Pius Böck Tischuhr

Welche Uhr, welches Werk ist das ?
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Die Mysteriösen
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Pius Böck Tischuhr

Beitrag von Die Mysteriösen »

Letzte Woche haben wir wieder einmal zugeschlagen und ein stark vernachlässigte aber interessante Tischuhr ersteigert.
IMG_1794.JPG
Kenner werden sofort gemerkt haben, dass oben ein Teil, vermutlich eine Figur (Büste, Adler...) fehlt und der unterste Teil auch nicht original ist.
Am Zifferblatt findet sich der Hinweis auf den Uhrmacher Pius Böck.
IMG_1806.JPG
natürlich lassen wir Euch auch gerne ins Werk schauen, auch hier gibt es eine Besonderheit:
IMG_1803.JPG
Na, ist es jemanden aufgefallen? Obwohl nur 2 Aufzüge vorhanden sind, gibt es 2 Tonspiralen und sie schlägt auch brav zu den Viertelstunden. Noch wird das Werk nicht zerlegt, wir können Euch aber schon zeigen wie das bewerkstelligt wird:
IMG_1804.JPG
Die Stange auf der der Schlaghammer (übrigens einer ohne Leder, reines Messing) sitzt, bewegt sich nach dem Schlagen der Viertelstunde zur zweiten Spirale und schlägt dann die Stunde. Wir haben bis jetzt noch kein vergleichbares Werk, wird interessant dieses genauer unter die Lupe zu nehmen.

Auch das Gehäuse wird noch eine Herausforderung, hier haben über die Jahrhunderte auch schon einige Bastler die Hand angelegt, wir haben noch keine Ahnung wie die Uhr genau ausgesehen haben könnte. Zuerst dachten wir an einfache Löwentatzen, allerdings ragt das Pendel in den falschen Unterteil (wir wissen noch nicht ob das Pendel passt, vor Reinigung lassen wir sie nicht laufen)

Sehr interessant sind die seitlichen Bilder:
IMG_1810.JPG
Zuerst dachten wir an später angebrachte Abziehbilder, sicher ist, dass keine Löcher darunter sind, es war also vorher zumindest keine verloren gegangene Applikation dort. Ein modernes Abziehbild ist es auch nicht, wie es genau gemacht wurde und in welcher Zeit ist uns noch nicht klar.

Uhrmacher haben sich ja genug verewigt, die Rückwand ist äußerst interessant:
IMG_1812.JPG
Der älterste "Eintrag" ist von 1882 (lässt sich aber nicht abbilden....) Pius Böck war ein Uhrmacher des 18. Jhdt in Wien.

Für weitere Hinweise zum Gehäuse, speziell den Bildern und auch dem Uhrmacher sind wir sehr dankbar.
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LG
Silvia und Christian
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Die Amerikaner glauben immer, sie seien uns Jahre, wenn nicht Jahrzehnte voraus. Dabei hinken sie uns 8 Stunden hinterher.
petsch
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Re: Pius Böck Tischuhr

Beitrag von petsch »

Hallo nach Wien,
interessante Uhr.

Von Wiener Uhren kenne ich diese Art, die Viertelstunden zu schlagen, nicht. Ähnliches gibt es aber bei süddeutschen Uhren manchmal. (natürlich auch selten)

Zu Pius Böck habe ich auch nur allgemeine Infos aus dem "Abeler" gefunden, aber nichts spezielles.

Habt ihr das Pendel schon ausprobiert ? Wahrscheinlich ist ja das Unterteil dazu gebaut worden, um so ein langes Pendel einsetzen zu können. Wenn das so original ist, dann würde das evtl. darauf schließen lassen, dass die Uhr Teil eines Möbelstückes war und das das Pendel ursprünglich in dieses Möbelstück hineinragte.

Gruß
Peter
steffl62
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Re: Pius Böck Tischuhr

Beitrag von steffl62 »

Hallo Peter,
jetzt dachte ich schon die Uhr interessiert hier niemanden ;)

Im Abeler haben wir den guten Pius auch gefunden aber dort nur mit Taschenuhren (aber dabei hab ich gelernt was eine Subskriptionsuhr ist :D ). Es ist zwar die Feder vom Gehwerk gebrochen aber für ein paar Stunden lauf reicht es noch und da ist die Pendellänge genau richtig. Auf den Gedanken das die Uhr in einem Möbel eingebaut war sind wir noch gar nicht gekommen, ich hab bis jetzt vermutet das das Werk mit Pendel und Zifferblatt aus einer älteren Portaluhr stammt und in ein entsprechend angepasstes Gehäuse eingebaut wurde.

