Räder auf Wellen befestigen

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
karlo

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von karlo »

Nun beruhigt euch mal wieder.

Jeder reagiert anders, Walter wie man lesen kann, ich wie man nicht lesen kann.
Schliesslich kann ich hier nicht 800 Seiten aus Fachliteratur abtippen, also antworte ich wenig bis gar nicht.
Und Ansprueche ans Forum, das wuerde heissen an jedes Mitglied, gibt es nicht, alles ist freiwillig.

Karlo
Edelweiss

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von Edelweiss »

Hallo Jörg, ich hoffe Dir helfen nachfolgende Informationen.
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karlo

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von karlo »

Hm, eben reklamierst Du, dass nach uhrmacherspezifisch gefragt wurde und nun das Tabellenbuch Metall?

Passt ja nun ueberhaupt nicht zusammen.
Zumal er das wohl haben duerfte.

Karlo
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Uhrmacher 19
Beiträge: 239
Registriert: Mo 4. Okt 2010, 11:31

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von Uhrmacher 19 »

karlo hat geschrieben:Nun beruhigt euch mal wieder.

Jeder reagiert anders, Walter wie man lesen kann, ich wie man nicht lesen kann.
Schliesslich kann ich hier nicht 800 Seiten aus Fachliteratur abtippen, also antworte ich wenig bis gar nicht.
Und Ansprueche ans Forum, das wuerde heissen an jedes Mitglied, gibt es nicht, alles ist freiwillig.

Karlo
An alle Forumskollegen,

ich stimme Karlo eindeutig zu !!!
Und es war mit Sicherheit nicht meine Absicht einen Streit vom Zaun zu brechen.

Im Prinzip hatte ich die Antwort meiner Frage ja bereits im Kopf.
Ich wollte einfach nur einen gedanklichen Abgleich mit den Kollegen hier aus dem Forum vornehmen.
Also letztendlich nach den Erfahrungen von Fachleuten fragen.

Im Bereich der Instandsetzung und der Herstellung von Uhren ist es bei mir so, dass ich bereits jede Menge Literatur gelesen habe.
Vielleicht sogar mehr als manch ein Uhrmacher. Allerdings ist es bei der Literatur auch so, dass Themen oder Problemstellungen oftmals nur "gestreift" und nicht intensiv behandelt werden (gilt nicht grundsätzlich, sondern einfach nur mehrheitlich). Um wirklich gute Literatur zu besitzen oder evtl. nur zu lesen, muss man sehr viel suchen und z.T. auch sehr viel Geld bezahlen. Das kann man sich ggfls. durch ein solches Uhrenforum sparen.
Ich habe bereits einige Großuhren (sogenannte Kaminuhren, Standuhren), Uhren in Weckergröße (z.B. von GB oder Mauthe) und auch Kleinuhren instandgesetzt.
Dabei waren meistens "nur" Reinigungsarbeiten und hier und da mal ein Lagertausch, ein Austausch der Antriebsfeder oder die Instandsetzung von Lagerzapfen erforderlich. Die De- und Remontage von Zahnrädern war bislang nicht erforderlich.

Und um hier alle Uhrmacher zu beruhigen:
1. Ich mache das nur für mich und nicht mit einer gewerblichen Absicht.
2. Ich führe zunächst eine Bestandsaufnahme bzw. eine erste Schadensanalyse durch, ohne das Werk direkt zu zerlegen.
3. Zeigt die Bestandsaufnahme, dass der Schaden oder das Problem von mir nicht zu lösen ist, lasse ich die Finger davon.
4. Ich stelle an meine Arbeit sehr hohe Ansprüche, nämlich die, dass meine Instandsetzungen oder Neuanfertigungen den kritischen Augen eines "echten" Uhrmachers standhalten.

Die Fragen und Antworten von w.d.j. bestätigen die Erfahrungen, die ich bereits so oft machen musste .... das Wissen und Erfahrungen im Bereich der Uhrenlehre nur ungern oder oft gar nicht weitergegeben werden.
Aber ich habe noch Hoffnung ;-) und die Hilfestellung der anderen netten Forumskollegen bestätigen mein Hoffnung.

So .... damit möchte ich für mich dieses Thema abschließen.

