Gustav Becker - Taschenuhr

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beta21
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Re: Gustav Becker - Taschenuhr

Beitrag von beta21 » Di 11. Nov 2014, 15:21

Ein Fehler ist es nicht, 15 Steine sind dabei :) Ich hab die Uhr ganz zerlegt und auch in der Grundplatine ist das Laufwerk "gesteint". Die Fassungen sind schön und sauber ausgeführt, und der Hebelstein ist D-formig.

Dünnes 800:er Silbergehäuse von Rauh mit Metallcuvette. Ein eingekratztes Datum sagt "sept 1927" was für eine Bedeutung das auch hat. Ich weiss nicht was ich über den Zeigern sagen soll, den Minutenzeiger hab ich selbst angebracht, die anderen waren aber im Kauf dabei. Seriennummer unter dem Blatt ist im 32000-Bereich

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beta21
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Re: Gustav Becker - Taschenuhr

Beitrag von beta21 » Di 11. Nov 2014, 20:46

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droba
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Re: Gustav Becker - Taschenuhr

Beitrag von droba » So 16. Nov 2014, 20:01

Hallo Uhrenfreunde,

interessanter Beitrag von Beta21. So eine Uhr hätte ich auch nicht bei der Firma Gustav Becker erwartet.

Eine Frage: Bei dem Foto der hinteren Platine fällt mir die rauhe Struktur auf.

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Diese Struktur war gewollt, vermutlich um Kratzer, die beim Stanzprozess und in der Bearbeitung der Platinen anfallen, unsichtbar zu machen. Nur- wie wurde diese Struktur erzielt? Konnte man damals schon Sandstrahlen?

droba

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praezis
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Re: Gustav Becker - Taschenuhr

Beitrag von praezis » Mo 17. Nov 2014, 10:59

Diese Struktur wurde vermutlich - dem Aussehen nach - mit der Schleuderbürste erzeugt.
Sie imitiert die damals bei Taschenuhren übliche Grainierung. Hierzu wurde ein silberhaltiger Brei aufgebürstet, der ein silbernes Korn erzeugte. Das war die Grundlage für anschliessendes Vergolden.

Mit der Drahtschleuderbürste ist ein ähnliches Aussehen mit erheblich weniger Aufwand und damit Kosten erzeugbar.

Gruß,
Frank
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droba
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Re: Gustav Becker - Taschenuhr

Beitrag von droba » Di 18. Nov 2014, 18:20

Danke Frank- schon wieder etwas gelernt! Was täten wir hier im Forum ohne Dein Fachwissen!

Hier eine gute Beschreibung einer "Grainierung": http://www.s1p.de/sil/anl.html
Ganz unten auf der Seite sind einige Bilder über die Grainierung einer Platine für einen Taschenuhr-Chronometer.

Freundlicher Gruß!

droba

holli
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Re: Gustav Becker - Taschenuhr

Beitrag von holli » Di 18. Nov 2014, 22:05

Hallo Frank,
wieviele Taschenuhren hast Du ,eine oder gar kieine :?: ,beta21 st ein passionierter TU Sammler mit vielen,vielen Taschenuhren und hat sehr viel Ahnung davon,diese TU ist Original und ohne "Schleuderbürste" nachgearbeitet :shock:
praezis hat geschrieben:Diese Struktur wurde vermutlich - dem Aussehen nach - mit der Schleuderbürste erzeugt.
Sie imitiert die damals bei Taschenuhren übliche Grainierung. Hierzu wurde ein silberhaltiger Brei aufgebürstet, der ein silbernes Korn erzeugte. Das war die Grundlage für anschliessendes Vergolden.

Mit der Drahtschleuderbürste ist ein ähnliches Aussehen mit erheblich weniger Aufwand und damit Kosten erzeugbar.

Gruß,
Frank
Gruß
Günther

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Re: Gustav Becker - Taschenuhr

Beitrag von KleineSekunde » Di 18. Nov 2014, 22:38

Hallo Günther,

wie viele Taschenuhren jemand besitzt, sagt meiner Meinung nach zunächst kaum etwas über vorhandene Kenntnisse von verwendeten Herstellungs- und Produktionstechniken aus.

