Legenden, Geruechte....

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
karlo

Re: Legenden, Geruechte....

Beitrag von karlo »

Diese Stahle sind aber nicht mehr im Handel.
Selbst das was heute als Silberstahl (1.2210) im Handel ist, will schon deutlich laengere Glueh- und Anlasszeiten als mit der Flamme machbar.
Und das ist IMHO noch der Stahl mit den geringsten Anforderungen.
Der Unterschied ist sogar fuer den Laien feststellbar.
Der im "vorbegehen" gehaertete Stahl zeigt beim anbohren deutlich unterschiedliche Haertezonen.
Ich hab hier sogar fertig konfektionieren Tamponstahl, der ist so grottenschlecht....

Karlo
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Typ1-2-3
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Re: Legenden, Geruechte....

Beitrag von Typ1-2-3 »

Jetzt mal "Butter bei die Fische"

Welches Material erlaubt denn das ganz normale Härten? Und wo bekommt man das?

Ich benutze immer den so genannten "Silberstahl", und davon habe ich noch jede Menge hier. Da habe ich aber auch ordentlich Geld für ausgegeben, damals. Ist der geeignet? Unter welcher Bezeichnung läuft der heute?

Ich kann mich erinnern, dass wir damals, in unserer Ausbildung mit dem gleichen Stahl gedreht hatten, den wir auch als Material benutzt hatten, nur einmal gehärtet und einmal weich. Ich meine, das wäre Silberstahl gewesen. Und das ging prima (obwohl HSS bestimmt besser gewesen wäre!).

Frank
karlo

Re: Legenden, Geruechte....

Beitrag von karlo »

Silberstahl heisst heute 1.2210.
Und ich kenne keinen verfuegbaren Stahl, der sich mit der Methode, die auch ich in der Lehre gelernt hab, haerten laesst.
Und wenn ich mich richtig entsinne, war das auch damals schon Zufall.
Ich kenne Werkzeugmacher in meinem Alter, die sagen: Das war schon damals Bloedsinn.
Ich hab gelernt: hell Kirschrot, abschrecken. Dann auf Gelb/Blau, abschrecken.
Die Gluehphase ist wichtig. Mindestens ne halbe Stunde. (1.2210)
Und nach dem Anlassen (30-60 Min.) wird nicht abgeschreckt. (Auch nur fuer 1.2210 gueltig)
Nimm doch weiter Deinen Silberstahl und haerte ihn nach Tabelle. Mach ich auch.
Ich hab seit ich das begriffen hab keine Probleme mehr.
Die Tabellen gibts fuer jede Stahlsorte, einfach die Nummer Google vorwerfen.

Wundert euch nicht, was es da alles gibt. :-)

Karlo
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Phalos
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Re: Legenden, Geruechte....

Beitrag von Phalos »

Ein Klassiker den ich oft erlebt habe:

"Ich habe nichts gemacht! Die Uhr ist einfach so kaputtgegangen!"

Man schaut in die Uhr rein und die Hälfte aller Räder haben abgebrochene Triebe etc. aber keien defekte Feder.
"'S muss a Blede geb'n, aber 's werden hoit ollawei mehrad!" - Meister Eder
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praezis
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Re: Legenden, Geruechte....

Beitrag von praezis »

Karlo,
ich weiss, es ist eines Deiner Lieblingsthemen, aber das von Dir geforderte mehrstündige Glühen ist Unsinn (vielleicht solltest Du die Datenblätter einfach richtig lesen). Wichtig ist das Erreichen der richtigen Temperatur für die vollständige Gefügeumwandlung (s. Eisen-Kohlenstoff Diagramm). Das mag bei einem Teil für einen Schiffsdiesel mehrere Stunden dauern, bei einer M0,5 Uhrenschraube sicher nicht. Wenn Du die Härtekurve genau ansiehst, wirst Du sehen, dass Glühzeiten << 1 Minute rauskommen, wie es wir Uhrmacher eben tun.

