Gewinde, speziell Brillié Magnetpendeluhren

Welche Uhr, welches Werk ist das ?
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Uhrwerk
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Gewinde, speziell Brillié Magnetpendeluhren

Beitrag von Uhrwerk » Mi 2. Aug 2023, 22:46

Freundliche Grüße in die Runde!

Ich bin seit kurzem Besitzer einer Brillié-Magnetpendeluhr (Marmorplatte, Halbsekundenpendel, 24-Stunden-Schaltwerk). Das Teil bedarf einer kompletten Revision, denn es kam in völlig desolatem Zustand zu mir.

Ich bin zwar selbst aus den Reihen der Maschinenbauer, jedoch habe ich hier bei der Bestimmung und Recherche der verwendeten Gewinde so meine Probleme.

Daher meine Frage an die Brillié-Spezialisten und professionellen Uhrmacher / Restaurateure hier im Forum:

Ist bekannt, welche Gewinde Brillié in den Magnetpendeluhren seinerzeit verwendete? Meine Uhr kam aus England. Hatte Brillié evtl. länderspezifische Gewinde?
Aufgrund meiner bisherigen Vergleiche mit vorhandenen Schrauben und Muttern kann ich sagen, dass weder metrische noch Whitworth-Gewinde passen.
Könnten die Franzosen dort noch Thury-Gewinde verwendet haben???

Freundliche Grüße,
Martin-Peter
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Uhrwerk
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Gewindetabellen

Beitrag von Uhrwerk » Fr 4. Aug 2023, 08:57

Ich habe bei meinen Recherchen hier einen schönen Überblick verschiedener exotischer Gewinde gefunden:

http://www.mikroskopfreunde-nordhessen. ... 011-12.pdf

Hier sind u.a. Thury, Löwenherz und Bodmer gelistet.

Bei mir steht zurzeit nur eine der üblichen Gewindelehren für Whitworth und metrischem Gewinde zur Verfügung. Die zahlreichen anderen Steigungen und Flankenwinkel lassen sich damit kaum zuverlässig messen. Wahrscheinlich sind diese mit hinreichender Genauigkeit nur unter einem Werkzeugmikroskop zu ermitteln; besonders die exotischen Fankenwinkel erfordern eine genauere Messmöglichkeit, idealerweise bis auf die Winkelsekunde. Mal sehen, ob sich sowas beschaffen läßt (evtl. USB-Mikroskop und passende software)...

Ist jemandem unter Euch bekannt, ob in der Urmacher-Literatur zum Thema Gewinde evtl. ein Standard-Tabellenbuch existiert???

Wie ersetzt Ihr eigentlich bei Reparaturen / Restaurationen verlorengegangene oder defekte Schrauben bei unbekannten oder exotischen Gewinden?


Martin-Peter
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Bernhard J
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Re: Gewindetabellen

Beitrag von Bernhard J » Fr 4. Aug 2023, 10:42

Uhrwerk hat geschrieben:
Fr 4. Aug 2023, 08:57
Wie ersetzt Ihr eigentlich bei Reparaturen / Restaurationen verlorengegangene oder defekte Schrauben bei unbekannten oder exotischen Gewinden?
Ich kann leider nur zu diesem Punkt beitragen, und dann auch nur zu richtig alten Gewinden bei Großuhren, vor jeglicher Normung (also weit vor ca. 1850). Da nehme ich einen Silikonabdruck des Innengewindes und stelle das neue Außengewinde in mühsamer Handarbeit mit einer Diamant-Nadelfeile aus einem zunächst auf Außenmaß zurecht gedrehtem Vollmaterial nach dieser Vorlage her, eher locker passend als stramm. Die Gewinde müssen ja eigentlich nie nenneswerte Traglasten halten, also darf es auch ein bissl "schlackern" (Beim Festziehen gibt sich das dann ja auch, nur zu fest darf es nicht sein).

Diese Diamant-Nadelfeilen habe sich nicht nur hierfür wirklich toll bewährt, man kann damit praktisch alle kleinen Teile (mit hinreichender Geduld) "aus dem Vollen" reproduzieren.

Beste Grüße, Bernhard

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praezis
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Re: Gewinde, speziell Brillié Magnetpendeluhren

Beitrag von praezis » Di 22. Aug 2023, 18:01

Etwas weniger mühsam als mit Bernhards Methode wäre Anfertigung mit gewindeschneidfähiger Drehbank. Zum Messen der Steigung nehme ich zwar ein Meßmikroskop, aber es geht auch ohne: zB mit Meßschieber über 10 Zähne messen u /10 teilen erhöht die Genauigkeit deutlich.

Gruß, Frank
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Re: Gewinde, speziell Brillié Magnetpendeluhren

Beitrag von Uhrwerk » Di 22. Aug 2023, 19:04

Hallo Frank,

ein Messmikroskop habe ich diese Woche auf ebay erstanden, ein sog. "Großes Werkzeugmikroskop" von Zeiss-Jena. Es geht ja nicht nur um die Steigung, sondern auch die korrekten Flankenwinkel. Ich habe bei den Brillié-Gewinden das Gefühl, als wäre dieser unter 50 Grad. Nun- messen ist seeliger denn raten. Das Mikroskop sollte zum Wochenende eintreffen... ich werde berichten!

Martin-Peter
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