Taschenuhrwerk

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Handlanger
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Handlanger » Mo 15. Jul 2013, 17:40

Hallo Ihr Rat-Spender,
hier habe ich das Schneckenrad.
In diesem angezeichneten ca. 45° Bereich läßt sich das Rad (Gesperr) deutlich schwerer drehen.
Ich sehe aber keine Möglichkeit es zu öffnen.
Einfach nur Reinigen und ölen?
DSC00206.JPG
Gruß
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s.hartig
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von s.hartig » Mo 15. Jul 2013, 19:49

Hallo Handlanger,

schau doch mal nach, ob Du auf der vorderen Platine (Ziffernblattseite) eine Punzierung "P" findest, wie auf beigefügtem Bild.

Gruß Stefan
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Heinrich
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Heinrich » Mo 15. Jul 2013, 21:40

Handlanger hat geschrieben: Ich sehe aber keine Möglichkeit es zu öffnen.
Einfach nur Reinigen und ölen?
der kleine Stahlring ist hier nur aufgepresst. Du mußt die Schnecke mit dem Rand des Rades auf einen Ring (einfach ein Stück passendes Rohr oder sowas) legen und darauf achten, daß wirklich nur das Rad und nicht die Schnecke aufliegt und dann mit dem Hammer auf das Wellenende hauen. Zum Schutz der Welle leg ein Stück Messingblech dazwischen. Jetzt sollte sich der Ring gelöst haben und du kannst das Rad abnehmen und die ganze Sache reinigen. Zum Zusammenbau mach an die Messingflächen, die aufeinander laufen, ein klein Wenig Remontoirfett und an den Drehzapfen des Sperrkegels und die Spitze der Sperrfeder einen kleinen Tropfen Öl. Die Sperrzähne werden nicht geölt! Jetzt drück den Stahlring wieder auf die Welle, bis er richtig sitzt. Sollte das Gesperr dann zu stramm laufen hau mit dem Hammer nochmal auf die Welle (aber diesmal mit Gefühl!!), halte das Ganze dann aber nur noch mit der Hand fest und lege es nicht mehr auf den Ring.
Heinrich
Der liebe Gott gab uns die Zeit (von der Eile hat er nichts gesagt!).

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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Handlanger » Di 16. Jul 2013, 09:13

Hallo,
@s.hartig:
Kein P.JPG
Kein P zu sehen. Was hätte es bedeutet?

@ Heinrich:
Herzlichen Dank für den Zerlege-Tip.
Habe gleich meinen kleinen Messinghammer genommen.

Hier ein Bild vom inneren des Schneckenrad.
Schneckenrad Innen .JPG
Hast Du mir für das Federhaus auch einen guten Rat?
Jetzt kommt die Arbeit....
Danach mehr..!
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Handlanger » Di 16. Jul 2013, 10:19

Dann jetzt die andere Platine auch noch als Bild vor dem Zusammenbau.
Platine unten.JPG
Platineunten-2.JPG
Gruß
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Handlanger » Di 16. Jul 2013, 12:07

Hallo,
das Schneckenrad hat mich um Stunden zurück geworfen.
Glas ist im Ultraschall aufgegangen. Alles nass und alle Einzelteile zusammensuchen müssen.
ABer jetzt schnurrt es wie Nachbars katze.
Hier die Platine kurz vor dem Einbau der Unruh.
Kurz vorm einbau der Unruhe-1.JPG
Kurz vorm einbau der Unruhe-2.JPG
Die drei gebläuten Schrauben gefallen mir noch nicht.
Aber an die komme ich auch später noch gut dran.
Gruß
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Handlanger » Di 16. Jul 2013, 16:37

Und sie bewegt sich doch (wieder).
Das wovor ich am meißten Bammel hatte war der Wiedereinbau der Unruhe.
Es war eine sehr wackelige Sache, aber sie geht wieder.
Nun bin ich auch froh das ich das Federhaus aufgemacht und die Feder rausgenommen habe.
Da war eine Menge an Dreck drin, das hätte ich nicht erwartet.
Jetzt ist wieder alles sauber und blank.
Federhaus (2).JPG
Die nächsten Bilder kommen jetzt erst wenn alles fertig ist.
Ich möchte ja keine Selbstgespräche hier.
Gruß.
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von petsch » Di 16. Jul 2013, 16:53

Glückwunsch dazu.

Wie man sehen kann ist eine Spindeluhr auch kein Teufelswerk. Im Gegenteil, ich arbeite lieber daran als an einer moderneren Uhr mit voller oder 3/4 Platine.
Bei den Spindeluhren hat man wenigstens von der Höhe her genug Platz zum Ausrichten der Räder wenn man die Platinen wieder zusammenbaut.

