Kleiner Artikel in Stücken: Güte von Schwingsystemen

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karlo

Re: Kleiner Artikel in Stücken: Güte von Schwingsystemen

Beitrag von karlo »

Eigentlich gehoeren die Accutron Werke ja auch zu den mechanischen.
Denn ohne die auf 300Hz gestimmte Gabel, koennte der Schwingkreis schwingen bis er schwarz wird.
Also IMHO ein mechanisches Schwingsystem.

Karlo
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Re: Kleiner Artikel in Stücken: Güte von Schwingsystemen

Beitrag von Typ1-2-3 »

Nur die Ruhe, kommt noch... Bisher das waren nur die Unruhen. Biegeschwinger sind noch auf der Pipeline...

Frank
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Re: Kleiner Artikel in Stücken: Güte von Schwingsystemen

Beitrag von Typ1-2-3 »

Hier noch ein Bild eines Schwingsystems mit 50 Hz und Unruh einer speziellen Stoppuhr. Man sieht die extrem leichte Unruh, die man mit einem Rad verwechseln könnte. Die Verzahnung ist dazu da, die Unruh sicher anwerfen zu können. Immerhin muss der Anwerfhebel gegen die störrische Spirale arbeiten.

Bild

Frank
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Re: Kleiner Artikel in Stücken: Güte von Schwingsystemen

Beitrag von Typ1-2-3 »

Biegeschwinger:

Stimmgabeln haben (siehe Diagramm oben) eine höhere Güte als Unruhschwinger. Wenn man die Uhrwerke nicht sehr geschickt designt, dann baut man sich dabei Fehler ein, die fatal sind.
Bei Junghans ist man auf eine Art Stimmgabel verfallen, aber aus einem ganz anderen Grunde als die Uhr genauer zu machen: Man wollte ein möglichst lautloses System für einen mechanischen Wecker und hat einen Biegeschwinger mit 100 Hz eingesetzt, der berührungslos durch eine Magnethemmung mechanisch angetrieben wurde. Die Uhr läuft äußerst genau – wenn sie denn läuft! Der grundsätzliche Fehler ist, dass es ein Rad mehr in der Übersetzung gibt, um auf die Drehzahl für das Hemmrad zu kommen. Das hat aber zur Folge, dass der Verschleiß größer wird. Außerdem ist die Kraft auf diesem letzten Rad äußerst gering. Ein wenig Staub – beim Wecker alltäglich – und nichts geht mehr. Daher hat sich Junghans recht schnell aus diesem Experiment verabschiedet.

Bild

Geschickter ist man ca. 10 Jahre später bei Diehl zu Werke gegangen: Auch hier hat der Blattfeder-Biegeschwinger 100 Hz. Aber hier wird er elektrisch angetrieben. Dadurch ist genug Kraft da! Die Sache funktioniert, sogar äußerst sicher. Ich kenne eine Uhr, die mit diesem Werk schon 30 Jahre funktioniert! Die Übertragung auf das Räderwerk ist ähnlich wie bei Junghans mit einer Magnethemmung. Nur umgekehrt, so dass das Räderwerk von dem Biegeschwinger angetrieben wird. Ein sehr einfach gestricktes Räderwerk aus Kunststoff reicht für die Übertragung, sogar auf Messing für die Platinen hat man verzichtet! Die Uhr läuft aufgrund der hohen Güte des Biegeschwingers sehr genau.

Bild

Man sieht die Stimmgabel unter dem Räderwerk durchschimmern, rechts aufgehängt. Links ist Antrieb und Räderwerksweiterschaltung. Das Detail noch mal genauer:

Bild

Kurios ist, dass später Diehl dieses Werk für Junghans gebaut hat. Das Werk ist identisch, der Aufdruck auf dem Werk nicht!!!
Dieses System hat man abgewandelt dann auch in Armbanduhren gebaut. Die Frequenz ist höher, bei Bulova 360 Hz. Die Übertragung auf das Räderwerk meist mechanisch (Ausnahme Omega) mit Klinken funktioniert sicher. Meiner Meinung nach (denn ich habe so eine Uhr mal eine kurze Zeit getragen) nervt das Summen, aber die Uhren sind sehr präzise und stehen kurz vor der Quarztechnik.

Bild

ESA hat ähnliches gemacht. Um die Lagefehler, die so ein Biegeschwinger hat, herauszubekommen, haben sie eine Stimmgabel mit Gegengewichten konstruiert, 300 Hz.

Bild

Hier ist die Stimmgabel zwischen die Platinen gesetzt, sehen kann man nur den Antrieb und die Regulierung am unteren Ende der Gabel. Die Gabel ist ziemlich groß und zieht sich durch das ganze Uhrwerk. Das Räderwerk ist winzig und befindet sich rechts neben den Zinken der Gabel. Das Antriebs- oder Klinkenrad ist wirklich klein, so ca. 2,5mm. Außerdem hat es so gegen 200 Zähne, ein Wunderwerk der Mikromechanik. Dabei trotzdem sicher. Einstellung geht aber nur unter dem Mikroskop. Die Klinken kann man sehen, denn man muss sie ja auch einstellen können. Rechts neben der rechten Zinke der Gabel sind 2 feine Drähtchen, die am Ende je einen wirklich kleinen Stein tragen. Diese Steine kämmen dann im sehr feinen Klinkenrad und schieben das Rad bei jeder Schwingung einen Zahn weiter.

Man kann sich vorstellen, dass diese Uhren natürlich nicht billig waren!
karlo

Re: Kleiner Artikel in Stücken: Güte von Schwingsystemen

Beitrag von karlo »

Zitat:
Die Übertragung auf das Räderwerk meist mechanisch (Ausnahme Omega) mit Klinken funktioniert sicher.

Wie sieht denn diese Ausnahme aus?

Ich kenne Omega nur mit ESA Werk.

Karlo
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Re: Kleiner Artikel in Stücken: Güte von Schwingsystemen

Beitrag von Typ1-2-3 »

Omega Kaliber 1220. Ist eine Eigenentwicklung von Omega. Einmal ein Bild vom Werk, einmal eine Vergrößerung vom Motor. Der Motor (habe ich mal gelesen, aber irgendwie bin ich vergesslich geworden, wo???) ist in Öl gekapselt und wird magnetisch angetrieben von der Stimmgabel. Irgendwie scheint die Sache aber nicht so sicher gewesen zu sein wie die mechanische Übertragung. Jedenfalls hat Omega diesen Werk nach riesigen Investitionen dann doch nur ein paar mal gebaut und dann eingestellt.

Und hier die Bilder:

Bild

Bild

Vielleicht weiß ja jemand mehr darüber.

Frank
karlo

Re: Kleiner Artikel in Stücken: Güte von Schwingsystemen

Beitrag von karlo »

Das hab ich noch nie gesehen.
Der zeitlichen Abfolge nach, kam es nachdem Omega ESA eingebaut hatte.

Karlo
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