Pendelausschlag

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Ursus
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Re: Pendelausschlag

Beitrag von Ursus »

Gnomus hat geschrieben:Also ich hab zumindest bei der Hakenhemmumg die Erfahrung gemacht, daß bei sehr seichtem Eingriff der Ausschlag deutlich geringer ist...
Ebenso bei der Spindelhemmung. Hier spielt auch die Masse des Pendels eine Rolle.

Ursus
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Ursus
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Re: Pendelausschlag

Beitrag von Ursus »

Bei der Grahamhemmung spielt auch eine Rolle wieviel Zähne (im Verhältnis zur Gesamtzähnezahl) der Anker "übergreift". Ist dies fast die Hälfte der Zähne, dann ist der Ausschlag sehr gering. Dies macht man sich bei (einfachen) Präzisionsuhren zu Nutze (annähernder Isochronismus nur bei kleinem Ausschlag).

Ursus
winne
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Re: Pendelausschlag

Beitrag von winne »

Hallo

Zur Graham - Hemmung

Nur durch die Hebung wird dem Pendel Kraft zugeführt !
Die Hebung liegt ausschließlich auf den Paletten, damit keine Störung des Isochronismus
Durch Veränderung der Schwingungsweite eintritt, hält man den Ankerhebungswinkel für
Präzisionspendeluhren nur bei ca. 1° bis 1,5°
Mit der Graham - Hemmung erziel man sehr gute Gangergebnisse bei Antrieben mit
Konstanter Kraft.




Gruß Winne
Heinrich
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Re: Pendelausschlag

Beitrag von Heinrich »

Ursus hat geschrieben:Bei der Grahamhemmung spielt auch eine Rolle wieviel Zähne (im Verhältnis zur Gesamtzähnezahl) der Anker "übergreift". Ist dies fast die Hälfte der Zähne, dann ist der Ausschlag sehr gering. Dies macht man sich bei (einfachen) Präzisionsuhren zu Nutze (annähernder Isochronismus nur bei kleinem Ausschlag).

Ursus
Hallo Ursus, das mußt du mir näher erklären!
Heinrich
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Ursus
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Re: Pendelausschlag

Beitrag von Ursus »

Beobachtung an meinen Uhren.
Alle mit einem Anker der fast über das gesamte Ankerrad greift, ist der Ausschlag (Winkel der Amplitude) sehr klein. Bei den anderen relativ dazu groß.

Ursus
Heinrich
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Re: Pendelausschlag

Beitrag von Heinrich »

das hat nichts mit der Anzahl der übergriffenen Zähne zu tun sondern einzig mit dem Hebungswinkel, der Größe der Ruhe und der Ergänzung in Abhängigkeit von Antriebskraft und Werkzustand, also eine Frage der Konstruktion. Wenig Amplitude ist häufig ein Merkmal von Präzisionsuhren mit schweren Pendeln. Schau dir die Strasserschen oder Rieflerschen Uhren an. Die haben zwar keinen Grahamgang, der Anker ist aber in der Form vergleichbar. Sie sind alle recht kurz, die Uhren haben aber eine Hebung von nur etwa einem Grad. Viele Zähne im Übergriff bedeuten einen relativ langen Anker mit großem Achsabstand und wenig Zähne einen kurzen Anker mit kleinem Achsabstand, wenn man voraussetzt, daß die Paletten im Berührungspunkt der Tangenten vom Mittelpunkt der Ankerwelle mit dem Zahnkreis des Gangrades ansetzen. Der Hebungswinkel bezieht sich immer auf den Ankerdrehpunkt. Ich kann einen Gang mit wenig Hebung sowohl für einen langen als auch für einen kurzen Anker konstruieren. Um einen bestimmten Hebungsbetrag am Pendel zu erreichen ist die Hebefläche auf der Palette bei einem langen Anker über viele Zähne wegen des langen Hebelarmes Palette-Ankerdrehpunkt ziemlich steil, bei einem kurzen Anker wegen des kurzen Hebelarmes relativ flach.
Gruß
Heinrich
Der liebe Gott gab uns die Zeit (von der Eile hat er nichts gesagt!).
karlo

Re: Pendelausschlag

Beitrag von karlo »

Da aber die Laenge der Hebung, und auch die Kraft, nicht beliebig vergroessert werden kann, stimmt die Aussage von Ursus.
Denn wenn der Anker weiter uebergreift, geht Hebungsweg verloren.

