Hier ein Beispiel von hoher Uhrmacherkunst, eine Viertelrepetition mit einem Werksdurchmesser von nur 33 mm.
Sie lief nicht und die Gongs hörten sich mistig an. Einfache Ursache: die Cuvette war wohl mit Daumendruck in der Mitte zugedrückt worden, anstatt vorsichtig am Rand. Dadurch wurde die Cuvette leicht verformt und hat wohl u.a. auf den Unruhkloben gedrückt. Jedenfalls ist alles prima, wenn man die Cuvette offen läßt, läuft gut in allen Lagen und die Gongs klingen toll.
Ich werde dann wohl mal mein Gehäusemacherwerkzeug einsetzen und die Cuvette wieder in die richtige Form bringen.
Miniatur Repetition, ca. 1820
- Bernhard J
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Miniatur Repetition, ca. 1820
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Re: Miniatur Repetition, ca. 1820
Ui, so einen Kasten hast Du? Da wäre ich ja echt scharf drauf, ich habe so einige zerbeulte Gehäuse...
Tolle Uhr und bei der Fehlerbeschreibung dürfte das Richten des Gehäuses kein all zu großes Problem darstellen.
Tolle Uhr und bei der Fehlerbeschreibung dürfte das Richten des Gehäuses kein all zu großes Problem darstellen.
- Bernhard J
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Re: Miniatur Repetition, ca. 1820
Hi Barney,
ja, der ist toll. Übrigens ziemlich winzig. Mit den hochglanzpolierten Arbeitsflächen kann man gut "Reiben" bzw. "Streichen", ohne dass Kratzer entstehen. Hämmern nur bei scharfen Knicken.
Beste Grüße, Bernhard
ja, der ist toll. Übrigens ziemlich winzig. Mit den hochglanzpolierten Arbeitsflächen kann man gut "Reiben" bzw. "Streichen", ohne dass Kratzer entstehen. Hämmern nur bei scharfen Knicken.
Beste Grüße, Bernhard
Re: Miniatur Repetition, ca. 1820
Hallo Bernhard,
nun habe ich ja leider so gar keine Ahnung von Taschenuhren, aber so etwas habe ich selten gesehen! Technik und Ästhetik Deiner Uhr sind absolut beeindruckend! Es ist nicht nur die Technik, die begeistert, sondern auch die vollendete Umsetzung in eine ansprechende Form. Bedenkt man die Epoche, in welcher dieses Kunstwerk geschaffen wurde, dann ist es um so mehr verblüffend (Werkdurchmesser 33mm (!!)) . Ich frage mich immer, wie die das damals geschaft haben -so ganz ohne Computer und CAD/CAM. Wieviele Monate (oder Jahre) mögen nötig gewesen sein, um das in dieser Vollendung zu erschaffen?
Beachtlich ist auch das Design des Ziffernblattes (zeitlos elegant). Die Linienführung des Gehäuses wirkt für meinen Geschmack geradezu modern (Glas bis fast zum Rand gehend).
Ein wirklich schönes und edles Stück! Viel Erfolg bei der Instandsetzung!
Martin-Peter
nun habe ich ja leider so gar keine Ahnung von Taschenuhren, aber so etwas habe ich selten gesehen! Technik und Ästhetik Deiner Uhr sind absolut beeindruckend! Es ist nicht nur die Technik, die begeistert, sondern auch die vollendete Umsetzung in eine ansprechende Form. Bedenkt man die Epoche, in welcher dieses Kunstwerk geschaffen wurde, dann ist es um so mehr verblüffend (Werkdurchmesser 33mm (!!)) . Ich frage mich immer, wie die das damals geschaft haben -so ganz ohne Computer und CAD/CAM. Wieviele Monate (oder Jahre) mögen nötig gewesen sein, um das in dieser Vollendung zu erschaffen?
Beachtlich ist auch das Design des Ziffernblattes (zeitlos elegant). Die Linienführung des Gehäuses wirkt für meinen Geschmack geradezu modern (Glas bis fast zum Rand gehend).
Ein wirklich schönes und edles Stück! Viel Erfolg bei der Instandsetzung!
