Strasser & Rohde - Frage an die PPU-Leute

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Ursus
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Re: Strasser & Rohde - Frage an die PPU-Leute

Beitrag von Ursus »

petsch hat geschrieben:Es gab zwar auch Strasser Uhren mit Rieflerpendel, aber üblich waren schon eigene Pendel von Strasser Peter
Sorry, jetzt habe ich etwas vertauscht.
Nach Kummer hat Strasser 13 verschiedene Pendelformen gebaut, und dass Strasser-Uhren auf Kundenwunsch mit Riefler-Pendel ausgestattet wurden.
Riefler hat mehr Pendel gebaut als Uhren.

Ursus
kj.balzer
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Re: Strasser & Rohde - Frage an die PPU-Leute

Beitrag von kj.balzer »

Hallo Soaringjoy,
kennst Du das grüne Buch "Der Uhrmacher" von Richard Reuthebuch? Dort ist auf den Seiten 396 ff die Berechnung der Kompensation genau beschrieben. (auch im Buch das Pendel von Giebel) Desweitern schreibt Riefler, daß für jede Charge Invar der exakte Ausdehnungskoeffizient festgestellt wurde und bei der Berechnung des Kompensationsrohres berücksichtigt wurde (ob`s stimmt?). Dann kommt ja auch noch die Temperaturschichtung im Uhrenkasten dazu (oben wärmer wie unten). D.h. daß das Kompensationsstück immer an der kältesten Stelle liegt und somit eine Fehlkompensation verursacht. Deswegen haben findige Leute sich ein sog. Schichtungs-Kompensationspendel ausgedacht. Hier wird die Pendelstange geteilt und jeweils am oberen und unteren Teil getrennt kompensiert! Falls Du einen Scan der entsprechenden Seiten brauchst - bitte sagen!
Grüße
KJ
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unnnamed
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Re: Strasser & Rohde - Frage an die PPU-Leute

Beitrag von unnnamed »

Und inwieweit findet eigentlich die spezifische Wärmekapazität Berücksichtigung?
Gruß Bernd
winne
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Re: Strasser & Rohde - Frage an die PPU-Leute

Beitrag von winne »

Hallo

In Uhrenräuhmen ohne Temperaturschwankungen brauchte die spezifische Wermekapazität Wohl keine Berücksichtigung.
Hat man aber doch gemacht, um von vorneherein wie Du selbst sagst Kompensationsfehler Auszuschließen.
Die spezifische Wärmekapazität erfährt ihre Berücksichtigung durch unterschiedlichen Metalle ( Kompensationsrohre) ZB: Messing -Stahl verschiedene Längenausdehnung.
Hierdurch soll die spezifische Wämekapazität an der Pendelstange berücksichtigt werden.



Gruß Winne
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unnnamed
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Re: Strasser & Rohde - Frage an die PPU-Leute

Beitrag von unnnamed »

Hallo Winne,

wie du schreibt stimmt es natürlich, dass die spezifische Wärmekapazität in Räumen
ohne Temperaturschwankungen unbeachtet bleiben kann. Danach schreibst du, so
wie ich es verstehe
, von der materialabhängigen, spezifischen Längenausdehnung:
Die spezifische Wärmekapazität erfährt ihre Berücksichtigung durch unterschiedlichen
Metalle ( Kompensationsrohre) ZB: Messing -Stahl verschiedene Längenausdehnung.
Hierdurch soll die spezifische Wämekapazität an der Pendelstange berücksichtigt werden.
Bin ich auf dem Holzweg und habe dich falsch verstanden?

Jedoch wollte ich nicht auf die uns sicher allen bekannte, unterschiedliche Längenausdehnung
hinaus. Sondern darüber hinaus auf die unterschiedlichen Wärmekapazitäten der Materialien.

Ich bin kein Physiker und auch kein Pendelbauer, daher etwas ausführlicher meine Sicht
der Dinge:

So wie ich es verstehe besagt die spezifische Wärmekapazität, dass zwei unterschiedliche
Materialien bei gleichmäßiger Erwärmung z.B. unterschielich lange brauchen, um die gleiche
Endtemperatur zu erreichen. Im Umkehrschluss folgere ich, dass dies auch beim
Abkühlen zutreffend ist.
Das bedeutet allerdings für die Kompensation am Pendel, dass die mitwirkenden Materialien
sich unterschiedlich verhalten sofern eine Temperaturänderung eintritt, und zwar so lange,
bis die beteiligten Materialien wieder alle die gleiche Temperatur aufweisen, was nicht
völlig simultan geschieht.

