Das Ende der Armbanduhr?

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monza30
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Registriert: Di 16. Apr 2013, 15:19

Re: Das Ende der Armbanduhr?

Beitrag von monza30 »

Das wäre ja Betrug am Kunden. Jede Firma wäre damit doch weg vom Fenster, weil das irgendwann sicher herauskommt. Wer würde solch ein Risiko wagen? Das wäre dann wirklich das Ende der Armbanduhr!!


Moin!
Dieser "Etikettenschwindel" ist doch heutzutage schon (fast) normal. Ganz viele Gebrauchsgüter (auch Markenwaren oder besser gesagt: gerade diese) werden billig irgendwo in Fernost zusammengeschustert und hier teuer unter Markennamen verkauft. Und das auch im High-Price-Bereich. Schaut nur mal unter die Motorhauben der Autos ;-)
Dazu kommt dann die Verwässerung von Markenzeichen wie z.B. das "Made in Germany", welches in früheren Zeiten mal als DAS Markenmerkmal für hochwertige Güter und (auch) Langlebigkeit stand. Und heute? Da reicht es, wenn die importierten Güter "verfeinert" werden, also bei Hosen ein Knopf oder ein Etikett angenäht wird oder (beim Auto) das radio eingebaut wird, schon ists laut Definition "Made in Germany".
Warum sollte das bei Uhren anders sein? Wenn die Qualität stimmt, ists hinnehmbar. Die chinesischen Fabriken haben ja nicht nur ein Montageband laufen. Da läuft links das Band für die Billigware, rechts läuft das Band für die (gleich aussehende) hochwertige Markenware. Nicht alles was aus Fernost kommt, ist ja Billigkrempel. Die Jungs und Mädels da sind technisch auf durchaus vergleichbarem NIveau (teilweise können sie das sogar besser mittlerweile).
Es kommt nur darauf an, was der besteller bereit ist zu zahlen - für gutes Geld bekommt man auch gute Ware geliefert.

darunter haben natürlich westliche fabrikanten zu leiden, die NICHT in Fernost (oder sonstwo) zu- oder einkaufen, sondern hier produzieren wollen. das wird dann zwar aufgrund des (vorgeblichen) Preisnachteils zwar "zäh" und nicht einfach sein, aber sich bei kluger Firmenpolitik durchaus rechnen. Den Vorteil eines "Made in Germany" wird bei tatsächlich hochwertigen Produkten weiterbestehen. Man darf allerdings den BWL-Leuten nicht in allem nachgeben und aufgrund falscher Kostenrechnungen an Qualität sparen. DANN gehts garantiert in die Büx....
Thorsten Schreiber
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Re: Das Ende der Armbanduhr?

Beitrag von Thorsten Schreiber »

@monza30:
Da gebe ich Dir vollkommen recht. Und da sind wir wieder bei einem gesellschaftliches Problem, weil die Verbraucher es sich gefallen lassen. Konsumenten konsumieren, ohne nachzudenken. Solche "Weltschmerz"-Überlegungen lassen sich aus dieser Diskussion also doch nicht einfach ausklammern, liebe Moderatoren. ;)

Aber wie viele Uhren-Manufakturen müssten dann diesen Zusatz aus ihrem Briefkopf streichen? Die Manufakturen (die in den vergangenen Jahren ja allerdings auch wie Pilze aus dem Boden geschossen sind) pochen doch darauf, fast alle Kaliberteile selbst herzustellen!? Können die sich dann den Etikettenschwindel leisten? Und was wäre dann mit den vielen neuen Betriebsgebäuden, die ebenfalls wie Pilze aus dem Boden schießen, wenn die Firmen in Asien produzieren ließen? Bauen die Firmen diese Gebäude einfach so, damit sie leerstehen?

Gruß,
Thorsten
steffl62
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Re: Das Ende der Armbanduhr?

