Tetzi Patent

auch Vorschläge für die Linkliste
Benutzeravatar
droba
Beiträge: 839
Registriert: So 22. Aug 2010, 21:39

Re: Tetzi Patent

Beitrag von droba »

Hallo Jan,

danke für diese Zitate und zusätzlichen Angaben. Sie helfen die Tetzi-Uhren noch besser zu verstehen. Es war mir schon klar, dass das langsam schwingende Tetzi-Pendel Anpassungen in den Übersetzungen im Uhrwerk erforderlich macht. Dass dadurch sogar ein ganzes Zahnrad eingespart wird, habe ich mir nicht klar gemacht und das ist mir beim Betrachten der Uhr auch nicht aufgefallen.

Ferner erfahren wir, dass das Tetzi-Pendel ein 2-Sekunden-Pendel ist.

Beim ersten Zitat fällt mir besonders auf, dass der Schreiber, ohne dass er die Uhr bisher gesehen hat, Zweifel an der Regulierbarkeit hat. Tetzi wiederum gibt auch nur an, dass seine Uhr vergleichbare Genauigkeitswerte von anderen Jahresuhren erreicht, aber nicht die Genauigkeit eines Wiener Regulators.

Im zweiten Zitat wird erkennbar, dass Tetzi das Problem der Regulierbarkeit dadurch zu lösen versuchte, indem er nicht die Pendellinse verschiebt, sondern nur die relativ massiv ausgeführte Reguliermutter. Dadurch wird die Regulierbarkeit zwar mit Sicherheit erleichtert, die Genauigkeit ist aber weiterhin nur sehr begrenzt.

Und darin sehe ich auch das Problem: Was nützt mir eine Uhr, die zwar ein Jahr geht, aber auf deren Genauigkeit ich mich nicht im selben Maß verlassen kann, wie auf einen Wiener Regulator mit nur 8 oder 14-tägiger Laufdauer? Und mit Sicherheit war ein Wiener Regulator auch billiger, als eine Tetzi-Uhr.

Das Tetzi-Pendel ist in meinen Augen eine sehr interessante uhrentechnische Entwicklung. Das Grundprinzip hat auch mich überrascht. Aber es ist nicht die einzige Uhrenentwicklung, die in der Praxis nicht den erwarteten Forschritt ermöglicht hat.

Jan, über Professor Tetzi habe ich bisher nichts gefunden. Wer war Professsor J. Tetzi? Kennst Du Angaben über ihn?

droba
petsch
Administrator
Beiträge: 1862
Registriert: So 15. Aug 2010, 18:10

Re: Tetzi Patent

Beitrag von petsch »

Auf jeden Fall scheinen das interessante Uhren zu sein. Mir ist bisher noch keine begegnet.

Nähere Angaben über Tetzi kann ich auch nicht finden, aber einen weiteren Bericht von ihm über eine "freie Pendelhemmung mit stetiger Kraft" im Allgemeinen Journal der Uhrmacherkunst, Jahrgang 1898. Seite 36

Gruß
Peter
janekp
Beiträge: 173
Registriert: Mi 18. Sep 2013, 21:05

Re: Tetzi Patent

Beitrag von janekp »

Tetzis aus Roumanien ?
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
petsch
Administrator
Beiträge: 1862
Registriert: So 15. Aug 2010, 18:10

Re: Tetzi Patent

Beitrag von petsch »

Hallo Jan,
wie kommst Du auf Rumänien ? Ich lese davon nichts in dem Artikel.

