Welle krumm

Funktion, Ratschlaege, Fragen,.....
Forumsregeln
Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
Antworten
markus
Beiträge: 30
Registriert: Do 2. Sep 2010, 08:51

Welle krumm

Beitrag von markus »

Hallo alle zusammen
Obwohl ich nur einer derjenigen bin die hier mitlesen und nichts zu den Themen beitragen kann hoffe ich trotzdem auf eure Hilfe.
Ich habe von einer Freundin eine Uhr bekommen die in den Müll sollte weil sie auseinander gebaut wurde und seit Opas Tod
in seinem Hobbyraum rumliegt. Sie konnte sich noch sehr gut an den tollen "Bim Bim" erinnern wie sie mir berichtete.
Nun ich versuche jetzt diese Uhr wieder zusammen zu bauen. Alle Teile sind, soweit ich das beurteilen kann noch da.
Bei der Durchsicht der Teile ist mir aufgefallen das die Welle des Minutenrades krumm ist. Habe das dann gemessen und es sind 0,5 mm
Diese Abweichung gemessen in einer Umdrehung ist aber nur auf dem Stück der Achse zu sehen die außerhalb der beiden Platinen liegt.
Meine Frage ist nun wie kann ich die Achse richten? Da diese ja gehärtet ist denke ich kalt eher nicht. Oder warm und dann wieder härten?
Oder gleich eine Neue drehen lassen? Oder so lassen weil dann " nur" die Zeiger unrund laufen?
Ich bitte um Hilfe nicht um Kritik so wie vor ein paar Jahren. Bin kein Bürstenbinder. (OT Karlo)
Benutzeravatar
droba
Beiträge: 839
Registriert: So 22. Aug 2010, 21:39

Re: Welle krumm

Beitrag von droba »

Hallo Markus,

ohne Bilder ist das etwas schwierig, aber ein Statement aus dem Stehgreif:

Es wurden früher nur die Zähne, aber nicht die Wellen gehärtet. Die Welle sollte deshalb eigentlich in ihrem Rundlauf gerichtet werden können.

droba
walter der jüngere

Re: Welle krumm

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

ein gewisses Risiko besteht immer beim Richten von Wellen bzw. Zapfen.
Erwärmen ist dem Erfolg dabei immer dienlich.
Manches Material lässt sich wunderbar richten, anderes fast gar nicht.
Mehr als versuchen ist da letztendlich nicht drin.
Eine unrundlaufende Zeigerwelle kann durchaus für Störungen sorgen.
Daher:
Gut vorher überlegen, wo welche Kräfte angesetzt werden können, um die Verformung rückgängig machen zu können, ohne daß dabei die verjüngten Teile der Welle übermäßig belastet werden.
Wer mit dem Richten von Wellen und Zapfen einigermaßen Erfahrung hat, ist bei solchen Unterfangen natürlich klar im Vorteil. Nicht nur was das Richten an sich betrifft, sondern auch, was die Vorbereitungen (Lagern der Welle, Richtwerkzeug, Ansatzpunkt, notwendige Kraft...) anbelangt.

Im Fall der Fälle kommt man nicht um eine Teil- bzw. Komplettneuanfertigung der Welle herum.

Viel Erfolg!

Walter d. J.
markus
Beiträge: 30
Registriert: Do 2. Sep 2010, 08:51

Re: Welle krumm

Beitrag von markus »

Hallo droba Hallo Walter
Danke für eure schnellen Antworten. Fotos habe ich versucht hoch zu laden aber ich bekam immer die Meldung Dateien werden hochgeladen.
Woran es liegt weiß ich nicht werde es später nochmal versuchen.
Werde jetzt versuchen mit Hitze die Welle zu richten .
Danke Walter das auch du mir Hilfestellung anbietest denn du warst ja auch oft sehr kritisch bei meinen Fragen.
Ich muss aber auch sagen das deine Kommentare und Texte sehr lesenswert sind in diesem Forum ,Respekt
Markus
markus
Beiträge: 30
Registriert: Do 2. Sep 2010, 08:51

Re: Welle krumm

Beitrag von markus »

So hier noch 4 Fotos. Der Ausschlag der Messuhr geht von 0 bis 0,5 mm.
Das bei einer halben Umdrehung. Beim weiterdrehen zur vollen Umdrehung geht der Zeiger wieder zurück von 0,5 auf 0.
Gruß Markus
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Benutzeravatar
droba
Beiträge: 839
Registriert: So 22. Aug 2010, 21:39

Re: Welle krumm

Beitrag von droba »

Hallo Markus,

die 0,5 mm sind ja an der Spitze der Minutenwelle gemessen, da ist diese Abweichung vernachlässigbar. Ich finde, diese Exzentrizität nicht schlimm, solange das hintere Zahnräder nicht unrund lauft. Sicherheitshalber solltest Du den Rundlauf der Zahnräder bei einer Demontage eines Werkes aber immer überprüfen, denn im Rundlauf der Zahnräder sollte keine Exzentrizität vorliegen. (Sonst drücken die Zahnräder gegeneinander und das kann zum Stillstand des Werkes führen.).

Auf jeden Fall würde ich Dir von einem Warm-Machen der Minutenwelle abraten- Wenn dann würde ich es zuerst kalt versuchen.

droba
walter der jüngere

Re: Welle krumm

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

ein paar einfache Tests würden hier vielleicht weiterhelfen - und ggfs. auch gleich das Gewissen beruhigen:
Das nächstfolgende Rad noch mit einbauen, und dann nach einem leichten Antippen schauen, ob diese Zahnradkombination zusammen schön glatt und gleichmäßig abläuft.
Wenn ja:
Dann auch noch das Zeigerwerk dazu komplett mit montieren - und den Test wiederholen.
Läuft alles schön gleichmäßig, sind keine Probleme zu erwarten.
Soweit meine Gedanken dazu aus der Praxis.

