Wer war´s (2)

auch Vorschläge für die Linkliste
Antworten
Benutzeravatar
droba
Beiträge: 839
Registriert: So 22. Aug 2010, 21:39

Wer war´s (2)

Beitrag von droba »

Es wird ein überaus universeller deutscher Uhrenkonstrukteur gesucht. Er lebte von 1865 bis 1939.
Er war überwiegend angestellt, vereinzelt war er auch selbstständiger Unternehmer.

Er begann seine Laufbahn bei verschiedenen renommierten Betrieben in Norddeutschland, um das Jahr 1900 war er mehrere Jahre selbstständig und fertigte wissenschaftliche Instrumente und Chronometer. 1897 baute er eine Kunstuhr mit 150 Zeigern. Er erwarb viele Patente für unterschiedliche Uhrenkonstruktionen im Groß- und Kleinuhrenbereich, sowie viele Feinstellungszeugnisse für Präzisionsuhren. Besonders erwähnenswert halte ich sein Patent für einen Kompensationsausgleich bei Jahresuhren (um 1900), sowie sein Ankertaschenuhrwerk mit Platinen aus Spritzguss mit eingepressten Messingchatons (um 1920).
Er war bei verschiedenen sehr renommierten Betrieben der Schweiz und Deutschland in leitender Position tätig: z.B. bei Wempe und Denker in Hamburg, oder IWC (Schaffhausen) und Omega (Biel).
Auch verfasste er mehrere Fachbeiträge und bildete sehr viele Lehrlinge aus, von denen einige später selbst bekannte Namen in der Deutschen Uhrenindustrie waren.

Wer war´s?


droba
petsch
Administrator
Beiträge: 1862
Registriert: So 15. Aug 2010, 18:10

Re: Wer war´s (2)

Beitrag von petsch »

Hallo Droba,
dafür, dass Dein gesuchter Uhrmacher so viel herumgekommen ist und auch bedeutende Erfindungen gemacht hat, ist er namentlich relativ unbekannt, finde ich.
Diese Taschenuhren mit Spritzgussplatinen findet man heute nur noch relativ selten und auch von den Taschenuhrensammlern kennt sie kaum jemand. Ich nehme an, Du meinst die von einer "bayerischen Uhrenfabrik".

Ich denke jedenfalls ich kenne deinen gesuchten Uhrmacher, aber ich will das Rätsel noch nicht lösen, vielleicht möchte sich noch jemand anderes beteiligen.

Gruß
Peter
Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Wer war´s (2)

Beitrag von Typ1-2-3 »

Spritzgussplatinen habe ich erst einmal gesehen, und zwar in einer Großuhr von Zenith. Dort wurde das Echappement aus solch einem Material gebaut. Die Ausführung war nicht schlecht, sogar mit Breguet-Spirale und Feinregulierung. Hat der Gesuchte auch dort gearbeitet?

Hier ein Bild dieses Echappements:

Bild

Frank
petsch
Administrator
Beiträge: 1862
Registriert: So 15. Aug 2010, 18:10

Re: Wer war´s (2)

Beitrag von petsch »

Hallo Frank,
die Gussplatinen des Echappments bei der Zenith sind ja auch interessant zu sehen. Der Uhrmacher, den ich meine, hat auch in der Schweiz gearbeitet, aber ich weiß nicht ob Zenith bei diesen Platinen auch auf das Wissen oder die Technik zurückgegriffen hat. Ich weiß auch nicht genau, ob er bei Zenith gearbeitet hat. Bei Omega schon.

Eine Taschenuhr mit Spritzgussplatinen wurde mal vor einigen Jahren im pocketwatchforum gezeigt. Wir haben gerätselt , wieso die Platinen fast schwarz angelaufen waren und außerdem so realtiv grob waren. Bis Droba kam und uns aufklärte welches Material das war. Über den Uhrmacher , damals technischer Leiter der Uhrenfabrik, die diese Uhren wohl herstellte, hat er damals allerdings auch noch nichts berichtet.

Etwas später habe ich dann selbst so eine Uhr bekommen, die ich nie vorher gesehen hatte und habe mich weiter informiert.