Ich sehe nicht, dass Frank beschrieben hätte, dass die Oberfläche nicht original wäre und dass es sich um eine "nachgearbeite" Oberfläche handelt. Ich denke, es ist eine Beschreibung seiner Einschätzung, wie sich eine solche Oberfläche grundsätzlich erzeugen ließe.

Wie wurde diese Oberfläche denn deiner Einschätzung nach werksseitig erzeugt? Es wäre doch schön, weitere Meinungen und Einschätzungen zu bekommen.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde

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Re: Gustav Becker - Taschenuhr

Beitrag von praezis » Di 18. Nov 2014, 22:40

Hallo Günther,

wenn Du meinen Beitrag genau liest, wirst Du bemerken, dass ich mich sehr vorsichtig ausdrückte - denn von einem Foto kann man sowas kaum genau beurteilen. Wenn ich das Werk in der Hand habe, kann ich Dir genau sagen, wie die Oberflächen bearbeitet wurden.

Von Nacharbeiten sprach auch niemand, natürlich meine ich die originale Bearbeitung vom Hersteller.
Zweifellos ist das Werk ein "kostenoptimiertes". Deshalb wäre mein oben vermutetes Verfahren naheliegend.

Gruß,
Frank
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Re: Gustav Becker - Taschenuhr

Beitrag von petsch » Mi 19. Nov 2014, 07:58

Das war wohl ein klassisches Missverständnis. ;)

Die Oberflächen der Werke von Gustav Becker sind von der Oberflächenstruktur her tatsächlich etwas anders als "feinere" mit körniger Versilberung/Vergoldung versehene Uhrwerke, auch wenn sie noch gut erhalten waren, wie meine am Anfang des Threads und Peters (beta21) jetzt.
Und ich könnte mir gut vorstellen, dass der sonst langwierige Arbeitsgang der körnigen Versilberung und dann Vergoldung bei Becker stattdessen anders schneller gemacht wurde, um aber den gleichen oder wenigstens einen möglichst ähnlichen optischen Effekt zu haben.

Wenn man mit der Schleuderbürste ein ähnliches Aussehen erzeugen kann, dann wundert es mich nicht, dass man so viele platinenmässig "heruntergekommene" Taschenuhren von Gustav Becker sieht (jedenfalls vor der Wiederaufarbeitung), denn bestimmt ist der Schutz dauerhaft auch nicht so gut wie eine "anständige" körnige Versilberung mit anschließender Vergoldung.

Wir haben vorher schon darüber gerätselt, wie die Oberfläche beschaffen ist, die zwar ähnlich einer "besseren" Uhr ist, aber trotzdem anscheinend nicht den dauernden Schutz bietet.

Gruß
Peter

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Re: Gustav Becker - Taschenuhr

Beitrag von beta21 » Mi 19. Nov 2014, 19:41

Die Oberfläche weist kleine Gruben auf, und nicht die für körnige Versilberung typische kleine Körne (Verhöhungen) Ich denke das ist mit entweder Sandbestrahlung, Schleuderbürste oder Rollen in Sand hergestellt worden. Es fehlt auch die für unterliegende Versilberung auffällige Blassheit und Tendanz zum schwärtzen.
Körnig Versilbern war auf der Kontinent in Europa gewöhnlich, die Engländer und die Amis haben es aber ander gemacht. Wie, weiss ich nicht, aber die Werke haben auch die "grubige" und nicht die "körnige" Oberflächen.

Die andere GB-Taschenuhren, die ich gesehen hab (nur Bilder, nicht in Wirklichkeit) Sind oft sehr oxidiert, diese Uhr aber nicht. Viell eicht ist bei meiner Uhr eine etwas dickere Vergoldung vorhanden.?

Ich hab bei der Oberfläche nichts "verbessert", nur gereinigt; denn es ist meine Philosophie bei alte Uhren, man könne Fehlende Teile ersetzen, man dürfe reparieren, die Finissage und Ausführung ändere man aber nicht und man baue nicht um.

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