Martin-Peter
what we do today creates tomorrow
- Bernhard J
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Re: Miniatur Repetition, ca. 1820
Hallo Martin-Peter,
dabei ist es ja eigentlich ein "Witz", dass kleine Taschenuhren, typischerweise für Frauen gemacht, durchweg lächerliche Marktpreise haben, nämlich nur ganz selten über dem Gehäusematerialwert. Und zwar auch solche mit hochwertigen Werken.
Im Grunde müßten insbesondere hochwertige Uhren mit Komplikationen umso wertvoller sein, je kleiner die Werke ausgeführt sind. Weil sie deutlich aufwändiger bei der Herstellung sind, wegen der notwendigerweise geringeren Toleranzen. Das ist aber nicht der Fall, "Damengrößen" tun sich auf dem Markt nochmals schwerer als schon "Herrengrößen".
Vermutlich hängt das auch damit zusammen, dass immer weniger Uhrmacher in der Lage und/oder motiviert sind, solche kleinen Werke bei Problemen instand zu setzen. Und dass einem Kunden heutzutage schwer zu vermitteln ist, dass eine Reparatur umso teuer wird, je filigraner dabei gearbeitet werden muss.
Beste Grüße, Bernhard
dabei ist es ja eigentlich ein "Witz", dass kleine Taschenuhren, typischerweise für Frauen gemacht, durchweg lächerliche Marktpreise haben, nämlich nur ganz selten über dem Gehäusematerialwert. Und zwar auch solche mit hochwertigen Werken.
Im Grunde müßten insbesondere hochwertige Uhren mit Komplikationen umso wertvoller sein, je kleiner die Werke ausgeführt sind. Weil sie deutlich aufwändiger bei der Herstellung sind, wegen der notwendigerweise geringeren Toleranzen. Das ist aber nicht der Fall, "Damengrößen" tun sich auf dem Markt nochmals schwerer als schon "Herrengrößen".
Vermutlich hängt das auch damit zusammen, dass immer weniger Uhrmacher in der Lage und/oder motiviert sind, solche kleinen Werke bei Problemen instand zu setzen. Und dass einem Kunden heutzutage schwer zu vermitteln ist, dass eine Reparatur umso teuer wird, je filigraner dabei gearbeitet werden muss.
Beste Grüße, Bernhard
Re: Miniatur Repetition, ca. 1820
Hallo Bernhard!
Zu Deinem statement:
https://www.youtube.com/watch?v=WhhdUVCFga0
In der Lage dürften junge Uhrmacher dazu wohl sein. Aber die müssen ja letztlich irgendwie ihr Geld verdienen. Klar, dass die nicht an Grundsatzdiskussionen mit uneinsichtigen Kunden interessiert sind. Die jungen Uhrmacher wissen, dass die Masse ihre Kunst nicht mehr wertschätzt.
Es ist genau wie in der Elektronik. In den 80ern hat man einen CD-Player für 1860,- DM über eine Warteliste (6 Monate) bezogen und sich dafür finaziell lang gemacht- weil es etwas Besonderes war. Heute gibt´s die Dinger beim örtlichen Kafferöster an der Kasse als "Beifang" für 49,90 (oder besser: eigentlich gibt es ja schon gar keine CD-Player mehr... ist ja bluray)... . Egal, nicht kaufen, wir laden es gleich herunter. Weg mit der hardware....
Der technische Fortschritt mit immer kürzeren Produktzyklen hat die Gesellschaft verändert. Und mit ihr die Menschen und deren Wertschätzung für ein Produkt.
Ich wollte eigentlich nicht über Massenware/"Verbrauchsgüter" sprechen, aber wenn ich so die drei geerbten Taschenuhren meiner Groß- und Urgroßeltern sehe, dann sehe ich Uhren, die letztlich Gebrauchsgegenstände gewesen sind. (Natürlich nicht ansatzweise vergleichbar mit dem schönen Stück aus Deiner Sammlung). Ihr Schicksal war vielmehr, das man sie nach Ende des "Produktzyklus" nicht einfach weggeworfen hatte. Das lag m.E. an der anderen Wertschätzung in den älteren Generationen: Dinge behielten einen Wert, auch wenn sie nicht mehr funktionierten oder gar überflüssig geworden waren. Man behielt sie trotzdem, schließlich hatten sie mal Geld gekostet oder es waren schöne Erinnerungen damit verknüpft.