Doch hier noch zu etwas, was mir bei der Meßanordnung aufgefallen ist:
Die Verbiegung der Minutenradwelle beträgt nach den jetzigen Angaben m.E. nur 0,25mm.
Wieso ich dies so annehme?
Das ist eine Frage der Interpretation von Meßergebnissen:
Mal nimmt man den realen Auslenkungswert und mal benennt man einfach das Doppelte davon :) - denn:
Hier wurde von einem Extremwert zum nächsten Extremwert gemessen.
Um aber die eigentliche Abweichung (im Vergleich zum Rundlauf) zu benennen, müsste man aber doch m.E. vom Wellenmittelpunkt ausgehend messen (also vom Nullpunkt zur Maximalauslenkung) , und damit komme ich dann nur auf 0,25 mm Auslenkung.
Damit und mit dem vorgeschlagenen Lauftest - mit leichtem Fingerdruck die Räder in Bewegung setzen - sollte man eigentlich gut erkennen können, ob es zu etwaigen Klemmungen etc. kommt bzw. kommen kann.
Vermutlich klemmt das eher nicht.
So eine Ungenauigkeit kann man dann m.E. in solch einem Fall bei solch einem Uhrwerk durchaus tolerieren - auch wenn das vordere Minutenradlager durch die Verbiegung der Welle minimal mehr belastet wird, als bei optimalem Rundlauf. Das betreffende Lager wird in dem Fall vermutlich nur unmerklich eher ausgetauscht werden müssen, als im Idealfall, also bei völlig rundlaufender Welle.

Weiterhin viel Erfolg!

Walter d. J.
markus
Beiträge: 30
Registriert: Do 2. Sep 2010, 08:51

Re: Welle krumm

Beitrag von markus »

Hallo droba Hallo Walter
Danke nochmals für eure Informationen.
Walter hat natürlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Die effektive Abweichung ist natürlich 0,25 mm denn wenn man die Achse um 0,25 in die richtige Richtung bewegt dann verschiebt man natürlich auch den Mittelpunkt der Achse. Aber die Idee die nachfolgenden Räder zu montieren und zu sehen ob es knirscht ! Nicht verkehrt! Das habe ich getan und siehe da es klemmt. Das Drehen des Minutenrades hat gezeigt das es nicht rund läuft. Muss also doch die Welle richten. Habe mich für warm entschieden. Morgen mehr.
Gute Nacht Gruß Markus
Benutzeravatar
Der_Stromer
Beiträge: 571
Registriert: Fr 11. Jan 2013, 09:21
Wohnort: 92272 Freudenberg (Oberpfalz)
Kontaktdaten:

Re: Welle krumm

Beitrag von Der_Stromer »

:oops: Markus. WARM an dieser Stelle biegen wollen, bei einer Abweichung von 0,5mm? Da (meine Vorschreiber haben es schon geschrieben) machst Du mehr kaputt als Du richtest.
Zum Klemmen: Hast Du Dir mal genau alle Lager angeschaut? Mir schwant es, als ob da mindestens 1 Lager nicht mehr rund ist und daher die Klemmung im Werk kommen.
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

http://www.rolf-dieter-reichert.de
markus
Beiträge: 30
Registriert: Do 2. Sep 2010, 08:51

Re: Welle krumm

Beitrag von markus »

Hallo alle zusammen
Es war genauso wie von Walter beschrieben. Ich habe das Wechselrad und das Stundenrad auf die Wellen gesetzt und dann mit dem Finger das Minutenrad gedreht
und an einer Stelle musste ich mehr "Kraft" ausüben um ein Weiterdrehen zu erreichen. Ich glaube das die Minutenwelle am Stundenrohr geschliffen hat.
Ich habe also etwas Öl auf die Welle gebracht (nur für den Test) und schon ging es etwas leichter.
Habe dann die Welle erwärmt und ein Rohr darüber geschoben und ausgerichtet. Sie hat es überlebt und schlägt jetzt nur noch 0,08mm ( 0,04mm) aus.
Wollte es nicht übertreiben und habe mit diesem Ergebniss aufgehört zu biegen. Dann wieder die beiden Räder drauf (ohne Öl) und siehe da sie laufen völlig gleichmäßig und schön rund. Der Zusammenbau war nicht so leicht für mich da ich es ja nicht zerlegt hatte. Normalerweise mache ich nach jedem Arbeitsschritt
ein Foto so das ich es hinterher leichter habe.
Das Uhrwerk ist jetzt also wieder zusammengebaut und alles bewegt und dreht sich wie es sein soll. Ich bin sehr zufrieden mit mir.
Allerdings ist da noch das Problem mit der Hemmung. Die muss Eingestellt werden denn die eine Seite war auch demontiert worden, dort wo auch die Pendelfeder sitzt. Dort sind bekanntlich Langlöcher gefräst und ich habe noch nie eine Hemmung eingestell. (hat Karlo mal für mich gemacht).
Werde mir jetzt erst mal eine Halterung bauen damit ich überhaupt einen Test machen kann, denn das Pendel ist 108 cm lang und die Gewichte haben sicher
2 oder 3 kg. Mal sehen was noch so kommt. Ob ich das Ding jemals aufhängen werde weiß ich sowieso noch nicht ist schon ein wenig seltsam das Teil.
Ob der Hersteller da einen auf Antik machen wollte oder ob das mal Mode war oder ob da mal was zusammengewürfelt wurde ist mir ein Rätsel.
So ich baue jetzt ein Gestell.
Gruß Markus
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Antworten