Federhaus überholen

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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winne
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Re: Federhaus überholen

Beitrag von winne »

Hallo

http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... =15&t=1628

Zum Feder einbauen

Gruß Winne
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Der_Stromer
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Re: Federhaus überholen

Beitrag von Der_Stromer »

@ Brigaette: Jetzt ganz ernsthaft. Du hast weder die notwendigen Werkzeuge, noch die notwendige Erfahrung für einen Federwechsel bei Großuhren. Um persönlichen Schaden zu vermeiden, pack das Federhaus ein und gehe zu einem Uhrmacher, der so was machen kann und will. Wenn Du möchtest, schreib mir eine PN. Ich habe einen Federwinder und ich weiß, worauf man (ich) achten muss.

@ All: Schöne, viele Vorschläge. Aber ohne das richtige Werkzeug? Das ist in etwas so, als würdet Ihr Brigaette raten, einen Reifenwechsel bei einem LKW mit unter gelegten Backsteinen zu machen. Aber die Arbeitshandschuhe (oder Putzlappen) nicht vergessen!

Sorry, aber das musste ich mal loswerden!
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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Der_Stromer
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Re: Federhaus überholen

Beitrag von Der_Stromer »

:D So. Wozu benutzt ein alter Knacker und Junggeselle die Pfingsttage? NA????

Natürlich. Um Federhäuser und Federn wieder in Ordnung zu bringen. :mrgreen:

So, hier nun also die beiden Federhäuser vom Brigaette (Dieter):

Als erstes das Federhaus mit Gangfeder.
4076-Jetzt-gehts-los.JPG
Federhaus geöffnet. Man sieht die verschmutzte Feder
4078-Aufgewunden-und-Huelse.JPG
Ab in den Federwinder. Das Federhaus wird in der Halterung festgeklemmt.
Über den Kurbelschaft wird die passende Hülse gestülpt. Dann den Federanker in die Aufnahme und aufgewunden.
4079-Schmutzfeder-in-Blech.JPG
Die gespannte Feder kann aus dem Haus entnommen werden. Man sieht deutlich den Schmutz.
4080-Aufgewickelt-und-die-H.JPG
Die Halterung mit Federhaus wird gewendet und dient nun als Gegenlager für den Federkern. Etwas mehr anspannen und die Hülse kann abgezogen werden.
4081-Aus-der-Huelse.JPG
Die entspannte Feder kommt nun in ein Nitrobad. Da gehen die Verschmutzungen fast alle ab.
4082-Nitro-Bad.JPG
4083-Vom-groben-Dreck-befre.JPG
Der feine Dreck bleibt dann im Kuchentuch hängen. Bitter hier gründlich bis in die letzte Windung wischen, sonst verbreitet sich der Dreck später wieder :( .
4084-Gruendlich-abwischen.JPG
Nach dem Wischen ab ins Ölbad. Ich nehme hier ein Motorenöl, Vollsynthetisch, ein Deutscher Hersteller. Fängt mit L.. an. Nur Beste Erfahrungen gemacht.
4085-Das-Oelbad.JPG
Nach Abtropfen kann die Feder wieder Aufgewunden werden. Küchenrolle für das überschüssige Öl drunter legen!! Sonst wird alles ölig!
4086-Vor-dem-Aufwinden.JPG
4087-Jetzt-ab-in-die-Huelse.JPG
4089-In-der-Huelse.JPG
Bei der Gangfeder wird jetzt auch das beschädigte Auge repariert. Das eingerissene Stück wird ausgebrochen und die so entstandene Bruchkante rund ausgeschliffen. Es muss darauf geachtet werden, dass die Bruchkanten vollkommen weg geschliffen werden, sonst kann es genau da wieder einreißen :shock: .
4090-Ausgerissen.JPG
4091-Ausgeschliffen.JPG
Auch das Kernauge wird so nachgebogen, dass es fest am Kern anliegt und sich nicht aushängen kann.
4092-Das-Auge-ist-zu-gross.JPG
Nun alles wie vor, nur Rückwärts :mrgreen: .
4093-Wieder-im-Haus.JPG
Zum Schließen des Hauses habe ich einen Tipp: Den Deckel mit dem Rand ÜBER der Nut ins Haus einsetzen. Festhalten. Und in einen Schraubstock (Schutzbacken nicht vergessen!!) mit der Nut nach unten bis zur Ankerwelle einspannen und vorsichtig zudrehen. Man fühlt ein Schnappen, wenn der Deckel richtig sitzt. Will er nicht so, wie ich wohl will, nehme ich eine Rohrzange zur Hilfe (Hier bitte Papier oder Pape zwischen legen um Beschädigungen zu vermeiden) und die noch Aufstehenden Bereiche zudrücken. Erfordert ein wenig viel Fingerspitzengefühl, aber dann klappt es.
4094-Das-Verschliesen.JPG
Hat geklappt :D .
4095-Wieder-zu.JPG
Nun zur Feder des Schlagwerkes. Eigentlich die selbe Prozedur wie oben. Nur: Diese Feder ist falsch, da sie schon mal unsachgemäß ausgewechselt wurde. Man sieht das, weil die Feder komplett verzogen ist. So eine Feder kann die gespeicherte Kraft nicht mehr vollständig an das Getriebe abgeben, sie braucht einen großen teil für sich selbst :x .
4097-Schlagwerkfeder.JPG
Um die Uhr mit Gang- und Schlagwerk in Betrieb nehmen zu können, würde ich in diesem Fall vorschlagen, die Gangfeder und und die Schlagwerkfeder zu Tauschen. Probieren geht über studieren. Entweder es klappt und die Uhr läuft gut ihre 7 Tage und das Schlagwerk auch, oder für das Schlagwerk muss eine Neue Feder her.
4096-Fertig.JPG
Aber da würde ich mich mal aufs Probieren verlassen 8-) .
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Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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besra
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Re: Federhaus überholen

