Auf der Suche nach dem dazu gehörigen Uhrwerk

Welche Uhr, welches Werk ist das ?
petsch
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Re: Auf der Suche nach dem dazu gehörigen Uhrwerk

Beitrag von petsch »

Hallo Walter,
die Platte hat ein weiteres Loch zum Antrieb, das hast Du richtig gesehen. Solche Spielplatten (und besonders die kleinen) konnten aber für mehrere Geräte verwendet werden. Zum Beispiel auch für Weihnachtsbaumständer. Und die Antriebe waren unterschiedlich.

Diese Uhr ist , wenn ich mich richtig erinnere, vom Gehäuse her genauso wie ich sie hatte, also müsste es so original sein.

Ich denke, dass ein Antrieb von aussen durch ein Weckerwerk leichter ist als ein zentraler Antrieb. Ein Weckerwerk für ein Walzenspielwerk hat ja ein Zahnrad nach unten als Antrieb für die Spieluhr. Bei dieser aussen verzahnten Platte könnte ich mir vorstellen, dass anstelle dieses Zahnrades einfach ein Hohltrieb auf der Welle als Antriebsrad sitzt.
Das müsste, bei passendem Eingriff, auch ausreichen, die Platte zum Wecken anzutreiben.

Als Hersteller, wenn es nicht Junghans war, käme für mich auch einer der Spieluhrenhersteller selbst in Frage. Die bauten sehr viele Modelle, warum sollte nicht auch eine Uhr dabei gewesen sein. Dann mit einem zugekauften Werk. Andere normale Plattenspielgeräte sind oft auch nicht signiert, bzw. nur mit einem von innen in den Deckel eingeklebtem oder eingeheftetem Papp- oder Papiereinleger. Wenn der dann fehlt, dann sind sie für den Laien nur anhand der zugehörigen Platten zu identifizieren.

Steht denn ausser der Melodie noch ein Hersteller auf der Platte ? Die sind oft dort signiert. Oder mit einem Typennamen anhand dessen man den Hersteller bestimmen kann. Polyphon, Symphonium oder ähnliches.

Vielleicht kommt man so bei der Herstellersuche der Uhr weiter.

Gruß
Peter
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Felix18
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Re: Auf der Suche nach dem dazu gehörigen Uhrwerk

Beitrag von Felix18 »

Nein, ein Hersteller ist auf der Platte nicht vermerkt. Weder als Name, noch als Markenzeichen.
Ob Platte und Spielwerk original sind - ich kann es nicht 100 % tig sagen. Da ist man öfters schon eines
anderen belehrt worden. Für mich sieht es jedenfalls alles original aus. Ich kann keinerlei Veränderungen erkennen,
die auf einen Umbau oder zusätzlichen Einbau schließen.
Die Platte hat einen Durchmesser von 12cm. Andere Größen passen auch nicht drauf. Könnte in den Bereich für
Christbaumständer gehen oder kleine Lochplattensysteme, von denen ich aber nur 14,5 bzw 16 oder 16,5 cm Scheiben kenne.
Es gibt auch Platten mit 11,5 cm Durchmesser, da passt aber meine Platte vom Nummernsystem nicht dazu.
Neuerscheinungen von Musiktiteln wurden damals zwecks übersichtlicherer Lagerhaltung auch mit 2043, 3043 oder 5043 gekennzeichnet.
Trifft bei meiner Platte aber auch nicht zu.
Das Mitnehmerloch ist für mich ungewöhnlich, da die meisten Systeme 2 davon hatten. Mir bekannt ist nur Symphonion mit einem Loch,
dieses war aber quadratisch. Bei meinem System würde es auch nicht funktionieren, da das Loch über die mittlere Welle teilweise drüber hinaus schaut.
Für mein System ist schon der äußere Zahnkranz als Antrieb gedacht.
Dieser ist seltener, da die meisten Außenantriebe in eine Lochperforierung griffen. Der Außenantrieb, wie Peter schon sagte, benötigt einen geringeren Kraftaufwand
als ein zentral angetriebenes System. Zudem ist dadurch eine gleichmäßiges abspielen der Platte ohne Ruckler oder hängenbleiben der Platte gewährleistet.
Das kommt bei größer werdenten Plattendurchmessern in Betracht und zeigte oft die Erfahrung, das bei größeren Plattendurchmessern mit zentralen Antrieb
die Platten hängen blieben, sich verbogen und teils die Haltestifte der Patte wegrissen, wenn der Antrieb weiter lief.
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C.


