Herstellen von Zahnradfräsern

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Uhrmacher 19
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Herstellen von Zahnradfräsern

Beitrag von Uhrmacher 19 » Mi 6. Okt 2010, 21:12

Hallo,

hab da mal eine schwierige Frage:

Bin derzeit dabei ein Spindeluhrwerk für eine Comtoise herzustellen.
Die Zeichnungen und Berechnungen sind weitestgehend fertig.
Ein paar Teile habe ich auch schon zurechtgeschnitten und vorgefertigt.

Aber nun meine Frage:
Ich habe die Räder und Triebe so konstruiert, dass ich möglichst wenig Zahnformfräser brauche.
Und das mit dem Hintergrund, dass ich die Zahnformfräser selbst herstellen möchte.
Die Konstruktion dafür habe ich einem alten Buch (Fachzeichnen für Uhrmacher) entnommen.
Die Geometrie konnte ich gut über CAD (Autocad LT) festlegen.
Wie kann ich nun die Zeichnungsmaße möglichst genau auf den Fräser übertragen?
Ich weiß von den großen Uhrenfirmen, dass diese sehr oft mit Projektoren arbeiten.
Dort wird ein Zahnrad in den Projektor gelegt, optisch vergrößert und eine 10x größere Zeichnung darüber.
Profilfehler sind sofort erkennbar.
Aber dann ist das Kind ja eigentlich schon in den Brunnen gefallen.

Profilzahnfräser zu kaufen ist mir erstens zu teuer und zweitens zu anspruchslos.
Ich versuche mich bei der Herstellung der Teile -soweit möglich und sinnvoll- an den "alten Techniken" zu orientieren.
Soll heißen, wenn ich ein Uhrwerk nachbaue, dass vor 200 Jahren das erste mal hergestellt wurde, dann möchte ich weder CNC-Fräsen noch Drahterodieren noch sonst irgendetwas modernes.
Dann nehme ich lieber in Kauf, dass ich mir evtl. ein spezielles Werkzeug oder eine Vorrichtung anfertigen muss.

So .... ich hoffe mir kann jemand helfen oder ein paar Tipps geben.

Werde bei Gelegenheit gerne mal ein paar Zeichnungen oder Fotos einstellen.

Vielen Dank und Gruß
Jörg

Philclock

Re: Herstellen von Zahnradfräsern

Beitrag von Philclock » Mi 6. Okt 2010, 21:20

Diese Seite könnte Dir weiterhelfen . ;)
http://www.csparks.com/watchmaking/WheelCutting.html

karlo

Re: Herstellen von Zahnradfräsern

Beitrag von karlo » Mi 6. Okt 2010, 21:34

Dann mach es doch einfach so wie vor 200 Jahren, Duchlicht schauen.
Schlagzahn schleifen, probiern, nachschleifen.

So mach ich es bei Verzahnungen die in keine Norm passen auch.

K

walter der jüngere

Re: Herstellen von Zahnradfräsern

Beitrag von walter der jüngere » Mi 6. Okt 2010, 21:35

Hallo,

tut mir leid, aber für mich erscheint Dein Anliegen widersprüchlich:
Du willst so eine Uhr authentisch nachbauen, gleichzeitig aber willst Du die Triebe und Übersetzungen so verändern, daß Du möglichst wenig Fräser brauchst.

Um es als Anlaß zum Nachdenken mal auf die Spitze zu extrahieren:
Eine um 1880 gefertigte, durchschnittliche Taschenuhr bestand aus etwa 180 Teilen (Glas, Zeiger - alles inklusve).
Die Waterbury-Longwind bestand aus 58 Teilen - u.a. aus drei gleichen Trieben und Zahnradreifen, die Zahnreife wurden nur jeweils anders auf die Wellen gesteckt(!).
Diese Art der Konstruktion entstand aus dem gleichen Grund - um möglichst wenig unterschiedliches Werkzeug, möglichst wenig Material und außerdem auch noch so wenig wie nötig Fertigungs-/Montagezeit zu benötigen.
Daher auch die Verwendung der vereinfachten Duplexhemmung in diesem Kaliber.
Als Nebeneffekt drehte sich das Werk zudem auch noch einmal in der Stunde um sich selbst.
Das später auch gern genau so bezeichnete 'Tourbillon des kleinen Mannes' kam auf diese Weise zustande.



