Kleine Geschichtsstunde

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Gnomus
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Re: Kleine Geschichtsstunde

Beitrag von Gnomus »

karlo hat geschrieben:Oder mit Widmung nach vorne und einer Geschichte zum 8.MG.Komp, zu ebay.
Die bringt 1000€ :mrgreen:
Karlo
@Jürgen,
ja, ich denke auch, mit dem Schildchen wird die Uhr "wertvoller" (für wen auch immer). Wir hatten ja schonmal darüber diskutiert, wie manche TU's und AU's in der Bucht mehr bringern, wenn man nur behauptet, es wären Wehrmachtsuhren, auch wenn sie erst nach WK II gefertigt wurden.
Und bei Deiner Uhr ist die Geschichte ja sicherlich sogar echt.
Laß also das Schildchen mit den Kameraden der 8. MG-Komp. nach vorne dran.
Ob ich mir sowas hinhängen würde, weiß ich allerdings nicht so richtig.
Gruß
Micha
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soaringjoy
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Re: Kleine Geschichtsstunde

Beitrag von soaringjoy »

Ja, Ihr könnt ruhig schlafen, das Schildchen bleibt dran,
ist doch klar.
Selbst wenn die Plakette alleine schon X Euronen bringen würde...
Es ist eben ein Stückchen Geschichte und wenn man so will, ein Teil
der "Seele" der Uhr.
Mit der Vergangenheit habe ich persönlich keine Probleme, was
geschehen ist, ist geschehen.
Scham? Nö.
Zumindest nicht in Bezug auf so eine Plakette. Kamerdschaft kann
etwas kostbares sein.

Das Gehäuse wird eine harte Nuss, ich glaube, es hat Ruß gezogen.

@Phil:
Ja, wenn die Uhren erzählen könnten...
manchmal, wenn es im Haus still ist und ich am Gehäuse arbeite, das
Material erfühle und rieche, wenn ich merke, wie das Holz unter der
Bearbeitung richtig warm wird, dann denke ich, die Uhr rekelt sich und
möchte gerne etwas erzählen... "horo-sexy" nennt man das. :D

J.
"tempus nostrum"
steffl62
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Re: Kleine Geschichtsstunde

Beitrag von steffl62 »

Ich weiss genau was Du meinst :P
Und mit ein bisserl Recherche erzählen sie ihre Geschichten dann auch oft.

lg Christian
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!
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soaringjoy
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Re: Kleine Geschichtsstunde

Beitrag von soaringjoy »

So, ich denke, die Uhr hat ihr Geheimnis gelüftet und wie so
oft, kamen die Gedanken während der Bearbeitung, wo ich so
schön "die Seele baumeln" lassen kann. :D

Gut, Ihr habt die Uhr ja noch nicht gesehen, aber da passte einfach
das eine oder andere nicht zusammen, denn ich war mir ziemlich sicher,
dass die Uhr älter sein musste, als die Zeitspanne von etwa 1935 - 1941,
in der die Truppeneinheit aktiv war.
Das Uhrwerk ist nicht "modern genug" für die Ära, und es sitzt ein
Vorsteckstift vor den Zeigern.
(Bestimmt waren Zeigermuttern 1935 schon der Standard , obwohl es
keine gesicherten erkenntnisse dazu gibt.)
Während solche Gedanken durch mein Kleinhirn waberten, wurde das
Gehäuse gereinigt und gereinigt und gereinigt. Es nahm kein Ende!

Die Erkenntnis traf mich dann ziemlich unvorbereitet; kein Ruß war da drauf.
Hier war sehr akurat und sauber mit Schuhcreme gearbeitet worden!

Nun, was wir oft vergessen ist die Tatsache, dass in alten Zeiten solche
Sachen sehr oft mit Schuhcreme aufpoliert wurden.
Dies geschah nicht etwa in böswilliger Absicht, wie bei manch halbseidenen
Antikverkäufer heute, sondern sollte den Glanz widerherstellen.
Alte Soldaten standen geradezu auf Schuhcreme, ein Universalmittel und
in schier unbegrenzten Mengen vorhanden...!
Tatsächlich wurden mit der Schuhcreme auch ein paar kleinste Macken
säuberlich zugekittet.

Könnte es so gewesen sein, dass die "Kameraden" eine gebrauchte Uhr
verschenkt hatten? Ich glaube, ja!
Die Uhr wurde gebohnert und gewienert, bis sie wie "neu" aussah und
die Plakette wurde aus dem hergestellt, was greifbar war.
Was könnte sich besser eignen, als ein Schildchen, das gar sowieso
aus einer Uhr stammte?

Nachdem sich also die noch losen Gedanken im Sinne von Herlock Sholmes
verdichtet hatten, fehlte nur noch der letzte Beweis für die These.

Da sage ich nur, BADUF-Katalog 1924, Modell Nr. 6045! :D
Das ZB ist eine Nuance anders, was auf ein Jahr hoch oder runter
schließen lassen könnte. Aber ansonsten: Bingo!

Erzählt hat die Uhr nichts - aber souffliert schon...

Ach, ist unser Hobby schön.... ;)

J.
DSC06296.JPG
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"tempus nostrum"
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Felix18
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Re: Kleine Geschichtsstunde

Beitrag von Felix18 »

Und wenn Du noch ein wenig weiter stöberst, kommt am Ende raus, das die Uhr für ein paar Dosen, die dem Feldwebel der Verpflegungsstelle abhanden gekommen sind, eingetauscht wurde. :lol:
C.