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Felix18
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Re: Auf der Suche nach dem dazu gehörigen Uhrwerk

Beitrag von Felix18 »

Ganz vergessen: Den einzigen Rückschluß, den ich von Platte auf das Werk sicher machen kann ist, das die Lochplatte
jeweils nur eine Ausparung pro Note hat und keine 2
Das ist ein Hinweis auf späte Polyphontypen, denn die Platte spielt sauber ab, wenn man sie dreht.
C.


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soaringjoy
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Re: Auf der Suche nach dem dazu gehörigen Uhrwerk

Beitrag von soaringjoy »

Tja, näher kann ich Dich auch nicht heranbringen.

Junghans stellte 1898 diese "Amerikaner Tischuhr mit Spielwerk" vor.
11,5 cm Notenscheibe, mit einem Symphonion-Werk.
Das Musiklaufwerk befand sich zwischen den Platinen, also eine verkleinerte
Version der bereits bekannten Polyphon / Symphonion Spiel-Uhren.

J.
JH1898.jpg
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"tempus nostrum"
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droba
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Re: Auf der Suche nach dem dazu gehörigen Uhrwerk

Beitrag von droba »

Hallo Felix,

Junghans hat diese Symphonion-Werke nach meiner Meinung selbst gefertigt und im Jahr 1897 unter der Nummer 15678 in der Schweiz zum Patent angemeldet. Es gab die Spielplatten in zwei Größen: 11,5 und 32 cm Durchmesser. Die bekanntesten Uhrenmodelle mit Plattenspielwerken waren die Modelle "Harmonie" und "Verdi". Beide besaßen aber dasselbe Plattenspielwerk. Junghans hat dieses Plattenspielwerk auch als reine Musikschatulle (ohne Uhrwerk) angeboten- ebenfalls mit dem Junghans-Stern.

Die Mechanik wird im Katalog "Uhrzeiten- Innovationen in Technik und Design" (zu beziehen im Stadtmuseum Schramberg) genauer beschrieben.

Dieser Katalog vermutet, dass Junghans die Werke nicht selbst gefertigt, sondern bezogen hat- ich bin aber anderer Meinung. Denn es ist bekannt, dass Junghans um das Jahr 1900 in Thüringen einen Betrieb gekauft hat, der auf die Herstellung von Spielwerken spezialisiert war. Ich bin sicher, dass in Thüringen alle Walzenspielwerke für Joker-Wecker hergestellt worden sind und warum nicht auch die Plattenspiewerke.

Es sind mir keine Abbildungen des Uhrwerkes für diese Uhren mit Spielwerk bekannt, aber es fällt auf, dass diese Uhren eine vollkommen atypische Anordnung der Aufzugslöcher auf dem Zifferblatt haben: Während Junghans schon recht früh die Aufzugslöcher auf die "4" und auf die "8" gesetzt hat, haben die "Verdi"-Modelle die Aufzugslöcher auf der "5" und auf der "7". Das habe ich sonst noch nicht gesehen, lässt aber den Rückschluss zu, dass diese Uhren keine modifizierten Serien- Uhrwerke haben, sondern ein eigens entwickeltes Uhrwerk.

Ich denke aber, dass Junghans diese Uhren nur in geringem Umfang gefertigt hat- vermutlich wurde der Zweigbetrieb in Thüringen spätestens nach dem 1. Weltkrieg auch wieder verkauft.

