Alte englische Standuhr

Welche Uhr, welches Werk ist das ?
Antworten
Standuhrenfreund
Beiträge: 53
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 20:22

Alte englische Standuhr

Beitrag von Standuhrenfreund » Sa 16. Nov 2019, 20:25

Moin Moin, ich glaube fast ich muß mich wieder vorstellen :oops: , mein letzter Eintrag ist vom ( Nov 2017 )
Ich bin aber immer noch der Jens aus dem hohen Norden :D
Das Problem bei mir sind ein Haufen Interessen, aber die Uhren erfreuen mich und meine Frau jeden Tag aufs neue.
Ich wollte immer gerne eine alte Englische Standuhr mit Mondfase ergattern, jetzt ist mir eine angeboten worden für 80 €. Ich mag eigentlich das Florale um das Ziffernblatt nicht so gern aber bei dem Preis könnte ich mich sicher dran gewöhnen. Derjenige der sie mir angeboten hat meint sie ist so um die 200 Jahre alt ? Leider hat man schon am Ziffernblatt rumgemahlt :evil: aber vielleicht kann man da noch was retten. Es scheint aus einer Familie zu stammen ( John Taylor Rochdale ) die mehrere Generationen an Uhrmachern hervorgebracht hat. Was sagt ihr zu der Uhr ?
Würde mich über eure Einschätzung freuen. Nordische Grüße Jens au
1.jpg
2.jpg
3.jpg
4.jpg
5.jpg
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Standuhrenfreund
Beiträge: 53
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 20:22

Re: Alte englische Standuhr

Beitrag von Standuhrenfreund » Sa 16. Nov 2019, 20:30

Ich habe heute das Uhrwerk von unser ersten Englischen Standuhr zerlegt und hoffe es nach dem reinigen wieder zusammesetzten zu können :?
Wird schon werden, ich habe euren Tipp mit ein haufen Fotos beherzigt und bin da guter dinge ;)
Es gibt sicher schon einen Bericht im Forum wie man oxidiertes Messing wieder blank bekommt, würde mich über einen kleinen Hinweis freuen wo ich den finden könnte.
Nordische Grüße Jens

Benutzeravatar
Uhrenschlosser
Beiträge: 71
Registriert: So 16. Jul 2017, 11:24
Wohnort: Pfalz
Kontaktdaten:

Re: Alte englische Standuhr

Beitrag von Uhrenschlosser » Sa 16. Nov 2019, 23:49

Standuhrenfreund hat geschrieben:
Sa 16. Nov 2019, 20:30
Ich habe heute das Uhrwerk von unser ersten Englischen Standuhr zerlegt und hoffe es nach dem reinigen wieder zusammesetzten zu können :?
Wird schon werden, ich habe euren Tipp mit ein haufen Fotos beherzigt und bin da guter dinge ;)
Es gibt sicher schon einen Bericht im Forum wie man oxidiertes Messing wieder blank bekommt, würde mich über einen kleinen Hinweis freuen wo ich den finden könnte.
Nordische Grüße Jens
Hallo Jens,

die Uhr hat zwei Weltkriege und viele weitere geschichtsträchtige Ereignisse überstanden. Bei derart alten Uhren sollte man die Patina beibehalten, ich würde das Messing nur reinigen, aber nicht aufhellen.
Ich habe einen Bericht über die Überholung einer ähnlichen Uhr geschrieben, ist natürlich nur eine von vielen Vorgehensweisen, aber vielleicht findest du hier ein paar Anregungen zur Reinigung: https://cdn.website-editor.net/c95babee ... anduhr.pdf

Grüße aus Hessen
Oliver

Standuhrenfreund
Beiträge: 53
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 20:22

Re: Alte englische Standuhr

Beitrag von Standuhrenfreund » So 17. Nov 2019, 17:34

Moin Oliver,
danke für deinen sehr detaillierten Bericht, da habe ich ja noch einiges vor mir.
Ich bin zwar Tischler habe aber bis jetzt noch nie Lager ausgebohrt und neue eingepresst, ich hoffe nicht daß das notwendig ist bei meiner Uhr. Ich würde es aber gern mal ausprobieren ( Vielleicht sollte ich solche Sachen lieber erst an Nachbars Uhr testen ;) ).
Das Uhrwerk das ich zerlegt habe ähnelt sehr dem in deinem Bericht, leider kann man nirgends sehen woher sie stammt oder wer sie gebaut hat oder gibt es doch Möglichkeiten an mehr Informationen zu kommen ? Morgen soll ich die andere Uhr anschauen und vielleicht mitnehmen ;)
Ich habe dein Bericht gespeichert damit ich nichts vergesse oder Falsch mache, vielen Dank schon mal dafür !
Nordische Grüße Jens

