Kombi-Restauration einer "Eier"uhr (Bulle Clock)
Re: Kombi-Restauration einer "Eier"uhr (Bulle Clock)
Mag sein, aber Leukosilk ist vom Original nicht oder nur kaum zu unterscheiden. Im Gegensatz zum Film.
Außerdem hat der Film oder das Dia eine gewisse Rückstellkraft wie eine echte Pendelfeder. Und die ist hier gerade nicht (!) gefragt. Denn die Rückstellkraft, die sonst die Pendelfeder ausübt, wird bei dieser Uhr über eine "Isochronismusfeder" in das Pendel gebracht. Der Film würde diese Kraft verstärken, und die Uhr würde nach dem Mond laufen. Diese "Isochronismusfeder" ist eine Drahtfeder, die das Pendel zusätzlich zur Erdschwerkraft in die Mittellage zieht.
Wie gesagt, die Konstruktion ist krude und sehr umständlich. Trotzdem sind von diesen Uhren immerhin 300.000 Stück gebaut worden. Erstaunlich eigentlich.
Frank
Außerdem hat der Film oder das Dia eine gewisse Rückstellkraft wie eine echte Pendelfeder. Und die ist hier gerade nicht (!) gefragt. Denn die Rückstellkraft, die sonst die Pendelfeder ausübt, wird bei dieser Uhr über eine "Isochronismusfeder" in das Pendel gebracht. Der Film würde diese Kraft verstärken, und die Uhr würde nach dem Mond laufen. Diese "Isochronismusfeder" ist eine Drahtfeder, die das Pendel zusätzlich zur Erdschwerkraft in die Mittellage zieht.
Wie gesagt, die Konstruktion ist krude und sehr umständlich. Trotzdem sind von diesen Uhren immerhin 300.000 Stück gebaut worden. Erstaunlich eigentlich.
Frank
Re: Kombi-Restauration einer "Eier"uhr (Bulle Clock)
Achso, da ist die Rückstellkraft hier gar nicht gewollt. Dann ist Film natürlich nicht geeignet.Typ1-2-3 hat geschrieben:...Außerdem hat der Film oder das Dia eine gewisse Rückstellkraft wie eine echte Pendelfeder. Und die ist hier gerade nicht (!) gefragt. Denn die Rückstellkraft, die sonst die Pendelfeder ausübt, wird bei dieser Uhr über eine "Isochronismusfeder" in das Pendel gebracht. Der Film würde diese Kraft verstärken, und die Uhr würde nach dem Mond laufen. Diese "Isochronismusfeder" ist eine Drahtfeder, die das Pendel zusätzlich zur Erdschwerkraft in die Mittellage zieht...
Mit war es nur eingefallen, weil Film in der DDR gelegentlich auch als Pendelfederersatz benutzt wurde ("es gab ja nüscht"). Und es isoliert halt.
Gruß
Micha
Micha
Re: Kombi-Restauration einer "Eier"uhr (Bulle Clock)
Hallo
Angeregt durch Eure Beiträge habe ich mir mal meine Elektro Uhr angeschaut.
Und siehe da zwischen den Messingbacken klemmt ein Stück Stoff als Pendelfeder!
Original ???
War mir so, noch nicht als solches aufgefallen.


Und sie läuft schon über 20 Jahre mit Freude!
Gruß Winne
Angeregt durch Eure Beiträge habe ich mir mal meine Elektro Uhr angeschaut.
Und siehe da zwischen den Messingbacken klemmt ein Stück Stoff als Pendelfeder!
Original ???
War mir so, noch nicht als solches aufgefallen.


