Deutsche Wertarbeit!

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Holger Brandt
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Deutsche Wertarbeit!

Beitrag von Holger Brandt »

Ich habe nun ein Uhrmachergeschäft in Jena übernommen und damit etwas mehr mit der Reparatur von Großuhren zu tun, als das früher der Fall war. Die neuzeitlchen Dinger (Federzugregulateure, so etwa nach 1990 gekauft) sind mir bisher kaum unter die Finger gekommen. Doch in den letzten 3 Wochen kam sowas in geballter Form.
Mir ist dabei aufgefallen, dass bei den meißten Fabrikaten schon nach 10 bis 15 Jahren extremer Verschleiß an Lagern und Zapfen vorhanden ist. Bei komplett verchromten Wellen ist das ja auch kein Wunder! Wenn erstmal die Chromoberfläche angegriffen ist, wird das Lager so richtig aufgeräumt... .
Auch bei hochwertige Marken habe ich das erlebt. Blöd ist nur, dass die Leute für die Dinger viel Geld (im Glauben vom Uhrmacher des Vertrauens ne hochwertige Uhr zu kaufen) bezahlt haben.
Auch bei ner Marke, die nach eigenen Angaben nur hochwertige Uhren herstellt, war der Ferderhausdeckel aus rel. dünnen Stahlblech, ohne Lagerbuchse auf der verchromten Welle.... .
Habt Ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Welcher Hersteller macht in diesem Segment überhaupt noch "Deutsche Wertarbeit"?
karlo

Re: Deutsche Wertarbeit!

Beitrag von karlo »

Wenn Du einen findest, sag Bescheid.
Die sogenannten hochwertigen sind nur durch geschickte Werbung hochwertig geworden.

Karlo
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Typ1-2-3
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Re: Deutsche Wertarbeit!

Beitrag von Typ1-2-3 »

Bin froh, dass ich mit solchem Kram nichts mehr am Hut habe. Ist nämlich wirklich grauenhaft, und die Uhren sind richtig auf Verschleiß gebaut. Zapfen sind - wenn überhaupt - nur noch einsatzgehärtet. Wenn man daran rolliert, kommt das weiche Untermaterial heraus, dann geht nichts mehr. Federhausdeckel ohne Innenfutter passen da gut ins Bild. Die Uhren sollen ja gar nicht mehr länger halten. Sonst wird ja nichts Neues mehr gekauft.

Frank
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soaringjoy
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Re: Deutsche Wertarbeit!

Beitrag von soaringjoy »

Holger, insbesondere die U.S. Amerikanischen Kollegen haben da so
ihre Erfahrungen mit den Werken von Hermle gesammelt und
gerade die verchromten Zapfen wurden sehr oft thematisiert.
Dennoch halten einige die Uhrwerke noch für "hochwertig".
Ab den 1970ern, würde ich sagen, ist es ziemlich egal, was auf dem Uhrwerk
draufsteht - ich persönlich lasse die Finger davon.
Auch der Name Kieninger hält nicht immer, was er verspricht, reden wir garnicht
von "Schreckensbecher".
AMS, Jauch und Urgos stellten noch akzeptable Werke her.
Le Castel (Wermeille) aus der Schweiz ist dagegen noch über jeden Zweifel erhaben
und auch Hermle bietet im Hochpreissegment Kleinserien von sehr guter Qualität an -
aber nicht für "Jedermann". :D

Tja, im Prinzip gab es die Qualität "Made in Germany" (für mich) bis 1939 und ab 1960
gab es viel Schrott und wenige Ausnahmen davon.

J.
"tempus nostrum"
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Ursus
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Re: Deutsche Wertarbeit!

Beitrag von Ursus »

soaringjoy hat geschrieben: Le Castel (Wermeille) aus der Schweiz ist dagegen noch über jeden Zweifel erhaben und auch Hermle bietet im Hochpreissegment Kleinserien von sehr guter Qualität an - aber nicht für "Jedermann". :D J.
Dazu gehört auch Sattler, München.

Ursus
karlo

Re: Deutsche Wertarbeit!

Beitrag von karlo »

Mit Le Castell und Sattler sind wir aber in einer gaaaanz anderen Preisklasse.
Kieninger: Wenigstens ist die butterweiche, von der Drehbank gefallene Welle aus Automatenstahl (nicht haertbar), weder venickelt noch verchromt.
Wobei ich auch bisher nur vernickelte Wellen gefunden hab, verchromen ist doch zu teuer wenn so ein Werk bei Selva nur 700€ kostet.

Karlo
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unnnamed
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Registriert: Sa 14. Aug 2010, 21:33

Re: Deutsche Wertarbeit!

Beitrag von unnnamed »

So ist es, alles muss billig (in der Herstellung) sein. Da leidet die Qualität schon mal etwas :lol:

Die Preise welche z.B. ein Sattler aufruft finde ich jedoch auch frech. Die Qualität des Finish der
Teile wird dem Preis nicht gerecht. Aber was solls, es verkauft sich :mrgreen:
Gruß Bernd
Holger Brandt
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Re: Deutsche Wertarbeit!

Beitrag von Holger Brandt »

Hallo und danke für Eure Beiträge. Bin ganz beruhigt, dass Eure Erfahrungen sehr ähnlich sind. Klar schaut der Kunde nach dem Preis. Doch wenn ihm in den schönen bunten Prospekten Qualität aus über 100 Jahren Erfahrungen im Uhrenbau vorgegaukelt wird, muss er zwangsläufigerweise annehmen, dass die Qualität im Wert der Werke und nicht in der Gabe, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, liegt!
Es ist einfach schade, dass sich immer mehr (leider auch große Firmen, nicht nur im Uhrenbau) von der Langlebigkeit ihrer Produkte verabschieden.
Wenn, wie Ihr schreibt, Kieninger auch nur weiche Wellen verbaut, dürften die Preise auch nicht so hoch sein, wie sie nun mal sind. Bin ja gespannt, was mich erwartet, wenn ich die erste Kieninger auf den Tisch bekomme!

Holger
karlo

Re: Deutsche Wertarbeit!

Beitrag von karlo »

Holger Brandt hat geschrieben: Wenn, wie Ihr schreibt, Kieninger auch nur weiche Wellen verbaut, dürften die Preise auch nicht so hoch sein, wie sie nun mal sind. Bin ja gespannt, was mich erwartet, wenn ich die erste Kieninger auf den Tisch bekomme!

Holger
Grosse Tuete Lager bestellen. Nach 20 Jahren sehen die schlimmer aus als GB nach 100 Jahren.
Ein paar Zapfen sind meistens auch hin.
Aber dafuer lassen sie sich mit Baumarktbohrern bohren. :-)
Ich nehme meistens Aufschlag fuer Werke nach 1930.

Karlo
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