Schwarzwälderin nach Bauhausart
Schwarzwälderin nach Bauhausart
Will mich mit folgender Frage leise in's Forum reinschleichen:
Habe vor einiger Zeit ein recht elegantes Wandührchen aus der Bucht gefischt, dessen Machart eindeutig auf den Schwarzwald verweist: Kettenzug-Messingwerk mit gegossenen (und überfrästen) "Lyra"-Platinen, Blechankergang. 1/2-Stundenschlag auf Tonfeder, schloßscheibengesteuert (mit ungewöhnlicher Abtastung). Quadratisches Holzschild (245 x 245 mm²), gekreidet und gefirnißt, mit Messingeinfassung (Viertelstab). Feine römische Ziffern (handgemalt) ohne Minuterie.
Leider keinerlei Hinweis auf den Hersteller. Könnte aus den frühen Fünfzigern sein, aber auch aus den Zwanzigern (Lyra-Werk). Wer kann Hinweise auf Hersteller und auf Entwurf geben?
Besten Dank für Eure Hilfe
Stefan
Habe vor einiger Zeit ein recht elegantes Wandührchen aus der Bucht gefischt, dessen Machart eindeutig auf den Schwarzwald verweist: Kettenzug-Messingwerk mit gegossenen (und überfrästen) "Lyra"-Platinen, Blechankergang. 1/2-Stundenschlag auf Tonfeder, schloßscheibengesteuert (mit ungewöhnlicher Abtastung). Quadratisches Holzschild (245 x 245 mm²), gekreidet und gefirnißt, mit Messingeinfassung (Viertelstab). Feine römische Ziffern (handgemalt) ohne Minuterie.
Leider keinerlei Hinweis auf den Hersteller. Könnte aus den frühen Fünfzigern sein, aber auch aus den Zwanzigern (Lyra-Werk). Wer kann Hinweise auf Hersteller und auf Entwurf geben?
Besten Dank für Eure Hilfe
Stefan
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Re: Schwarzwälderin nach Bauhausart
Hallo Stefan,
willkommen im Forum.
Ich kann Dir leider zu Alter und Hersteller nichts sagen, im Moment überlege ich, wo ich solche Lyra-Platinen schon mal gesehen habe(und das hab ich auf jeden Fall).
Aber ich hab selber 'ne Frage zu dem Werk. Ich erkenne es schlecht auf dem Bild, aber inwiefern meinst Du, daß die Abtastung der Schloßscheibe ungewöhnlich ist?
willkommen im Forum.
Ich kann Dir leider zu Alter und Hersteller nichts sagen, im Moment überlege ich, wo ich solche Lyra-Platinen schon mal gesehen habe(und das hab ich auf jeden Fall).
Aber ich hab selber 'ne Frage zu dem Werk. Ich erkenne es schlecht auf dem Bild, aber inwiefern meinst Du, daß die Abtastung der Schloßscheibe ungewöhnlich ist?
Gruß
Micha
Micha
Re: Schwarzwälderin nach Bauhausart
Hallo Gnomus,
derartige Lyra-Werke hast Du sicher schon bei einigen (früheren) Kuckucksuhren gesehen, oder bei Schwarzwälder Rahmenuhren mit Hinterglas-Blatt (teils auch mit Federzug).
Die mir geläufige Abtastung der Schloßscheibe erfolgt bei diesen Uhren (wie auch bei den drahtgespindelten Holzgestelluhren) über einen Drahthaken, der direkt in das überstehende Ende der in das Schöpferrad (heißt das auch beim Schloßscheibenwerk so?) eingreifenden Falle eingenietet ist. Hier ist ein zusätzlicher Hebel zwischengeschaltet, (horizontaler Hebel über der Schloßscheibe, s. untenstehende Detailaufnahme.
Gruß
Stefan
derartige Lyra-Werke hast Du sicher schon bei einigen (früheren) Kuckucksuhren gesehen, oder bei Schwarzwälder Rahmenuhren mit Hinterglas-Blatt (teils auch mit Federzug).
Die mir geläufige Abtastung der Schloßscheibe erfolgt bei diesen Uhren (wie auch bei den drahtgespindelten Holzgestelluhren) über einen Drahthaken, der direkt in das überstehende Ende der in das Schöpferrad (heißt das auch beim Schloßscheibenwerk so?) eingreifenden Falle eingenietet ist. Hier ist ein zusätzlicher Hebel zwischengeschaltet, (horizontaler Hebel über der Schloßscheibe, s. untenstehende Detailaufnahme.
