Übungsobjekt: Kienzle-Wecker

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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henrik5
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Übungsobjekt: Kienzle-Wecker

Beitrag von henrik5 »

Hallo,
ich habe mir eine Probeuhr zum üben für 2,85 € inklusive Versand bei Ebay besorgt. Ein schöner Kienzlewecker der auch noch funktionierte bevor ich ihn auseinandergenommen habe :roll: . Gelesen habe ich zwischenzeitlich die Bücher von Laurie Penman und Eric Smith. Die Demontage verlief nicht wie erhofft. Natürlich habe ich die Federn soweit möglich entspannt. Die Teile ließen sich aber nicht schichtweise abnehmen und fotografieren, weil das Mittelrad fest sitzt und ich nicht weiß wie ich die Zeiger abbekomme. Außerdem scheint das Werk mit der Aufhängung vom Ziffernblatt vernietet zu sein. Wie geht man jetzt am besten vor?
Gruß, Henrik der hofft den schönen Wecker wieder zusammenzubekommen
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karlo

Re: Übungsobjekt: Kienzle-Wecker

Beitrag von karlo »

Wie ich schon mehrfach gesagt hab sind Wecker kein Uebungsojekt.
Das Minutenrad ist, wenn ueberhaupt, nur mit Gewalt raus zu bringen.
Ich lass es drin.
Dann sind da noch die offenen Federn.
Da gibts kein Allheilmittel.
Wecker sind kein Uebungsobjekt

Karlo
henrik5
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Re: Übungsobjekt: Kienzle-Wecker

Beitrag von henrik5 »

karlo hat geschrieben:Das Minutenrad ist, wenn ueberhaupt, nur mit Gewalt raus zu bringen.
Ich lass es drin.
Hallo Karlo,
danke das hilft mir schon. Dann mache ich so weiter und lasse es drin. Aber Übung bringt es. Auch die Fotos sind schon viel brauchbarer als die zuvor :mrgreen: .
Gruß, Henrik
henrik5
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Re: Übungsobjekt: Kienzle-Wecker

Beitrag von henrik5 »

Hallo,
ich habe den Wecker wieder zusammen bekommen. Er läuft und läutet :D . Ich brauche noch etwas Übung, es war Glück das der Wecker überlebt hat. Ich glaube vor der großen Uhr muss noch eine Küchenuhr zur Übung her.
Gruß, Henrik
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soaringjoy
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Re: Übungsobjekt: Kienzle-Wecker

Beitrag von soaringjoy »

Henrik, Wecker wurden im Allgemeinen nicht für die Ewigkeit gebaut
und auch nicht unbedingt auf Reparaturfreundlichkeit ausgelegt.
Der selige Arthur Junghans soll sich, einer Überlieferung nach, ziemlich
darüber aufgeregt haben, dass "seine" Wecker nach 10 Jahren immer noch
problemlos gingen. 8-)
In die Weckerkonstruktionen ist viel "Hirnschmalz" eingeflossen, d.h., sie
waren sehr innovativ. Das widerum, führte zu einer schier unglaublichen
vielfalt von Konstruktionen, so dass man immer wieder auf Detailänderungen
und Überraschungen stößt.
Insbesondere der Umgang mit Hemmung, Unruh und Haarfeder will gelernt
sein; da ist es wirklich am besten, man schaut dem Fachmann einmal über
die Schulter.

Zum Üben eignet sich m.E. am besten ein einfaches Gehwerk mit Pendel.

J.
"tempus nostrum"
henrik5
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Re: Übungsobjekt: Kienzle-Wecker

Beitrag von henrik5 »

soaringjoy hat geschrieben:Insbesondere der Umgang mit Hemmung, Unruh und Haarfeder will gelernt
sein; da ist es wirklich am besten, man schaut dem Fachmann einmal über
die Schulter.
Ja, das waren die Teile die mir als Grobmotoriker am meiste Unbehagen bereitet haben. Die Haarfeder hat beim Aus- und Einbau auch etwas gelitten. Beim Wiedereinbau habe ich dann die Feder von der Platine gelöst und erst nach dem Zusammenbau mit dem Stift neu befestigt. Anfangs ging die Uhr ca. 40 Sekunden die Stunde vor. Vielleicht habe ich die Feder mit dem Stift etwas zu weit in das Loch getrieben. Nachdem ich den Hebel auf der Rückseite fast ganz nach rechts(-) geschoben habe hält sie aber wieder die Zeit.
walter der jüngere

Re: Übungsobjekt: Kienzle-Wecker

Beitrag von walter der jüngere »

Hallo,

@Henrik5:
Und genau das macht den Unterschied zwischen Murks und gut ausgeführter Reparatur aus:
Die Uhr läuft - aber wie. Und wie lange.
Einfach ausgedrückt:
Es geht beim Verstiften der Unruh darum, daß die Spirale möglichst flach läuft, daß das Tickgeräusch gleichmäßig ist - und ob die Zeit gehalten wird (bei Rückerstellung in der Mitte).
Die Spirale irgendwie einzustiften heißt nicht, den Vorsteckstift mit Gewalt "hineinzutreiben", sondern ihn sanft einzupressen. Und die Spirale dabei so zu verstiften, daß sie eben flach läuft, und dies bei glechmäßigem Abfall - also das Tickgeräusch sollte ein gleichmäßiges Tick-Tack und nicht Tiiiiick tck (o.ä. humpelndes Geräusch) ergeben.
Warum? Später, wenn die Uhr mal weiter reguliert werden soll, kann sie das nicht in ausreichendem Maß, wenn der Rückzeiger sich nicht halbwegs in der Mitte befindet.
Und: Durch den ungleichmäßigen Abfall braucht die Hemmung deutlich mehr Kraft, um überhaupt zu arbeiten. Dies wirkt sich auf die Gangdauer, auf die Ganggenauigkeit während der verschiedenen Ablaufstadien der Feder und auf den Verschleiß aus.
Eine nicht flach laufende Spirale sorgt ebenfalls für hohe Gangungenauigkeiten.
Der Verschleiß des Werkes wird zudem von den Komponenten Schmutz und Öl in den Lagern maßgeblich mitbestimmt.
Soll heißen: Wie sauber wurde das Werk wirklich gemacht - und welches Öl wurde wie und in welchem Maß den Lagern usw. zugeführt...

