Die Bodenplatte ist bei dieser Uhr eine Holzplatte. Der Dom natürlich vorhanden und selbstverständlich aus Glas. Das Drehpendel ist hier eine Besonderheit. Eines der ersten Kugelpendel der Firma „Jahresuhrenfabrik“, D.R.G.M. (Deutsches Reich Gebrauchs Muster) No.:403658, in dieser Ausführung ab ca. 1900 in Verwendung. Das besondere bei diesem Pendel: die Vorrichtung zur Verstellung befindet sich unter den Kugeln in der Art eines Zeigers mit einem Pfeil in Richtung "F" für schneller und "S" für langsamer.
Später wurde dieser Mechanismus dann über den Kugeln angeordnet und durch einen Scheibe ersetzt, halt so, wie man es heute noch kennt.
Jetzt aber zur Uhr. Eine Jahresuhr kann am besten über die hintere Platine identifiziert werden. Die hintere Platine dieser Uhr weist nur eine Marke auf: Die Zahl 98031. Die Platine als solche stammt aus dem Jahr 1908 von der "JAHRESUHRENFABRIK" in Triberg / Schwarzwald.
Die hintere Platine ist mit Vorsteckstiften mit den Werkspfosten verbunden, die vordere Platine ist geschraubt. Das Ziffernblatt hat einen Durchmesser von 55mm (innen).
Es ist ein Emailblatt mit feinen Ziffern in schwarz. Die Zeiger sind aus Stahl gebläut. Das Ganze befindet sich in einer Lünette aus Messing und ist mit der vorderen Platine ebenfalls mit Pfeilern und Stiften verbunden.
Der Werkstuhl besteht aus einer Messingplatte und Säulen, ebenfalls aus Messing. Diese Uhr hat noch keine Stellschrauben zur Justage, auch gibt es noch keine Transportsicherung der Pendelfeder. Die Aufhängung der Pendelfeder ist original und weist diese Uhr ebenfalls als JUF ab 1908 aus.
Diese Uhr war in einem recht desolaten Zustand. Der Vorsteckstift am Minutenzeiger wurde bündig zur Minutenwelle abgefeilt. Bei dieser Manipulation wurden dann wohl auch die Zeiger demoliert. Sie waren nur in Teilen vorhanden und der Minutenzeiger zusammen geklebt

Alle Messingteile waren total blind und teilweise auch schon im Material angegriffen. Das wird noch eine Heiden Arbeit bringen. Die ersten Arbeiten an der Uhr war das Zerlegen und Reinigen aller Teile erst im Ultraschallbad anschließend mit Polierpaste auf Glanz gebracht, die Gangfeder wurde aus dem Federhaus genommen, ebenfalls gereinigt und gefettet und wieder eingesetzt.
Vor dieser Arbeit habe ich immer großen Respekt, denn wenn sich diese Feder selbständig machen sollte, sind Beschädigungen und Verletzungen ganz sicher. Sie hat eine enorme Kraft. Aber hier hilft immer der Federwinder.
Nach der Reinigung der Teile wurden die Lager und Zapfen überprüft und für in Ordnung befunden. Die Zapfen wurden poliert und die Lager mit Putzhölzern gereinigt. Auch die Zähne der Triebe und Räder wurden geputzt, da das vorher verwendete Öl als feste Masse zwischen den Zähnen klebte. Auch wurde mal eine Ladung Lack in das Werk gesprüht, was die Arbeit nicht gerade erleichterte. Die Brücke der Pendelfederaufhängung oben war durch massive Gewalt zerstört worden. Dieses Teil konnte ebenfalls in USA gebraucht erwerben. Auch die Klemmlagerung der Pendelfeder kam aus USA. Somit ist das Werk auch an diesem Punkt wieder original. Eine schöne Arbeit ist das Anpassen der Pendelfeder. Für diese Uhr gibt es keine Unterlagen, also musste ich versuchen, welche Pendelfeder passen könnte. Lieber etwas dicker, denn Abschleifen geht immer, aber Dranschleifen

In der Zwischenzeit war meine Suche nach einem Zeigerpaar von Erfolg gekrönt. Mein Lieferant aus USA hatte noch ein Paar auf Lager und nach ca. 6 Wochen konnte ich sie dann in Empfang nehmen und montieren.
Die Grundplatte aus Holz habe ich in der Zwischenzeit auch gereinigt und mit Möbelpolitur auf Vordermann gebracht. Bewohner gab es zum Glück nicht, eine Kündigung der Selben wäre auch schwierig gewesen, da ich ja kein Eigenbedarf anmelden konnte

Die Messingteile des Werkes wurden mit Mellerud poliert und dann mit Mikro-Wachs versiegelt. Eine gute Methode, um Anlaufen zu verhindern. Nur darf man nach dieser Prozedur dann auch nicht mehr mit scharfen Poliermitteln dran gehen. Zum Reinigen reicht ein Mikrofaser-Tuch voll und ganz.
Jetzt gab es bei der Montage und beim Probelauf keine Probleme mehr. Die Einstellung des Ganges bei diesen Uhren ist immer eine langwierige Angelegenheit, da das Werk nach jeder Manipulation an der Pendelfeder oder am Drehpendel mehrere Stunden braucht, bis sie IHREN Takt wieder gefunden hat. Aber Rentner (ich) habe ja Zeit! Die Amplitude beträgt jetzt ca. 300° und der Gang ist über 7 Tage gesehen auf 1 Minute genau. Der muss dann am Aufstellungsort noch Feinjustiert werden, aber das ist ja kein Problem.