Das hört sich zunächst mal brutal an und man denkt folgendes:
Der Frank hat das Pendel rausgebaut und stattdessen da irgendwas elektronisches eingesetzt. Die Uhr ist jetzt hin, schade um das schöne Teil. Aber es ist ganz anders.
Zunächste einmal: Um diese Uhr geht es (die rechte):

Die hatte ich im alten Forum schon mal vorgestellt. Interessant ist an der Uhr, dass die - obwohl eine alte Konstruktion - vom Hersteller auf Transistor umgestrickt wurde. Alles Original!!! Die Uhr hatte nie einen Kontakt.

Praezis hat mir die folgenden Unterlagen zur Verfügung gestellt:

Und die haben mir zu Denken gegeben, da die Uhr an sich immer prächtig falsch lief. Vielleicht lag es daran, dass ich mir keine rechte Mühe bei der Regulierung gegeben habe.
Besonders zu Denken gab mir - auf dem Schaltplan links unten zu sehen - die Synchronisationsspule. Irgendwann ist mir mal die Idee gekommen, die vielleicht mal zu nutzen. Da mir aber die Sekundenpendeluhr fehlt, die dort die Sekundenimpulse eingeben kann, kam mir die Idee, doch ein Quartzwerk zu verwenden. Auch dieses Quartzwerk gibt Sekundenimpulse aus, sehr genau noch dazu. Ließe sich damit nicht dieses Pendel synchronisieren, so dass die Uhr quartzgenau laufen würde?
Ich habe also in meinem Fundus gesucht und tatsächlich ein Quartzwerk gefunden - uralt - mit einer zerzausten Spule, aber intaktem Elektronik-Block. Die Motorimpulse waren ordentlich und kräftig. Die Mechanik, da eh kaputt, wanderten in die Tonne.
Das Problem bei diesen Uhren mit Lavet-Schrittschaltmotor ist die Ausgabe der Impulse: Die Polarität wechselt sekündlich, sonst laufen diese Motoren nicht schrittweise. Die Alternative wäre gewesen, ein anderes Werk zu schlachten mit unipolarem Schrittmotor. Staiger baute so etwas. Aber das Werk war äußerst selten und tat es mit Nachhilfe noch! Also durfte es weiterleben...
Die wechselnden Impulse bekommt man aber auf einfache Weise gleichgerichtet! Natürlich mit einem Gleichrichter, oder mit 4 Dioden. Also: Aus einem Schrottgerät 4 gleichartige Dioden ausgelötet und an den E-Block geschaltet. Das sah abenteuerlich aus, aber die Impulse kamen so, wie ich mir das dachte:

Man sieht das ausgeschlachtete Werk, Kienzle uralt. Daneben - mit dem Motorausgang gekoppelt - eine primitive Streifenplatine mit den 4 Dioden zur Gleichrichtung des Motorsignals. 2 Widerstände, die ich nicht mehr brauchte, aus dem Versuchsstadium. Und ein Poti, der auch ausgeschaltet ist. Das Kabel links geht zur Uhr und wird einfach an den Ausgang der Synchronisationsspule geschraubt.
Nach einigen Versuchen - das Pendel der Brillie musste ziemlich genau reguliert werden, damit es sich synchronisieren lässt - läuft die Uhr nun quartzgenau. Nach 3 Tagen hat sie eine Abweichung von vielleicht 2/10 Sekunden! Da diese Uhren so genau nicht laufen, muss die Synchronisation packen. Es funktioniert also.
Aber wie? Wieso lässt sich das Pendel synchronisieren?
Die Brillie-Uhren haben ein Halb-Sekunden-Pendel. Wenn die Quartzuhr jede Sekunde einen Impuls ausgibt, kommt der Stromstoß immer an der gleichen Stelle der Pendelschwingung - wenn es denn einigermaßen genau genug schwingt.
Wenn der Stromstoß des Quartzwerkes genau in der Mittellage des Pendels kommt, wird das Pendel zusätzlich zu der Uhr etwas angetrieben, aber an der Schwingungszeit des Pendels ändert sich nichts.
Läuft das Pendel etwas hinterher, so kommt der Stromstoß, wenn das Pendel die Mittellage noch nicht erreicht hat. Antrieb vor der Mittellage beschleunigt aber das Pendel, was in meinem Sinne ist.
Ist das Pendel aber etwas zu schnell, so kommt der Stromstoß, wenn das Pendel über der Mittellage hinaus ist. Antrieb nach der Mittellage verlangsamt das Pendel aber, was auch in meinem Sinne ist.
Der zusätzliche Stromstoß des Quartzwerkes treibt also das Pendel etwas an, was man auch am Pendelausschlag sieht. Aber die Uhr läuft quartzgenau.
In den nächsten Tagen werde ich mir aus den Bauteilen der alten Quartzuhr eine kleine Platine machen, die dann einfach an die Rändelmuttern der Brillie-Uhr angeschraubt wird. So kann man alles mit 2 Handgriffen auf den alten Zustand setzen, ohne die Originalsubstanz überhaupt beschädigt zu haben.
Ich denke, das ist eine elegante Art, diese Uhr zu regulieren.
Wenn das Platinchen fertig ist, gibt es noch einmal ein Bild...
Frank