Und heute?
Märkte funktionieren irrational:
Also bewerben sich unsere Uhrmacher ggf. doch dann lieber bei einem der großen Premium-Markenhersteller, die eine Armbanduhr -oder besser Chronometer- zum Preis eines Einfamilienhauses entwerfen, von ihren Uhrmachern bauen lassen und dann erfolgreich verkaufen.
Der Normalverbraucher greift währenddessen zur China-Ware. Die Uhr läuft solange sie läuft, danach: Tonne... . Und die Chinesen können sogar filigran arbeiten -zumindest vordergründig- zum Billigpreis. Das macht die Wertschätzung natürlich in der breiten Masse der "Verbraucher" endgültig kaputt. Wovon soll ein deutscher Uhrmacher dann leben?
In den 70ern kam die Quartzuhr und mit ihr das Sterben der traditionellen Uhrmacherläden. Hernach wurden die feinsten Uhren, ATOs usw. auf Flohmärkten verramscht. Für Sammler und Kenner der Materie ein Unding. Bei ihnen steht die Wertschätzung für das Objekt als Kulturgut, technisches Highlight oder Kunstobjekt im Vordergrund. Diese Zielgruppe ist eher klein und legt Wert auf konservativ solide Qualitätsarbeit. Damit immer verbunden das Bild des Uhrmachers, der mit Lupe, Mikroskop, irrwitziger Geduld und Liebe zum Detail "seine" Uhr zum Leben erweckt oder gar eine eigene Kreation schafft.
Die dritte Gruppe ist einigermaßen schwierig zu fassen, ich nenne sie mal "livestyler". Da spielt Geld vielleicht keine Rolle, solange das Produkt nur etwas Außergewöhnliches symbolisiert und den Nimbus der Exclusivität nach außen vermittelt. Sie kauft gern auch mal ein Tourbillon-Werk, vermutlich ohne zu wissen, dass es dafür keine nachvollziehbare technische Notwendigkeit gibt. Vielleicht gibt es auch dort Liebhaber alter Uhrentechnik, die sich schwerlich von ihren Lieblingsstücken trennen würden. Ich denke dennoch, die wahren Beweggründe sind ganz andere und haben nicht viel mit dem altgriechischen techne-Begriff zu tun.
Dessen philosophische Aussage ist die Einheit von Kunst, Wissenschaft und Technik... . Im Zeitalter des schlechten Kommerz verschwindet das leider aus dem allgemeinen Bewußtsein.
Martin-Peter
Zu Deinem statement:
Mir fiel diese Geo-Reportage dazu ein: Das Geheimnis der Schweizer UhrenBernhard J hat geschrieben: ↑Fr 4. Aug 2023, 10:56Vermutlich hängt das auch damit zusammen, dass immer weniger Uhrmacher in der Lage und/oder motiviert sind, solche kleinen Werke bei Problemen instand zu setzen. Und dass einem Kunden heutzutage schwer zu vermitteln ist, dass eine Reparatur umso teuer wird, je filigraner dabei gearbeitet werden muss.
https://www.youtube.com/watch?v=WhhdUVCFga0
In der Lage dürften junge Uhrmacher dazu wohl sein. Aber die müssen ja letztlich irgendwie ihr Geld verdienen. Klar, dass die nicht an Grundsatzdiskussionen mit uneinsichtigen Kunden interessiert sind. Die jungen Uhrmacher wissen, dass die Masse ihre Kunst nicht mehr wertschätzt.
Es ist genau wie in der Elektronik. In den 80ern hat man einen CD-Player für 1860,- DM über eine Warteliste (6 Monate) bezogen und sich dafür finaziell lang gemacht- weil es etwas Besonderes war. Heute gibt´s die Dinger beim örtlichen Kafferöster an der Kasse als "Beifang" für 49,90 (oder besser: eigentlich gibt es ja schon gar keine CD-Player mehr... ist ja bluray)... . Egal, nicht kaufen, wir laden es gleich herunter. Weg mit der hardware....
Der technische Fortschritt mit immer kürzeren Produktzyklen hat die Gesellschaft verändert. Und mit ihr die Menschen und deren Wertschätzung für ein Produkt.