Ich werde die Räder in der Comtoise über eine aufgepresste Buchse auf den Triebwellen befestigen.
Um das geeignete Passmaß zu erhalten, werde ich den ein oder anderen "Dummy" anfertigen.
Verdrehversuche müssten mir dann Aufschluß darüber geben, mit welchen Toleranzen ich arbeiten kann.
Beim Beisetzrad halte ich mir die Option offen, evtl. die Buchse mit einem konischen Stift zu sichern.

Für weitere Tipps bin ich dankbar.

Danke und Gruß
Jörg
walter der jüngere

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

beim Aufpressen von Buchsen haben sich frühere Uhrmacher gern noch eines Tricks bedient:
Die Buchsen wurden leicht erwärmt, so daß bei Abkühlung ein gewisser Schrumpfungseffekt zusätzliche Reibhaftung erzeugen konnte.

Da die Triebe immer breit genug ausgeführt wurden, konnte man aufgrund individueller Erfahrungen trotz gewisser Toleranzen immer noch gute Eingriffe erzielen - ohne bei der Pressung Kompromisse machen zu müssen.

Aber genau da lag ja die Individualität: Welche Oberflächenbeschaffenheit, welche Steigung, welche Messinglegierung sich beim Erwärmen und anschließendem Aufpressen wie verhält (sich verformen, dehnen, reißen...), welche Toleranzen demzufolge welche Folgen haben bzw. nicht haben.
Bei der Reparatur / Neuanfertigung solcher Buchsen ist man genau wieder auf individuelle Versuche angewiesen - denn jede Uhr ist anders...

Manchmal habe ich mich des Eindrucks nicht erwehren können, daß dies selbst die damaligen Uhrmacher rein nach Gefühl arbeiteten - und damit mal mehr, mal weniger gut hinbekamen.

In Uhrmacherbüchern habe ich dazu partout nichts wirklich universell Erhellendes gefunden.

Walter d. J. (Moderator)
Ingo
Beiträge: 107
Registriert: Di 14. Sep 2010, 18:55

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von Ingo »

walter der jüngere hat geschrieben:Hallo,

beim Aufpressen von Buchsen haben sich frühere Uhrmacher gern noch eines Tricks bedient:
Die Buchsen wurden leicht erwärmt, so daß bei Abkühlung ein gewisser Schrumpfungseffekt zusätzliche Reibhaftung erzeugen konnte.

Da die Triebe immer breit genug ausgeführt wurden, konnte man aufgrund individueller Erfahrungen trotz gewisser Toleranzen immer noch gute Eingriffe erzielen - ohne bei der Pressung Kompromisse machen zu müssen.

Aber genau da lag ja die Individualität: Welche Oberflächenbeschaffenheit, welche Steigung, welche Messinglegierung sich beim Erwärmen und anschließendem Aufpressen wie verhält (sich verformen, dehnen, reißen...), welche Toleranzen demzufolge welche Folgen haben bzw. nicht haben.
Bei der Reparatur / Neuanfertigung solcher Buchsen ist man genau wieder auf individuelle Versuche angewiesen - denn jede Uhr ist anders...

Manchmal habe ich mich des Eindrucks nicht erwehren können, daß dies selbst die damaligen Uhrmacher rein nach Gefühl arbeiteten - und damit mal mehr, mal weniger gut hinbekamen.

In Uhrmacherbüchern habe ich dazu partout nichts wirklich universell Erhellendes gefunden.

Walter d. J.
@Walter

Zur Ergänzung:

Aufschrumpfen tue ich auch und drehe die Buchse auf Passgenauigkeit zum Zahnrad nach ,- um den best möglichen Rundlauf zu erhalten.
Grundsätzlich verschraube ich meine Zahnräder (auch der Optik wegen mit drei Stück).

MfG
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Uhrmacher 19
Beiträge: 239
Registriert: Mo 4. Okt 2010, 11:31

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von Uhrmacher 19 »

Hallo,

ja .... an Aufschrumpfen dachte ich auch schon.
Allerdings ist das Risiko dabei, dass die Buchse bei zu großem Untermaß und zu starkem Erhitzen nach dem Abkühlen aufbricht.
Außerdem sollte man bedenken, dass die Demontage der Buchse dann ggfls. nur mit sehr hohem Kraftaufwand möglich ist (Gefahr von Beschädigungen).
Oder man müßte bei der Demontage wieder die Buchse erwärmen .... allerdings halt ich nicht viel davon an einem Uhrwerk dauernd mit dem Bunsenbrenner rumzufuchteln ;-)
Leichtes Erwärmen ist mit Sicherheit ok .... aber alles was über 100°C geht halte ich für übertrieben.

