Goldenen ALPINA Taschenuhr (Lépine) – wer kennt das Baujahr?

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Larsson
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Goldenen ALPINA Taschenuhr (Lépine) – wer kennt das Baujahr?

Beitrag von Larsson » Do 9. Jan 2014, 14:10

Hallo zusammen! Ich besitze seit etwa zwanzig Jahren die goldene Taschenuhr meines Urgroßvaters mit ALPINA-Werk und der Nummer 77039. Eigene Recherchen ergaben bisher, dass dieses Exemplar zwischen 1883 und 1900 gebaut worden sein muss. Kann mir hier vielleicht jemand das genaue Jahr nennen … oder hat jemand einen Link, über den ich das genaue Jahr herausfinden kann? Auch der Wert wäre für mich interessant. (Es gehört eine 30 cm lange und massive Goldkette zur Uhr.)

Hier die bisher zusammengetragenen Informationen:

- Lépine Bauart (Krone oben)
- Punzen: „14K / 56 Solotnik / 585“ 

- funktionstüchtiges Werk, gebaut zwischen 1883 und 1900 in Genf, Schweiz

- Zeitangabe mit dezentraler Sekunde, goldene Louis XVI (?) Zeiger

- weißes Emaille-Zifferblatt mit arab. Ziffern

- vorn mit Glasdeckel, rückseitig mit zwei Deckeln aus 585er Gold 




Die beiden Uhrdeckel aus Gold weisen folgende Punzen und Gravuren auf: 


- Krone im Kreis

- kleines schildförmiges Wappen mit Schweizer Kreuz darin

- 56 / 0,585 und (links hiervon): Eichhörnchen im Profil

- Serien-Nummer: 77039 



Auf der Innenseite des äußeren Gold-Deckels finden sich folgende 
Gravuren und Hand-Signaturen … offenbar des Uhrmachers:


- EB 7888 

- (55402)



Das Uhrwerk trägt den eingravierten Firmennamen „Alpina“ sowie die Seriennummer „No. 77039“.


Die Uhr ist 5 cm breit und bei aufgestellter Kettenöse 7 cm hoch. 

Liegend beträgt die Höhe bei geschlossenem Glasdeckel 1,5 cm. 


Das Gewicht von Uhr und Goldkette zusammen beträgt 123 Gramm.

Reichen diese Informationen schon aus, oder sollte ich besser zusätzliche Fotos posten?

Herzlichen Dank schon jetzt –

Larsson
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petsch
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Re: Goldenen ALPINA Taschenuhr (Lépine) – wer kennt das Bauj

Beitrag von petsch » Do 9. Jan 2014, 16:25

Hallo Larsson und willkommen im DGC-Forum,
eine sehr schöne Uhr zeigst Du uns da.

Allerdings hast Du das meiste, was man über die Uhr sagen und herausfinden kann, schon selbst mitgeteilt. Beim Alter würde ich Dir fast zustimmen, ich hätte sie auf "um oder kurz nach 1900" geschätzt, aber man kann es leider auch nicht viel genauer bestimmen. Es gibt über diese Uhren leider keine Nummernliste mit Jahresangaben.

Ich persönlich halte dieses Werk für das schönste in Alpina-Uhren verwendete Werk (in Uhren von Alpina wurden viele verschiedene Werke verbaut) und ich bin der Meinung, dass es als Rohwerk ursprünglich von LeCoultre stammt. Allerdings wird als Uhrwerkshersteller meist die Firma J. Straub genannt.

Nach 1909 gibt es dieses Werk aber auch in einer noch einmal höherwertigeren Qualität. Diese Alpina "Chronometer" wurden allerdings in Glashütte fertiggestellt und mit einer Glashütter Gangpartie versehen. Die sind auch an der Signierung "Präzisions Uhrenfabrik Alpina, Glashütte /Sa. " zu erkennen.
Dazu gehört Deine Uhr zwar nicht, aber trotzdem ist es damals schon eine sehr gute hochwertige Uhr gewesen. Auf einem Foto des Werkes direkt von oben würde man noch besser die Qualität erkennen. Eine große Kompensationsunruhe mit Schwanenhalsfeinregulierung gehört zum Beispiel dazu.