Walter d. J. (Moderator)

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Re: Herstellen von Zahnradfräsern

Beitrag von Uhrmacher 19 » Mi 6. Okt 2010, 21:43

Philclock hat geschrieben:Diese Seite könnte Dir weiterhelfen . ;)
http://www.csparks.com/watchmaking/WheelCutting.html
Danke Phil,
habe mir die Seite angeschaut, leider englisch, aber einigermaßen verstanden.
Ein Problem bleibt ... der Projektor :-(

Gruß
Jörg

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Re: Herstellen von Zahnradfräsern

Beitrag von Uhrmacher 19 » Mi 6. Okt 2010, 21:45

karlo hat geschrieben:Dann mach es doch einfach so wie vor 200 Jahren, Duchlicht schauen.
Schlagzahn schleifen, probiern, nachschleifen.

So mach ich es bei Verzahnungen die in keine Norm passen auch.

K
Danke Karlo,
so ungefähr habe ich es vor.
Aber wie ist das mit dem "Durchlicht" gemeint?

Gruß
Jörg

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Re: Herstellen von Zahnradfräsern

Beitrag von Uhrmacher 19 » Mi 6. Okt 2010, 21:47

walter der jüngere hat geschrieben:Hallo,

tut mir leid, aber für mich erscheint Dein Anliegen widersprüchlich:
Du willst so eine Uhr authentisch nachbauen, gleichzeitig aber willst Du die Triebe und Übersetzungen so verändern, daß Du möglichst wenig Fräser brauchst.

Um es als Anlaß zum Nachdenken mal auf die Spitze zu extrahieren:
Eine um 1880 gefertigte, durchschnittliche Taschenuhr bestand aus etwa 180 Teilen (Glas, Zeiger - alles inklusve).
Die Waterbury-Longwind bestand aus 58 Teilen - u.a. aus drei gleichen Trieben und Zahnradreifen, die Zahnreife wurden nur jeweils anders auf die Wellen gesteckt(!).
Diese Art der Konstruktion entstand aus dem gleichen Grund - um möglichst wenig unterschiedliches Werkzeug, möglichst wenig Material und außerdem auch noch so wenig wie nötig Fertigungs-/Montagezeit zu benötigen.
Daher auch die Verwendung der vereinfachten Duplexhemmung in diesem Kaliber.
Als Nebeneffekt drehte sich das Werk zudem auch noch einmal in der Stunde um sich selbst.
Das später auch gern genau so bezeichnete 'Tourbillon des kleinen Mannes' kam auf diese Weise zustande.



Walter d. J.
Danke Walter,
aber das muss Dir nicht leid tun.
Ich muss nur meinen Ansprüchen genügen .... sonst keinen.
Übrigens ... vor 200 Jahren gab es auch noch kein Autocad ;-)

Trotzdem Danke für den Hinweis.

Gruß
Jörg

karlo

Re: Herstellen von Zahnradfräsern

Beitrag von karlo » Do 7. Okt 2010, 08:16

Durchlicht heisst: Gegen das Licht halten.

Karlo

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Re: Herstellen von Zahnradfräsern

Beitrag von Uhrmacher 19 » Do 7. Okt 2010, 21:45

Hallo,

habe mal beispielhaft eine Rad-Trieb-Kombination mit z= 72/8 und m=1 als pdf beigefügt.
Dargestellt ist außerdem der Werdegang des Profilfräsers.
Ich hoffe das klappt mit der Darstellung und das ich ein paar Rückmeldungen bekomme.

Gruß
Jörg
Rad-Trieb-Zeichnung 1.pdf
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Re: Herstellen von Zahnradfräsern

Beitrag von Uhrmacher 19 » So 17. Okt 2010, 12:46

Hallo Forumskollegen,

ich bin inzwischen mit der Umsetzung der DIN 58425 ein gutes Stück weitergekommen.
Allerdings habe ich noch eine Frage:
In der DIN gibt es zwei Tabellen zur Konstruktion des Triebes.
Eine Tabelle setzt den Wert (ST) mit 1,35*m für alle Triebe von 6 bis 20 Zähne.
Die andere Tabelle unterscheidet beim Wert (ST) wie folgt:
6 bis 8 Zähne = 1,05*m
9 bis 10 Zähne = 1,15*m
12 bis 20 Zähne = 1,25*m
Ich könnte jetzt natürlich mit den unterschiedlichen Faktoren 2 Triebe Zeichnen und übereinander legen, um so die Unterschiede sehen zu können, aber vielleicht kann mir ja jemand aus dem Forum die Arbeit ersparen und mir erklären, wann und warum unterschiedliche Werte eingesetzt werden.

Danke und Gruß
Jörg

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