Sekundenpendeluhr

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
petsch
Administrator
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Re: Sekundenpendeluhr

Beitrag von petsch »

Hallo Franz,
Deine Uhr sieht wirklich erstklassig aus, Herzlichen Glückwunsch dazu !

An die wandernden Stunden wie bei einer Digitaluhr muss man sich vielelicht erst gewöhnen, aber ich finde es ist eine gute Idee, den Stundenzeiger durch eine Scheibe zu ersetzen. Das ist für mich so eine Zwischenlösung zwischen regulärem Uhrenziffernblatt und einem Regulatorblatt.

Gruß
Peter

Im Moment ist wohl Sommerflaute, trotzdem wundert es mich, dass noch nicht mehr Leser etwas dazu geschrieben haben. Vielleicht liegt es daran, dass der Bericht im Forumsteil "Elektrische Uhren" abgelegt ist, obwohl ja nichts elektrisches an der Uhr ist. Irgendwie haben wir das wohl übersehen. Deshalb verschiebe ich den Thread in den Technikbereich der "normalen" Uhren und lasse einen Link im Elektrikbereich
teslak
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Re: Sekundenpendeluhr

Beitrag von teslak »

Hallo Franz,

herzlichen Glückwunsch zu diesem super Ergebnis. Ich bin von der Qualität deiner Ausführung begeistert. Hut ab.
Ich würde mir wünschen, dass du wenn möglich noch das eine oder andere Bild einstellst. So interessiert mich die Ausführung deines Antriebs (Sperrrad und Gegensperrrad).
Hast du die Triebe poliert? Wenn ja, welchen Weg bist du dabei gegangen?

Vielen Dank für die Vorstellung der schönen Uhr.

Viele Grüße,
Dieter
Franz Spunda
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Re: Sekundenpendeluhr

Beitrag von Franz Spunda »

Hallo Dieter,

Die Triebe sind fein poliert. Wie schon beschrieben habe ich sie errodiert. Dazu habe ich die Oberfläche vier mal mit dem Draht geschlichtet und anschließend Glas gestrahlt, das vernudelt die Kanten nicht. Danach war die Oberfläche schon sehr fein. Anschließen habe ich mit einem Zahnstocher im Handmotor und ein bischen Diamantpaste die Trieb auf Hochglanz gebracht. Mit 56 HRC sind sie hart genug.
Anschließend habe ich sie mit einem leichten Konus (0,02 mm steigung) auf der Welle verpresst. Rundlauf ist gegeben und sie sitzen bombenfest.
Das Antriebsrad hat 184 Zähne, war schwierig dies zu fertigen aber machbar.
Die Federn sind aus C 75 Stahl, gehärtet und angelassen (800° und 400°).
Wenn ich nochmal Zeit habe, werde ich die Teilung des Sperrrades auf die Hälfte reduziern, da sie ok, aber doch etwas zu groß ist.


Mit freundlichen Grüßen

Franz
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teslak
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Re: Sekundenpendeluhr

Beitrag von teslak »

Hallo Franz,

danke für die Bilder. Die Ecken der Schenkel sind sehr akkurat ausgearbeitet. Wie hast du deine Räder angefertigt? Von Hand gesägt, auf der CNC oder graviert? Sie sehen auf jeden Fall sehr sauber aus.

Hast du auch schon mal die Federkraft des Hilfsaufzugs gemessen? Wie viel Grad verdreht sich das Gegensperrrad wenn das Gewicht des Aufzugs anliegt? Ich weiß ich bin sehr neugierig, weil darüber relativ wenig in der Fachliteratur steht. Bei Messungen an Uhren habe ich das Problem, dass die Federn im Laufe der langen Zeit schon etwas nachgelassen haben.

Von der Größe des Walzenrades, gehe ich von einem Modul von 0,5 aus. Hast du dabei die Fräser von Thornton verwendet oder auf die Erzeugnisse aus der Schweiz zurückgegriffen?


Viele Grüße,
Dieter

Dieter
Franz Spunda
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Re: Sekundenpendeluhr

Beitrag von Franz Spunda »

Hallo Dieter,

das man sehr wenig oder gar nichts in der Fachliteratur findet stimmt schon, darüber habe ich mich teilweise ebenfalls geärgert.
So habe ich versuche machen müssen und verschiedene Stähle und Stahl dicken ausprobieren müssen.

Wie schon beschrieben, habe ich mich für einen C75 Stahl entschieden. Dieser ist sehr robust und bietet bei der richtigen Temperaturbehandlung die gewünschten Eigenschaften.