Hier also mein Tipp: Besorge Dir den genannten KAtalog "Uhrzeiten- Innovationen in Technik und Design"- das Schweizer Patent kannst Du bei depatisnet selbst nachlesen.

Wenn Du Bilder eines Uhrwerkes dieser Uhren sehen willst, wende Dich ebenfalls an das Stadtmuseum Schramberg. Vor kurzem war eine Spielwerk-Uhr in einer Ausstellung und vielleicht hat das Stadtmuseum Bilder des Uhrwerkes.

droba
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Andy62
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Re: Auf der Suche nach dem dazu gehörigen Uhrwerk

Beitrag von Andy62 »

Hallo Felix18,
habe mal im Internet gesucht und dies hier gefunden
http://www.google.de/imgres?start=398&h ... s:400,i:55
und hier nochmal
http://www.bonhams.com/auctions/15237/lot/5/

Andy
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droba
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Re: Auf der Suche nach dem dazu gehörigen Uhrwerk

Beitrag von droba »

Hallo Felix,

Ich will noch auf die Unterschiede Deines Werkes mit den Junghans-Symphonion-Werken eingehen:

Denn es ist hinzuzufügen, dass von Junghans schon Uhren mit Spielwerken vor der Symphonion-Serie gab, die vermutlich Schweizer Spielwerke besaßen. Das Junghans-Uhren mit anderen Spielwerken angeboten hat, wird im Schramberger Katalog erwähnt.
Abgesehen von Junghans ist mir von keinem anderen deutschen Uhrenhersteller bekannt, dass er Tisch- oder Wanduhren mit Plattenspielwerken baute- abgesehen von Polyphon in Leipzig, die aber richtige Musikschränke mit Spielwerk bauten und nur gelegentlich auch ein Uhrwerk einbauten, aber keine Tisch- oder Wanduhren mit Plattenspielwerk. Ich halte es deshalb für wahrscheinlich, dass auch Dein Gehäuse von Junghans ist.

Das Bild von Jürgen zeigt übrigens die Junghans-Uhr Modell "Harmonie"

Dass Junghans das Spielwerk nur in der Schweiz patentieren ließ, dürfte der Hinweis sein, dass Junghans nur in der Schweiz eine Konkurrenz für diese Plattenspielwerke vermutete, aber nicht in Deuschland.

droba
petsch
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Re: Auf der Suche nach dem dazu gehörigen Uhrwerk

Beitrag von petsch »

droba hat geschrieben: Dass Junghans das Spielwerk nur in der Schweiz patentieren ließ, dürfte der Hinweis sein, dass Junghans nur in der Schweiz eine Konkurrenz für diese Plattenspielwerke vermutete, aber nicht in Deuschland.
Hallo Droba,
dem möchte ich so nicht zustimmen, denn der Löwenanteil der Plattenspielapparate kam aus Deutschland und USA. Symphonion (Leipzig), Polyphon(Leipzig) und Regina(USA, von einem Deutschen gegründet der vorher bei Symphonion arbeitetet und der Mitbegründer von Polyphon war) bedienten 90% des Weltmarktes. Die meisten anderen Hersteller waren auch fast alle in Leipzig beheimatet. In der Schweiz gab es eigentlich erst solche Hersteller, als die deutschen Hersteller den teureren schweizer Zylinder- Musikwerken das Wasser abgruben. Mermod Freres und Thorens kann ich da nur finden, die neben Zylinderspielwerken auch Plattengeräte bauten, allerdings in viel kleineren Mengen als die Fabriken aus dem Leipziger Raum.
Außerdem war nach meiner Meinung zu der Zeit , also 1897, in der Uhrenbranche ja eher Konkurrenz aus Deutschland für solche Uhren zu erwarten.

