann den Rost absprengen. Also nur draußen das ganze. Oder man landet eines Tages in der BILD-Zeitung: Haus gesprengt.

Frank
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Uhrmacher 19
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Re: Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

Beitrag von Uhrmacher 19 »

Typ1-2-3 hat geschrieben:Na denn: Wasserstoff: Geruchlos, geschmacklos, farblos. Aber BUMM

Vorsicht damit, die Bläschen könnten Wasserstoff sein, die dann den Rost absprengen. Also nur draußen das ganze. Oder man landet eines Tages in der BILD-Zeitung: Haus gesprengt.

Frank
Stimmt Frank,

je nach Zusammensetzung des Entrostungsbades können Chlorgas und/oder Wasserstoff entstehen.
Beide Gase sind explosiv; Chlorgas ist zudem noch hochgiftig.
Ich hatte daher auch in einem Beitrag auf die Gefahren hingewiesen und ein paar Sicherheitsratschläge gegeben.
Auf den Explosionsschutz bin ich noch nicht so eingegangen, daher hier mein Nachtrag:
Bevor man die Polklemmen am Entrostungsbad entfernt, muss die Stromquelle abgeschaltet werden, da ansonsten Funken entstehen können.
Jegliche Zündquellen sind im direkten Umfeld zu entfernen.
Zündquellen können auch durch elektrostatische Ladungen entstehen !!!
Und vor allen Dingen: Keine offenen Flammen in der Nähe des Bades !!!

Ich beurteile die Situation so, dass sich in der Wanne und direkt über der Flüssigkeitsoberfläche ein wenig explosives Gas bilden kann (Chlorgas).
Daher Zündquellen fernhalten.
Wasserstoff ist leichter als Luft und steigt sofort nach oben.
Im direkten Umfeld des Entrostungsbades werden die Gase so stark verdünnt, dass keine Gefahr mehr besteht, sofern der Raum groß genug ist und gut durchlüftet wird.

Die Hinweise von den Forumskollegen sind gut gemeint und richtig, jedoch neigen einige zur "Panikmache", was ich für etwas übertrieben halte.
Mann muss sich mit der Materie beschäftigen und zumindest soweit verstehen, dass man die Gefahren sicher beurteilen kann.
Und im Zweifelsfall sollte man einfach die Finger davon lassen.

Die Reinigungserfolge sind auf alle Fälle überragend :-)

Gruß,
Jörg
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Uhrmacher 19
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Re: Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

Beitrag von Uhrmacher 19 »

Und endlich der Käfig vorbereitet zum Lackieren:
DSC04882.JPG
DSC04883.JPG
Die Schlagwerk-Seiltrommel mit Sperrklinge und Feder ist heute auch fertig geworden.
Sieht wieder hübsch aus:
DSC04886.JPG
DSC04887.JPG
Gruß,
Jörg
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Uhrmacher 19
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Re: Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

Beitrag von Uhrmacher 19 »

Also ....

Das Werk habe ich für 84€ gekauft.
Mittlerweile habe ich ein Schild mit Zifferblatt für 46€ ersteigert.
Die Glocke werde ich wohl neu kaufen.
Angebote gibt es so um die 35€ (Bronzegussglocken).
Dann fehlt noch das Pendel.
Werde ich wohl selbst anfertigen ... ebenso die Zeiger.
Bei den Gewichten weiß ich noch nicht so recht.
Neue gibt es z.B. bei Boley: 38€/Stück.
Erst möchte ich das Werk aber mal zusammensetzen und dann das genaue Gewicht ermitteln.
Zu guter letzt fehlt noch die Weckeinrichtung.
Auch die werde ich selbst anfertigen.
Macht alles zusammen zwischen 180€ und 240€ (gekaufte Teile).

Und das ohne die Restaurierungskosten !!!!
Wenn ich da Deine 180€ noch draufrechne, dann bin ich zwischen 360€ und 420€.
Für die selbst angefertigten Teile rechne ich mal so ca. 200€.

Na .... wo sind wir gelandet?
Bei 560€ bis 620€ !!!

Für diesen Betrag bekomme ich eine eingermaßen gut erhaltene Uhr aus dieser Zeit.

Aber wie gesagt .... für mich ist das wertvollste an dieser Arbeit, dass ich dabei unendlich viel lerne und nachher meine selbst restaurierte Uhr aufhängen und genießen kann.

