Siemens HU10/12 # Aufzugsproblem

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mikey
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Registriert: Mo 17. Jan 2011, 14:00

Siemens HU10/12 # Aufzugsproblem

Beitrag von mikey »

Hallo zusammen,
ich bin heute auf der Suche nach Infos zu meinem Problem unten auf dieses Forum gestoßen und habe mich sogleich registriert - in der Hoffnung auf Hilfe.
Nach längerer "Betriebspause" (Jahre) habe ich die Uhr, die seit dreißig Jahren hier an der Wand hängt, wieder in Betrieb genommen. Die Uhr hat zuvor viele Jahre problemlos gearbeitet. Nun allerdings gibt es ein Problem mit dem Aufzug.
Alle paar Minuten, aber nicht regelmäßig, braucht der Aufzugsmechanismus jeweils mehrere Anläufe.

Bild

Dabei wird auch das Rad 3 nicht weit genug gedreht, es schnackt dann zurück. Der Mechanismus versucht es noch paar Mal und gibt dann für diese Minute auf. Ist der nächste Aufzug fälig, klappt's dann meistens.
Ich habe durch Hebel 1 die Automatik abgeschaltet und die Uhr paar Stunden ablaufen lassen, um zu sehen, ob der Hubmagnet irgendein Defizit hat. Nach reaktivieren der Automatik wurde das Gewicht jedoch problemlos wieder aufgezogen, der Mechanismus lief rund, und es gab keinerlei Aussetzer, bis das Gewicht ganz aufgezogen war. Danach setzte das oben geschilderte Phänomen erneut ein.
Irgendwie scheint das Zusammenspiel der Hebel 4 und 5 nicht recht zu "fluppen", obwohl leichtgängig. Jedenfalls liegt der Finger 2 nicht stets am Schneckenrad an und ignoriert auch die Stufe.
Vielleicht ist auch das Gewicht schon ganz oben und kann nicht mehr weiter gehoben werden. Dann hapert's mit irgendeiner mechanischen Abstimmung.
Ich habe zwar nicht zwei linke Hände, aber von derartiger Feinmechanik verstehe ich nicht viel. Ich hoffe, ich konnte Euch mein Problem klarmachen. Und ich hoffe auf ein paar Tips.
Ich hänge sehr an dieser Uhr; sie hat in meiner I-Dötzchen-Schule die Pausenbimmel geschaltet. Das war Anfangs der 60er Jahre.

Vielen Dank im Voraus
/Mikey.
karlo

Re: Siemens HU10/12 # Aufzugsproblem

Beitrag von karlo »

Herzlich willkommen hier.
Mit der detailierten Fehlerbeschreibung wird sicher jemand helfen koennen.

Karlo
KleineSekunde
Moderator
Beiträge: 1281
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02

Re: Siemens HU10/12 # Aufzugsproblem

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo,

wenn die Uhr vor einigen Jahren noch problemlos lief und an den Kontakten / der generellen Einstellung der verschiedenen Hebel / des Exzenters nichts geändert wurde: Kann es eventuell sein, dass die Auslösung durch den Aufzugsmagneten hinten an der Uhr durch verharztes Öl schwergängig wurde? Nach langer Standzeit könnte insgesamt das Räderwerk durch verharztes Öl schwergängiger sein.

Der Anker zieht ja offensichtlich an aber entwickelt eventuell nicht zuverlässig genug Schwung, um das Rad (3) weiter zu bewegen.

Eventuell sollte dahe eine Reinigung und ein neues Ölen des Uhrwerks erfolgen.

Nach erfolgtem Vollaufzug der Uhr müsste dann beim erneuten Einfallen des Hebels (2) am Exzenter der Kontakt direkt neben der 5 bei einer Linksschwingung des Pendels schließen, um den nächsten Doppelhup auszulösen.