Die Befestigungsmethode mit Stift oder Schraube (alternativ Scheibenfeder oder Passfeder) ... also letztendlich eine formschlüssige Verbindung .... ist aus meiner Sicht auch eine sehr gute Lösung.
Ich persönlich würde dies allerdings nur bei einer relativ großen Uhr oder bei einer PPU mit freiem Blick auf das Werk anwenden.
Dort kommen technisch-ästhetische Merkmale mit zum Tragen.
Bei einer Uhr aus dem 18. Jahrhundert möchte ich weitestgehend die Methoden anwenden, die zu der damaligen Zeit üblich waren.

Der Hinweis mit dem Überdrehen der Buchse nach der Montage auf der Welle ist sehr wichtig.
Aus meiner Sicht läßt sich nur so die erforderliche Rund- und Planlaufgenauigkeit erzielen.

Gruß
Jörg
Ingo
Beiträge: 107
Registriert: Di 14. Sep 2010, 18:55

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von Ingo »

Uhrmacher 19 hat geschrieben:Hallo,

ja .... an Aufschrumpfen dachte ich auch schon.
Allerdings ist das Risiko dabei, dass die Buchse bei zu großem Untermaß und zu starkem Erhitzen nach dem Abkühlen aufbricht.
Außerdem sollte man bedenken, dass die Demontage der Buchse dann ggfls. nur mit sehr hohem Kraftaufwand möglich ist (Gefahr von Beschädigungen).
Oder man müßte bei der Demontage wieder die Buchse erwärmen .... allerdings halt ich nicht viel davon an einem Uhrwerk dauernd mit dem Bunsenbrenner rumzufuchteln ;-)
Leichtes Erwärmen ist mit Sicherheit ok .... aber alles was über 100°C geht halte ich für übertrieben.

Die Befestigungsmethode mit Stift oder Schraube (alternativ Scheibenfeder oder Passfeder) ... also letztendlich eine formschlüssige Verbindung .... ist aus meiner Sicht auch eine sehr gute Lösung.
Ich persönlich würde dies allerdings nur bei einer relativ großen Uhr oder bei einer PPU mit freiem Blick auf das Werk anwenden.
Dort kommen technisch-ästhetische Merkmale mit zum Tragen.
Bei einer Uhr aus dem 18. Jahrhundert möchte ich weitestgehend die Methoden anwenden, die zu der damaligen Zeit üblich waren.

Der Hinweis mit dem Überdrehen der Buchse nach der Montage auf der Welle ist sehr wichtig.
Aus meiner Sicht läßt sich nur so die erforderliche Rund- und Planlaufgenauigkeit erzielen.

Gruß
Jörg

Da kommen nun mal die Erfahrungswerte und das nötige Fingerspitzengefühl zum tragen.

Aus welchem Grund wollen Sie die Buchse wieder entfernen? Sollte Diese nicht richtig sitzen muss man nicht unbedingt rohe Gewalt ausüben,- wieder abdrehen ohne auf dem Trieb herum zu schaben und neue anfertigen.
Solange üben bis es klappt.

Von über 100 Grad war gar nicht die Rede und wer fuchtelt schon zum abziehen der Buchse im Uhrwerk herum.

Entschuldigung,- ich bin von einer PPU ausgegangen.

MfG
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Uhrmacher 19
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Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von Uhrmacher 19 »

@ Ingo

Ich denke bei der Konstruktion eines Werkes nicht nur daran wie ich die einzelnen Teile montiere, sondern auch daran, wie ich (oder irgendwer irgendwann einmal) die Teile wieder demontieren kann.
Außerdem könnte es ja sein, dass ich bei der ersten Montage des Werkes an bestimmten Stellen innerhalb des Werkes noch etwas verändern oder verbessern möchte und dann sollten sich die Teile wieder demontieren lassen.

Wie eben bereits gesagt, bei einer PPU würde ich an die Konstruktion und Ausführung des Werkes andere Ansprüche stellen, wie an eine Comtoise.

Gruß
Jörg
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Taloon
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Registriert: Di 24. Aug 2010, 21:35
Wohnort: Kiel

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von Taloon »

Selbstverständlich kann man die 'Buchse' auch auf die Welle löten. Fertig auf Maß gedreht wird immer erst, wenn sie auf der Welle ist :roll:
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