Gruß
Stefan
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Re: Schwarzwälderin nach Bauhausart
Wie kommst Du auf gegossen und gefraest?
Das passt nicht zusammen.
Karlo
Das passt nicht zusammen.
Karlo
Re: Schwarzwälderin nach Bauhausart
Hallo Stefan,
mag sein, daß ich solche Platinen bei einem Kuckucksuhrwerk gesehen habe. Ich find's schon noch raus
Der Drahthaken bei Schloßscheibenwerken ist nicht unbedingt allgemein üblich, die meisten massiven "Franzosenwerke" haben da ordentliche Blechhaken.
mag sein, daß ich solche Platinen bei einem Kuckucksuhrwerk gesehen habe. Ich find's schon noch raus
Der Drahthaken bei Schloßscheibenwerken ist nicht unbedingt allgemein üblich, die meisten massiven "Franzosenwerke" haben da ordentliche Blechhaken.
Wie Du richtig bemerkst, heißt das beim Schloßscheibenschlagwerk anders, denn da gibt es nix zu "schöpfen", denn "geschöpft"(bei jedem Schlag um einen Zahn angehoben) wird ja beim Rechenschlagwerk der Rechen, den gibt es beim Schloßscheibenschlagwerk nicht. Die gebräuchlichste Bezeichnung für das entsprechende Rad dürfte ist wohl "Fallenrad", aber erfahrungsgemäß dürfte das nicht die einzige Bezeichnung seins.hartig hat geschrieben:Schöpferrad (heißt das auch beim Schloßscheibenwerk so?)
Gruß
Micha
Micha
Re: Schwarzwälderin nach Bauhausart
Hallo Karlo,
die durchbrochenen "Lyra"-Platinen waren zunächst (um 1870 - 1880) ja Nachahmungen der gestanzten Platinen der sog. Amerikanerwerke, nur dass im Schwarzwald die dafür erforderlichen Werkzeugmaschinen (Stanzen, Pressen) nicht verfügbar waren. Um trotzdem "moderne" Uhren zu bauen, wurden die Platinen mit den entsprechenden Aussparungen gegossen und anschließend die Oberfläche geschlichtet. Ist an den (nicht nachgearbeiteten) inneren Kanten der Aussparungen erkennbar. Die Außenkanten der Platinen wurden hingegen auch überarbeitet. Auch fallen diese Platinen -gemessen an der Werksgröße- meist stärker aus als die gestanzten (hier: 2.0 mm).
Warum diese aufwendige Art der Platinenfertigung jedoch auch noch im 20. Jhd. angewandt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Tradition?
Gnomus,
als "Besonderheit" bezeichne ich diesen horizontalen Zwischenhebel, der mit einer Schraube links von der Schloßscheibe gelagert ist und -durch die Schloßscheibe angehoben- die in das Fallenrad (danke!) eingreifende Falle über einen dort eingegossenen Stahlstift anhebt. Ich habe nochmal zwei Aufnahmen davon gemacht, auf dem Foto oben verdeckt die Pendelstange ein wenig.
Bei schloßscheibengesteuerten Schlagwerken sehe ich sonst den Hebel, der die Schloßscheibe abtastet (ob aus Stahldraht oder aus Messing) meist direkt an der Fallenachse befestigt.
Gruß Stefan
die durchbrochenen "Lyra"-Platinen waren zunächst (um 1870 - 1880) ja Nachahmungen der gestanzten Platinen der sog. Amerikanerwerke, nur dass im Schwarzwald die dafür erforderlichen Werkzeugmaschinen (Stanzen, Pressen) nicht verfügbar waren. Um trotzdem "moderne" Uhren zu bauen, wurden die Platinen mit den entsprechenden Aussparungen gegossen und anschließend die Oberfläche geschlichtet. Ist an den (nicht nachgearbeiteten) inneren Kanten der Aussparungen erkennbar. Die Außenkanten der Platinen wurden hingegen auch überarbeitet. Auch fallen diese Platinen -gemessen an der Werksgröße- meist stärker aus als die gestanzten (hier: 2.0 mm).
Warum diese aufwendige Art der Platinenfertigung jedoch auch noch im 20. Jhd. angewandt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Tradition?