Und sie läuft schon über 20 Jahre mit Freude!
Gruß Winne
Re: Kombi-Restauration einer "Eier"uhr (Bulle Clock)
Hallo Winne,winne hat geschrieben:....Angeregt durch Eure Beiträge habe ich mir mal meine Elektro Uhr angeschaut.
Und siehe da zwischen den Messingbacken klemmt ein Stück Stoff als Pendelfeder!
Original ???
klar, das ist original. Die Bulle - Uhren haben immer eine textile Pendelfeder. Nicht leitend und nicht zurückschnellend wie eine Feder, wie Frank schon geschrieben hat.
Gruß
Peter
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Re: Kombi-Restauration einer "Eier"uhr (Bulle Clock)
Schöne Bulle-Clock. Habe ein ähnliches Modell, aber in groß.
Frank
Frank
Re: Kombi-Restauration einer "Eier"uhr (Bulle Clock)
Hallo allerseits,
die Uhr ist ja auch der kleine Bruder der Bulle-Clock, eben eine "Clockette".
@ Frank
Noch eine Frage zu der Reparatur der Pendelfeder: Welche Schrauben nimmst Du? Wo bekommt man sowas?
Ich habe mal bei einem Optiker nachgefragt, der mir aber nur Schrauben aus Neusilber anbieten konnte. Solche aus Messing habe ich noch keine gefunden, auch noch keine passenden Nieten.
Gruß
Martin
die Uhr ist ja auch der kleine Bruder der Bulle-Clock, eben eine "Clockette".
@ Frank
Noch eine Frage zu der Reparatur der Pendelfeder: Welche Schrauben nimmst Du? Wo bekommt man sowas?
Ich habe mal bei einem Optiker nachgefragt, der mir aber nur Schrauben aus Neusilber anbieten konnte. Solche aus Messing habe ich noch keine gefunden, auch noch keine passenden Nieten.
Gruß
Martin
- soaringjoy
- Moderator
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- Wohnort: NRW
Re: Kombi-Restauration einer "Eier"uhr (Bulle Clock)
Nach dem Zuschneiden und Anpassen des neuen Furniers
erfolgt natürlich eine letzte Passkontrolle, bevor der Leim
aufgetragen wird.
Dünn, aber vollflächig trage ich ihn auf und streiche ihn besonders
an den Schnittkanten und Ecken hinein.
Das neue Furnierstück wird mit den Fingern angepresst, bis es
richtig sitzt, herausquellender Leim wird sofort weggeputzt.
Ein Stück Küchenpapier o.ä. kommt oben drauf, dann ein Brettchen.
Nun wird die ganze Sache mit starken Klammern oder Zwingen verpresst
und trocknet über Nacht.
Das Küchenpapier nimmt noch Leim auf und verhindert, dass das Pressbrettchen
mit verleimt wird.
Nach dem Austrocknen müssen natürlich Papierreste vorsichtig entfernt
werden.
Die Furnierstreifen an den Rundungen habe ich mit Klebefilm fixiert und
"verpresst" und gebetet, dass es gut geht.
Die erste halbe Stunde - kritisch für das Abbinden des Leims - habe
ich immer wieder kontrolliert und mit den Fingern zusätzlich angepresst.
Fortsetzung folgt.
erfolgt natürlich eine letzte Passkontrolle, bevor der Leim
aufgetragen wird.
Dünn, aber vollflächig trage ich ihn auf und streiche ihn besonders
an den Schnittkanten und Ecken hinein.
Das neue Furnierstück wird mit den Fingern angepresst, bis es
richtig sitzt, herausquellender Leim wird sofort weggeputzt.
Ein Stück Küchenpapier o.ä. kommt oben drauf, dann ein Brettchen.
Nun wird die ganze Sache mit starken Klammern oder Zwingen verpresst
und trocknet über Nacht.
Das Küchenpapier nimmt noch Leim auf und verhindert, dass das Pressbrettchen
mit verleimt wird.
Nach dem Austrocknen müssen natürlich Papierreste vorsichtig entfernt
werden.
Die Furnierstreifen an den Rundungen habe ich mit Klebefilm fixiert und
"verpresst" und gebetet, dass es gut geht.
Die erste halbe Stunde - kritisch für das Abbinden des Leims - habe
ich immer wieder kontrolliert und mit den Fingern zusätzlich angepresst.
Fortsetzung folgt.
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"tempus nostrum"
Re: Kombi-Restauration einer "Eier"uhr (Bulle Clock)
Zu den Schrauben: Da ist noch ein Kistchen von M2-Schrauben in Messing in meiner Grabbelkiste. Die haben zwar keinen Senkkopf, aber da kann man ja mit seiner Drehbank nachhelfen.
Mit der kann man zur Not auch Nieten herstellen, aber die Schrauben sind mir lieber, denn im Schadensfall kann man da schnell ein neues Stück Textil (oder weißes Pflaster ohne Kleber) ersetzen.
Bei der Feder oben konnte ich die Stifte wieder verwenden, indem ich alles wieder zusammengeschlagen habe. Dann wurden die Nieten mit einem spitzen Punzen wieder etwas verstemmt, und fertig. Ist zwar nicht so schön wie geschraubt. Aber immerhin wieder voll funktionsfähig.
Frank