Beitrag von steffl62 »

Thorsten Schreiber hat geschrieben:.. Können die sich dann den Etikettenschwindel leisten? Und was wäre dann mit den vielen neuen Betriebsgebäuden, die ebenfalls wie Pilze aus dem Boden schießen, wenn die Firmen in Asien produzieren ließen? Bauen die Firmen diese Gebäude einfach so, damit sie leerstehen?

Gruß,
Thorsten
Hallo Thorsten,
nein die Gebäude stehen natürlich nicht leer, ich denke die werden dazu genutzt um in Asien gefertigte Uhrwerke in selbst designte Gehäuse einzubauen. Ich könnte mir vorstelle das in mittlerweile 90% der neuen Armbanduhren auf denen "Swiss made" steht in Wirklichkeit ein Werk aus China tickt. Ich hab z.B. mal gehört das nur in den teuren Breitling-uhren das hauseigene Kaliber eingebaut wird in allen anderen mechanischen tickt angeblich ein in China gefertigtes ETA-Werk. (Was wiederum, wenn man nur die schiere Anzahl der bei ETA gefertigten Werke bedenkt, in bezug auf die Qualität sicher nicht die schlechteste Lösung ist). Ich selbst trage seit inzwischen 2 Jahren auch eine Junghans Chronoscope mit einem ETA-Werk und bin sehr zufrieden damit.

lg Christian
.
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petsch
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Re: Das Ende der Armbanduhr?

Beitrag von petsch »

Nur mal so nebenbei,
auch ganz exclusive Uhrenfirmen haben sich zu Taschenuhrenzeiten schon, also vor mehr als 100 Jahren, im großen Stil bei anderen Herstellern bedient.
Z.B. sind Uhrwerke von LeCoultre in Uhren fast aller anderen Nobelfirmen zu finden.

Und auch noch 100 Jahre früher gab es Uhrenfabriken, die Uhrwerke in großen Mengen herstellten.

Die Uhrenfabrik Japy ist beispielsweise damals entstanden und hat Spindel-Taschenuhrwerke in die ganze Welt geliefert. Schon 1801 wird eine Jahresproduktion von 100.000 Uhrwerken angegeben.
Auch FHF (heute zu ETA gehörend) ist schon 1793 entstanden und ist damit eine der ältesten Uhrenrohwerkefabriken.
Uhren mit solchen Werken wurden dann unter fremden Namen in vielen Ländern verkauft. So manche 200 Jahre alte Spindeluhr, die mit einem deutschen Uhrmachernamen signiert ist, stammt aus deren Produktion.

Global und im Laufe der Jahrhunderte ist sowieso alles im Fluss, bzw. wiederholt sich auch an anderen Orten. So war die Schweiz zu Taschenuhrenzeiten noch ein Billiglohnland und dort wurden vor 1900 "Fakeuhren" vieler anderer Länder gebaut.

In Amerika werden schweizer Nachbauten amerikanischer Taschenuhren mit amerikanischen Phantasienamen beispielsweise abfällig "swiss fakes" genannt.

Im Fluss ist auch der Begriff "Made in Germany" . Viele werden ja wissen, dass er in England entstanden ist, um gute englische Produkte von "deutscher Billigware" zu unterscheiden. Dann hat sich das im Laufe der Jahrzehnte zum Gegenteil gewandelt.

Aber, das ist keine Garantie dafür, dass das auch immer so bleibt.

Gruß
Peter
steffl62
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Re: Das Ende der Armbanduhr?

Beitrag von steffl62 »

petsch hat geschrieben:.. Global und im Laufe der Jahrhunderte ist sowieso alles im Fluss, bzw. wiederholt sich auch an anderen Orten. So war die Schweiz zu Taschenuhrenzeiten noch ein Billiglohnland und dort wurden vor 1900 "Fakeuhren" vieler anderer Länder gebaut.
In Amerika werden schweizer Nachbauten amerikanischer Taschenuhren mit amerikanischen Phantasienamen beispielsweise abfällig "swiss fakes" genannt.
Hallo Peter,
danke für diesen Beitrag! :)
Das bedeuted ja praktisch das sich die Schweizer Uhrenindustrie jetzt über genau jene Praktiken in China beschwert die Sie selbst vor 150 Jahren genauso angeandt hat? :lol:

lg Christian
.
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petsch
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Re: Das Ende der Armbanduhr?

