Mauthe Dolektra

Vorstellung von Uhren und Uhrensystemen
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Typ1-2-3
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Mauthe Dolektra

Beitrag von Typ1-2-3 »

Habe vor einigen Tage eine interessante Uhr aus der Bucht gefischt. ATO hat mich auf diese Uhr aufmerksam gemacht. Vielleicht wusste er ja, dass ich eine kleine Sammlung elektrischer Schlagwerkuhren habe.

Es handelt sich um eine elektrische Schlagwerkuhr von Mauthe, die zwischen 1927 und 1937 gebaut wurde. Die Uhr ist sehr kompliziert ausgefallen und war bestimmt nicht billig.

Weil das Gehäuse so hässlich ist, zeige ich es erst am Ende, viel interessanter ist die Technik:
Es handelt sich um eine konventionelle Schlagwerkuhr mit Westminsterschlag, an welche – maschinenbaumäßig – ein Motoraufzug angebaut worden ist. Der einzige riesige Motor zieht also alle 3 Schlagwerke auf, und das kann dann schon nicht einfach sein. Der Motor ist ein Hauptstrom-Kollektormotor, der sowohl Gleichstrom als auch Wechselstrom verträgt. Er hat sogar Schmiernippel, was ich vom KFZ-Bereich her kenne! Er ist auf 110 Volt ausgelegt und kann über einen Vorwiderstand auch an 230 Volt betrieben werden. Zur Verteilung auf die 3 Räderwerke gibt es 2 Differentialräderwerke und 2 Federhäuser. Durch den unkonventionellen Aufbau gibt es jede Menge kleine Hebel, viele verschiedene Schrauben an seltsamen Stellen, jede Menge Kabel.

Kein Wunder, dass diese Uhr recht selten gebaut wurde.

Und hier die Bilder:

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Frank
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soaringjoy
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Re: Mauthe Dolektra

Beitrag von soaringjoy »

Das Gehäuse sieht wirklich sehr seltsam aus, ohne die Aufzugslöcher!

Ein schönes Stück Technikgeschichte.
Ich persönlich glaube eher, dass Mauthe da ein wenig herumspielen wollte,
um Machbares auszuloten.
Die Oma hebt sich an der Uhr bestimmt einen Bruch...

J.
"tempus nostrum"
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Typ1-2-3
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Re: Mauthe Dolektra

Beitrag von Typ1-2-3 »

Hallo Jürgen

Du hast Recht mit dem Gehäuse. Das ist man schon so gewohnt.

Dieses Gehäuse ist mit Sicherheit auch von Mauthe für die mechanischen Uhren benutzt worden. Denn man kann an einzelnen Stellen sehen, dass es quasi umgebaut wurde: Von der Unterseite ist ein gefrästes Loch mit einem Holz zugemacht worden, dafür ein anderes Loch mit dem Stemmeisen neu gekommen. Außerdem ist an den Werkträger (!) noch ein Holzklotz drangeleimt worden, um den seitlich zu sehenden Vorwiderstand befestigen zu können. Die Aufzuglöcher aber hat man natürlich nicht gebohrt. Das Gehäuse ist vollkommen original und gehört auch zur Uhr. Die Türe hinten hat auch eine Anleitung für die Bedienung aufgeklebt, dahinein sind Werknummer und (richtige) Motornummer eingetragen - handschriftlich in Schönschrift.

Frank
KleineSekunde
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Re: Mauthe Dolektra

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo Frank,

vielen Dank für diesen Bericht zu einem interessanten Stück Zeitgeschichte zur Entwicklung der elektrischen Uhren.

Ob ein Uhrmacher dann wirkliche eine Fettpresse zur Hand hatte, um die Schniernippel zu nutzen?? Eventuell ist er dann ja zum Automechaniker um die Ecke gegangen, um für eine ausreichende Schmierung zu sorgen ;-)

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
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Typ1-2-3
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Re: Mauthe Dolektra

Beitrag von Typ1-2-3 »

Der Schmiernippel ist für Öl: Da ist eine Kugel drauf, die durch eine leichte Feder nach oben gedrückt wird. Da kann man dann Öl hineinfüllen, und das hält dann bis zur nächsten Wartung. Ist schon uhrmachergerecht gemacht... Schau Dir mal den Motor an, dann siehst Du das.

Frank
walter der jüngere

Re: Mauthe Dolektra

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

Fett in diese Motoren zu pressen, wäre für den Motor der Tod im Topf.
Unter dem Motto: 'Gut gefettet und anschließend dafür durchgebrannt'.
Die Wirkung falsch gewählter / falsch dosierter Schmierstoffe (an Motor, Getriebe und restlichem Uhrwerk) hat schon so manchem Motor elektrisch angetriebener Uhren zerstört.

Walter d. J.
KleineSekunde
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Re: Mauthe Dolektra

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo,

nun, der Hinweis auf die Fettpresse war auch nicht wirklich ernst gemeint, aber daran habe ich halt zuerst bei dem Stichwort "Schmiernippel" gedacht...

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
Wynen
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Re: Mauthe Dolektra

Beitrag von Wynen »

Tolle Uhr Frank!
ich wusste gar nicht, wie kompliziert=interessantdiese Mauthe Werke sind. Ich glaube, ich habe Deine Uhr in einem Mauthe Katalog von 1937 (Nr. 107) gefunden. Warum bei fast allen elektrischen Uhren in diesem Katalog die Aufzuglöscher abgebildet sind, weiß ich nicht.

Gruß
Hartmut
Mauthe-Katalog-1937.jpg
Mauthe-Katalog-1937-46.jpg
Mauthe-Katalog-1937-68148.jpg
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Fernmelder
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Re: Mauthe Dolektra

Beitrag von Fernmelder »

Hallo Frank,

hättest du was dazu gesagt das du die Uhr haben wolltest wären einige Euro weniger gefallen.
Ich hatte auch darauf geboten, einfach mal interessehalber.

Ansonsten interessante Technik, mal sehen was du draus zauberst :mrgreen:

MfG

Sebastian
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