Findet dies wirklich Berücksichtigung? Ist der Gedanke meinerseits gerechtfertigt?
Gruß Bernd
steffl62
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Re: Strasser & Rohde - Frage an die PPU-Leute

Beitrag von steffl62 »

Hmm, ich vermute mal das das nur bei starken und sprunghaften Änderungen der Umgebungstemperatur eine Rolle spielt.
Bei kleinen und langsamen Veränderungen der Temperatur ist es für beinahe alle Arten von Metallen (hohe Wärmeleitfähigkeit) sicher kein Problem diesen Änderungen zeitgleich zu folgen.

lg Christian
.
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Typ1-2-3
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Re: Strasser & Rohde - Frage an die PPU-Leute

Beitrag von Typ1-2-3 »

Bei Turmuhren z. B. ist das nicht unbedingt unwichtig, denn da findet keine Temperaturregulierung statt. Und es gibt durchaus Turmuhren mit Kompensationspendeln.
Und bei den ersten Uhren war das auch nicht möglich (zur Zeiten Grahams), denn so was wie Zentralheizung gab es da auch nicht. Da machte das Grahampendel schon Probleme, mit den großen Quecksilbertöpfen.

Heute im Wohnzimmer ist das natürlich nicht unbedingt wichtig, wenn man auf allzu große Genauigkeit keinen Werk legt. Und wer kann sich schon einen "Uhrenraum" leisten mit auf das zehntel Grad genauer Temperatur. Ein Privatmann eher nicht.

Frank
winne
Beiträge: 365
Registriert: Mo 30. Aug 2010, 10:19

Re: Strasser & Rohde - Frage an die PPU-Leute

Beitrag von winne »

Hallo Bernd

Dein Gedanke ist schlüssig und gerechtfertigt!

Nach Rieflers Vorstellungen sollte ein Pendel aus möglichst wenig Teilen bestehen und der Dehnungsvorgang dieser Teile soll ohne nachteilige Reibungen, Spannungen und Klemmungen so kontinuierlich wie es nur möglich war vor sich gehen können.

Die Veränderung der Lufttemperatur soll sich auf die verschiedenen Materialien, aus denen Das Pendel besteht, in gleichen ZEITRÄUMEN übertragen.

Fast alle Rostpendel konnten diese Anforderungen nicht erfüllen, die Summe aller Fehler dank der Vielzahl zu Kompensierenden Teile und die Schädliche Reibung bei den Querverbindungen , ja selbst die besten Einstellvorrichtungen konnten diese Mängel nicht Wirklich abbauen.

Auch das sogenannte Zinkrohrpendel war nicht günstig, da die innerhalb des Zinkrohrs liegenden Teile die Temperatur nicht immer schnell genug annehmen.

Um Rieflers Leistungen zu beschreiben möchte ich auf die Gangtabelle zugreifen die ich Heute in meinen Unterlagen fand .
Es ist die Gangtabelle der Riefler Uhr Nr. 1 von 1891
Dabei wurde darauf geachtet , das die Uhr möglichst großen und plötzlichen Temperaturschwankungen ausgesetzt werden würde , um damit umso stärker die Leistung
Des Pendels zu fordern.
Aus der Tabelle geht hervor, das sich von Sept. 1891 bis Dez. 1982 bei 27° C maximale Temperaturschwankung der Gang der Uhr nur um 0,009 Sek. Änderte.
Und vom 31. Dez. 1891 bis 30. Aug. 1892 bei 31° C Temperaturunterschied sogar nur 0,002 Sek.

Die Tabelle zeigt uns deutlich das Riefler auch die Wärmekapazität in eindrucksvoller Weise
Berücksichtigt hat.


Gruß Winne
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unnnamed
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Re: Strasser & Rohde - Frage an die PPU-Leute

Beitrag von unnnamed »

Danke für die Ausführungen!
Gruß Bernd
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Willy
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Registriert: Di 28. Sep 2010, 19:56

Re: Strasser & Rohde - Frage an die PPU-Leute

Beitrag von Willy »

Der Wärmekapazitäts-Effekt wurde von R. J. Matthys (Accurate Clock Pendulums, Oxford University Press, 2004, Kapitel 10 "Transient response of a pendulum to temperature change") sehr ausführlich untersucht. Bei einem Temperatursprung von 17°C hat er einen Gangfehler von bis zu 0,2 s bei der ungünstigsten Geometrie beobachtet. Typischerweise liegt der Fehler aber unter 0,1 s. Wenn sich die Temperatur periodisch ändert, dann sollte sich auch der Gangfehler periodisch ändern und in der Summe auslöschen.

@winne: in der mir vorliegenden Tabelle sind die Gänge der Uhr nur mit 0,01 s Genauigkeit angegeben ...
Weiterhin steht zwar außer Frage, dass Riefler sehr gute Uhren gebaut hat, doch besagte Uhr Nr. 1 war noch lange nicht die Beste - von Mitte bis Ende Dez. ging sie immerhin um über 1 s falsch.

LG, Willy
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