Taschenuhrwerk

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Heinrich
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Heinrich » Mi 17. Jul 2013, 10:45

eine Spindel-Taschenuhr hat normalerweise zwei Räder mit um 90° abgewinkelten Verzahnungen, nämlich das Steig- oder Gangrad (eine Bezeichnung, die bei jeder Uhr passt), das in die Spindel eingreift sowie das davor liegende Kronrad, das in das Steigradtrieb eingreift. Dieses Rad wird hier manchmal unrichtigerweise als "Sekundenrad" bezeichnet wird, weil es, wie in moderneren Taschenuhren das Sekundenrad, das Rad vor dem Gangrad ist. In den wenigsten Fällen dreht sich das Kronrad aber einmal in der Minute, so daß ein sich darauf befindender Sekundenzeiger alles Andere als eine vergangene Minute anzeigt.
Heinrich
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Handlanger
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Handlanger » Mi 17. Jul 2013, 11:07

Ahh ha! Danke Heinrich.
Gruß

petsch
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von petsch » Mi 17. Jul 2013, 11:55

Vielleicht noch zur Ergänzung, warum das Steigrad auch hin und wieder mal Kronrad genannt wird :

Das ist technisch gesehen auch nicht falsch, weil das Rad eben die Verzahnung wie ein Kronenrad hat ( die Zähne stehen senkrecht zur Ebene des Rades) und damit sozusagen die Drehung von der horizontalen in die vertikale ändert (oder umgekehrt).

Es hat sich aber so eingebürgert, dass das Rad vor der Spindel, wie Heinrich schon geschrieben hat, Steigrad genannt wird, oder allgemein Gangrad und das davor, das sogenannte Kronrad ist.

Gruß
Peter

Handlanger
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Handlanger » Do 18. Jul 2013, 16:29

Jetzt ist es vollbracht.
Das Kronenrad ist an der richtigen Stelle.
Die Kette ist aufgezogen, nur die Feder noch nicht.
Ich hatte die Kette ganz auf dem Schneckenrad. Jetzt hat die Kette nur die Vorspannung.
Ist das eigendlich ein 12 Stunden oder 24 Stundenwerk? Oder gar ein 8 Tagewerk?
Kein Teil ist übrig und fehlen tut auch keins.
Kein Vorsteckstift fiel auf den Boden und kein Zapfen hat sich verabschiedet.
Nichts verloren, nur Erfahrung gewonnen.
Ach ja, alle Einzelteile hatte eine 4 eingepunzt.
Das sagt doch das alle Teile noch original Teile sind, oder?

Ich danke dem Forum für die Unterstützung.
Damit beende ich diesen Bericht und mache an anderer Stelle was neues auf.
Gruß Handlanger.

petsch
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von petsch » Do 18. Jul 2013, 16:49

Handlanger hat geschrieben:Ist das eigendlich ein 12 Stunden oder 24 Stundenwerk? Oder gar ein 8 Tagewerk?
Diese Werke sind Tagewerke und laufen so in der Regel 30 Stunden und mehr.

Gruß
Peter

walter der jüngere

Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von walter der jüngere » Do 18. Jul 2013, 17:00

Hallo,

ja wie nun?
Die Kette ist ganz aufgewunden, aber die Feder ist immer noch entspannt?
Dann stimmt möglicherweise etwas mit der Feder und dem Federkern nicht - hast Du die Feder falsch herum (in falscher Drehrichtung) eingelegt?
Noch einige Anmerkungen zu Deinem letzten Post: Die Kette kann keine Spannung erzeugen. Die kann die Kraft der Federspannung nur vom Federhaus auf die Schnecke "transportieren", also übertragen.
Wenn Du schreibst, daß die Feder trotz aufgewundener Kette nur die Vorspannung hat - nun, das kann m.E. auch nicht sein. Denn:
Die Vorspannung wurde ja bei noch nicht aufgewundener Kette eingebracht. Soll heißen, sobald die Kette auf die Schnecke aufgewunden wird, wird auch die Feder auf den Federkern aufgewunden.

Was Du jetzt hinbekommen hast - und dazu meinen Glückwunsch! - Du hast das Werk zerlegt, gereinigt, geölt und wieder zusammengebaut.
Aber nun kommt die m.E. ja eigentlich spannende Frage:
Wie läuft die Uhr denn nun?
Genauer gefragt:
Läuft die Uhr in allen Lagen, auch bei einigermaßen abgespannter Feder/abgelaufener Kette?
(Lagen = Haltungspositionen - liegend auf dem Rücken, liegend auf dem Zifferblatt, hängend am Bügel, dies sind die m.E. wichtigsten Reglagepositionen bei einer Spindeluhr.)
Und ganz gemein, aber leider bei manchen Spindeluhren ein trauriges Problem: Bleibt die Uhr auch ordentlich am Laufen, wenn Du sie von einer Lage in die nächste bewegst?
Wie lange läuft die Uhr pro Aufzug?
(Normalerweise laufen derartige Spindeluhren rund 28 - 30 Stunden pro Aufzug. Vorausgesetzt, Feder und Kette haben die entsprechende Länge.)
Und welche Abweichung ergibt sich beim Laufen in welcher Lage?
Und wie genau läuft die Uhr im Mittel auf 24 Stunden?