Gruß
Peter

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s.hartig
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von s.hartig » Di 16. Jul 2013, 23:04

Zur Punzierung mit "P":

Viele Spindeltaschenuhrwerke, auch wenn sie auf Ziffernblatt und / oder rückwärtiger Platine die Signaturen lokaler Uhrmacher tragen, wurden als Roh- oder Komplettwerke (oder auch als komplette, schon eingeschalte Taschenuhren) aus dem französischen Jura bezogen. Ein Hinweis darauf (aber keine conditio sine quae non) ist die "P"-Punzierung auf der vorderen Platine wie auf obigem Bild gezeigt. Die Uhr dazu seht Ihr unten, signiert mit "Columban Höffler, Lenzkirch".

Ian Fowler schreibt dazu im Ausstellungskatalog des Mainfränkischen Museums in Würzburg "Zeit Zeugen - Taschenuhren aus vier Jahrhunderten":

So kann zum Beispiel manchmal anhand von in Platinen gestempelten Marken die Herkunft der Rohwerke festgestellt werden. In mehreren Fällen ließ sich die Herkunft der Werke aus der Fabrikation von Fréderic Japy in Beaucourt nachweisen, obwohl die Taschenuhren auf dem Zifferblatt oder auf der Rückplatine Signaturen von z.B. Johann Baptist Eyrich (Würzburg), Jean Romilly (Paris) oder anderen tragen. Dabei handelt es sich also meist um reine Verkäufersignaturen. Oft wurde auch die Finissage in der Schweiz vorgenommen und die Uhr komplett an den signierenden Verkäufer geliefert. So muss nach heutigem Kenntnisstand die Zuweisung von Taschenuhren (vor allem aus dem 19. Jahrhundert) an die signierenden Uhrmacher in den meisten Fällen in Frage gestellt werden.

und weiter unten:
Die meisten im Mainfränkischen Museum vorhandenen Taschenuhren stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Eine ganze Reihe dieser Uhren aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts trägt auf einer der Platinen die Marke „P“, die sicher von einer der Bearbeitungswerkstätten gestempelt wurde. Leider konnte diese Werkstatt noch nicht bestimmt werden...

Auszüge aus dem Katalog findet Ihr unter http://www.uhrenhanse.de --> Sammlerecke --> Taschenuhren --> ZeitZeugen....


Und hier noch die Uhr aus Lenzkirch (bzw. in Lenzkirch verkauft):
Columban-Höffler-Lenzkirch.JPG
Rückseite-Werk.JPG
Gruß
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Handlanger » Mi 17. Jul 2013, 09:43

@ Peter:
Als teufelswerk stellte es sich erst jetzt zum Schluss raus. Es ist wie bei einem Holzpuzzle.
Das letzte Teil....
Es geht um das einsetzen dieses Rades von dem bis jetzt noch keiner einen Namen wusste.
Phalos hatte ja freundlicherweise ein Bildchen gesponsert auf dem ein Kronrad zu sehen ist.
Zwei weitere Einträge im IN habe ich gelesen da wird es als "Steigrad" benannt.
Bis jetzt 2:1 für "Steigrad" :oops:
Welches ich meine ist das Rad in das der Trieb des "Steigrades" eingreift.
Das ich mal so als "Kronrad" oder "90° Rad" oder "Winkelrad" bezeichnen würde.
Das bekomme ich jetzt nicht so einfach eingesetzt. Ich dachte diese aufgesetzte Brücke auf der vorderen Platine würde reichen.
Das Loch ist ja groß. Denkste....
Jetzt darf ich die ganze Platine wiede abbauen. Wobei das aufwickeln der Kette auch schon eine Herausforderung darstellte.

@ s.hartig:
Herzlichen Dank für diese Umfangreiche Erklärung um das Punzzeichen P.
Demnächst werde ich die angegebenen Quellen nachlesen.
Wie ich es schon vermutet hatte, ist die Gravur auf meinen Werk dann doch
eine "Verkaufs-Werbung" des Uhrmachers. Gibt es ja heute auch noch.
Aber ein Wort in deinem Berich hat mich etwas elektrisiert.
"Lenzkirch" Sobald ich Zeit habe werde ich das Forum und das IN danach absuchen.
In dieser Uhrmacherwerkstatt in der ich die Spindeluhrwerke gefunden habe befindet sich auch eine Großuhr mit der Aufschrift "Lenzkirch" auf dem Zifferblatt. Wir haben es als "Schuluhr" eingestuft.
Meine Schwägerin möchte diese Uhr auf dem Flohmarkt verscherbeln.

Ich zeige Euch mal ein Bild vorab:
DSC00254 (2).JPG
Wie kan man Lenzkirch einstufen?

Jetzt nehme ich das "Teufelswerk" wieder auseinander und baue das Winkelrad ein....
Gruß
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