Karlo
winne
Beiträge: 365
Registriert: Mo 30. Aug 2010, 10:19

Re: Pendelausschlag

Beitrag von winne »

@ Ursus


Hallo Ursus

Deine Beobachtungen beziehen sich sicherlich auf Wiener Sekundenpendeluhren.
So findet man in diesen Uhren Kostruktionsbedingt wegen der schmalen Kästen immer einen
Langen Anker und ein kleines Hemmungsrad der Anker greif meistens über 12 ½ oder 14 ½
Zähne.
Auch hier wird nur durch die Hebung dem Pendel Kraft zugeführt.
Der Übergriff des Ankers hat damit nichts zu tun
In allen frühen Sekundenpendeluhren mit Graham - Hemmung sind lange Anker zu finden die
Fast über den Durchmesser des Hemmungsrades greifen, man entdeckte aber schnell das dann die Kraftübertragung an den Hebeflächen ungünstig war.
Heute greift der Anker bei Präzisionspendeluhren nur noch über 8 ½ bis 6 ½ Zähne Wodurch die Hebeflächen im günstigeren Winkel zu den Zahnspitzen stehen.
Man beachte auch die Arbeiten von Prof. Strasser (Seine Ankertabellen) Er hat im Präzisionsuhrenbau großes geleistet.

Bild: Langer Anker und kleines Hemmungsrad einer Wiener Sekundenpendeluhr die ich
Umbaute auf freier Federkrafthemmung

Bild

Gruß Winne
KleineSekunde
Moderator
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Re: Pendelausschlag

Beitrag von KleineSekunde »

Heinrich hat geschrieben:Hallo Guido,
was verstehst du unter "Eingriffstiefe des Ankers"?
Heinrich
Hallo Heinrich,

ich meinte damit den Abstand von der Ankerachse zur Achse des Hemmungsrades. Hier ein Ausschnitt aus der Bedienungsanleitung mit der Verstellmöglichkeit:
Einstellung Anker.jpg
Der (zugegebenermaßen geschätzte) Eingriff der Paletten scheint mir zu passen:
Eingriff Paletten.jpg
Die Paletten selber habe ich nicht verstellt (was natürlich nicht heißen muss, dass diese korrekt montiert waren).

Die Uhren laufen beide ja auch sehr gut, nur fiel mir eben der unterschiedliche Pendelausschlag auf...

Vielen Dank!

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
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Heinrich
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Re: Pendelausschlag

Beitrag von Heinrich »

Hallo Guido,
Eine Grahamhemmung hat vier entscheidende Größen: Der Palettenanschliff je nach geforderter Hebung, die Ruhe, der Achsabstand Ankerwelle-Gangrad und damit verbunden der Übergriff, die Palettenstärke und mit ihr und der Zahnteilung der Fall. Dazu kommt noch der Abfall (die Gangsymmetrie). Wenn der nicht stimmt nimmt die Amplidude zu, das kostet aber Kraft und ist ein grober Fehler. Die Veränderung auch nur eines Parameters einer richtig funktionierenden Hemmung erfordert die entsprechende Korrektur der anderen Bedingungen. Wenn du den Eingriff seichter stellst veränderst du nicht nur den Fall, sondern auch die Ruhe. Freilich macht nach dem Höherstellen des Ankers dein Pendel erstmal weniger Amplitude. Wenn wir den Fall hier erstmal außer Acht lassen, die Ruhe (die UNBEDINGT vorhanden sein muß, sonst fällt der Zahn auf Hebung und du kriegst eine miserable rückführende Hemmung) aber wieder korrekt durch Verschieben der einen oder anderen Palette wieder einstellen, macht dein Pendel zwar wieder so ziemlich den gleichen Ausschlag und die Uhr wird auch mit einem falsch eingestellten Fall laufen, solange kein Zahn aufsitzt, aber du willst ja einen richtig eingestellten Gang. Da der Fall durch die Teilung des Rades und die Palettenstärke konstruktiv vorgegeben ist mußt du deinen Anker wieder nach unten stellen und die Veränderung der Ruhe wieder rückgängig machen. Jetzt hast du wieder den die ursprüngliche Amplitude. Du siehst also, daß das Verändern des Achsabstandes sicherlich die Amplitude verringert, aber nur Fehler mit sich bringt. Der unterschiedliche Pendelausschlag bei deinen Uhren ist also entweder konstruktiv vorgegeben oder beruht auf Hemmungsfehlern. Mit weniger oder mehr Zähnen im Übergriff hat es nichts zu tun.
Heinrich
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