Der Finger (2) liegt bei meiner Uhr auch nicht ständig am Exzenter an. Nach einem erfolgten Doppelhup des Magnetens dauert es etwas, bis der Finger wieder am Exzenter anliegt. Nach etwa einer halben Umdrehung liegt er dann aber wieder an, um dann wie beschrieben, bei einer Linksschwingung des Pendels wieder einzufallen.

Ich gebe zu, dass die genaue Justierung nach dem Zerlegen des Uhrwerks recht "fummelig" ist.

Aber eventuell hilft die kurze Beschreibung ja schon...

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
mikey
Beiträge: 8
Registriert: Mo 17. Jan 2011, 14:00

Re: Siemens HU10/12 # Aufzugsproblem

Beitrag von mikey »

Hi Guido,
ich bin wahrhaftig für jeden Tip dankbar.
Ich dachte immer, derartige Räderwerke laufen trocken. Hab' noch nie davon gehört (bitte mein Ignorantentum zu entschuldigen...), daß Uhrwerke geölt werden müssen. Ich habe diese Uhr noch nie zerlegt, aber was ich so, auch mithilfe von Zahnarztspiegeln, erkennen kann, gibt es keinerlei verharzte Stellen oder Öl-Rückstände.
Was sind denn die kritischen Stellen, die vielleicht einen Tropfen Öl bräuchten? Ich habe keine Unterlagen...Und was für Öl kommt da in Frage?
BTW: Vor meinem Umzug nach hier (1982) hatte die Uhr schon mal eine lange "Standpause". Ich konnte sie aber nach meinem Umzug hier problemlos in Betrieb nehmen.
Falls das von Belang sein sollte: Die Blattfeder der Pendelaufhängung war mal gerissen, ein Uhrmacher in Düsseldorf hat eine neue angefertigt. Den gibt's aber nicht mehr. Seitdem jedoch läuft die Uhr nur wenn sie bissl schief hängt (Nullpunkt des Pendels zwei Strich links...) - egal wie ich am Pendel"schieber" schiebe.
Also: Wo wären die neuralgischen Öl-Punkte?

Zu Deinem Absatz 2: Während der Aufzugsphase nach dem Ablaufenlassen schafft er's ja auch...(?)

Zu Deinem Absatz 4: Wertvoller Tip, hab' ich noch nicht genau beobachtet. Das wird nachgeholt. Hat ja auch mit der Bewegung von (5) zu tun.

Was kann man an diesem Exzenter justieren? Der trägt doch nur den Sekundenzeiger?

Einstweilen vielen Dank
Gruß Mikey.
mikey
Beiträge: 8
Registriert: Mo 17. Jan 2011, 14:00

Re: Siemens HU10/12 # Aufzugsproblem

Beitrag von mikey »

Also, was den Finger am Exzenter angeht: Das ist kein "Einfallen", eher ein "Einschleichen". Ich kann mich erinnern, daß das früher mal zackiger ging. -
Ich habe mal die maßgeblichen Kontaktflächen (rechts der 5 und am Hebel 1) gereinigt. Das brachte mich auf den Gedanken, mit der Justierzange das linke Kontaktfederpaar rechts der 5 näher zusammenzubringen, sodaß es bei Betätigung durch (5) einen festeren Schluß gibt. All dies hat aber nichts verändert.
Jedoch habe ich zufällig durch Herumspielen am rechten Kontaktfederpaar rechts der 5 (das durch Hebel 4 bedient wird) eine Einstellung gefunden, in der aus dem Doppelhub zwei um 30 s versetzte Einzelhübe werden. In dieser Stellung treten überhaupt keine "Extrasystolen" mehr auf, und die Uhr läuft rund. Dauertest steht noch aus, ich weiß aber nicht ob dieser Betrieb "legal" ist??
Gruß Mikey.
KleineSekunde
Moderator
Beiträge: 1281
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:02

Re: Siemens HU10/12 # Aufzugsproblem

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Mikey,

in regelmäßigen Abständen sollten Uhren durchaus gereinigt und dann auch neu geölt werden. Dabei werden die einzelnen Lager und die Spitzen des Ankerrades sparsam geölt, die übrigen Zahnräder und Triebe jedoch nicht.