Bei der Feder oben konnte ich die Stifte wieder verwenden, indem ich alles wieder zusammengeschlagen habe. Dann wurden die Nieten mit einem spitzen Punzen wieder etwas verstemmt, und fertig. Ist zwar nicht so schön wie geschraubt. Aber immerhin wieder voll funktionsfähig.
Frank
- soaringjoy
- Moderator
- Beiträge: 1446
- Registriert: Do 12. Aug 2010, 09:17
- Wohnort: NRW
Re: Kombi-Restauration einer "Eier"uhr (Bulle Clock)
Nach dem guten Durchtrocknen des Leims werden die überstehenden
Furnierkanten mit der scharfen Klinge abgeschält, begradigt und
geschliffen.
Auch die Furnierfläche wird geschliffen - im Idealfall natürlich so weit,
bis sie absolut bündig mit der Umgebung ist.
An diesem Gehäuse habe ich es nicht gemacht, weil die Lackierung
zerstört worden wäre und gerade sie wollte ich erhalten.
Ein vollständiges Abschleifen, Nachbeizen und Lackieren wäre zwar
möglich gewesen, aber das Gehäuse hätte dann "zu neu" ausgesehen,
nach meinem Geschmack.
Das Furnier wird dann (ggf. mehrmals mit Zwischenschleifen) gebeizt;
soweit möglich, farblich passend.
Dies ist immer auch ein klein wenig Glückssache und nicht immer kommt
z.B. Kirschbeize auf Kirschfurnier so heraus, wie man es sich vorstellt.
Da sollte vorher experimentiert werden.
Der große Furnierstreifen auf dem Buckel wurde mit Streichschellack
behandelt - 24 dünne Schichten, 4 x zwischengeschliffen.
Eine weitere Komplikation war die, dass das Gehäuse Hochglanz bis
fast Spiegelglanz lackiert war.
Einen solchen Glanz mit Streichschellack zu erzielen ist so gut wie
unmöglich, weil die einzelnen Schichten einfach zu dick werden.
Hochglanz erfordert mit dem Ballen etwa 120 Schichten (!)
Das Gehäuse habe ich dann erst gereinigt und poliert.
Die Stellen unter den ZB kamen mit Schellack nicht so wie gewünscht,
deshalb kam noch eine abschließende Schicht Klarlack drauf.
Das war's.
J.
Furnierkanten mit der scharfen Klinge abgeschält, begradigt und
geschliffen.
Auch die Furnierfläche wird geschliffen - im Idealfall natürlich so weit,
bis sie absolut bündig mit der Umgebung ist.
An diesem Gehäuse habe ich es nicht gemacht, weil die Lackierung
zerstört worden wäre und gerade sie wollte ich erhalten.
Ein vollständiges Abschleifen, Nachbeizen und Lackieren wäre zwar
möglich gewesen, aber das Gehäuse hätte dann "zu neu" ausgesehen,
nach meinem Geschmack.
Das Furnier wird dann (ggf. mehrmals mit Zwischenschleifen) gebeizt;
soweit möglich, farblich passend.
Dies ist immer auch ein klein wenig Glückssache und nicht immer kommt
z.B. Kirschbeize auf Kirschfurnier so heraus, wie man es sich vorstellt.
Da sollte vorher experimentiert werden.
Der große Furnierstreifen auf dem Buckel wurde mit Streichschellack
behandelt - 24 dünne Schichten, 4 x zwischengeschliffen.
Eine weitere Komplikation war die, dass das Gehäuse Hochglanz bis
fast Spiegelglanz lackiert war.
Einen solchen Glanz mit Streichschellack zu erzielen ist so gut wie
unmöglich, weil die einzelnen Schichten einfach zu dick werden.
Hochglanz erfordert mit dem Ballen etwa 120 Schichten (!)
Das Gehäuse habe ich dann erst gereinigt und poliert.
Die Stellen unter den ZB kamen mit Schellack nicht so wie gewünscht,
deshalb kam noch eine abschließende Schicht Klarlack drauf.
Das war's.
J.
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"tempus nostrum"
Re: Kombi-Restauration einer "Eier"uhr (Bulle Clock)
Jetzt geht es ans Uhrwerk:
Nachdem das gereinigt ist (und das ist nicht unbedingt einfach, weil die Abstandhalter dieser Platinen mit Messingröllchen gemacht sind. Man sollte sich also vorher ein Foto vom Uhrwerk machen), und die Klinken eingestellt sind, sah das Uhrwerk so fesch aus:

Das Pendel sah nach dem Zerlegen und Reinigen auch wieder ganz nett aus:

Dummerweise wollte die Uhr nicht laufen, nur sehr müde. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass die einen sehr ordentlichen Pendelausschlag haben. Da konnte also was nicht stimmen.
Mechanisch war alles in Ordnung, und auch beim Durchmessen der Uhr habe ich zunächst nichts festgestellt. Nach einiger Grübelei habe ich dann mit einem hochohmigen Ohmmeter den Anker noch einmal durchgemessen. Denn der hat auf einer Seite ein Plättchen aus Silber für den Kontakt, auf der anderen Seite aber ein Isolationsstück. Bei dieser Ausführung aber was das Isolationsstück aus Metall, mit Zwischenstücken aus Hartpapier am Rest der Uhr isoliert befestigt.
Und da kam das, was mir Jürgen erzählt hatte, wieder in den Sinn: Die Uhr muss mal feucht geworden sein. Und auch das Hartpapier hatte Feuchtigkeit gezogen, und weil es 2 verschiedene Metalle berührte, hat sich dann elektrochemische Korrosion ergeben. Das Papier war also mit Metall "getränkt" und hatte einen Durchgangswiderstand von ca 1000 Ohm. Das erscheint nicht viel, aber trotzdem hat das gereicht, die Uhr zu stören.
Ich habe also die Ränder des Hartpapierzwischenstücks mit einem Schleifer abgeschliffen, und das hat gereicht, wieder die volle Isolation herzustellen. Danach lief die Uhr tadellos!
Dann kamen die total verrosteten Zeiger in den Ofen, und dann sah die Sache auch wieder ganz anständig aus.

Nach der Kombination von Werk, Glasrand und Gehäuse ist die Uhr wieder ein richtiges Schmuckstück geworden:

Frank
Nachdem das gereinigt ist (und das ist nicht unbedingt einfach, weil die Abstandhalter dieser Platinen mit Messingröllchen gemacht sind. Man sollte sich also vorher ein Foto vom Uhrwerk machen), und die Klinken eingestellt sind, sah das Uhrwerk so fesch aus:

Das Pendel sah nach dem Zerlegen und Reinigen auch wieder ganz nett aus:

Dummerweise wollte die Uhr nicht laufen, nur sehr müde. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass die einen sehr ordentlichen Pendelausschlag haben. Da konnte also was nicht stimmen.
Mechanisch war alles in Ordnung, und auch beim Durchmessen der Uhr habe ich zunächst nichts festgestellt. Nach einiger Grübelei habe ich dann mit einem hochohmigen Ohmmeter den Anker noch einmal durchgemessen. Denn der hat auf einer Seite ein Plättchen aus Silber für den Kontakt, auf der anderen Seite aber ein Isolationsstück. Bei dieser Ausführung aber was das Isolationsstück aus Metall, mit Zwischenstücken aus Hartpapier am Rest der Uhr isoliert befestigt.
Und da kam das, was mir Jürgen erzählt hatte, wieder in den Sinn: Die Uhr muss mal feucht geworden sein. Und auch das Hartpapier hatte Feuchtigkeit gezogen, und weil es 2 verschiedene Metalle berührte, hat sich dann elektrochemische Korrosion ergeben. Das Papier war also mit Metall "getränkt" und hatte einen Durchgangswiderstand von ca 1000 Ohm. Das erscheint nicht viel, aber trotzdem hat das gereicht, die Uhr zu stören.
Ich habe also die Ränder des Hartpapierzwischenstücks mit einem Schleifer abgeschliffen, und das hat gereicht, wieder die volle Isolation herzustellen. Danach lief die Uhr tadellos!
Dann kamen die total verrosteten Zeiger in den Ofen, und dann sah die Sache auch wieder ganz anständig aus.

Nach der Kombination von Werk, Glasrand und Gehäuse ist die Uhr wieder ein richtiges Schmuckstück geworden:

Frank