Restaurierung / Wiederherstellung Comtoise

[Philclock]

Also mit dieser Uhr wünsche ich Dir viel Spaß!

Ich meine bei M und P bzw. bei E-bay gibt es auch ersatzteile für
das Weckerwerk.

[Uhrmacher 19]

Zweite Schadensanalyse:

An zwei Rädern sind die Zähne beschädigt:

DSC04831.JPG

DSC04833.JPG

Ich werde es mir noch offenlassen, ob ich hier eine Reparatur durchführe.
Wenn ja, dann werde ich es mehr als Übung betrachten
Ich würde dann - wie im Lehrbuch - ein prismenförmiges Stück Messing einlöten und die Zahnform nachfeilen.
Den exakten Eingriff kann ich ja mittlerweile mit meinem Eingriffzirkel kontrollieren

Die Lager und Zapfen werde ich mir später vornehmen.
Aber auch hier konnte ich keine sehr starken Einlaufspuren erkennen.

Gruß,
Jörg

[Uhrmacher 19]

Und den letzen Beitrag für heute:

Hier das Ergebnis der ersten Intensivreinigung:

DSC04827.JPG

Das große und das kleine Auslösegestell des Schlagwerks.
Das Ergebnis zeigt doch, dass so etwas doch viel zu schade zum Wegwerfen ist.
Ok ... ich muss von dieser Arbeit nicht leben

Ich werde die anderen Teile der gleichen Behandlung unterziehen.
Wird wohl ein paar Tage dauern.

Fortsetzung folgt ....

Gruß,
Jörg

[Uhrmacher 19]

@Christian:
Das Stahlblech war nur mit Schmirgelleinen zu überzeugen.
Für die Messingteile benutze ich eine Reinigungslauge.
Anschließend etwas Auto-Chrompoliturpaste.
Damit halten die Messingteile lange ihren Glanz.

Gruß
Jörg

[steffl62]

Wie konservierst Du die Stahlteile damit sie nicht gleich wieder rosten?

lg Christian

[Uhrmacher 19]

@steffl62:
Ich reibe die Stahlteile leicht mit technischer Vaseline ein und reibe sie danach wieder gut ab.
Wichtig ist, dass die Teile nicht zu stark mit den Händen/Fingern angefasst werden.
Die Salze im Schweiß fördern die Korrossion ungemein.

Hat jemand andere Erfahrungen oder Tipps zu Verhinderung von Korrossion?

Gruß,
Jörg

[soaringjoy]

Gute Erfahrungen habe ich mit Liqui-Moly "GunTech".
Es ist ein hightech Sprühöl, das schaumig in die Poren
eindringt und nicht wegfliesst, sondern haftet.
Danach abreiben.
Auf Eisen hat Rost dann keine Chance mehr.
J.

[karlo]

Das ist ungefaehr das Gegenteil von Epilamisieren. Man zeigt dem Oel wo es lang geht.
Fuer den Wohnbereich wuerd ich gar nichts machen.
Oder die Oelsenkungen nach dem Einspruehen wieder saeubern und dann Epilamisieren.
Aber bei ner Comtoise? Ich wuerd nix machen.

Karlo

[Uhrmacher 19]

Ich denke das Prinzip ist bei allen Verfahren gleich.
Fett oder Öl auf blanke Stahlteile, damit Feuchtigkeit verdrängt wird; auch aus den möglichen Poren.
Anschließend abreiben, wobei wahrscheinlich ein Hauch von Fett oder Öl bleibt.
Besondere Öle, wie z.B. die sogenannten Waffenöle, bilden vermutlich eine Oxidationsschicht auf dem Stahl, die wiederum den Luftsauerstoff und die Luftfeuchte vom Stahl fernhält. Bin mir aber nicht sicher ... ist nur eine Theorie

Gar nichts machen geht auch, wenn sichergestellt ist, dass keine Wasser- oder Schweißrückstände vorhanden sind.

@Karlo:
Ich würde den Korrosionsschutz insbesondere bei einer Comtoise empfehlen, weil hier alle Teile einschließlich Gehäuse aus Stahl sind.
Bei Uhren, die in einem Holzgehäuse untergebracht sind ist das unproblematischer, weil hier durch das Holz die Luftfeuchte weitestgehend selbst reguliert wird.

Aber wie gesagt ... das ist ja fast Haarspalterei

Gruß,
Jörg

[Uhrmacher 19]

Nächster Arbeitsschritt:

Heute waren die Platinen an der Reihe:

DSC04834.JPG

Es ist eine Mischung aus Rost und altem Kniste (Dreck)
Der Dreck ist auf dem Foto nicht so gut zu erkennen.

Und weiter gehts:
Erst mal mit dem Rundschleifer.

DSC04836.JPG

DSC04837.JPG

Erste Erfolge:

DSC04838.JPG

Dann nochmal mit dem Schleifklotz:

DSC04840.JPG

Und so sieht das dann aus:

DSC04839.JPG

Leider sind in den Platinen z.T. so starke Kerben / Macken, dass ich diese nicht ganz entfernen kann.
Alternativ wären neue Platinen angesagt, aber dann kann ich gleich alles neu anfertigen.
Und es muss ja nicht alles perfekt sein ... war es ja damals auch nicht.

Also die Arbeiten an der Uhr erweitern enorm meinen Wissens- und Erfahrungshorizont.
Zumindest was Uhren betrifft
Wenn man die Teile ein Comtoise mal in der Hand hält und wirklich alles genau betrachten kann, dann wird einem vieles klar, was aus allen Lehrbüchern der Welt nicht zu erlernen ist.
Ok ... dieses Werk ist mit Sicherheit nicht von höchster Güte ... aber wie da die Teile aus dem Vollen gehauen wurden .... ein Wunder das die überhaupt mal gelaufen ist.
Aber ... und das ist wiederum aus den Lehrbüchern zu entnehmen ... es waren Bauernuhren ... im doppelten Sinne:
Von Bauern (und nebenbei Uhrmachern) für Bauern.

Aber egal ... es macht einfach Spass die Dinge wieder herzustellen.

Gruß,
Jörg