Material von Gehäuseverzierungen

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Corvette
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Material von Gehäuseverzierungen

Beitrag von Corvette »

Guten Abend,
an alle die es lesen.

ich habe an einem Gehäuse,
ich würde sagen Wiener Regulator.(Zumindest hat er Seile und Umlenkrollen)
diese Verzierung
DSC01030.JPG
In Holz,ohne CNC vermutlich nicht machbar.
Irgend jemand in der Vergangenheit,mag wohl versucht haben,diverse fehlstellen
zu korrigieren.
Dazu hat er die vermutlich fehlenden Ornamente mit irgendwas übergossen,was jetzt
Knüppel hart ist und spröde wie Glas.
Mit Hitze (Lötkolben) kann man das aber bearbeiten.
Nur schmilzt dann die Originalsubstanz mit weg.
DSC01031.JPG
Was kann das für ein Zeug sein ?
Was hat man damals für solche Verzieungen genommen ?

Wenn jemand Wissen oder Vermutungen hat,-
ich bin für alles offen.

Norbert
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Typ1-2-3
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Re: Materal von Gehäuseverzierungen

Beitrag von Typ1-2-3 »

Nur eine grobe Vermutung: Es gab damals Schellackplatten, Schallplatten meine ich. Damit konnte man also gut Muster abgießen, auch sehr präzise. Und das ist ein früher Thermoplast, wenn auch kein Kunststoff im eigentlichen Sinne. Vielleicht kann man das ja so wieder ergänzen, ohne CNC: Ein vorhandenes Teil abformen (da gibt es Silikon-Abform-Masse) und dann nachgießen. Habe so was schon mal gesehen, bei einer Firma, die auf diese Art und Weise einen Stuckrahmen wieder in Form gebracht hat, bei dem Stuckornamente fehlten. Da wurde ein Teil des Rahmens abgeformt und nachgegossen, als Ergänzung zu Fehlstellen.

Schau mal, ob es Material dazu (die Abformmasse) bei www.kleelux.de gibt. Ansonsten: Trennwachs auf das Original aufsprühen, Gips drübergießen, dann die Gipsform als Negativ für die Ergänzungen nehmen.

Alles ohne Gewähr, war da nur Zuschauer!!!

Frank
KleineSekunde
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Re: Materal von Gehäuseverzierungen

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo,

ich denke, an einem unbeschädigten Ornament einen Negativ-Abdruck zu erstellen, der dann ausgegossen wird, könnte durchaus ein gangbarer Weg sein. Details dazu kenne ich leider nicht.

Firmen, die entsprechende Produkte anbieten (wie zum Beispiel die genannte Firma Kleelux), sind sicherlich bei der Auswahl geeigneter Produkte auch behilfllich, sofern man dort dann auch kauft... Und der Rat eines Experten könnte hier wohl hilfreich sein, da sonst die Auswahl der angebotenen und möglichen Produkte doch "unüberschaubar" sein könnte.

Täuscht der Farbeindruck auf den Fotos, oder sind die Ornamente leicht goldfarben?

Das farbliche Anpassen der ergänzten Ornamente wird zumindest grob auf den Internetseiten der Firma Kleelux beschrieben:

http://www.restaurierung.de/de/tipps/modellieren.htm

Ob die beschriebene "Knetmasse" zur Ergänzung in diesem Fall geeignet ist, kann ich natürlich nicht sagen. Zumindest würde ich vermuten, dass dann eine "feste" Negativform, zum Beispiel aus Gips, nötig sein könnte, um die Masse dort hinein zu drücken (und eben keine flexible Form, hergestellt aus einer silikonbasierten Masse).

Viel Erfolg!

Schöne Grüße

Guido
karlo

Re: Materal von Gehäuseverzierungen

Beitrag von karlo »

Aus welchem Material sind denn die vorhandenen Originalteile? Holz?

Karlo
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Corvette
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Re: Materal von Gehäuseverzierungen

Beitrag von Corvette »

Vielen dank für die ersten Meinungen,

gießen scheint mir auch die einzige Möglichkeit.
Aber mit welchem Material ? Kunstharz? nee,nicht wirklich !

@ Guido

der Eindruck täuscht nicht,die Teile sind Kupferfarben angemahlt.
Ob das so sein sollte kann ich nicht sagen.

@ Karlo,

die Originalsubstanz kann ich nicht bestimmen.
Leicht schmelzendes Metall,wie Blei oder Zinn ist es nicht.
Schellack ist es auch nicht,da Alkoholresistent.
Holz ist es auch nicht.
Ich weiß,das ist jetzt schwierig.
da das Zeug aber relativ schnell Schmilzt - Wachs ? nee,dafür ist es zu hart.
Vieleicht noch mal für den gesammt Eindruck.
DSC01033.JPG
DSC01034.JPG
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karlo

Re: Materal von Gehäuseverzierungen

Beitrag von karlo »

Da kreist bei mir ein alter Kunststoff ganz dunkel durch den Kopf.
Das Zeug war braeunlich, teiltransparent.
Aber mehr faellt mir im Moment dazu nicht ein.