Gruß,
Frank

http://www.wst-center.de/fileadmin/user ... /12210.pdf
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karlo

Re: Legenden, Geruechte....

Beitrag von karlo »

Danke, dass Du den Beweis fuer die Richtigkeit meiner Aussage verlinkt hast.
Prozessorientiert runtergerechnet auf eine 0.5er Schraube, die ja von Hobbyuhrmachern mehrmals taeglich angefertigt werden, koennte man im Sekundenbereich landen.
Nur kommt dann langsam die Frage auf, wieviel Molekuele mindestens vorhanden sein muessen zum Haerten. :-)

Zitat: Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die Gluehtemperaturen fuer legierte Staehle nicht dem Eisenkohlenstoffdiagramm sondern den Werkstoffblaettern zu entnehmen sind.
Aus Reuter Werkstoffkunde

Hier zu finden:
http://www.google.com/url?sa=t&source=w ... Dw&cad=rja
Karlo
Heinrich
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Re: Legenden, Geruechte....

Beitrag von Heinrich »

es ist sicher nie verkehrt, wenn man sich beim Härten und Anlassen an die einschlägigen Datenblätter hält. Bevor man sich jetzt aber mit Fachlektüre und Tabellen eindeckt und sich dann möglicherweise verrückt macht, weil z.B. man die für Silberstahl in den Büchern geforderte Glühtemperatur nicht messen kann sei gesagt, daß es für die Größe unserer Werkstücke völlig ausreicht, die Sachen mit Schmierseife einzureiben, frei Schnauze auf hellere Rotglut zu erhitzen, dann in Wasser bzw. Öl abzuschrecken und gleich danach langsam auf die gewünschte Farbe anzulassen. Es reicht dazu die Zeit, die das Werkstück braucht, um die jeweilige Farbe zu bekommen. Ein Richtwert für die Anlasserei größerer Teile ist ca 1 Stunde pro cm Dicke, aber wer baut schon Uhren mit solchen Brocken. Dabei muß man wissen, daß Silberstahl ein Durchhärter ist, den man bei größeren Werkstücken (eng. Anker o.Äh.) besser in Öl abschreckt, um ein Reißen zu vermeiden und den man einmal gehärtet nicht mehr richtig weich bekommt und nur noch mit Mühe bearbeiten kann. Stähle, die man erst im Einsatz aufkohlen muß wird man heute kaum noch finden und Triebstahl, der eigentlich für unsere Belange optimal ist, gibt es auch nicht mehr (glücklich der, der davon noch ein paar Kilo hat ;) ). Die Stahlbleche die der Furniturenhandel anbietet sind absolut problemlos zu härten und zu bearbeiten. Was das allerdings für ein Zeugs ist weiß ich auch nicht.
Heinrich
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winne
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Re: Legenden, Geruechte....

Beitrag von winne »

Hallo Heinrich

Ich kann deine Angaben nur bestätigen die Stahlbleche lassen sich problemlos bearbeiten und Härten und man kann sie heute noch bekommen (z.B. bei Flume )

Ja Triebstahl wäre die glatte Sahne wenn man ihn noch bekommen würde, der lässt sich bestens bearbeiten und Härten.
Ich habe noch einige Stangen weichen fertigen gezogenen Triebstahl in den verschiedensten Abmessungen, auch hier ist die Verarbeitung denkbar einfach!


Gruß Winne
karlo

Re: Legenden, Geruechte....

Beitrag von karlo »

Wo ist jetzt das Problem, anstelle "Triebstahl" 1.2210 zu nehmen?

Karlo
Heinrich
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Re: Legenden, Geruechte....

Beitrag von Heinrich »

da gibt es überhaupt kein Problem, außer vielleicht, daß viele Leute mit der Bezeichnung 1.2210 nichts anfangen können oder einfach nicht wissen, daß es sowas gibt oder wo man sowas in vertretbaren Mengen und zu vertretbaren Preisen bekommt.
Heinrich
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