Ich bin darauf gekommen, dass evtl. auch ein anderer Hersteller der gesamten Uhr in Frage käme oder sogar einer der Spieluhrenfabrikanten selbst, weil alle anderen dieser kleinen Uhren mit Blechspielplatte, die ich bisher hatte , mit Junghans signiert waren und dieses Modell, das Felix auch hier zeigt, bei mir keine Signierung hatte. Mit Walzenspielwerk als Wecker ausgeführte Wanduhren habe ich z.B. auch schon von Pfeilkreuz gehabt. Warum sollte nicht auch eine der anderen Firmen die Idee mit der Spielplatte gehabt haben ?
Eben habe ich beim Suchen eine Anzeige von Etzold und Popitz gefunden, die damit warben , die Generalvertretung von Polyphon zu haben und Uhren verschiedener Art mit diesen Musikwerken zu bauen. Abgebildet ist allerdings eine große imposante Standuhr. Aber es ist z.b. auch von Wanduhren die Rede. Vielleicht haben sie ja doch auch kleinere Uhren gebaut. Für mich ist jedenfalls noch immer ein anderer Hersteller auch denkbar.
Droba hat geschrieben:Junghans hat diese Symphonion-Werke nach meiner Meinung selbst gefertigt und im Jahr 1897 unter der Nummer 15678 in der Schweiz zum Patent angemeldet
@ Droba - meinst Du denn dass Junghans die Musikwerke von Symphonion selbst in Lizenz baute ? Denn Symphonion war ja mit Sicherheit ein geschützter Begriff. Ich könnte mir vorstellen, da das ja keine großen Mengen wurden, dass die Musikwerke doch aus Leipzig zugekauft wurden (jedenfalls die, die den Markennamen Symphonion hatten).

Vor zwei Jahren hatte ich mal den Weinhnachtsbaumständer Gloriosa von Kalliope (Leipzig) , der hatte auch Platten dieses Durchmessers mit einem Außenantrieb durch Verzahnung. Allerdings sah der Haltearm der Platte wertiger aus.
So, wie das bei der Uhr von Felix aussieht, sieht das den Thorens Spielwerken ähnlich. Oder eben doch ein Eigenbau von Junghans, wenn die Uhr von Junghans ist.

Gruß
Peter
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droba
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Re: Auf der Suche nach dem dazu gehörigen Uhrwerk

Beitrag von droba »

Hallo Peter,

ich glaube eigentlich schon dass Junghans wie erwähnt die Musikwerke in Thüringen selbst gefertigt hat, aber der Schramberger Katalog nennt auch WErke mit anderen Plattendurchmessern, was auf andere Hersteller deutet.

Und natürlich können wir nicht ausschließen dass es doch noch andere deutsche Uhrenhersteller gab, die Uhren Plattenspielwerken gefertigt haben. Mir ist zwischenzeitlich sogar ein weiterer Hersteller eingefallen: Union Clock in Furtwangen: Im "Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850-1980" wird für Union Clock eine eigene Herstellung von Musikspielwerken genannt.

Dass Etzold & Popitz den Vertrieb für Polyphon übernommen hat, ist mir bekannt, aber ich ich kenne nur Polyphon-Werke in Musikschränken, aber nicht für Tisch- oder Wanduhren. Was aber noch lange kein Beweis ist.

droba
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soaringjoy
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Re: Auf der Suche nach dem dazu gehörigen Uhrwerk

Beitrag von soaringjoy »

Etzold & Popitz war in der Tat eng mit Polyphon verbandelt,
aber meines Wissens ging es eben um die größeren Teile, die hier
nicht infrage kommen.
Auch die Christbaumständer mit unterschiedlichen Musikwerken tauchten
oft in den Anzeigen auf.
Soweit ich weiß, haben viele deutsche Hersteller sich an Pendulen mit Musikwerken
versucht - von den Joker Weckern gar nicht zu reden - aber meist wohl mit Walzenspielwerken.
Mauthe z.B. hatte 1906 mindestens zwei Modelle im Programm. Kienzle auch, meine ich.
Leider finden sich, wie so oft, keine weiteren Infos oder Abbildungen zu den Werken oder
zur Konstruktion.
"tempus nostrum"
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