Hier ist sie :
bayernpraecision1.jpg
bayernpraecision2.jpg
bayernpraecision3.jpg
Gruß
Peter
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Benutzeravatar
droba
Beiträge: 839
Registriert: So 22. Aug 2010, 21:39

Re: Wer war´s (2)

Beitrag von droba »

Hallo Frank und Peter,

danke für Eure Ergänzungen!

Frank, von wann ist denn dieses gegossene Zenith- Échappement?

Peter, Du hast den gesuchten Uhrmacher erkannt, Du hast ein gutes Gedächtnis für Ausgefallenes und diese Taschenuhren mit gegossenen Platinen sind ja auch von keinem anderen Betrieb bekannt, als von unserem gesuchten Uhrmacher.
Diese Taschenuhren mit spritzgegossenen Platinen waren natürlich der Inflationszeit der 1920er Jahre geschuldet und sicherlich hätte unser gesuchter Uhrmacher sehr gerne ohne derartige wirtschaftliche Zwänge konstruiert, aber er zeigt sich in seinen Konstruktionen nicht nur als guter Fachmann, sondern auch als experimentierfreudig und in gewissem Sinn auch risikobereit. Wie Du richtig sagst, sind diese Uhren sehr selten, aber in meinen Augen dennoch als qualitativ gehoben anzusehen. Aber warten wir aber mit weiteren Erläuterungen ab, bis wir den Namen des gesuchten Uhrmachers gefunden haben.

droba
Benutzeravatar
Typ1-2-3
Beiträge: 1285
Registriert: So 22. Aug 2010, 19:10

Re: Wer war´s (2)

Beitrag von Typ1-2-3 »

Droba, die Uhr von Zenith ist -wie sollte es anders sein, natürlich elektrisch mit einem Ferraris-Motor und kommt wahrscheinlich aus den 30gern. Muss aber zu Hause noch mal genauer schauen. Die Uhr ist sehr aufwändig gemacht und steht hier:

http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... 144&t=2627

Frank
Benutzeravatar
droba
Beiträge: 839
Registriert: So 22. Aug 2010, 21:39

Re: Wer war´s (2)

Beitrag von droba »

Also, dann will ich das Rätsel auflösen, es ist ja auch recht schwierig gewesen.

Gesucht wurde Louis Willé. Sein Name klingt zwar sehr französisch, aber er war Deutscher, er wurde in der Nähe von Halle geboren. In diesem Thread wurde über ihn schon mal geschrieben:

http://www.dg-chrono.info/dg-chrono.de/ ... =95&t=1185

Besonders bemerkenswert ist die Temperaturkompensation für Jahresuhren von Louis Willé, die auch von anderen Firmen übernommen wurde. Ich kenne keine bessere/wirkungsvollere Kompensation, obwohl sich sehr viele gute Mechaniker an diesem spezifischen Jahresuhren-Problem versucht haben.

droba
Benutzeravatar
droba
Beiträge: 839
Registriert: So 22. Aug 2010, 21:39

Re: Wer war´s (2)

Beitrag von droba »

Zu ergänzen ist, dass Willé auch um das Jahr 1919 Chefkonstrukteur bei Thiel in Ruhla war. In dieser Zeit wurde die präziseste und hochwertigste Uhr herausgebracht, die jemals von Thiel hergestellt worden ist: Die "Thiela" mit Präzisionswerk. Diese Uhr ist vom Feinsten: Schwanenhals-Feinverstellung, Bimetallische Kompensationssunruhe, verschraubte Chatons. Die "Thiela" dürfte eine Genauigkeit im Chronometerbereich erreicht haben.

Wir können davon ausgehen, dass die "Thiela" von Louis Willé entwickelt worden ist.

Hier noch Bilder einer Werbung, sowie eine Werksansicht aus dem Kaliberverzeichnis von Roland Ranfft
Thiela.jpg
Thiela Präzision.jpg
droba
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
petsch
Administrator
Beiträge: 1862
Registriert: So 15. Aug 2010, 18:10

Re: Wer war´s (2)

Beitrag von petsch »

Hallo Droba,
danke für Deine Informationen. Auch über Thiel. So ist es erklärbar, dass Thiel, die ja ansonsten eher einfache Uhren gebaut haben, auf einmal diese bessere Qualität im Programm hatten.

Gruß
Peter
Antworten