*Sapere aude*
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Uhrmacher 19
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Re: Kleine Geschichtsstunde

Beitrag von Uhrmacher 19 »

Genau das meinte ich, als ich vorschlug nach der Geschichte zur Uhr zu suchen !!!
Wenn nun noch die Geschichte des Ehepaars dazu erzählt wird, kommen dem möglichen Käufer die Tränen und er wird nicht zögern die 1000€ zu zahlen ;-)

Gruß
Jörg
petsch
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Re: Kleine Geschichtsstunde

Beitrag von petsch »

Uhrmacher 19 hat geschrieben: Wenn nun noch die Geschichte des Ehepaars dazu erzählt wird, kommen dem möglichen Käufer die Tränen und er wird nicht zögern die 1000€ zu zahlen ;-)

Gruß
Jörg
Nein, ich denke den Militariakäufer interessieren zwar Geschichten um die Gegenstände, aber Hochzeitsgeschichten gehören nicht so dazu. Es sei denn der Soldat ist in der Hochzeitsnacht von heranrückenden Russen erschossen worden. :shock: Dann müssen natürlich noch Bilder dabei sein, die die Uhr mit dem im Blut liegenden Soldaten zeigen.

Entschuldigt, das ist makaber, aber genauso ist es. Fotos von z.B. abgeschossenen Flugzeugen oder zerstörten Panzern bringen sehr viel Geld, wenn auch noch die Leichen oder Blut darauf zu sehen ist. Grausam, oder ?

Gruß
Peter

Entschuldige Jürgen, das hatte jetzt mit der Uhr weniger zu tun, aber mit der Geschichte und der Gegenwart, was das Sammeln von Militaria betrifft.
Falls Du Dich spezieller mit Taschenuhren beschäftigen möchtest, besuch doch auch das pocketwatchforum :
http://forum.pocketwatch.ch/
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soaringjoy
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Re: Kleine Geschichtsstunde

Beitrag von soaringjoy »

@Peter:

Nein, Du brauchst Dich für nichts zu entschuldigen.

Seit ich mich mit dieser Uhr beschäftige und erst recht im
Rahmen der Recherche, gehen mir so einige Gedanken durch
den Kopf.
Etwa, unter welchen Umständen wurde die (damals schon gebrauchte)
Uhr aufpoliert, in welchem Feldlager wurde die Plakette graviert und welche
Klimmzüge wurden überhaupt unternommen, um dem Kameraden die Uhr
zu überreichen?

Die Soldaten müssen ihren Kameraden hoch verehrt haben und jeder,
der den Waffenrock trägt, oder getragen hat, kennt die Bedeutung
des Liedes "Ich hat' einen Kameraden".

Dabei sollte man Soldaten, Veteranen und "Sammler" nicht in einen
Topf werfen.

Allerdings fürchte ich, dass die "Geschichte" der Uhr für immer im Dunkeln
liegen wird, denn "8. M.G. Kompanie" gab es sehr viele....

J.
"tempus nostrum"
petsch
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Re: Kleine Geschichtsstunde

Beitrag von petsch »

soaringjoy hat geschrieben: Dabei sollte man Soldaten, Veteranen und "Sammler" nicht in einen
Topf werfen.
.
Nein, das sollte man nicht. Und das tue ich auch nicht.

Selbst diejenigen die Militaria sammeln werfe ich nicht gemeinsam in einen Topf. Ich kenne genug Sammler und Militariahändler, denen ist eine Nazigesinnung fast so fern wie mir.
Aber es gibt eben auch die anderen. Und das mit den blutigen Fotos finde ich, egal aus welcher Ecke der Sammler kommt, makaber.

Bei Taschenuhren gibts solche "geschichtsträchtigen" Gravuren öfter schon mal. Ehrengeschenke, Abschiedsgeschenke, gewonnene Wettkämpfe usw. Aber auch viele gefälschte Inschriften und Zeichen, besonders aus dem dritten Reich. Zum Beispiel, ganz krass, Hakenkreuze auf russischen Uhren, die erst nach dem Krieg gebaut worden sind.

Ein Foto einer Taschenuhr von mir hab ich hier gerade, das ist zwar keine Kriegserinnerung, sondern eine Geschenkgravur (und nicht gefälscht). Aber der Schenker ist eine bekannte Persönlichkeit.


Bild

Das ist eine königliche Gravur aus Siam, dem heutigen Thailand. Der damalige König ließ einige seiner Söhne in Deutschland studieren. Einer davon war Rangsit . Der studierte einige Jahre in Heidelberg und hielt sich dort auch immer wieder auf, heiratete dann auch eine Heidelbergerin und war maßgeblich daran beteiligt ein ähnliches Schulsystem in Thailand aufzubauen wie in Deutschland. Rangsit war übrigens der Onkel von dem heutigen König Bhumibol und seiner Frau Sirikit.
Im Internet fand ich dann glücklicherweise eine alte Immatrikulastionsliste abgebildet, auf der vermerkt war, dass Rangsit in Heidelberg bei einem Hans Mayer wohnte bzw. lebte.

Bild

Da hatte ich das Glück, etwas mehr Informationen zu der Uhr zu finden, als Du wahrscheinlich finden wirst.

Gruß
Peter
Falls Du Dich spezieller mit Taschenuhren beschäftigen möchtest, besuch doch auch das pocketwatchforum :
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soaringjoy
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Re: Kleine Geschichtsstunde

Beitrag von soaringjoy »

Ja, Peter,

da hattest Du tatsächlich mehr Glück mit Deiner "Prinz von Siam".

Meine Recherche verlief, wie eigentlich befürchtet, im Sande, denn
es gab bei der Wehrmacht hunderte Regimenter und jedes hatte
eine "8. MG Kompanie".

Auch gut, nun kann ich vielleicht in Ruhe weiter an der Uhr arbeiten. ;)

J.
"tempus nostrum"
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