Electro Vedette was für eine Reparatur!

spezielles über Watt und Volt
Forumsregeln
ACHTUNG : Der Betrieb und die Reparatur elektrischer Uhren kann für den Laien lebensgefährlich sein. Deshalb unbedingt die Bekanntmachung "WARNUNG: Elektrische Uhren " lesen !
Hier abgegebene Tipps können keinen Fachmann ersetzen und sind ohne jede Garantie oder Gewähr.
Antworten
Fernmelder
Beiträge: 13
Registriert: So 3. Okt 2010, 21:51

Electro Vedette was für eine Reparatur!

Beitrag von Fernmelder »

Hallo zusammen,

vor einiger Zeit habe ich euch ja mal meine Electro Vedette gezeigt:

Bild

Bild


Zwischenzeitlich hatte ich mir eine weitere zugelegt, diese kam aber als Transportschaden an:

Gehäuse komplett aus dem Leim und teilweise gebrochen + diverse Furnierschäden.

Da habe ich mir überlegt ein anderes Gehäuse zu nehmen und das Werk dort zu verstauen.

Tja leider kam ich nie soweit da das Werk auch nicht gerade im Top Zustand war:

Beide Federn für das Schlagwerk und Westminster gebrochen + Krumme Zähne.
Ankerrad verbogen und der Motor war auf 110V gewickelt (Mit einem Vorschalttrafo auf 230V).

Aus diesem Grund lag die Uhr ca ein 3/4 Jahr herum bis.......bei Ebay eine Vedette angeboten wurde.

Bei dieser Auktion gab es 2 verschwommende Bilder und den Hinweis auf einen vorhandenen Stecker.

Da wurde ich hellhörig und der Hammer fiel bei 15 Euro.

Als die Uhr mich erreichte habe ich sie gleich begutachtet:

Gehäuse dem alter entsprechend gut erhalten (Klarlack etwas bestoßen) und ein kleines Stück Furnier löst sich (Ist aber noch dran).

Das Werk war ein schmieriger Haufen Messing. Da wurde scheinbar ein ganzer Liter Öl drin versenkt.

Beim begutachten stellte sich herraus das sämtliche Lager beim Aufzugsmotor derart ausgelaufen waren das die Zahnräder durchrutschten. Da war ich erstmal baff.

Dann habe ich mir das andere defekte Werk geschnappt und bei diesem waren alle Lager noch tadellos.

Also baute ich die beiden Federhäuser und das Ankerrad + Hemmung aus. Desweiteren habe ich noch die Wicklung des Motors demontiert (230V Version).

Als ich die Federhäuser demontierte fiel bei dem verschmierten Werk auf das die Gangfeder defekt war.

Ich kontrollierte die Westminster und Schlagwerkfeder und sie waren Gottseidank beide völlig OK.

Dann habe ich beide Federn eingebaut und das Ankerrad sammt Hemmung ausgetauscht sowie die Motorwicklung gewechselt. Nach ein paar anstrengenden Stunden der Reinigung und ölen des Uhrwerkes baute ich alles wieder zusammen.

Das ganze hat fast komplett funktioniert, außer das bei der Warnung bereits ein Schlaghammer angehoben wurde. Das behob ich aber durch das verdrehen des Antriebsrad auf der Rückseite des Werkes.

Nun habe ich gefühlte 2h damit verbracht den Schlag so einzustellen ohne das es scheppert und alle Stäbe gleich laut sind.

Endlich habe ich eine funktionsfähige 2te Elektro Vedette.

Ich kann nun durch vergleiche der Werke sagen das diese zwischen 54 und 55 gebaut wurden und das in einer Stückzahl etwa 1000. Das eine Werk hat die Ser Nr. 3382 und stammt von 1955 und das andere ist von 54 und hat die Ser.Nr. 2339.

Bilder gibt es später, ich sag nur es ist diesmal nicht die bekannte Vedette Gehäuseform :mrgreen:
Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Electro Vedette was für eine Reparatur!

Beitrag von Typ1-2-3 »

Als Elektrouhrensammler würde mich so eine auch interessieren. Schönes Teil.

Warum aber werden die Federn so beansprucht, dass sie reißen? Wie weit zieht der Motor denn die Sache auf? Gibt es da keinen Endschalter?

Frank
Fernmelder
Beiträge: 13
Registriert: So 3. Okt 2010, 21:51

Re: Electro Vedette was für eine Reparatur!

Beitrag von Fernmelder »

Hallo Frank,

die Sache mit der Abschaltung habe ich endlich rausgefunden:

Es sind 3 Federhäuser über einen Aufzug verbunden. Die beiden Federn für den Schlag sind recht klein ausgeführt. Das Federhaus für das Gehwerk ist richtig groß und macht eine Gangreserve von über 3 Tagen.