Gruß,
Jörg
karlo

Re: Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

Beitrag von karlo »

@Joerg
Hab ich dir den Link schonmal geschickt?
la-pendule.de

Karlo
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Uhrmacher 19
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Re: Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

Beitrag von Uhrmacher 19 »

Endlich mit der Grobreinigung fertig :-)
Hoffentlich bleibt am Ende kein Teil übrig:
DSC04891.JPG
Die Lager alle gründlich mit dem Putzholz reinigen:
DSC04888.JPG
Da kommt noch ordentlich "Schmodder" raus:
DSC04893.JPG
Gruß,
Jörg
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Uhrmacher 19
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Re: Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

Beitrag von Uhrmacher 19 »

Und jetzt mal schauen wie die Lager aussehen:
DSC04890.JPG
Die Zapfen der Spindel habe ich mit der Bügelmeßschraube nachgemessen:
D= 1,25mm
Mit der Bügelmeßschraube läßt sich auch gut kontrollieren, ob die Zapfen konisch oder konvex/konkav sind.
Dazu einfach den Zapfen in der Bügelmeßschraube einspannen und den Lichtspalt kontrollieren.
Die Oberfläche der Zapfen sind auch noch gut.

Die Lagerbuchse habe ich dann zunächst einmal mit einem Lehrdorn (Düsenstifte) kontrolliert.
D= 1,40mm
Anschließend den Lehrdorn von der einen Seite in die Lagerbuchse stecken und von der anderen Seite mit einer Lupe die Rundheit kontrollieren.
DSC04889.JPG
Bei größeren Zapfen- / Lagerdurchmessern kann man auch ganz gut die Oberfläche der Lagerbuchsen (Lauffläche) optisch kontrollieren.
Dazu ebenfalls mit der Lupe seitlich in die Bohrung schauen und am besten etwas Licht von der gegenüberliegenden Seite einbringen.
Hier sollte dann erkennbar sein, dass der Zapfen einseitig die Oberfläche (Lauffläche) der Lagerbuchse etwas poliert hat.
Falls diese "eingelaufene" Fläche zu groß ist ... und was aber dann auch als unrunde Bohrung zu erkennen ist .... sollte die Lagerbuchse erneuert werden.

Bis jetzt habe ich noch keinen Zapfen und auch keine Lagerbuchse gesehen, die unbedingt erneuert werden sollte.
Doch ... eine Ausnahme: Die Zapfen und Lager des Hemmungsrades.
Aber dazu werde ich noch Bilder einstellen.

Gruß,
Jörg
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Uhrmacher 19
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Re: Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

Beitrag von Uhrmacher 19 »

Und noch etwas zum Abschluss für heute:

Hier die neu lackierte Pendelaufhängung:
DSC04892.JPG
Die "Schmiedeeisenfarbe" ist echt spitze !!!
Durch den matten Farbton wirkt das ganze sehr sauber und gleichzeitig sieht es nicht wie "neu lackiert" aus.
Sieht einfach immer noch alt aus .... alt aber sauber.

Und jetzt mal die Platinen und eine Seiltrommel einsetzen:
DSC04896.JPG
DSC04899.JPG
Also ihr könnt ruhig sagen das ich einen an der Klatsche habe .... aber das ist für mich wie Weihnachten !!!

:-)

Gruß,
Jörg
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Uhrmacher 19
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Re: Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

Beitrag von Uhrmacher 19 »

Hallo Forumskollegen,

ich habe mal eine Frage an die Fachwelt:

Ein Zapfen an der Hemmungsradwelle meiner Comtoise ist relativ stark eingelaufen.
Um genauer zu sein ... der untere Zapfen.
Die Differenz zwischen dickstem und dünnstem Durchmesser beträgt 0,2mm.
Also Zapfenmaß: 1,8mm
Eingelaufene Stelle: 1,6mm

Hier die Fotos:
DSC04903.JPG
DSC04900.JPG
DSC04902.JPG
Im eingebauten Zustand ist sehr starkes Spiel zu erkennen.
So möchte ich die Hemmungswelle auf keinen Fall laufen lassen.

Hier auch das Foto vom eingebauten Zustand:
DSC04904.JPG
Aber nun meine Frage:
Welche Empfehlung würde mir hier der Fachmann aussprechen:

a) Zapfen abdrehen und rollieren (Fertigmaß ca. 1,5mm), Buchse auf neues Zapfenmaß erneuern.
b) Zapfen ausbohren und erneuern (Fertigmaß 1,9 mm), Buchse auf neues Zapfenmaß aufbohren.
c) ???

Danke und Gruß,
Jörg
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karlo

Re: Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

Beitrag von karlo »

Warum nicht gleich einen 1.8er Zapfen und das Lager nicht aufbohren?

Karlo
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