Karlo
Heinrich
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Re: Materal von Gehäuseverzierungen

Beitrag von Heinrich »

das könnte Lineol oder Elastolin sein. Für Bakelit ist es meiner Meinung nach zu weich.
Heinrich
Der liebe Gott gab uns die Zeit (von der Eile hat er nichts gesagt!).
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Corvette
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Re: Materal von Gehäuseverzierungen

Beitrag von Corvette »

Guten Abend,

danke,das Ihr Euch so viele Gedanken macht.

Karlos Resterinnerung halt mich auf`s "Goggln" gebracht.
Da kam zwar nix konkretes heraus aber ein weiterer Gedanke.
Was gab es zur Jahrhundertwende 18/1900 denn an Kunststoffen ?
Da gab es Isoliermaterial und Schalter,in Weiß,Braun und schwarz.
War das schon Bakelit ?

Frank

Das könnte in Dein Gebiet fallen.
In deinen Elektrouhren sind doch auch manchmal noch so Teile.

@ Heinrich

Elastolin ist durchaus denkbar.
Vor allem die Mischung aus Sägemehl und Leim und die Eigenschaft ,das es
bei trockener Heizungsluft, brüchig und Rissig wird.
Genau das liegt hier auch vor.

Norbert
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KleineSekunde
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Re: Materal von Gehäuseverzierungen

Beitrag von KleineSekunde »

Hallo,

Bakelit wurde um 1900 entwickelt, hat aber duroplastische Eigenschaften, lässt sich unter Hitzeeinwirkung also nicht mehr aufschmelzen, was aufgrund der Beschreibung der Eigenschaften gegen dieses Material sprechen würde...

Auch Pertinax oder Phenolharz als "historischer" Werkstoff hätte duroplastische Eigenschaften, würde also auch nicht zu der Beschreibung passen.

Melamin könnte zeitlich passen, hätte aber auch wieder duroplastische Eigenschaften...

Außer Zelluloid fällt mir momentan kein weiteres Material ein, welches auch in den zeitlichen Rahmen um 1900 passen würde. Dieses Material hätte die beschriebenen thermoplastische Eigenschaften (schmilzt unter Wärmeeinwirkung also wieder) und ohne Füll- und Farbstoffe wäre es eher transparent, was auf Karlo's Erinnerungen passen würde. Rissig und spröde (insbesondere unter Einwirkung von UV-Licht) werden nach etlichen Jahren eigentlich alle Thermoplaste, ganz speziell natürlich historische Materialien, die eben nicht entsprechend stabilisiert werden konnten.

Zelluloid wäre heute eher selten zu finden, PET (das Material, aus dem Getränkeflaschen in allen Farben, also auch in braun, gemacht werden) würde dem Material aber durchaus nahe kommen. Der Schmelzpunkt liegt aber recht hoch (für eine gescheite Verarbeitbarkeit wohl bei etwa 280°C), so dass es als Abgußmasse zur Nachfertigung der Ornamente kaum geeignet erscheint, zumal eine sehr rasche Abkühlung beim Kontakt mit der Form stattfindet und sich dabei die Konsistenz der Schmelze dann doch sehr schnell und sehr stark erhöht, so dass dann keine detailgetreue Abbildung mehr möglich wäre. Dies gilt auch für alle anderen verfügbaren thermoplastischen Materialien, die ja auch meistens im Spritzguß unter Industriebdingungen verarbeitet werden.

Falls beim Original also tatsächlich ein Thermoplast verwendet worden sein sollte, so ließe sich ein entsprechender thermoplastischer Ersatz mit "Bordmitteln" also wohl nicht realisieren. Hier könnte der Einsatz "moderner" Abformmassen oder eventuell durchaus auch Gips die bessere Lösung darstellen (jedenfalls wenn sich kein Holzschnitzer findet lässt, dem langweilig ist und der für überschaubares Geld bereit wäre, entsprechende Ornamente aus Holz nachzufertigen - eventuell möglich aber sicher schwierig, den zu finden). Auch wenn Gips äußerst spröde und empfindlich wäre, dieses Material ließe sich zumindest segmentweise verarbeiten, zusammensetzen und dann nachbearbeiten und auch farblich dem Original natürlich anpassen. Ob es bei den doch recht großen Ornamenten noch praktikabel ist??? Ein erster Schnellschuß unter Verwendung von "Frischhaltefolie" als äußerst provisorisches Trennmittel, auch zur Vermeidung von Feuchtigkeitsschäden an der Originalsubstanz, könnte Aufschluß bringen und schlecht abgeformte Details könnte man eventuell durch Aufbringen von sehr dünnem Gips nachmodellieren und anschließend nachbearbeiten.

Schöne Grüße

Guido
karlo

Re: Material von Gehäuseverzierungen

Beitrag von karlo »

Das Zeug, an das ich mich so wage erinnere, lies sich wenn alt als Broeckchen abknibbeln.
Das wurde wohl langsam weicher.
Ich bring es irgendwie mit E-Technik in Verbindung.
Frank?

Karlo
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