Gnomus,
als "Besonderheit" bezeichne ich diesen horizontalen Zwischenhebel, der mit einer Schraube links von der Schloßscheibe gelagert ist und -durch die Schloßscheibe angehoben- die in das Fallenrad (danke!) eingreifende Falle über einen dort eingegossenen Stahlstift anhebt. Ich habe nochmal zwei Aufnahmen davon gemacht, auf dem Foto oben verdeckt die Pendelstange ein wenig.
Bei schloßscheibengesteuerten Schlagwerken sehe ich sonst den Hebel, der die Schloßscheibe abtastet (ob aus Stahldraht oder aus Messing) meist direkt an der Fallenachse befestigt.
Gruß Stefan
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Re: Schwarzwälderin nach Bauhausart
Hallo Stefan, jetzt sehe ich es auch. Wirklich sehr interessant!
Gruß
Micha
Micha
Re: Schwarzwälderin nach Bauhausart
Hallo,
ja, es gab eine Zeit, in der 'Kuckucksuhrwerke' ohne den entsprechenden Mechanismus in Heimuhren eingebaut wurden.
Einen Hinweis darauf findet man im Flume Großuhrschlüssel von 1957 im Teil II auf S. II-259.
Eine für dieses Werk passende Abbildung habe ich allerdings darin nicht gefunden.
Walter d. J. (Moderator)
ja, es gab eine Zeit, in der 'Kuckucksuhrwerke' ohne den entsprechenden Mechanismus in Heimuhren eingebaut wurden.
Einen Hinweis darauf findet man im Flume Großuhrschlüssel von 1957 im Teil II auf S. II-259.
Eine für dieses Werk passende Abbildung habe ich allerdings darin nicht gefunden.
Walter d. J. (Moderator)
- soaringjoy
- Moderator
- Beiträge: 1446
- Registriert: Do 12. Aug 2010, 09:17
- Wohnort: NRW
Re: Schwarzwälderin nach Bauhausart
Hallo Stefan,
ein sehr schönes zeitloses Stück zeigst Du uns;
es ist ein Klassiker, ein Entwurf vom Prof. Heinrich Tessenow.
Tessenow wird am ehesten mit den Deutschen Werkstätten
Hellerau in Verbindung gebracht - was jedoch nur die Spitze
des Eisberges seiner Tätigkeiten darstellt.
Hier gibt es mehr Infos zu ihm:
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Tessenow
Die Uhr hängt übrigens auch im Deutschen Uhrenmuseum Furtwangen.
Sie wurde, wenn mich nicht alles täuscht, so um 1911 vorgestellt, aber
sie wurde, auch mit moderneren Uhrwerke (z.B. Junghans) mindestens
bis in die 1970er Jahre unverändert gebaut.
Was bei Lampen die Wagenfeld Tischleuchte, ist ggf. bei den Uhren
das Tessenow-Modell.
Leider bin ich nicht so fixiert auf solche SW-Uhrwerke, so dass ich
zumindest zur Zeit nichts zum etwaigen Hersteller beitragen kann.
Außergewöhnlich ist das Werk jedoch und es müsste sich mit der
Zeit identifizieren lassen.
J.
ein sehr schönes zeitloses Stück zeigst Du uns;
es ist ein Klassiker, ein Entwurf vom Prof. Heinrich Tessenow.
Tessenow wird am ehesten mit den Deutschen Werkstätten
Hellerau in Verbindung gebracht - was jedoch nur die Spitze
des Eisberges seiner Tätigkeiten darstellt.
Hier gibt es mehr Infos zu ihm:
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Tessenow
Die Uhr hängt übrigens auch im Deutschen Uhrenmuseum Furtwangen.
Sie wurde, wenn mich nicht alles täuscht, so um 1911 vorgestellt, aber
sie wurde, auch mit moderneren Uhrwerke (z.B. Junghans) mindestens
bis in die 1970er Jahre unverändert gebaut.
Was bei Lampen die Wagenfeld Tischleuchte, ist ggf. bei den Uhren
das Tessenow-Modell.
Leider bin ich nicht so fixiert auf solche SW-Uhrwerke, so dass ich
zumindest zur Zeit nichts zum etwaigen Hersteller beitragen kann.
Außergewöhnlich ist das Werk jedoch und es müsste sich mit der
Zeit identifizieren lassen.
J.
"tempus nostrum"
Re: Schwarzwälderin nach Bauhausart
Die Uhr ist nicht unbekannt,
im Uhrenmuseum in Furtwangen hängt die gleiche Uhr.
im Uhrenmuseum in Furtwangen hängt die gleiche Uhr.