Reinigen geht - leider - nur im zerlegten Zustand, dabei werden die einzelnen Lager mit Putzhölzern (je nach Größe der Lager gehen wohl auch Zahnstocher oder Schaschlik-Spieße) ausgerieben, bis kein dunkler Abrieb mehr zu erkennen ist. Die Einzelteile und die Platine reinige ich vorher mit Benzin, welches altes Öl gut löst. Ein "Nachölen" des montierten Uhrwerks ist hier sicherlich nicht zielführend (vorhandener Abrieb kann dabei nicht entfernt werden) und führt auf Dauer zu verstärktem Verschleiß. Optimal wäre die Verwendung eines Ultraschallbades mit entsprechender Reinigungsflüssigkeit. Für den Anfang tut es aber auch ein Bad in Benzin. Optimal wäre weiterhin die Verwendung von speziellem Uhrenöl für Großuhren (ich selber nutze da nun Koch Uhrenöl Sorte 5). Leichtfließendes Motoröl könnte für erste Versuche eventuell auch geeignet sein, aber da gehen die Meinungen wohl auseinander... Meiner Meinung nach ist die Verwendung von Motoröl sicherlich deutlich besser als die Uhr trocken, bzw. ungereinigt laufen zu lassen. Grundsätzlich sollten die gesäuberten Lager sparsam geölt werden. Zuviel Öl verläuft auf der Platine und das Lager wird recht schnell wieder trocken.

Grundsätzlich sollte beim Aufzug ein Doppelhup erfolgen und keine zwei zeitlich versetzten Einzelhübe. Hier stimmt also etwas nicht so ganz. Wahrscheinlich ist es eine Frage der Feineinstellung / der zuverlässigen Kontaktierung, also zunächst hoffentlich gar nicht so schlecht.

Der Exzenter ist auf der Sekundenradwelle übrigens drehbar gelagert und kann somit auch eingestellt werden.

Bei Vollaufzug der Uhr liegt der Steuernocken (Teil des Aufzugsgetriebes) oben auf der Lasche 1. Beim Ablauf der Uhrwerkes bewegt sich der Steuernocken dann nach oben weg von der Lasche 1, so dass der Hebel 1 sich nach oben bewegen kann. Nachdem die Stufe 1 des Hebels 1 von der Lasche 2 freigegeben wird (ein gewisser Überhub / Spiel muss dabei vorhanden sein), soll nach etwa 7-10 Schwingungen des Pendels bei einer Linksbewegung des Pendels der Hebel am Exzenter einfallen. Dabei muss dann das linke Kontaktpaar sicher geschlossen werden, damit Strom zum Aufzugsmagneten fließen kann. Die Kontakte müssen dazu natürlich sauber sein, damit ein Kontakt überhaupt erfolgen kann.

An den Kontakten würde ich nicht zu viel biegen, da die Einstellung doch recht empfindlich ist und die Uhr mit dem vorhandenen Kontaktsatz offensichtlich bis vor einiger Zeit gut gelaufen ist, also somit eigentlich alles stimmen sollte. Ohne Kenntnis der Zusammenhänge der einzelnen Bauteile und Funktionen wäre ich da recht vorsichtig.

Nach einem erfolgten stromlosen Ablaufs des Werkes (wie beschrieben) erfolgt die Kontaktierung des Aufzugmagnetens zunächst über das rechte Kontaktpaar. Wenn die Kontaktierung hier besser ist als beim linken Kontaktpaares kann es eventuell durchaus sein, dass der Aufzug dann problemlos erfogt. Sobald die Uhr dann aber wieder vollständig aufgezogen ist (Steuernocken liegt oben an der Lasche 1 des Hebels 1), erfolgt die Kontaktierung dann über das linke Kontaktpaar. Je nach Kontaktdruck der Kontakte / möglicher Verschmutzung der Kontakte auf der linken Seite kann es dann durchaus zu Problemen beim Aufzug kommen. Hier sollte also eine äußerst vorsichtige Reinigung der Kontakte erfolgen, ohne die Kontakte dabei zu verbiegen.

