Hallo zusammen,
erstmal vielen Dank an euch alle für die angebotene Hilfe und den Zuspruch der letzten Tage, hätte nicht gedacht dass ich hier gleich eine solche Resonanz bekomme. Dass ich nicht auf Anhieb zum Uhrmacher mutieren werde, war klar. Meine Motivation zu diesem Projekt besteht auch nicht darin Geld zu sparen sondern es geht um die Arbeit an sich, Funktion und Abläufe zu verstehen, auch mal Fehler zu machen und wieder auszumerzen. Ich habe schon öfter mal 50 oder mehr Stunden (damit wird’s hier mit Sicherheit nicht getan sein) in Dinge investiert die ich für ein paar Euro hätte kaufen können, am Ende zahl ich meist noch drauf weil ich mir spezielles Werkzeug oder Material kaufen muss.
Ich werde natürlich versuchen das Forum nicht mit jeder banalen Frage vollzumüllen, hab mir das eher so vorgestellt dass ich mir selber Gedanken mache wie was zu tun ist und mir meine Vorgehensweise von euch bestätigen oder – wahrscheinlich öfter - korrigieren lasse. Schritt für Schritt.
Ich habe beruflich hauptsächlich mit Cu-Legierungen und Passungen im Millimeterbereich und darunter zu tun, darum erschrecken mich z.B. auch die Dimensionen der Lager und Zapfen dieser Uhr nicht wirklich.
Mit sowas zu Beispiel:
@soaringjoy
Der Vorschlag, erstmal an einem alten Uhrwerk zu üben, ist im Grunde sicherlich richtig. Nur kenne ich mich gut genug um zu wissen, dass ich, wenn ich an etwas arbeite, nur um es hinterher in die Tonne zu werfen, relativ schnell die Lust daran verliere. Das Ausbuchsen und Aufreiben der Lager probier ich ohnehin erst einige Male an einem Messingblech entsprechender Dicke mit simulierten ausgelaufenen Lagern bevor es an die Platine geht und neu zu fertigende Teile wie das Federhaus kann ich ja auch öfter machen wenn es aufs erste mal nicht passt. Trotzdem danke für den Ratschlag und die Infos.
@Phalos
Das Viertelrohr saß wirklich sehr fest, gut dass du mich gewarnt hast. Ich habe meinen Abzieher daraufhin so konstruiert dass die Welle so gut wie es geht in der Abdrückschraube geführt ist um sie nicht zu verbiegen. Ist auch gelungen, war aber doch relativ hoher Kraftaufwand nötig für das kleine Teil.
@Gnomus
Ja, sieht fast so aus als hätte ich hier den ersten Fehler gemacht. Ich habe den Hinweis auf den Auslösemechanismus bezogen, also auf die Positionierung von Viertelrohr, Stundenrad und Staffel. Diese ließen sich ja, so wie ich es sehe, durch Umstecken der besagten Teile zueinander einstellen, abgesehen vom Viertelrohr, das in richtiger Position zum Minutenzeiger aufgesteckt werden muss um den Schlag pünktlich auszulösen, richtig? Hätte besser vorher noch mal nachgefragt.
"Das Schlagwerk soll nicht unter Last anlaufen" . Damit kannst du eigentlich nur meinen, dass es beim Anlaufen nicht sofort den Hammer heben muss sondern erst den schon in angehobener Stellung wartenden Hammer auslöst. Dann hätte es etwas Zeit um Schwung zu holen und tut sich dann leichter den Hammer erneut zu heben. Die Räder müssten dann wohl so zueinander stehen dass, wenn sich der Stift des Anlaufrades am Auslösehebel fängt, der Schöpfer in den Rechen eingreift und der Hammer in gehobener Stellung kurz vor der Auslösung steht, so in etwa zumindest, ja? Ich kanns jetzt aus dem Kopf leider nicht mehr ganz nachvollziehen, habe das Werk bereits zerlegt. Aber der Schöpfer musste sowieso von der Welle runter, sonst wäre beim weiteren Hantieren garantiert was zu Bruch gegangen, und mit der Demontage des Schöpfers wären Markierungen wahrscheinlich eh hinfällig gewesen?
Beim Lesen deines Beitrags ist mir noch was eingefallen. Beim noch eingebauten Uhrwerk lief das Schlagwerk bereits ein, zwei Minuten vor der vollen/halben Stunde immer kurz an (ohne zu schlagen), hörte aber gleich wieder auf. Pünktlich zur vollen/halben Stunde lief es dann richtig an und schlug. Ich habe später schlichtweg vergessen mir diese Funktion am ausgebauten Uhrwerk nochmal genauer anzusehen.
Sei es wie es ist, die Beantwortung all dieser Fragen kann warten bis es wieder an den Zusammenbau geht, und soweit bin ich noch lange nicht.
Ich würde damit anfangen, die Zahnräder und Zapfen aufzuarbeiten.
Das Laternentrieb des Hebnägelrads:
![Bild](http://666kb.com/i/bunpn1fpi2phg9u3q.jpg)
Die Stifte sind so kurz dass sie reichlich axiales Spiel haben, zwei können sogar aus der unteren Bohrung rausrutschen.
Hier sehe ich eigentlich nur zwei Möglichkeiten zur Reparatur:
Zum einen könnte ich mit einem geeigneten Werkzeug die beiden Lochscheiben definiert gegeneinander soweit zusammendrücken bis die Stifte nicht mehr rausrutschen können, das eingreifende Zahnrad wäre ja schmal genug dass hierfür Platz wäre. Allerdings sehe ich hier die Gefahr dass die Scheibe danach nicht mehr fest genug auf der Welle sitzt. Meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.
Ich würde die gepunzten Bohrungen soweit aufweiten dass ich die Stifte entnehmen kann, mir neue Stifte (Klavierdraht?) besorgen, auf richtige Länge bringen und die Bohrungen wieder vorsichtig einpunzen. Die Scheibe mit den Durchgangslöchern muss dabei natürlich auf einer festen Unterlage aufliegen damit sich nichts verschiebt.
Der Zapfen des Kleinbodenrades, deutlich eingelaufen
![Bild](http://666kb.com/i/bunpnxlk1ikqqr1ye.jpg)
Hier bleibt wohl nichts übrig als den Zapfen leicht zu überdrehen bis die Riefen raus sind?
Der Zapfen des Minutenrades ist zahnradseitig um 0,05mm konisch und etwas eingelaufen, sollte also wohl auch zylindrisch überdreht werden, kann mir nicht recht vorstellen dass die Welle an dieser Stelle mit Absicht konisch wäre.
Ich denke, der Uhrmacher rolliert die Zapfen anschließend noch, wohl auch zwecks Materialverdichtung. Ich könnte sie höchstens vorsichtig polieren, entweder mit feinstem Polierleinen (800er/1000er) oder mit Polierpaste und Filzscheibe (bei rotierender Welle) oder vielleicht beides?
Nun, das wärs jetzt mal fürs erste, damit bin ich sicher mal einige Zeit beschäftigt. Hoffe mal dass ich mit meinen Vorstellungen nicht allzu falsch liege.
Gruß, Thomas