Es geht weiter:
Echappement ist fertig. Leider habe ich bei einer Aufzugspule der Uhr festgestellt, dass der Innenanschluss herausgerissen ist. Keine Chance, die Sache so hinzubiegen, zumal die Uhr mit 230 V läuft. Also Spule abgewickelt und den inneren Anschluss neu angefertigt und wie original festgenietet. Es musste auch noch ein Pertinaxteil gebaut werden, aber das ging schnell. Die leere Spule mit dem inneren Anschluss sah dann so aus:
Vor dem Abwickeln habe ich den Durchmesser des Wickels, den Drahtdurchmesser, den Widerstand der anderen, identischen Spule und die Wickelrichtung ermittelt. Vor dem Abwickeln habe ich den äußeren Stoffschutz abpräpariert, damit man den am Ende wieder festkleben kann. So merkt man nicht sofort, dass an der Spule etwas geändert werden musste. Die Windungszahl zu ermitteln (wohl mehrere 1000) habe ich nicht für nötig gefunden. Denn wenn Drahtdurchmesser und der Spulendurchmesser stimmen, kann das gar nicht so verkehrt sein. Anschließend kann man auch noch den Widerstand messen, um alles zu kontrollieren.
Weil die Spule innen einen eckigen Kern hat, musste ich (aus einem Rest-Besenstil) einen Adapter fertigen. Das musste nicht sehr genau sein, also reicht die Feile und Augenmaß. Fräsen wäre wirklich unnötig gewesen:
Die Drehbank wurde dann auf die langsamste Geschwindigkeit gestellt, das innere Drahtende entlackt und festgelötet, und das Wickeln konnte beginnen:
Mit der Hand kann man den Draht gut führen, wenn die Drehbank nicht zu schnell läuft. Ansonsten würde es warm...
Der Rohwickel stand am anderen Ende des Raumes. Da ich nicht unbedingt noch etwas basteln wollte, um die Spule unterzubringen, war Improvisationstalent gefragt. Wohl jeder wird die Maschine erkennen, die hier doch etwas zweckentfremdet wurde. Aber es ging gut.
Nachdem Widerstand und Durchmesser der Spule stimmte, lötete ich noch auf den Wickel eine Thermosicherung ein, alles wurde wieder montiert, und der Stoffschutz wurde wieder festgeklebt. Da der Kleber noch nicht hart ist, kann man noch das Gummiband bewundern, das am nächsten Tag einfach aufgeschnitten werden kann.
Es handelt sich hier um ein Optima-Werk von Jauch und Schmidt. Früher häufig, heute selten geworden. Wie die Uhr komplett aussieht, davon später mehr. Dem Gehäuse nach sollte die Uhr aus den 20ger oder 30ger Jahren sein. Sie könnte in einem Flur einer Schule gehangen haben, aber das ist nur Spekulation.
Frank