Hier noch ein Detailbild mit dem genannten Bezeichnungen der Teile:
Siemens Details 1.jpg
Auch wenn es von außen eventuell nicht sichtbar sein sollte, so würde ich doch darauf tippen, dass auch die einzelnen Teile zuviel Reibung aufweisen. Für einen dauerhaften Betrieb ist daher sicherlich die Zerlegung, die Reinigung und Ölung des Werkes dringend angeraten.

Der korrekte Zusammenbau eines Siemens-Werkes ist selbst mit einer entsprechenden Anleitung ziemlich fummelig. Eventuell wäre es daher sinnvoller, einen Uhrmacher zu fragen, der sich auch mit elektrischen Uhren auskennt.

Eine Anleitung für die Siemens-Uhr könnte ich bei Bedarf übrigens zur Verfügung stellen, damit wird sicherlich vieles deutlich klarer. Aber auch mit Anleitung ist es nicht ganz unproblematisch, da viele der angegebenen Maße geschätzt werden müssen, was nicht ganz einfach ist. Für die korrekte Einstellung meines ersten Siemens-Werkes habe ich jedenfalls recht lange gebraucht...

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
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mikey
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Registriert: Mo 17. Jan 2011, 14:00

Re: Siemens HU10/12 # Aufzugsproblem

Beitrag von mikey »

Hallo Guido,
habe vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, ich verstehe jetzt vieles besser.
Auf das Angebot, Unterlagen zur Verfügung zu stellen, komme ich gerne zurück, alles Weitere per PM. Vielen Dank auch dafür. -
Ich sehe schon, das wird eine größere Aktion. Was Du vorgeschlagen hast, traue ich mir schon zu, nur nicht im Moment, aus Zeit- und Platzgründen (ich habe keinen Raum um unvollendetes Werk liegenzulassen, bis ich mal wieder eine Stunde Zeit habe weiterzumachen). Das wird eine Sache, die ich im Sommerurlaub in Angriff nehmen werde.
Ich werde jetzt die Uhr wieder auf Doppelhub trimmen, dann anhalten, Zifferblatt und Zeiger montieren und die Tür bis zum Sommer schließen.
Ich werde mich - versprochen! - an dieser Stelle wieder melden.
Einstweilen liebe Grüße
Mikey.
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Gnomus
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Re: Siemens HU10/12 # Aufzugsproblem

Beitrag von Gnomus »

Hallo mikey,
Du hattest geschrieben, daß die Uhr nur geht, wenn sie etwas schief hängt. (Das nennt man ungleichmäßigen Abfall.) Hatte Dir schon jemand auf Deine Frage geantwortet? Wenn nicht, dann guck mal hier, hat Corvette schön beschrieben:
http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... fall#p6112

Und wenn Du eine Vorrichtung zum Feinregulieren hast, wie auf dem nächsten Bild, oder am unteren Ende der Gabel eine Art Scheibe zum Verdrehen mit Stift hast, dann geht das Einstellen noch einfacher.
Gruß
Micha
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ATOmania
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Re: Siemens HU10/12 # Aufzugsproblem

Beitrag von ATOmania »

Das "fein"einstellen des Abfalls geht bei den HU 10 durch ein verschiebbar aufgenieteten Exzenter auf der Pendelstange. Da wo die Ankergabel am Pendel sitzt. ;)
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Gnomus
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Re: Siemens HU10/12 # Aufzugsproblem

Beitrag von Gnomus »

ATOmania hat geschrieben:Das "fein"einstellen des Abfalls geht bei den HU 10 durch ein verschiebbar aufgenieteten Exzenter auf der Pendelstange. Da wo die Ankergabel am Pendel sitzt. ;)
Hast Du mal ein Foto davon?
Gruß
Micha
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