Wertangaben machen wir hier im Forum grundsätzlich nicht, dazu sind die Zustände der Uhren , die wir nur von Bildern kennen, und auch die Meinungen zwischen Verkäufern und Käufern zu unterschiedlich. Aber immerhin hat die Uhr ja schon einen relativ großen Materialwert, der bei einem Verkauf natürlich nicht unterschritten werden sollte. Aber, was sie darüber hinaus wert ist, dass ist schwierig zu sagen. Da gilt es, den zu finden, dem sie am meisten wert ist.

Gruß
Peter

Larsson
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Re: Goldenen ALPINA Taschenuhr (Lépine) – wer kennt das Bauj

Beitrag von Larsson » Do 9. Jan 2014, 16:50

Danke schön für Deine ausführliche Antwort und die vermuteten Details zum Werk, Peter!

Ich bin in Sachen "Uhren" bis heute Laie und freue mich über solcherlei wohlmeinende Expertise. Habe auch nicht gewusst, dass es für die frühen Jahre der Alpina-Fertigung keine verlässlichen Verzeichnisse gibt. Eigentlich wäre das ja naheliegend gewesen – wo man Gehäuse und Werke doch schon stolz nummerierte. Kurios!

Zur senkrechten Aufnahme des Werks: Die reiche ich hier gleich mal eben nach. ;)

Vielen Dank noch einmal!
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petsch
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Re: Goldenen ALPINA Taschenuhr (Lépine) – wer kennt das Bauj

Beitrag von petsch » Do 9. Jan 2014, 17:37

Ich habe bei der Suche nach weiteren Infos noch etwas gefunden, was über das Herstellungsjahr vielleicht etwas genaueres aussagt.

Zuerst einmal wurde eine Abbildung genau dieses Werkes im Jahr 1896 als Markenzeichen für Alpina registriert. Dieses Zeichen und auch ein kleiner Abriss der Geschichte der Alpina findet man hier bei Ranfft :

http://www.ranfft.de/cgi-bin/bidfun-db. ... Alpina_000

Eine Werksabbildung hier : http://www.ranfft.de/cgi-bin/bidfun-db. ... &Alpina_19

Das Werk gab es also schon 1896, aber vielleicht als wichtigsten Hinweis auf eine Herstellung kurz vor 1905 dient eine Uhr mit dem gleichen Werk, die die Nummer 77510 (also ca. 500 Nummern nach Deiner) hat. Dabei ist das originale Verkaufszertifikat vom 9.Mai 1905.

Fotos davon und ein paar weitere Informationen (allerdings mehr über die "Glashütte" - Version und einen Streit zwischen den ursprünglichen Glashütter Fírmen und Firmen wie Alpina, die den Begriff Glashütte zu Werbezwecken benutzten) findest Du hier : (in der Mitte des Berichtes unter der Überschrift : Savonette Taschenuhr Alpina von 1905 im 14 Karat Goldgehäuse)

http://www.glashuetteuhren.de/die-uhren ... e-g-m-b-h/

Gruß
Peter

Stelzer
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Re: Goldenen ALPINA Taschenuhr (Lépine) – wer kennt das Bauj

Beitrag von Stelzer » Di 6. Sep 2016, 13:31

...ich bin der Meinung, dass es als Rohwerk ursprünglich von LeCoultre stammt. Allerdings wird als Uhrwerkshersteller meist die Firma J. Straub genannt.

Nach 1909 gibt es dieses Werk aber auch in einer noch einmal höherwertigeren Qualität. Diese Alpina "Chronometer" wurden allerdings in Glashütte fertiggestellt und mit einer Glashütter Gangpartie versehen. Die sind auch an der Signierung "Präzisions Uhrenfabrik Alpina, Glashütte /Sa. " zu erkennen.