Ich freue mich mit Dir, daß Du die Uhr wieder zusammenbekommen hast, aber auf die Beantwortung meiner Fragen bin ich schon auch sehr gespannt.

Walter d. J.

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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Handlanger » Do 18. Jul 2013, 18:20

Also dann will ich W.d.j. mal nicht so lange gespannt sein lassen.
Aber erst kurz zu Peter.
@ Peter: An ein 8 Tage-Wek hatte ich auch nicht ernsthaft geglaubt. Da alle Teile dieses "4" Punzzeichen haben, gehe ich mal davon aus das alle Teile noch original sind. Auf der Kette war jetzt kein Zeichen zu finden. Nach ca. 24 bis 30 Stunden Laufzeit werde ich es ja erleben.
@ W.d.j:
Zu der Kette auf dem Schneckenrad (SR) kan es so:
Erst war die Kette auf dem Federhaus. Dann habe ich die Kette in das SR. eingehängt und vorsichtig mit einer 3/4 Umdrehung die Feder vorgespannt, vorspannen wollen. Dabei gab es ein leichtes Knackgeräusch. Ich dachte die Kette muss erst alle Gleder strecken.(einknacken) :P Aber bald war klar das die Feder auf dem Kern nicht einrastet sondern immer überspringt. Da war aber die Kette schon zu 6/8 auf dem SR. Alles auf, das Kronrad vorsichtshalber raus und das Federhaus raus.
Die Feder etwas zusammengebogen und gleich richtig auf den Kern eingehängt.
Alles zusammengebaut und die Kette in das Federhaus eingehängt. Die Feder 1 Umdrehung vorgespannt. Bald wurde mir klar, in diesem Zustand (Kette auf dem SR) müßte die Feder ja ganz gespannt sein. ALso von Hand soweit gespannt wie es eben ging. Der Vierkant an der Federwelle ist zu kurz um mit einem Schlüssel oder Zängle greifen zu können.
Jetzt stehe ich vor der Entscheidung: Noch einmal alles auseinander und die Kette auf das Federhaus wickeln, oder warten bis ich die Feder wieder etwas weiter spannen kann und warten usw... bis die Kette ganz auf dem Federhaus sitzt und dann richtig mit dem Schlüssel aufziehen.
Wenn der Versuch nix wird werde ich es nocheinmal ausbauen.
Oder nur die Brücke vom Kronrad entfernen und das Kronrad zur Seite stellen.
Dann müsste das Werk schneller ablaufen.... Ist aber sehhhhhr riskant. :evil:
Zur Zeit läuft das Werk leider nur auf dem Zifferblatt liegend. Sobald ich das Werk umdrehe bleibt es stehen.
Ich glaube es war auch nie mein Ziel gewesen das dies Werk richtig und in allen Lagen genau geht. Mein Ziel war bisher das Zerlegen putzen und zusammenbauen.
Da hatte ich meine Herausforderung gesehen.

Das alleine war aber schon ein Erfolgserlebniss, das ich jedem wünsche.

Um alle deine Fragen in Bezug von Genauigkeit beantworten zu können wird es sicher noch Wochen dauern, denn ich wüsste jetzt nicht wo man etwas änder muß wenn das Werk in einer der Lagen
nich so gut läuft wie in den anderen Lagen.

Ach so ja, Feder falsch herum eingebaut - das war auch mal ein Gedanke von mir, den ich aber sofort wieder verwarf.

Gruß Handlanger.

petsch
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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von petsch » Do 18. Jul 2013, 18:54

Wenn das Werk nur auf dem Ziffernblatt liegend läuft kann das auch mehrere Ursachen haben. Ich nehme an, dass Du den Deckstein vom Spindelkloben abgenommen hast und das Lager richtig sauber ist.
Hat die Spindel evtl. zu viel Höhenluft und liegt irgendwo am Kloben in dieser Lage auf ? Ist die Spirale ganz frei ? das sind nur zwei Fragen auf die ich zuerst achten würde.

Gruß
Peter

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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von Handlanger » Do 18. Jul 2013, 19:15

Oh oh, ich glaube das Thema ist noch lange nicht beendet.
Den Deckstein habe ich nicht runterbekommen. Habe das Lager von der innenseite mit einer hauchdünnen Akkupunkturnadel etwas geglättet und dann geölt.
Wie bekomme ich den Deckstein runter? Es sieht wir verlötet aus.
Gruß Udo.

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Re: Taschenuhrwerk

Beitrag von petsch » Do 18. Jul 2013, 19:23

hm, da habe ich vorher gar nicht drauf geachtet. Bei dieser Uhr ist die Decksteinfassung entweder aufgelötet oder aufgeklebt, denn die beiden kleinen Schraubenlöcher für die Schrauben, die normalerweise die Fassung mit ihren Köpfen halten, sind leer, eins sogar etwas ausgebrochen und unter der Fassung sieht man eine Masse. (Weichlot? )
Handlanger hat geschrieben:Oh oh, ich glaube das Thema ist noch lange nicht beendet.
Naja, Teufelswerk ist ein Spindelwerk zwar nicht, aber trotzdem kann man nicht nach so einem Fern-Selbst-Schnellstudium schon gleich davon ausgehen, dass man nun geprüfter Spindeluhrreparateur ist ;-) Würde das auf Anhieb klappen, wäre das ein enormer Glücksfall.

Gruß
Peter

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