Holzräderuhr

Welche Uhr, welches Werk ist das ?
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beta21
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Holzräderuhr

Beitrag von beta21 » Di 12. Apr 2016, 19:05

Hallo

Hab die folgende Bilder erhalten bei einer Anfrage über eine alte Holzräderuhr. Meine gedanken gehen in Richtung einer frühen Schwarzwälder Uhr. Wer weiß mehr über diese?

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derTeichfloh
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Re: Holzräderuhr

Beitrag von derTeichfloh » Di 12. Apr 2016, 20:03

Hallo,

deine Annahme ist schon richtig. Was du allerdings unter "frühe ..." verstehst, entzieht sich meiner Kenntnis.
Es ist eine Zweizeiger Pendeluhr mit Schlag (Schlagwerk hinten) , eher später (nach 1800) anzusiedeln. Bauart ähnlich neueren Hozzahnraduhren (Holzzahnrad+Holzachse, aber Wellenenden Metall). Rahmen aus verschiedenen Hölzern, eher modern. Rückwand und Zifferblatt alt, Zeiger kenn ich so nicht.
(Quelle: Schaaf - Holzräderuhren; und andere)


Gruss,
derTeichfloh
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derTeichfloh

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beta21
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Re: Holzräderuhr

Beitrag von beta21 » Di 12. Apr 2016, 21:54

Danke Teichfloh!

Ich hätte wegen des Zifferblattes mit den Viertelmarkierungen und der Windrose an einer etwas früheren Uhr gedacht, vor 1800. Was hältst du an der Uhr für spätere Ergänzungen? Das Gangrad sieht verdächtig aus, denke ich.

walter der jüngere

Re: Holzräderuhr

Beitrag von walter der jüngere » Di 12. Apr 2016, 22:44

derTeichfloh hat geschrieben:Hallo,

deine Annahme ist schon richtig. Was du allerdings unter "frühe ..." verstehst, entzieht sich meiner Kenntnis.
Es ist eine Zweizeiger Pendeluhr mit Schlag (Schlagwerk hinten) , eher später (nach 1800) anzusiedeln. Bauart ähnlich neueren Hozzahnraduhren (Holzzahnrad+Holzachse, aber Wellenenden Metall). Rahmen aus verschiedenen Hölzern, eher modern. Rückwand und Zifferblatt alt, Zeiger kenn ich so nicht.
(Quelle: Schaaf - Holzräderuhren; und andere)


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derTeichfloh
Hallo,

@derTeichfloh:

Im Groben stimme ich Dir da bei Deinen Einschätzungen zu dieser Uhr gerne zu.
Was die Kombination Holzzahnrad+Holzachse, aber mit Wellenenden aus Metall betrifft: Ja, nicht ungewöhnlich. Gab es so.
Aber solche, genau solche Details sind es, die das ungefähre zeitliche Einordnen solcher Exponate (bzw. Umbauten an solchen Exemplaren) ermöglichen.
Ich denke, Du hast da einiges sehr gut beobachtet, gut nachgelesen - gerade das Buch von B. Schaaf über die Holzräderuhren, aber auch viele andere einschlägige Bücher geben für derlei Einschätzungen prima Hilfestellungen.

@beta21:

Gute Quelle für weiteres Recherchieren: Die DGC-Bibliothek.
Hier ein paar Links dazu:

http://www.dg-chrono.de/bibliothek
http://www.dg-chrono.de/bibliothek/services-und-kontakt
http://www.dg-chrono.de/bibliothek/buchbestand

Ich denke, man kann gerade da noch einiges an Details zu dieser Uhr herausarbeiten.
Dieses Exponat Schritt für Schritt zu analysieren bringt sicher viel - schon allein an individuellem, aber auch an allgemeingültigem Erkenntnisgewinn.

Viel Freude und Erfolg beim weiteren Recherchieren.
Wenn ich sehe, wo ich konkret(er) weiterhelfen kann, tue ich es gern.

Walter d. J.

petsch
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Re: Holzräderuhr

Beitrag von petsch » Mi 13. Apr 2016, 11:15

Hallo Peter,
schön Dich hier auch mal anzutreffen ;-)

Ich versuche mal meine Meinung aufzuschreiben, die ein bisschen vom oben geschrieben abweicht und so gut es mit meinen Kenntnissen geht, zu begründen (ich bin ja im Uhrenbereich mehr ein allrounder als ein Spezialist für Schwarzwälder.)

"Früh" ist immer relativ, aber ich würde es doch als frühe Uhr bezeichnen, allerdings für eine Holzräderuhr eben schon nicht mehr ganz früh, denn gerade um diese Zeit wurden ja im Schwarzwald schon die Holzräder von holzgespindelten Messingrädern abgelöst.
Ich schätze die Uhr nämlich so um 1800 oder auch ein paar Jahre früher.

Aber ich glaube eher gar nicht, dass die Uhr aus dem Schwarzwald stammt. Jedenfalls sind ein paar Dinge für mich nicht typisch für eine Uhr aus dem Schwarzwald.

Zuerst einmal der massive Anker. Im Schwarzwald wurde normalerweise damals schon ein Blechanker verwandt, der auch weniger Zähne umfasste als dieser.
Die Ankerwelle , ist die aus Eisen ?
So eine massive Eisenwelle wäre auch ungewöhnlich. Meist waren es bei frühen Ankeruhren gedrechselte Holzwellen und bei späteren dann dünnere Metallwellen.

Zeichen für eine relativ frühe Uhr ist die über dem Werk liegende Ankerwelle.