Na mal schaun, wenn unsere Werkstatt erst mal wieder in Betrieb ist werde ich das gute Stück zerlegen, schon alleine deshalb weil mich die Art des Schlagwerks rasend interessiert. Mir ist bis jetzt noch kein 4/4-schläger mit nur 2 Aufzügen untergekommen.

lg Christian
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!
petsch
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Re: Pius Böck Tischuhr

Beitrag von petsch »

steffl62 hat geschrieben:jetzt dachte ich schon die Uhr interessiert hier niemanden
Doch, natürlich, aber im Allgemeinen ist wohl Sommerpause und ich hatte die letzten Tage wenig Zeit.

Es kann natürlich auch sein, dass das Werk ursprünglich in einem anderen Gehäuse saß. Dann würde man das vielleicht, wenn ihr sie auseinandergenommen habt, an den Einbauspuren des ersten Werkes erkennen

.
steffl62 hat geschrieben: Mir ist bis jetzt noch kein 4/4-schläger mit nur 2 Aufzügen untergekommen.
Es gibt da verschiedene Systeme und ich meine, es wären hier im Forum auch schon welche vorgestellt worden. Stefan ("s.hartig" ) könnte dazu bestimmt auch etwas schreiben, denn ich meine er hat mal von mehreren geschrieben, die er besitzt.

Gruß
Peter
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s.hartig
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Re: Pius Böck Tischuhr

Beitrag von s.hartig »

steffl62 hat geschrieben:Stefan ("s.hartig" ) könnte dazu bestimmt auch etwas schreiben, denn ich meine er hat mal von mehreren geschrieben, die er besitzt.
Hallo Peter, ich kann Deinen Ausführungen nur zustimmen. Aus Wien ist mir bislang auch noch kein Viertelstundenschläger mit nur einem Schlagwerk bekannt, ich bin mal sehr gespannt auf die Fotos!
Ich selbst habe mehrere Uhren (meist Tischuhren, aber auch ein Kettenzugwerk) mit Viertel- und Stundenschlag über 2 koaxiale Rechen und Schlag auf 2 Glocken oder Tonfedern über einen verschieblichen Schlaghammer (sog. "fränkischer" Schlag), zu dieser Konstruktion gibt es auch bei Ian Fowler einen schönen Artikel:
http://www.historische-zeitmesser.de/fa ... hlw_1.html

Daneben haben natürlich viele Uhren aus dem Schweizer Jura (Neuchatel und Umgebung) Viertel- und Stundenschlag aus einem Werk, hier gesteuert über nur eine Staffelscheibe (hat Euer Neuerwerb von Furtwangen nicht auch solch eine Schlagsteuerung?)
Auch die Franzosen haben auf diesem Gebiet experimentiert, ich habe ein Marmorungetüm um 1880 mit runden Pendulenwerk und Schlag auf zwei Glocken, mit sehr spezieller Viertelstundenmechanik und nur einem Rechen für die Stunden.
Daneben gab es auch Steuerungen von Viertel- und Stundenschlag über eine (große) gemeinsame Schlossscheibe, die über eine zusätzliche Spur das Verschieben des Schlaghammers steuert. Hier habe ich ein Exemplar aus der Steiermark / Slowenien mit Gewichtsantrieb, das ich bei Gelegenheit mal vorstellen will.

Viel Spass also bei "Jugend forscht", und ich bin schon sehr gespannt auf Euren Restaurierungsbericht.

Grüße
Stefan
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Typ1-2-3
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Re: Pius Böck Tischuhr

Beitrag von Typ1-2-3 »

Habe auch schon von solchen Mechaniken gehört. Auch bei den Westminstern gibt es solche und solche, also welche mit 3 Aufzuglöchern und - selten - welche mit nur 2 Stück. Auch hier werden Schlagwerkhämmer oder Räder axial verschoben, um die Viertel zu schlagen. Mich würden auch Bilder vom Werk interessieren.

Frank
Berrnd-Klaus
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Re: Pius Böck Tischuhr

Beitrag von Berrnd-Klaus »

Hallo,

auch ich hatte vor kurzer Zeit eine ähnliche Uhr von einem Hobbyuhrmacher auf dem Werktisch.Das Schlagwerk stimmte überhaupt nicht und noch anderes.Sie schlägt auch auf 2 Glocken wie im Bild Nr.6 bei Ian D.Fowler ,hatte aber ein rundes ,kleineres Werk.Ich habe viele Bilder gemacht ,sie sind aber alle zu groß! Ich werde das Werk demnächst vorstellen.

Gruß Bernd-Klaus
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