Beitrag von petsch »

steffl62 hat geschrieben:
Das bedeuted ja praktisch das sich die Schweizer Uhrenindustrie jetzt über genau jene Praktiken in China beschwert die Sie selbst vor 150 Jahren genauso angeandt hat? :lol:
Hallo Christian,
so könnte man das sagen.

Allerdings muss ich das etwas relativieren. Natürlich sind nicht alle schweizer Uhrenhersteller als Billigproduzenten mit Uhren schlechterer Qualität angefangen. Viele entstanden und haben von Anfang an sehr hochwertige und auch komplizierte Uhren hergestellt.

Aber es gab eben auch diese Uhrenfabriken, die Uhren in Massen als Nachahmungen für bestimmte Märkte herstellten.

Gruß
Peter
steffl62
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Re: Das Ende der Armbanduhr?

Beitrag von steffl62 »

Wann und wie hat sich denn dann der Ruf der "schweizer Uhr" vom billig Fake hin zum hochwertigen Präzisionsinstrument gewandelt? Das wird sdoch sicher ein paar Jährchen gedauert haben? :?:

lg Christian
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Felix18
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Re: Das Ende der Armbanduhr?

Beitrag von Felix18 »

Zumindest noch um 1900 beschwerten sich deutsche Uhrmacher über Reisevertreter
aus der Schweiz, die mit "billigen" Uhren in Deutschland ihre Abnehmer suchten und
sicherlich auch fanden, sonst hätten die deutschen Uhrmacher nicht so massiv dagegen
in Uhrenzeitschriften gewettert.
C.


*Sapere aude*
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praezis
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Re: Das Ende der Armbanduhr?

Beitrag von praezis »

Noch in meiner Jugend in den 60er Jahren wurden Schweizer Chronographen (Billigwerke von Cimier etc.) zu unglaublichen Taschengeld-Preisen in einer nahegelegenen Tankstelle verkauft.
Gruß,
Frank
Fliegeruhren - Hanhart Vintage Service
monza30
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Re: Das Ende der Armbanduhr?

Beitrag von monza30 »

Moin :-)

Und da sind wir wieder bei einem gesellschaftliches Problem, weil die Verbraucher es sich gefallen lassen. Konsumenten konsumieren, ohne nachzudenken.

So siehts aus. Vor allem das mit dem Nachdenken kann man unterstreichen. Und das wird ausgenutzt.... als Beispiel mag die bei Ebay vielfach angebotene "echte Zaanse Clock" angesehen werden, die selbstverständlich eine "seltene Antiquität" ist und so dem potentiellen K angeboten wird. Natürlich sind die Nachbauten damit bei... soviele Uhren sind als Original garnicht zu bekommen. Die Preise müssten schon misstrauisch machen, aber wer sich nicht auskennt....
Ich hab mir auf dem Trödel auch sowas zugelegt..... gefordert waren 65 Euronen, gezahlt hab ich nachher 22€. Das Argument mit der gebrochenen Pendelfeder, die nur "sauteuer im Einkauf" ist, hat den Verkäufer dahingehend überzeugt *g*
Allerdings wollte ich das Ding als Ersatzteilspender, die Gewichte entsprachen dem was ich brauchte.....
Hmm.... allerdings läuft die jetzt, wenn auch ziemlich unregelmässig - die passenden Gewichte für seine Uhr hatte sich Sohnemann schon selbst besorgt (wenn auch teurer).
Oder die antiken Uhren mit originalem Quarzlaufwerk.... der Beschiss ist leider normal heute. Und als Käufer zumindest ein wenig mit der Materie VORHER befassen, kostet zuviel Zeit.....

Gruss (auch Peter) ;-)
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