Die Federkraft habe ich noch nicht gemessen. Das Gegengesperrad verdreht sich um 6°-7°.

Beim Modeul habe ich mich für ein 0,8mm Modul entschieden, was ich aber auch als ein 0,6mm oder 0,5mm Modul hätte ausführen können.
Das große Antriebsrad hilft unteranderem durch das Drehmoment, die Uhr mit 500g anzutreiben.

Die Schenkel habe ich errodiert, das ist genauer wie die meisten andern methoden und ergibt solche Ergebnisse. (Kein Schwerpunkt Fehler)

Die Zahnung habe ich im Anschluss mit einer alten Köpfer aus den 30.ger Jahren gefräst, mit alten Teilungs Fräsern
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wahli76
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Re: Sekundenpendeluhr

Beitrag von wahli76 »

Hallo Franz,

die Uhr ist toll geworden, gratuliere! Von etlichen Leuten habe ich schon gehoert, dass man Teile, insbesondere Trieb,e aus endhartem Material auch drahterodieren koennte. Bei dir habe ich das zum ersten Mal ausgefuehrt gesehen. Kannst du da auf eine eigene Drahterodiermaschine zugreifen, oder laesst du das von einer Fremdfirma machen?

Du schreibst, die Triebe sind mehrfach mit dem Draht geschlichtet. Wie geht das denn? Ich dachte immer, wenn der Draht das Teil einmal umrundet hat, plumpst es runter und muss konventionell weiterbearbeitet werden.

Vielleicht stellst du mal deine Werkstatt vor, das klingt alles sehr interessant, was du beschreibst.

Viele Gruesse

Kurt
Franz Spunda
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Re: Sekundenpendeluhr

Beitrag von Franz Spunda »

Hallo Kurt,

bei der Uhr handelt es sich um mein Meisterstück und ich habe es zu 95% in der Schule selbst gefertigt. Bei den Trieben habe ich mich an einen bekannten gewandt, obwohl wir auch auf eine eigene Drahterodiermaschine zurück greifen konnten.

Die Triebe werden nicht ganz erodiert, es bleibt ein kleines stückchen stehen.

So kann fast das ganze trieb erodiert warden. Dann werden Platzhalter eingeklemmt, welche das Trieb an der Position halten und so kann das noch stehende StÜck erodiert und geschlichtet warden.

Das Sandstrahlen verrundet die ecken, weshalb hier auf das Glasstrahlen zurück gegriffen wurde.
Das erodieren ermöglichte es mit dem Werkstoff 1.4112 zu arbeiten, welcher gehärtet und angelassen bei mir 56 HRC ergab.

Das ist denke ich ein sehr guter Wert, der mit alten Trieben mithalten kann.

Durch das schlichten und Glasstrahlen war die Oberfläche so fein, dass ein paar minute Polieren pro Zahn flanke gereicht haben.

Dies war für mich ein wichtiges kriterium, dass möglichst wenig reibungs verluste im Räderwerk enstehen.

Grüße

Franz
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wahli76
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Re: Sekundenpendeluhr

Beitrag von wahli76 »

Hallo Franz,

danke für die ausführlichen Informationen. Hast du die Triebe aus dem gehärteten Material erodiert oder nach dem Erodieren gehärtet? Und hat dich das viel Überzeugungsarbeit gekostet eine Sekundenpendeluhr als Meisterstück anzufertigen? Es geht doch meistens in Richtung Kleinuhr.

Viele Grüße

Kurt
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Taloon
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Re: Sekundenpendeluhr

Beitrag von Taloon »

Details würden mich da auch interessieren... Machst du denn überhaupt den Uhrmacher-Meister oder ist das Feinwerkmechaniker o.ä. ? Wenn du tatsächlich Uhrmacher machst, welche Schule besuchst du ?
Franz Spunda
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Re: Sekundenpendeluhr

Beitrag von Franz Spunda »

Hallo,

wir hatten als Vorgabe eine Großuhr zu Bauen. Ob man letzendlich nur platinen macht und die Hemmung modifiziert oder die ganze Uhr neu baut, war uns selber überlassen.

Den Meister habe ich im Uhrmacherhandwerk an der Staatlichen Feintechnikschule in Villingen Schwenningen gemacht.

Die Triebe sind aus dem gehärteten Material erodiert, damit spatter kein verzug mehr auftritt. Danach nur noch glas gestrahlt und einmal über poliert, fertig ist die hochglanz Oberfläche. (Beim erodieren wurde vier mal geschlichtet) :idea:

MfG

Franz Spunda
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