Hallo Peter,
schön Dich hier auch mal anzutreffen
Ich versuche mal meine Meinung aufzuschreiben, die ein bisschen vom oben geschrieben abweicht und so gut es mit meinen Kenntnissen geht, zu begründen (ich bin ja im Uhrenbereich mehr ein allrounder als ein Spezialist für Schwarzwälder.)
"Früh" ist immer relativ, aber ich würde es doch als frühe Uhr bezeichnen, allerdings für eine Holzräderuhr eben schon nicht mehr ganz früh, denn gerade um diese Zeit wurden ja im Schwarzwald schon die Holzräder von holzgespindelten Messingrädern abgelöst.
Ich schätze die Uhr nämlich so um 1800 oder auch ein paar Jahre früher.
Aber ich glaube eher gar nicht, dass die Uhr aus dem Schwarzwald stammt. Jedenfalls sind ein paar Dinge für mich nicht typisch für eine Uhr aus dem Schwarzwald.
Zuerst einmal der massive Anker. Im Schwarzwald wurde normalerweise damals schon ein Blechanker verwandt, der auch weniger Zähne umfasste als dieser.
Die Ankerwelle , ist die aus Eisen ?
So eine massive Eisenwelle wäre auch ungewöhnlich. Meist waren es bei frühen Ankeruhren gedrechselte Holzwellen und bei späteren dann dünnere Metallwellen.
Zeichen für eine relativ frühe Uhr ist die über dem Werk liegende Ankerwelle.
Die Zifferblattbefestigung bei Schwarzwälder Uhren ist fast immer anders als bei dieser Uhr gemacht, also jedenfalls keine angesetzten Zifferblattfüße, sondern meist Laschen , die an der Stirnseite des Gestells angebracht waren und dann in das Zifferblatt hineinragten oder sogar hindurch und vorne verstiftet waren.
Das Zifferblatt ist anscheinend Papier auf Holz ?
Das gab es im Schwarzwald bei den frühen Uhren auch, aber die von Dir genannte Viertelmarkierung eher nicht. Die kenne ich nur aus anderen Gegenden der Holräderfertigung, so aus Böhmen und Österreich.
Allerdings ist sie für mich auch ein Merkmal, das eher auf die Zeit vor oder um 1800 hinweist, als danach.
Bei einer Schwarzwälder Uhr hätte ich eher verziert gedrechselte Wellen erwartet (die waagerechte Welle, die die Hammerwelle auslöst, die noch nicht einmal rund ist und die nach oben führende Hammerwelle. Die Fallwellen müssten auf der anderen nicht fotografierten Seite liegen.)
Das Werksgestell ist bei Schwarzwälder Uhren fast immer aus Hartholz und nicht so wie es hier aussieht, teilweise aus Weichholz.
Ich kann aber leider nicht sagen, aus welcher Gegend die Uhr sonst stammt, wenn sie wirklich nicht aus dem Schwarzwald kommt, zu viele Varianten gibt es da.
Holräderuhren wurden ja neben dem Schwarzwald auch in Böhmen, Österreich, im Fichtelgebirge, im übrigen süddeutschen Raum und in der Schweiz gemacht (wahrscheinlich habe ich jetzt noch ein paar Gegenden vergessen).
Jemand, der sich mit diesem antiken Uhrentyp mehr oder sogar speziell beschäftigt hat, (nicht nur theoretisch sondern auch praktisch) wird Dir wahrscheinlich viel mehr als ich, sofort anhand von bestimmten Dingen sagen können, aus welcher Gegend die Uhr kommt oder welches Detail wofür spricht.
Problematisch ist es nur, wenn sich solche markanten Dinge von Gegend zu Gegend überschneiden und wenn man nicht mehr sicher ist, ob ersetzte Teile an der Uhr sind, bzw. inwieweit die Uhr im Gesamten überhaupt noch original ist. Auf Fotos kann man das nicht sicher genug sagen. Das Anker- oder Steigrad erscheint mir trotz Deinem Zweifel original, ich würde allerdings bei dem Gestell etwas genauer hinschauen. Pfeiler, bzw. Platinen könnten auch den Eindruck erwecken, als wenn sie mal ersetzt oder überarbeitet wurden und deshalb vielleicht nicht mehr aus Buchenholz sind.
Bei so einer Holzuhr kann ja im Laufe der Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte immer wieder schon mal etwas ersetzt worden sein.
Gruß
Peter