Standuhrenfreund
Beiträge: 53
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 20:22

Re: Alte englische Standuhr

Beitrag von Standuhrenfreund » So 17. Nov 2019, 17:58

Moin Oliver, hier noch ein Bild des Uhrwerks das ich gestern zerlegt habe :-)
Hättest du vielleicht noch ein Tipp wie ich die kleine ( Niete ?) entfernen kann um Sperrrad
und Antriebsrad zu zerlegen ?
Entschuldige bitte aber ich kenne leider noch nicht die einzelnen Bezeichnungen der Teile :oops:
Weist du vielleicht auch wie groß die Glocke für so ein Uhrwerk sein sollte ?
Leider ist die Glocke nicht mehr vorhanden daher muß ich noch eine bestellen.
Gruß Jens
a1.jpg
a2.jpg
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Benutzeravatar
Uhrenschlosser
Beiträge: 71
Registriert: So 16. Jul 2017, 11:24
Wohnort: Pfalz
Kontaktdaten:

Re: Alte englische Standuhr

Beitrag von Uhrenschlosser » So 17. Nov 2019, 19:34

Moin Jens,

wenn du noch nie Lager ersetzt hast, würde ich das erstmal an einer anderen Uhr probieren, das Prinzip ist ja immer das gleiche.
Wichtig ist, dass du den ursprünglichen Mittelpunkt des ausgelaufenen Lagers mit dem neuen Lager wieder triffst, da sich sonst der sehr eng tolerierte Abstand der Zahnräder zueinander ("Eingriff") verändert.
Was noch dazu kommt, das Platinenmessing dieser Uhren ist extrem zähhart im Vergleich zu neuem Messing und lässt sich dementsprechend sehr schlecht bearbeiten. Ich würde die Lager an deiner Stelle nur tauschen, wenn es absolut notwendig ist.
Auf dem Zifferblatt deiner Uhr steht doch, wer sie gebaut hat, oder was meinst du?
Die "Niete" ist eigentlich ein "Vorsteckstift" (konischer kleiner Stahl oder Messingstift), wenn du Glück hast, kannst du ihn einfach mit einer Zange packen und herausziehen (am Besten eine Parallelflachzange benutzen, da mit gewöhnlichen Zangen die Gefahr des Abrutschens größer ist).
Wenn das nicht funktioniert bleibt nur Ausbohren, das hatte ich letztens bei einer anderen englischen Standuhr.

Um überhaupt bohren zu können musste ich zunächst die Stirnseite des Stiftes plan feilen:
P1016815.JPG
Dann braucht der Bohrer eine Führung damit er nicht verläuft, hierzu mache ich mit einem Dreikantsenker eine kleine Senkung in den Stift.

P1016817.JPG
Dann gehts ans Ausbohren. Bitte nicht bei Bohrern sparen, das bringt nur Verdruss und macht keinen Spaß. Ich habe für so Sachen Kurzbohrer von Hoffmann, die sind extrem steif und verlaufen nicht.
P1016815.JPG

Idealerweise hat dann das Rad keinen Schaden vom Ausbohren genommen, wenn man es schafft nur den Stift zu erwischen.




Gruß
Oliver
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Standuhrenfreund
Beiträge: 53
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 20:22

Re: Alte englische Standuhr

Beitrag von Standuhrenfreund » So 17. Nov 2019, 20:59

Moin Oliver,
Danke für die schnelle Antwort !
Das Uhrwerk das ich gestern zerlegt habe ist nicht von der Uhr auf den Bildern oben im Beitrag
sondern von einer anderen Englischen Standuhr die ich schon vor einiger Zeit gekauft habe.
Die Standuhr die ich zerlegt habe hat leider keine scheibe um die Mondfase anzuzeigen daher habe ich nach einer anderen
( zweiten ;) ) ausschau gehalten.
Wie findest du die Uhr oben im Beitrag ? Ich habe nur etwas bedenken weil die Besitzer Teile der Ziffern und den Namen nachgemalt haben :cry:

Falls ich ausbohren muß, wo bekäme man ersatz für so einen kleinen konischen Splint in Messing ? Ich denke es wäre sowieso gut wenn man einige der konischen Splinte auswechseln könnte da die zum teil umgebogen waren.
Die Uhr die du im Beitrag restauriert hast, ist die noch in deinem Besitz oder hast du die im Auftrag für jemanden restauriert ? hast du auch ein Bild von der kompletten fertig restaurierten Standuhr ?

