Buchbesprechung: Armbanduhren aus Schramberg

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Buchbesprechung: Armbanduhren aus Schramberg

Beitrag von Chroniker » Mi 22. Nov 2017, 22:17

Unter den Sammlern von Armbanduhren ist schon lange ein Fachbuch über die Armbanduhren aus Schramberg angekündigt. Vor wenigen Tagen kam es nun auf Markt. Bisher liegen aber nur die wesentlichen Angaben zu dieser Neu-Erscheinung vor:

Martin Fischer:
Faszination Junghans- Sieben Jahrzehnte Armbanduhren aus Schramberg


Veröffentlichung Nov. 2017, 336 Seiten, sehr viele Farbabb., Hardcover 21,5 x 28,5 cm, Preis 49,90 Euro,
Verlag Battenberg-Gietl GmbH., Regenstauf, ISBN 978-3-86646-150-5
Bezug über Historische Uhrenbücher Michael Stern, Berlin, oder über den Buchhandel.

Die DGC wird in den nächsten Mitteilungen eine ausführliche Buchbesprechung veröffentlichen. Sobald diese vorliegt, wird sie an dieser Stelle eingefügt werden.

Viel Spaß beim Lesen!!

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Re: Buchbesprechung: Armbanduhren aus Schramberg

Beitrag von Chroniker » Di 26. Dez 2017, 22:24

Wenige Tage vor Weihnachten erschien in den DGC-Mitteilungen 4-2017 die Buchbesperchung. Hier der vollständige Text:

Martin Fischer: Faszination Junghans- Sieben Jahrzehnte Armbanduhren aus Schramberg

Veröffentlichung 2017, 336 Seiten, sehr viele Farbabb., Hardcover 21,5 x 28,5 cm, Preis 49,90 Euro,
Verlag Battenberg-Gietl GmbH., Regenstauf, ISBN 978-3-86646-150-5
Bezug über Historische Uhrenbücher Michael Stern, Berlin, oder über den Buchhandel.

Es ist erstaunlich: Obwohl Junghans schon kurz nach 1900 die weltweit größte Uhrenfabrik war und Uhren aller Art, auch Taschenuhren, herstellte, sollte es bis lange nach dem Ersten Weltkrieg dauern, dass Junghans auch Armbanduhren in das Fertigungsprogramm aufnahm. Die Gründe dafür sind heute nicht mehr nachzuvollziehen. Andere deutsche Hersteller waren schneller: Die erste Anzeige für eine deutsche Armbanduhr stammt bereits aus dem Jahr 1884 (Fa. Grumbach in Pforzheim). Um 1900 stellten auch Dürrstein (in Leipzig u. Glashütte) sowie Kasiske (in Glashütte) schon Armbanduhren her. Die Firma Thiel in Ruhla war dann im Jahr 1908 der erste deutsche Hersteller, der Armbanduhren bereits in Serie fertigte und besonders auch im Ausland vertrieb. In den 1920er Jahren gab es in Deutschland schon mehrere Hersteller für Armbanduhren: neben Thiel auch Kienzle, Thomas. E. Haller oder die Jahresuhrenfabrik. Erst im Jahr 1927 nahm auch Junghans die Fertigung von Armbanduhren auf.

Zudem: Verlässliche Angaben zur Einführung der Armbanduhren bei Junghans sind sehr rar und in ihrem Inhalt auch wenig aussagekräftig. Aus Firmenunterlagen geht nur hervor, dass die Armbanduhrenfertigung von Oskar Junghans vorbereitet und 1927 gegen den Willen anderer Familienmitglieder vom techn. Leiter Helmut Junghans eingeführt wurde. Des Weiteren soll in den ersten Jahren auch eine Zusammenarbeit mit der befreundeten Firma Thiel in Ruhla bestanden haben. Diese Angabe wurde so verstanden, dass die ersten Junghans-Armbanduhren noch Werke von Thiel enthalten haben.

Das alles führte im Ergebnis zu vielen offenen Fragen und zu einem sehr geringen Wissen über die Einführung und die Entwicklung der ersten Junghans-Armbanduhren.

Martin Fischer hat in jahrelanger Arbeit im Austausch mit Uhrenhistorikern und in- und ausländischen Sammlern die Armbanduhren-Fertigung der Firma Junghans ausführlich untersucht und viele Fragen auch klären können. Seine Ergebnisse hat er in seinem soeben erschienenen Buch: „Faszination Junghans- Sieben Jahrzehnte Armbanduhren aus Schramberg“ veröffentlicht. Dank den Recherchen von Martin Fischer kennen wir nun die Konstrukteure der ersten Junghans-Armbanduhren-Kaliber. Und wir wissen, dass die ersten Junghans-Armbanduhren nicht in Schramberg, sondern im Filialbetrieb in Schwenningen hergestellt wurden.

Aber die Einführung der ersten Junghans-Armbanduhren fiel Ende der 1920er Jahre in eine Phase der Rezession und in die Jahre der Weltwirtschaftkrise. Junghans musste sich deshalb verkleinern und der Filialbetrieb in Schwenningen wurde 1931 geschlossen und verkauft. Stattdessen dürfte es in den folgenden Jahren zu der oben erwähnten Zusammenarbeit mit der Firma Thiel in Ruhla gekommen sein: Es ist anzunehmen, dass für einen begrenzten Zeitraum Junghans-Armbanduhren auf Junghans-Werkzeugen durch die Firma Thiel gefertigt worden sind.

Durch die Recherchen von Martin Fischer haben wir nun ein deutlich schärferes und auch besser gesichertes Bild zur Einführung der Armbanduhrenfertigung bei Junghans erhalten.

Die Fragen zur Einführung der Armbanduhren-Fertigung bei Junghans sind aus firmenhistorischer Sicht besonders wichtig und interessant, aber es sind nicht die einzigen Fragen, denen der Autor Martin Fischer in seinem Buch nachgegangen ist. Auch für alle folgenden Junghans-Kaliber hat Martin Fischer die Entwicklung, den Fertigungszeitraum und die technischen Merkmale recherchiert und aufgelistet. Und zur Verdeutlichung werden die verschiedenen Kalibergruppen auch mit zeitgenössischen Angaben (Artikel aus Uhrmacherzeitungen, mit Werbeanzeigen usw.) unterlegt.

Herausgekommen ist eine umfassend bebilderte Beschreibung aller Junghans-Armbanduhrenkaliber, vom Beginn der Anfänge um das Jahr 1927 bis in die 1990er Jahre hinein. Die gestochen scharfen Aufnahmen der Uhren und deren Kaliber machen dieses Buch zu einem umfassenden Nachschlagewerk aller Armbanduhren der Firma Junghans in Schramberg.

Ein sehr empfehlenswertes Buch: Die Sammler deutscher Armbanduhren werden von den fundamentalen Untersuchungsergebnissen von Martin Fischer begeistert sein!


Hans-Heinrich Schmid

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