Uhrenkopf mit Neuenburger Pendulenwerk

Welche Uhr, welches Werk ist das ?
Antworten
Glawi
Beiträge: 452
Registriert: Mo 25. Okt 2010, 18:10

Uhrenkopf mit Neuenburger Pendulenwerk

Beitrag von Glawi »

Liebe Uhrenfreunde
Habe vor einigen Monaten diesen Uhrenkopf aus Eichenholz mit einem Neuenburgerpendulenwerk mit Rufschlagwerk ersteigert und restauriert. Der Minutenzeiger ist noch in Arbeit. Der Stundenzeiger ist original. Mich würde interessieren, wie die gesamte Uhr einmal ausgesehen hat und ob es überhaupt jemals einen Unterteil gab, da es sich um ein Kurzpendelwerk handelt. Vielleicht hat jemand schon eine solche Uhr in Gesamtansicht gesehen.
Liebe Grüße Heinz
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
petsch
Administrator
Beiträge: 1864
Registriert: So 15. Aug 2010, 18:10

Re: Uhrenkopf mit Neuenburger Pendulenwerk

Beitrag von petsch »

Hallo Heinz,
ein tolles Werk hast Du da. Der Uhrmacher Johann Erasmus Baumgartinger aus Mergentheim ist ein bekannter Uhrmacher in der Gegend, der hauptsächlich Stockuhren baute. Ich denke, dass auch diese Uhr mit dem kurzen Pendel wohl eine Tischuhr und kein Standuhrenkopf war. Evtl. ist der Korpus Deiner Uhr zwar original, aber er wurde irgendwann seines schmückenden Beiwerkes beraubt, denn die Stockuhren aus der Zeit sind sonst aufwändiger gestaltet. Vielleicht hat man aber den Kasten auch später dazu gebaut und die Uhr tatsächlich als Standuhrenkopf an die Wand gehängt oder auf ein Unterteil gestellt.

Ich denke, dass im Mainfränkischen Museum in Würzburg (in der Nähe liegt Bad Mergentheim) Uhren von Baumgartinger zu finden sind.
Es gibt ein Buch von diesem Museum, ich schaue mal, ob da Uhren von Baumgartinger abgebildet sind.

Gruß
Peter
petsch
Administrator
Beiträge: 1864
Registriert: So 15. Aug 2010, 18:10

Re: Uhrenkopf mit Neuenburger Pendulenwerk

Beitrag von petsch »

Leider kann ich nicht in das Buch schauen, muss es wohl mal verliehen und nicht zurückbekommen haben. Aber vielleicht hat es jemand anders und kann mal nachschauen. Es heisst "Uhren aus 5 Jahrhunderten, Mainfränkisches Museum"

Dafür habe ich einen Artikel über Baumgartinger in Klassik Uhren gefunden. In Heft 6/2008 findet man Informationen und Fotos von Uhren. Leider ist nur eine Werksabbildung dabei und das ist ein anderer Typ. Aber diese Werke im Neuenburger Stil mit Zugrepetition der 1/4 Std hat Baumgartinger wohl öfter gebaut.

@ Glawi : Hast Du dieses Heft von Klassik Uhren ?

Gruß
Peter
Glawi
Beiträge: 452
Registriert: Mo 25. Okt 2010, 18:10

Re: Uhrenkopf mit Neuenburger Pendulenwerk

Beitrag von Glawi »

Leider habe ich dieses Heft nicht. Ich möchte mich jetzt schon für Deine Mühe bedanken.
Lg. Heinz
petsch
Administrator
Beiträge: 1864
Registriert: So 15. Aug 2010, 18:10

Re: Uhrenkopf mit Neuenburger Pendulenwerk

Beitrag von petsch »

Ein paar Informationen aus dem Heft Klassik-Uhren entnommen :