Späte Anmerkung: Das Alpina-Rohwerk ist ein Produkt der Firma Duret & Colonnaz aus Genf.
Die in Glashütte fertiggestellten Werke hatten keine höhere Qualität, es sei denn, man versteht darunter die Glashütter Gangpartie mit Glashütter Goldanker und Goldankerrad.
Die hier beschriebene und abgebildete schweizer Uhr hat eine große Chronometerunruh - das haben die Glashütter Uhren nicht, dort wurden normale Unruhen der Glashütter Firma Weichold eingesetzt.
Ferner sind schweizer Alpina-Uhren dieser Bauart bekannt, bei denen die Zahnräder aus 8K-Gold bestehen, Glashütter Alpina mit Goldzahnrädern sind bisher nicht bekannt.

petsch
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Re: Goldenen ALPINA Taschenuhr (Lépine) – wer kennt das Bauj

Beitrag von petsch » Di 6. Sep 2016, 17:23

Hallo "Stelzer",
erst einmal herzlich willkommen bei uns im Forum.

Ich hatte geschrieben, dass ich "meine", dass das Rohwerk von LeCoultre stammt. Erstens haben sehr viele LeCoultre Werke diesen typischen 2-Fingerkloben über den Rädern zwischen Aufzug und Wechselrad, den man auch bei diesem Werk wiederfindet. Und zweitens war LeCoultre einer der größten Werkeproduzenten im gehobenen Bereich, der fast alle namhaften Uhrenfabriken belieferte. Und da dieses Werk für mich eine ganz andere "Architektur" hat, als es die sonstigen Alpinawerke haben, könnte ich mir gut vorstellen, das dafür LeCoultre, also ein anderer Werkelieferant als sonst üblich, in Frage kommt.

Da Du aber so sicher schreibst dass Duret & Colonnaz, die ja Mitglied von Alpina waren und damit wohl die meisten anderen Werke lieferten, die Fabrikanten waren, hast Du dafür vielleicht irgendwelche anderen Belege als die normale Erwähnung im Internet ?

Das würde mich sehr interessieren, denn leider gibt es ja über solche Zusammenhänge, nämlich, wer wen belieferte, in den wenigsten Fällen Belege, so dass man meist auf Mutmaßungen oder aber anderweitige Erfahrungen angewiesen ist. Übrigens war es immer auch üblich, dass Uhrenfabriken, die auch selbst Werke herstellten, sich durchaus auch bei anderen Fabriken mit Werken oder Rohteilen bedienten.

Welches Werk, also die Schweizer oder die Glashütter Ausführung, man nun als bessere Qualität bezeichnen kann, darüber kann man vielleicht streiten. Für mich ist die "Glashütter" Ausführung mit dem gravierten Kloben und den großen Goldschrauben an der Unruhe immer die bessere gewesen. Um das nachzuvollziehen müsste man vielleicht beide Uhren mal nebeneinanderlegen und betrachten. Ich habe leider im Moment keins der beiden Werke mehr in meinem Besitz, aber man kann sie auf der Seite von Hans-Georg Donner sehr gut vergleichen (etwas unterhalb der Mitte, zum Vergrößern auch anklickbar) : http://www.glashuetteuhren.de/die-uhren ... e-g-m-b-h/

Gruß
Peter

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droba
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Re: Goldenen ALPINA Taschenuhr (Lépine) – wer kennt das Bauj

Beitrag von droba » Mi 7. Sep 2016, 20:32

Hallo Larsson,

ich habe die Information, dass die "Union Horlogère" die Marke "Alpina" erst 1901 registrieren ließ, deshalb stimme ich Peters erster gefühlsmäßigen Altersbestimmung zu!

Eine schöne Uhr!

Freundlicher Gruß!

Droba

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