Beitrag von besra »

Hallo Rolf-Dieter,

wieder ist ein Dank fällig für einen interessanten und gut bebilderten Bericht!
Schön, diesen Federwinder einmal "in Aktion" gesehen zu haben, denn den muss ich mir dieses Jahr unbedingt zulegen - es warten noch vier bis fünf Federhäuser auf eine Wartung.

Viele Grüße
Bernd
Glawi
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Re: Federhaus überholen

Beitrag von Glawi »

Hallo Rolf Dieter
Ein wunderbarer Bericht. Wie funktioniert eigentlich dieser Federwinder bei einem feststehendem Federhaus ?
LG. Heinz
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Der_Stromer
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Re: Federhaus überholen

Beitrag von Der_Stromer »

Na ja, wenn man das Federhaus ausbauen kann, sicher genauso wie bei den normalen. Bleibt das Federhaus aber an der Platine, sehe ich keine Möglichkeit, diesen Federwinder direkt ein zu setzen. Bleibt eigentlich nur, die Platine samt Federhaus einspannen, eine Kurbel benutzen und auf die Kurbel dann die Hülse. Das könnte gehen. Muss man halt von Fall zu Fall sehen.
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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Re: Federhaus überholen

Beitrag von Der_Stromer »

besra hat geschrieben:Hallo Rolf-Dieter,

wieder ist ein Dank fällig für einen interessanten und gut bebilderten Bericht!
Schön, diesen Federwinder einmal "in Aktion" gesehen zu haben, denn den muss ich mir dieses Jahr unbedingt zulegen - es warten noch vier bis fünf Federhäuser auf eine Wartung.

Viele Grüße
Bernd
Hallo Bernd. Vielen Dank für deinen Zuspruch zu meinem Geschreibsel :D .
Zum Federwinder ist noch zu bemerken, dass eigentlich die Konstruktion gut durchdacht ist, aber die Hülsen aus Aluminium keinen Groschen wert sind. Ich habe mir daher in USA Stahlhülsen ( 9 Stück ) gekauft und jetzt klappt alles wirklich prima!
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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besra
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Re: Federhaus überholen

Beitrag von besra »

Rolf-Dieter hat geschrieben:Zum Federwinder ist noch zu bemerken, dass eigentlich die Konstruktion gut durchdacht ist, aber die Hülsen aus Aluminium keinen Groschen wert sind.
Hallo Rolf-Dieter,

das hört sich dann allerdings nicht mehr so gut an. Wenn ich mich richtig erinnere, dann hattest Du in einem anderen Beitrag geschrieben, dass die Alu-Hülsen eine zu große Wandstärke haben. Ist das richtig und war das der Grund für Deinen Austausch mit den Stahl-Hülsen? Ich kann mir so "auf dem Trockenen" nicht genau vorstellen, wo die Unterschiede liegen :oops:

Grüße
Bernd
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Re: Federhaus überholen

Beitrag von Der_Stromer »

Nun, der eigentliche Grund für die Neubeschaffung der Stahlhülsen war, dass ich auch kleinere Durchmesser gebraucht habe (Jahresuhren von Kern z.B.). Ein Maschinenbauer aus der Gegend wollte mir die anfertigen, hätte aber pro Stück um die 25,- €uronen gekostet :shock: . Da waren dann die 9 Stück aus USA plus Versand günstiger.
Der kleinste Durchmesser (außen) bei den Alu-Hülsen ist 30mm (also für Federhaus-Innendurchmesser min. 35mm). Der kleinste Durchmesser bei den Stahlhülsen ist 26mm und damit bekommt man ohne Probleme Federn aus 30mm-Federhäuser heraus.
Bei Beiden ist übrigens die Wandstärke 1,5mm.

Bei der größten Alu-Hülse - Durchmesser Außen 42mm für 1000-Tage-Uhrfederhäuser - hat sich die Hülse schon etwas verzogen. Das sollte bei den Stahlhülsen nun nicht passieren.
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

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besra
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Re: Federhaus überholen

Beitrag von besra »

Hallo Rolf-Dieter,

danke für die Erklärung!

Grüße
Bernd
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