Ich wollte eigentlich nicht über Massenware/"Verbrauchsgüter" sprechen, aber wenn ich so die drei geerbten Taschenuhren meiner Groß- und Urgroßeltern sehe, dann sehe ich Uhren, die letztlich Gebrauchsgegenstände gewesen sind. (Natürlich nicht ansatzweise vergleichbar mit dem schönen Stück aus Deiner Sammlung). Ihr Schicksal war vielmehr, das man sie nach Ende des "Produktzyklus" nicht einfach weggeworfen hatte. Das lag m.E. an der anderen Wertschätzung in den älteren Generationen: Dinge behielten einen Wert, auch wenn sie nicht mehr funktionierten oder gar überflüssig geworden waren. Man behielt sie trotzdem, schließlich hatten sie mal Geld gekostet oder es waren schöne Erinnerungen damit verknüpft.
Und heute?
Märkte funktionieren irrational:
Das ist nur ein Beispiel aus dem Bereich der "Gebrauchtwaren" oder Sammlerstücke. Man denke an viele aufgelöste Sammlungen (Pendeluhren, Tonbandgeräte, Porzellan usw.) Außer bei wenigen Ausnahmen haben die Sachen kaum einen realistischen Marktwert. Man sieht das sehr schön in der elektronischen Bucht.Bernhard J hat geschrieben: ↑Fr 4. Aug 2023, 10:56Im Grunde müßten insbesondere hochwertige Uhren mit Komplikationen umso wertvoller sein, je kleiner die Werke ausgeführt sind. Weil sie deutlich aufwändiger bei der Herstellung sind, wegen der notwendigerweise geringeren Toleranzen. Das ist aber nicht der Fall, "Damengrößen" tun sich auf dem Markt nochmals schwerer als schon "Herrengrößen".
Also bewerben sich unsere Uhrmacher ggf. doch dann lieber bei einem der großen Premium-Markenhersteller, die eine Armbanduhr -oder besser Chronometer- zum Preis eines Einfamilienhauses entwerfen, von ihren Uhrmachern bauen lassen und dann erfolgreich verkaufen.
Der Normalverbraucher greift währenddessen zur China-Ware. Die Uhr läuft solange sie läuft, danach: Tonne... . Und die Chinesen können sogar filigran arbeiten -zumindest vordergründig- zum Billigpreis. Das macht die Wertschätzung natürlich in der breiten Masse der "Verbraucher" endgültig kaputt. Wovon soll ein deutscher Uhrmacher dann leben?
In den 70ern kam die Quartzuhr und mit ihr das Sterben der traditionellen Uhrmacherläden. Hernach wurden die feinsten Uhren, ATOs usw. auf Flohmärkten verramscht. Für Sammler und Kenner der Materie ein Unding. Bei ihnen steht die Wertschätzung für das Objekt als Kulturgut, technisches Highlight oder Kunstobjekt im Vordergrund. Diese Zielgruppe ist eher klein und legt Wert auf konservativ solide Qualitätsarbeit. Damit immer verbunden das Bild des Uhrmachers, der mit Lupe, Mikroskop, irrwitziger Geduld und Liebe zum Detail "seine" Uhr zum Leben erweckt oder gar eine eigene Kreation schafft.
Die dritte Gruppe ist einigermaßen schwierig zu fassen, ich nenne sie mal "livestyler". Da spielt Geld vielleicht keine Rolle, solange das Produkt nur etwas Außergewöhnliches symbolisiert und den Nimbus der Exclusivität nach außen vermittelt. Sie kauft gern auch mal ein Tourbillon-Werk, vermutlich ohne zu wissen, dass es dafür keine nachvollziehbare technische Notwendigkeit gibt. Vielleicht gibt es auch dort Liebhaber alter Uhrentechnik, die sich schwerlich von ihren Lieblingsstücken trennen würden. Ich denke dennoch, die wahren Beweggründe sind ganz andere und haben nicht viel mit dem altgriechischen techne-Begriff zu tun.
Dessen philosophische Aussage ist die Einheit von Kunst, Wissenschaft und Technik... . Im Zeitalter des schlechten Kommerz verschwindet das leider aus dem allgemeinen Bewußtsein.
Martin-Peter
what we do today creates tomorrow