So die Uhr je einen Uhrmacher wieder sehen sollte - er wird sich seinen Teil denken und sicherlich dies gebührend bei der Rechnung berücksichtigen. Denn: Er erkennt an dieser Art Eingriff: Hier wurde gemurkst.
Also: Er muß alles, aber auch wirklich alles gründlichst überprüfen, denn nichts ist sicher. Weder dies noch jenes - an allem könnte etwas unfachgerecht getan worden sein, was zu späteren Störungen Anlaß gibt, bzw. geben könnte.
Und das trifft auf jede von Laien ausgeführte Reparatur zu. Sie sollte so sorgfältig ausgeführt sein, daß der Fachmann gar nicht erkennen kann, daß hier ein Laie - und nicht ein Fachmann - schon etwas getan hat.
Es geht also nicht nur darum: Die Uhr läuft - egal wie, Hauptsache, sie tickt. Auf das Wie kommt es nicht weniger an.

Ich schreibe dies in der Hoffnung, daß spätere eigenhändige Reparaturversuche etwas sorgfältiger und liebevoller ausgeführt werden - und zwar nicht nur von Dir, sondern von allen, die glauben, eine Uhr eigenhändig reparieren zu können.
Um nicht mißverstanden zu werden:
Es geht mir überhaupt nicht darum, Laienarbeit zu verteufeln. Es geht mir darum, daß Laienarbeit sich qualitativ nicht von der Arbeit aus Gesellen- oder Meisterhand unterscheiden muß - und in Ausführung und Ergebnis auch nicht unterscheiden sollte.
Im Gegenteil: Laien könnten theoretisch qualitativ wesentlich höherwertige Ergebnisse erzielen: Weil ihnen der ökonomische Druck bei Reparaturen etc. nicht im Nacken sitzt.
Denn darauf muß ein Uhrmacher - ob angestellt oder selbständig - sehr wohl achten. Und auf die Limits, die die Kundschaft ihm zusätzlich setzt.

Walter d. J. (Moderator)
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Gnomus
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Re: Übungsobjekt: Kienzle-Wecker

Beitrag von Gnomus »

Hallo Walter, ich hatte ja vor fast 40 Jahren auch so angefangen. Oder eigentlich noch einfacher, da gab's noch kein Internet, und Bücher hatte ich mir erst zugelegt, als ich gemerkt habe, daß das mal ein Hobby werden kann. Und daß ich meine ersten Wecker nicht vermurkst hatte, da hatte ich wahrscheinlich mehr Glück als Verstand. Es gab ja auch noch keine digitalen Fotoapparate, also hatte ich mir anfangs manchmal eine Skizze gemacht, wo und wie rum welches Zahnrad sitzt. Aber von Anfang an hatte es mich gestört, wem eine Uhr nicht gleichmäßig getickt hatte. Daß das Abfall heißt, wußte ich damals natürlich noch nicht. Und ein Uhrmacher, der Jahre später mal bei mir zu Besuch war, hatte sogar lobend erwähnt, wie gleichmäßig meine Uhren (auch Pendeluhren) ticken.
Zum Glück gab es damals noch genug kaputte UMF-Wecker, die ich von Bekannten zum Ausschlachten bekam, so daß sich der Schaden in Grenzen hielt. Und aus Fehlern lernt man ja bekanntlich am besten.
Find ich gut von Dir, daß Du Henrik5 (und damit auch anderen) diese Hinweise zur Unruh gibst.
Gruß
Micha
samysport
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Re: Übungsobjekt: Kienzle-Wecker

Beitrag von samysport »

Hallo zusammen,
ich habe im Laufe der Zeit gelernt,daß ich als Laie mich nur in das Uhrmacherhandwerk einarbeiten kann,indem ich permanent lese und übe.Am Anfang habe ich bei einigen Übungen die ein oder andere Uhr geschädigt.Ich habe mir billige Uhren vom Flohmarkt besorgt,diese zerlegt,dabei Bücher gelesen und immer wieder gemerkt,daß ich noch mehr Wissen und Fähigkeiten brauche.Also weiter Bücher,Forenbeiträge lesen,Lehrfilme anschauen. Ein wirklich langer Weg.Doch es lohnt sich,denn wenn man nach und nach Reparaturen fachgerecht ausführen kann ist das ein tolles Gefühl und man erlebt ein Handwerk,das wohl das interessanteste und umfangreichste überhaupt ist.Dieses Handwerk kann zu einem faszinierenden Hobby werden.

Gruß Herbert
henrik5
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Re: Übungsobjekt: Kienzle-Wecker

Beitrag von henrik5 »

Hallo,
ich habe die Spiralfeder neu eingestiftet. Es waren viele Versuche nötig bis ich es geschafft habe sie flach laufen zu lassen. Jetzt läuft die Uhr bei mittlerer Rückerstellung seit 7 Stunden ohne größere Abweichung. Hier das Tickgeräusch:
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Gruß, Henrik
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