Gruß Jens

Benutzeravatar
Uhrenschlosser
Beiträge: 71
Registriert: So 16. Jul 2017, 11:24
Wohnort: Pfalz
Kontaktdaten:

Re: Alte englische Standuhr

Beitrag von Uhrenschlosser » So 17. Nov 2019, 21:26

Achso, die Werke sind, soviel ich weiß meist nicht signiert, sondern nur das Zifferblatt. Die Machart ist ja bei allen doch sehr ähnlich.
Vorsteckstifte gibts z.B. hier: https://www.selva.de/de/alle-kategorien ... teckstifte

Nein, die Uhr war eine Auftragsarbeit, ich habe leider nur Bilder vom Uhrwerk.

petsch
Administrator
Beiträge: 1836
Registriert: So 15. Aug 2010, 18:10

Re: Alte englische Standuhr

Beitrag von petsch » Di 19. Nov 2019, 17:46

Hallo Jens,
die Preise für englische und andere Standuhren sind zwar in den letzten Jahren rapide gesunken, aber 80 Euro ist ja so gut wie geschenkt für diese Uhr.
Da würde ich nicht lange überlegen und da würden mich auch nachgemalte Zahlen und Signierungen nicht stören. Dieses Nachmalen wurde oft gemacht, wenn die alten Zahlen und Signierungen durch die Zifferblattreinigung oft immer schwächer bis fast unleserlich geworden waren. Das kommt also oft vor.

Dazu muss man sagen, dass diese "kleinen" örtlichen Uhrmacher, deren Namen auf den Zifferblättern abzulesen sind, meist sowieso nicht die ursprünglichen Hersteller der Uhren waren. Allenfalls haben sie die Uhr aus zugekauften Teilen selbst zusammengestellt. Für die Uhrwerke gab es zu der Zeit schon größere Betriebe, die eine große Anzahl von Uhrwerken herstellten. Manchmal findet man noch den Namen des ursprünglichen Werkherstellers auf einer Zwischenplatine hinter dem Zifferblatt eingeprägt, die aber Deine Uhr nicht hat.

200 Jahre, wie vom Vorbesitzer angegeben ist etwas übertrieben, aber über 150 Jahre alt, ist sie schon.

Uhren um 1820 hatten nämlich noch wesentlich längere Türen. In England gibt es dafür sogar den Begriff "long door clock".

Deine Uhr würde ich wegen der Ausführung mit der kurzen Tür eher um 1850 einordnen.

Über den Uhrmacher Taylor schreibst Du, dass es wohl eine Uhrmacherfamilie war. Das kann natürlich sein, aber Taylor ist einer der häufigsten Nachnamen in England, deswegen findet man auch in der Literatur zig Uhrmacher mit dem Namen. Aus dem Ort Rochdale hab ich im Verzeichnis "Watchmakers and Clockmakers of the world" von Brian Loomes zwei gefunden, nämlich John und Edmund, die evtl. Brüder oder Vater und Sohn waren. Als Zeit wird angegeben : 1848-1858, was auch meiner optischen Einschätzung der Uhr entspricht.

Ich hoffe, Du hast die Uhr gekauft, leider konnte ich nicht eher etwas dazu schreiben, weil ich die letzten Tage nur von unterwegs immer mal kurz im Forum war.

Gruß
Peter

Standuhrenfreund
Beiträge: 53
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 20:22

Re: Alte englische Standuhr

Beitrag von Standuhrenfreund » Do 21. Nov 2019, 08:18

Danke für den Link Oliver, da ist sicher das richtige für mich dabei ;) gibt es ein Set das Du mir empfehlen würdest ?
Ist der Stift der die Arretierung für das Zahnrad hält auch so ein konischer Stift ? der darf doch sicher nicht auf der Unterseite rausschauen
( oder wird der einfach passend gekürzt ? )

Dir Peter auch vielen Dank für die Einschätzung der Uhr ! 150 Jahre ist doch schon mal nicht schlecht, ich habe sie übrigens gekauft,
bei 80 € konnte ich sie nicht stehen lassen. Ich denke schon daß ich noch etwas Zeit in Reinigung und evt Reparatur investieren muß aber wir haben im Norden ja zum Glück genug regnerische Tage in der dunklen Jahreszeit ;) jetzt werde ich mich aber erstmal an die Reinigung der anderen schon zerlegten Uhr machen. Da ist dann am Gehäuse auch noch einiges zu restaurieren.

Also nochmals vielen Dank euch 2 ! ich würde mich freuen, wenn die eine oder andere Frage auftaucht das ich mich nochmal an euch wenden darf.
Ich bin gelernter Tischler, zum Glück sind die meist 1000%tig ;) aber wie ich sehe habe ich noch vieles zu lernen und freue mich drauf.
Nordische Grüße
Jens

Antworten