Eigendlich ist die Technik ganz witzig gemacht worden: Am großen Federhaus ist eine art Schnecke im Deckel eingefräst.

Wenn das Federhaus voll aufgezogen ist, sitzt eine Art Hebel ganz außen im letzten Gang der Schnecke. Wenn das Werk abläuft wandert dieser Hebel durch den Schneckengang immer weiter nach Innen. Am Motorritzel ist eine Art Federblech das sich mitdreht beim Aufzug. Irgendwarnn schleift dieses Blech an dem Hebel und bremst den Motor bis zum Stillstand.

Die beiden kleinen Federhäuser sind unendlich, also rutschen dann irgendwann durch.

Warum die beiden nun Kaputt waren kann ich nicht beurteilen, aber das ganze Werk sah schon sehr verbastelt aus. Ich vermute auch das der "Bastler" die Federhäuser verwechselt hat. Da die Häuser einmal rechts und einmal links aufgezogen werden, kann man sich ja vorstellen was passiert.
Benutzeravatar
soaringjoy
Moderator
Beiträge: 1446
Registriert: Do 12. Aug 2010, 09:17
Wohnort: NRW

Re: Electro Vedette was für eine Reparatur!

Beitrag von soaringjoy »

Gut hinbekommen Fernmelder!

...und wenn Du dann noch das erste linke Hämmerchen
paralell zu den anderen stellst, wird der Klang noch reiner! ;)
Der Hammerkopf sollte in Ruhestellung etwa 1 mm vom Gong
stehen, darf beim Schlag nur einmal anschlagen und nicht zum
Gongstab "nachfedern".

J.
"tempus nostrum"
Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Electro Vedette was für eine Reparatur!

Beitrag von Typ1-2-3 »

Hallo Fernmelder

So wie Du das schilderst, läuft der Motor die ganze Zeit, wird aber bei Vollaufzug einfach "abgewürgt". Also hat die Uhr keinen Schalter und verbraucht die ganze Zeit Strom. War das so richtig?

Irgendwie wäre das aber nicht unbedingt eine clevere Lösung, oder?

Frank
Benutzeravatar
Gnomus
Beiträge: 818
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:43
Wohnort: Dresden

Re: Electro Vedette was für eine Reparatur!

Beitrag von Gnomus »

Hallo Frank,
im "alten" Forum ging es auch schonmal um diese Frage, ich weiß allerdings nicht mehr ob Vedette oder andere Uhr. Jedenfalls eine, die sich ständig aufzieht, und wo der Motor sich nicht abschaltet. Ich hatte da auch meine Bedenken, aber mir wurde versichert, daß selbst im Stillstand der Motor nur ganz wenig Strom zieht. Aber was das für ein spezieller Motor war, weiß ich auch nicht mehr.
Gruß
Micha
karlo

Re: Electro Vedette was für eine Reparatur!

Beitrag von karlo »

Synchronmotore ziehen bei Stillstand kaum mehr als im Betrieb.

Karlo
Benutzeravatar
Gnomus
Beiträge: 818
Registriert: Fr 20. Aug 2010, 22:43
Wohnort: Dresden

Re: Electro Vedette was für eine Reparatur!

Beitrag von Gnomus »

karlo hat geschrieben:Synchronmotore ziehen bei Stillstand kaum mehr als im Betrieb.

Karlo
Dann wird's wohl so einer gewesen sein.
Gruß
Micha
karlo

Re: Electro Vedette was für eine Reparatur!

Beitrag von karlo »

Ich hab selten andere in alten Uhren gesehen.

Karlo
Fernmelder
Beiträge: 13
Registriert: So 3. Okt 2010, 21:51

Re: Electro Vedette was für eine Reparatur!

Beitrag von Fernmelder »

Hallo zusammen,

der Motor benötigt ca 2W und wird daher auch nicht merklich warm.

Es ist ein s.g. Spaltmotor (Wie beim Plattenspieler).

Das Bild was oben zu sehen ist stammt von meiner "Alten" Vedette.

Nen aktuelles seht ihr hier:

Bild

Hat auch ein Westminsterwerk. Da ich das Werk ja getauscht habe ist das Pendel etwas kürzer als das Original.

An dem alten Werk wurde die "37" durchgestrichen und eine 42 eingeprägt. Da das andere Werk aber die Pendellänge 37 hat habe ich das Pendel dementsprechend auch getauscht (Aber die alte Pendellinse genommen).

Welche Räder müsste ist sonst tauschen um auf die 42cm zu kommen?

Hier sehr ihr noch einen schönen Junghans den ich vor kurzen für 32€ erstanden habe. Das Schlossscheibenwerk stammt aus der ersten hälfte von 1927 (A27).

Bild
Antworten