Die Zifferblattbefestigung bei Schwarzwälder Uhren ist fast immer anders als bei dieser Uhr gemacht, also jedenfalls keine angesetzten Zifferblattfüße, sondern meist Laschen , die an der Stirnseite des Gestells angebracht waren und dann in das Zifferblatt hineinragten oder sogar hindurch und vorne verstiftet waren.

Das Zifferblatt ist anscheinend Papier auf Holz ?
Das gab es im Schwarzwald bei den frühen Uhren auch, aber die von Dir genannte Viertelmarkierung eher nicht. Die kenne ich nur aus anderen Gegenden der Holräderfertigung, so aus Böhmen und Österreich.
Allerdings ist sie für mich auch ein Merkmal, das eher auf die Zeit vor oder um 1800 hinweist, als danach.

Bei einer Schwarzwälder Uhr hätte ich eher verziert gedrechselte Wellen erwartet (die waagerechte Welle, die die Hammerwelle auslöst, die noch nicht einmal rund ist und die nach oben führende Hammerwelle. Die Fallwellen müssten auf der anderen nicht fotografierten Seite liegen.)

Das Werksgestell ist bei Schwarzwälder Uhren fast immer aus Hartholz und nicht so wie es hier aussieht, teilweise aus Weichholz.

Ich kann aber leider nicht sagen, aus welcher Gegend die Uhr sonst stammt, wenn sie wirklich nicht aus dem Schwarzwald kommt, zu viele Varianten gibt es da.
Holräderuhren wurden ja neben dem Schwarzwald auch in Böhmen, Österreich, im Fichtelgebirge, im übrigen süddeutschen Raum und in der Schweiz gemacht (wahrscheinlich habe ich jetzt noch ein paar Gegenden vergessen).

Jemand, der sich mit diesem antiken Uhrentyp mehr oder sogar speziell beschäftigt hat, (nicht nur theoretisch sondern auch praktisch) wird Dir wahrscheinlich viel mehr als ich, sofort anhand von bestimmten Dingen sagen können, aus welcher Gegend die Uhr kommt oder welches Detail wofür spricht.

Problematisch ist es nur, wenn sich solche markanten Dinge von Gegend zu Gegend überschneiden und wenn man nicht mehr sicher ist, ob ersetzte Teile an der Uhr sind, bzw. inwieweit die Uhr im Gesamten überhaupt noch original ist. Auf Fotos kann man das nicht sicher genug sagen. Das Anker- oder Steigrad erscheint mir trotz Deinem Zweifel original, ich würde allerdings bei dem Gestell etwas genauer hinschauen. Pfeiler, bzw. Platinen könnten auch den Eindruck erwecken, als wenn sie mal ersetzt oder überarbeitet wurden und deshalb vielleicht nicht mehr aus Buchenholz sind.

Bei so einer Holzuhr kann ja im Laufe der Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte immer wieder schon mal etwas ersetzt worden sein.

Gruß
Peter

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derTeichfloh
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Re: Holzräderuhr

Beitrag von derTeichfloh » Mi 13. Apr 2016, 12:55

Uff - geballtes Fachwissen! Danke, Freunde.

- dem kann ich nur zustimmen. Die wenigsten Uhren aus Holz haben die Zeit unbeschadet/unbearbeitet überstanden. Hier wurde ganz sicher nachgearbeitet, sei es aus Verschleiß oder einfach aus dem Grund, die Uhr zu verbessern und damit weiter nutzbar zu machen.
Auch mir ist der besondere Anker aufgefallen - der war gar nicht so weit verbeitet. Insbesondere nicht im Schwarzwald (Blechanker).
Leider werden fast alle Holzzahnraduhren in den Schwarzwälder Raum verordnet, was aber nicht stimmt. Wie schon geschrieben, wurden solche Uhren aus woanders hergestellt - sogar in Amerika. Und von dort aus kenne ich auch den Anker mit seiner besonderen Form.

Klar - man müßte sich die Uhr mal ganz genau und aus der Nähe anschauen, um Klarheit zu schaffen.

Gruss,
derTeichfloh
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derTeichfloh

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beta21
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Re: Holzräderuhr

Beitrag von beta21 » Mi 13. Apr 2016, 20:03

Danke nochmals ihr beide für die Einschätzungen :) Ich werde dem Besitzer die Infos weiterergeben

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droba
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Re: Holzräderuhr

Beitrag von droba » Mi 13. Apr 2016, 22:11

Hallo Beta,

eine sehr interssante Uhr! Allerdings kommt mir der Gedanke dass diese Uhr jünger sein könnte, als bisher angenommen. Und nach meinem bisherigen Eindruck spricht auch nichts dagegen, dass noch alles original ist.

Kannst Du uns noch Fotos von vorne, ohne das Zifferblatt zeigen? Und auch vom Anker würde mich die genaue Form interessieren.

Und noch eine Frage: solche Uhren wurden häufig mit Buchstaben oder Zahlen auf Rückwand, den Seitenrtüren, gelegentlich auch hinter dem Zifferblatt versehen. Findet sich da etwas?

Und zur Herkunft: Könnte das eine Uhr aus Skandinavien sein?

Freundlicher Gruß!

Droba

beta21
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Re: Holzräderuhr

Beitrag von beta21 » Do 14. Apr 2016, 21:07

Noch ein Mal: Danke sehrfür alle Infos und Tips. Ich werde den Besitzer, der in Norwegen wohnt, beten die Uhr aus anderen Winkeln zu abbildern und auch, wenn möglich, das Zifferblatt abzuheben.

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Re: Holzräderuhr

Beitrag von beta21 » Fr 15. Apr 2016, 16:52

Hier noch einige Bilder.

Das ZB is mit bemaltem Papier versehen. Der Anker ist eisern. Keine Markierungen im Werk, nur die Initialen (?) AF auf dem steinernen Gewicht


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