Johann Erasmus Baumgartinger wurde am 2. Juni 1748 geboren und erhielt mit 28 Jahren in Mergentheim das Bürger- und Meisterrecht ( 30.12.1776). Gestorben ist er am 24.07. od. 06.08.1811. (Angaben aus "Meister der Uhrmacherkunst", Abeler, Wuppertal, 1. Auflage 1977)
Er baute hochwertige Uhren, u.a. auch mit Musikwerken. Kunden waren wohlsituierte Käufer, u.a. Mitglieder des Deutschen Ordens, der in Mergentheim eine Niederlassung hatte, bzw. dessen Hauptsitz Mergentheim vor Wien lange Zeit war. Durch den deutschen Orden kamen wohl viele Adelige nach Mergentheim und wurden teilweise auch Kunden Baumgartingers.

In dem Heft sind auch zwei Uhren zu sehen, deren Gehäusebasis so ein rechteckiger Holzkasten sein könnte wie bei der Uhr von Heinz.

Gruß
Peter
Benutzeravatar
s.hartig
Beiträge: 174
Registriert: So 2. Jan 2011, 19:45
Wohnort: Mittelbaden

Re: Uhrenkopf mit Neuenburger Pendulenwerk

Beitrag von s.hartig »

Hallo Heinz,

bei Deinem Werk handelt es sich wohl um ein Exemplar aus dem Schweizer Jura, das von Baumgartinger (möglicherweise schon mit der Verkäufersignatur auf dem Ziffernblatt) bezogen und in ein von einem lokalen Schreiner gefertigtes Gehäuse eingebaut wurde. Ob das allerdings auch das Gehäuse war, in dem sich das Werk jetzt befindet, ist fraglich. Die Befestigung des Werks erscheint mir, soweit auf den Fotos zu erkennen, doch etwas improvisiert. Auch wirkt das Gehäuse für ein derart hochwertiges (und damals sicher verhältnismäßig teures) sehr schlicht.

Vieleicht hat Baumgartinger auch Ziffernblatt und Werk getrennt bezogen und selbst montiert, die von den Aufzugslöchern "durchbohrte" Signatur könnte darauf hinweisen.

Vor einigen Wochen wurde bei ebay eine Uhr von Baumgartinger angeboten, die etwas typischer für den süddeutschen Raum bzw. die Würzburger Umgebung ist:
http://www.ebay.de/itm/Stockuhr-Sig-BAU ... true&rt=nc
Es könnte sich auch hier um eine "Einbauwerk" handeln, diesmal aus dem Wiener Raum. Der Verkäufer hat mir aber versichert, dass sich an der Uhr bzw. am Werk doch viele Merkmale finden, die auf eine eigenständige Fertigung durch Baumgartinger hindeuten.

Eine weiter Uhren von Baumgartinger mit "fränkischem" Schlag finden sich in dem ausgezeichneten Bestandskatalog des Mainfränkischen Museums "Uhren aus fünf Jahrhunderten, Aus den Sammlungen des Mainfränkischen Museums Würzburg" von Ian Fowler, der hier http://mainfraenkisches-museum.de/museu ... aloge.html für schlanke € 20 (incl. Versand) zu beziehen ist und gerade für Sammler "süddeutscher" Uhren eine große Fülle von Informationen bietet.

Viel Spaß jedenfalls mit dem schönen Werk, vielleicht findet sich ja früher oder später auch noch ein etwas "feineres" Gehäuse, vielleich sogar fränkischer Provinienz.

Stefan
Glawi
Beiträge: 452
Registriert: Mo 25. Okt 2010, 18:10

Re: Uhrenkopf mit Neuenburger Pendulenwerk

Beitrag von Glawi »

Hallo Stefan
Ich danke Dir für Deine ausführliche Stellungnahme. Das Buch habe ich bereits bestellt. Zur Werkbefestigung wäre zu sagen, dass in der runden Ausnehmung des Gehäuses 3 Schlitze eingelassen sind, in die man die Pratzen, die am Zifferblattaufnahmeblech befestigt sind,hineindrehen kann.
Liebe Grüße Heinz
Antworten