Gruß
Peter
janekp
Beiträge: 173
Registriert: Mi 18. Sep 2013, 21:05

Re: Tetzi Patent

Beitrag von janekp »

Ich habe vor paar wochen irgendwo gelesen uber Tetzis -Uhrmacher aus Rumanien, jetzt leider weis ich nichts wo.
Benutzeravatar
droba
Beiträge: 839
Registriert: So 22. Aug 2010, 21:39

Re: Tetzi Patent

Beitrag von droba »

Durch die Patentnummer habe ich folgendes Deutsches Reichspatent gefunden:

https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/d ... 000084441A

Wir kennen nun den Vornamen Johann, als Wohnort wird in den bisher bekannten Unterlagen immer Wien angegeben.
Ferner ergibt sich, dass Johann Tetzi sich über einen längeren Zeitraum (etwa 1885 und noch 1900) mit Uhren beschäftigt hat. Von der Ausbildung könnte Johann Tetzi also Uhrmacher gewesen sein. Seine Uhren hat er aber nicht selbst, sondern von Neuwirth in Wien fertigen lassen.

Folgende Fragen können wir bisher nicht beantworten:

- warum hat Tetzi als Österreicher seine "Freie Pendelhemmung mit stetiger Kraft" in Deutschland zum Patent angemeldet. (Denn für Österreich-Ungarn ist bisher kein Patentschutz bekannt.)

- warum trägt Tetzi den Titel eines Professors? Wenn ich richtig informiert bin, lässt das nicht darauf schließen, dass Tetzi zwingend an einer Hochschule oder Universität tätig war. Denn in Österreich wurde der Titel eines Professors auch nur als Ehrentitel verliehen und war im Gegensatz zu Deutschland nicht in jedem Fall mit einer Berufung an eine Hochschule oder Universität verbunden.

Wir sind gespannt auf weitere Ergebnisse über Johann Tetzi!


droba
janekp
Beiträge: 173
Registriert: Mi 18. Sep 2013, 21:05

Re: Tetzi Patent

Beitrag von janekp »

Weitere Bilder vom Tetzi Uhr
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Stupferich
Beiträge: 31
Registriert: So 2. Sep 2012, 16:01

Re: Reversionspendel / Gegenschwungpendel

Beitrag von Stupferich »

Für technische Interessierte:

Dr. K. Giebel hat 1926 in der DUZ (http://digital.slub-dresden.de/werkansi ... 89541/985/) eine Abhandlung über das Gegenschwungpendel veröffentlicht, in der er auch auf die Bedeutung desselben in der Uhrmacherei eingeht. M.E. sehr lesenswert, wie alles von ihm.

Im Jahr 2006 hat übrigens ein Julian Kägi als Diplomarbeit an der Uhrmacherschule Grenchen eine Uhr mit Reversionspendel konstruiert und gebaut. Seine Arbeit (https://web.archive.org/web/20110812085 ... 100068.pdf) ist auch lesenswert, mit schönen Abbildungen.

Gruß ST.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Benutzeravatar
droba
Beiträge: 839
Registriert: So 22. Aug 2010, 21:39

Re: Tetzi Patent

Beitrag von droba »

Hallo Stupferich,

danke für diese Hinweise! Vor allem die Kägi-Uhr ist wirklich eine Meisterleistung. Sie hat aber gegenüber der Tetzi-Uhr den Vorteil, dass es sich um eine Gewichtsuhr und nicht um eine Federzug-Uhr handelt. Dadurch entfallen vollkommen die Ungleichmäßigkeiten im Kraftfluss des Federzuges.

Ein genauer Vergleich der Genauigkeit zwischen der Kägi-Uhr und der Tetzi-Uhr ist deshalb nicht möglich.

droba
KleineSekunde
Moderator
Beiträge: 1281
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02

Re: Tetzi Patent

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo droba,
droba hat geschrieben:...die Kägi-Uhr... hat aber gegenüber der Tetzi-Uhr den Vorteil, dass es sich um eine Gewichtsuhr und nicht um eine Federzug-Uhr handelt. Dadurch entfallen vollkommen die Ungleichmäßigkeiten im Kraftfluss des Federzuges. ... Ein genauer Vergleich der Genauigkeit zwischen der Kägi-Uhr und der Tetzi-Uhr ist deshalb nicht möglich.droba
Irgendwie stehe ich jetzt etwas auf dem Schlauch: Auch die vorgestellte Tetzi-Uhr wird doch durch Gewichtskraft angetrieben...

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
Antworten