Geschenk des Zaren Nikolaus I

[Thorsten Schreiber]

Liebe Taschenuhren-Experten,

in der BR-Sendung Kunst und Krempel war am 8. März 2014 folgende Taschenuhr aus den 1850er Jahren zu sehen. Herkunft: Genf. Geschätzer Wert: 3000 Euro.

Findet ihr das für solch ein Unikat nicht etwas zu niedrig angesetzt?

Viele Grüße,
Thorsten

[praezis]

Die Experten haben ihr vorhandenes Wissens bestens ausgebreitet, über Nichtwissen schnell weggehudelt. Trotzdem gelang dem Herrn der bemerkenswerte Satz, bei diesem Zylinderwerk seien "die Anker in Rubinen gelagert". Hui!!
Über das Gehäusematerial gab es garkeine belastbare Information.
Für diese Art Uhren sind andere kompetentere Fachleute, aber nimmt man das preisgünstige Zylinderwerk mit nur 8 Steinen (also nichtmal volle Anzahl) als Indikator, scheint mir die Wertangabe nicht zu niedrig zu sein.
Aber andere wissen's vielleicht besser...

Gruß,
Frank

[petsch]

Aber andere wissen's vielleicht besser...

nicht unbedingt besser, aber ich hätte eine etwas andere Meinung.
Zu der Zeit, und ich halte die Uhr eigentlich sogar für älter als 1850, war die Uhr mit Zylinderhemmung keine "billige" Uhr. Den Ruf hat sie erst aus späterer Zeit, als Billiguhren in großen Mengen mit Zylinderhemmung hergestellt wurden.

Um und vor 1850 hatten die meisten auch hochwertigen Uhren Zylinderwerke im Gegensatz zu der Vorgängerhemmung , der Spindelhemmung. Die Zylinderhemmung war modern und erlaubte flache Uhren und alle namhaften Uhrmachern benutzten meist , vor allem in Damenuhren, die Zylinderhemmung.

Schade, dass beim Zeigen dieser Uhr, kein Wert aufs Werk gelegt wurde und man es nicht sieht. Es könnte meiner Meinung nach auch durchaus 20 Jahre älter sein als 1850.

Und vom Wert ist natürlich das Motiv ausschaggebend. Das ist in meinen Augen eine Uhr die könnte auch genauso gut einer der Ebayverkäufer mit den hohen (Mond-)Sofortkaufenpreisen für ein mehrfaches anbieten, um damit einen möglichst hohen Preisvorschlag von irgendeinem reichen Russen rauszukitzeln.

Mit chinesischem Motiv wäre es jedenfalls im Moment nicht schwer für eine Emailleuhr dieser Qualität mehr Geld zu bekommen.

Gruß
Peter

[Thorsten Schreiber]

Danke für eure interessanten Beiträge. (Zweitverwertung, Frank )

[praezis]

Hier war's Erstverwertung, Thorsten

Gruß,
Frank

[Thorsten Schreiber]

Auch wieder wahr!

[droba]

Aber andere wissen's vielleicht besser...

nicht unbedingt besser, aber ich hätte eine etwas andere Meinung.
Zu der Zeit, und ich halte die Uhr eigentlich sogar für älter als 1850, war die Uhr mit Zylinderhemmung keine "billige" Uhr. Den Ruf hat sie erst aus späterer Zeit, als Billiguhren in großen Mengen mit Zylinderhemmung hergestellt wurden.

Um und vor 1850 hatten die meisten auch hochwertigen Uhren Zylinderwerke im Gegensatz zu der Vorgängerhemmung , der Spindelhemmung. Die Zylinderhemmung war modern und erlaubte flache Uhren und alle namhaften Uhrmachern benutzten meist , vor allem in Damenuhren, die Zylinderhemmung.

Schade, dass beim Zeigen dieser Uhr, kein Wert aufs Werk gelegt wurde und man es nicht sieht. Es könnte meiner Meinung nach auch durchaus 20 Jahre älter sein als 1850.

Und vom Wert ist natürlich das Motiv ausschaggebend. Das ist in meinen Augen eine Uhr die könnte auch genauso gut einer der Ebayverkäufer mit den hohen (Mond-)Sofortkaufenpreisen für ein mehrfaches anbieten, um damit einen möglichst hohen Preisvorschlag von irgendeinem reichen Russen rauszukitzeln.

Mit chinesischem Motiv wäre es jedenfalls im Moment nicht schwer für eine Emailleuhr dieser Qualität mehr Geld zu bekommen.

Gruß
Peter

Hallo Peter,

herzlichen Dank für Deine ausführlichen und sehr lehrreichen Ausführungen! Wirklich ein super Beitrag von Dir! Du hast Dir schon ein außergewöhnliches Wissen angeeignet. Ein Vorschlag von mir: Man sollte Deinen Beitrag an "Kunst und Krempel" schicken. Wer weiß- vielleicht holen Sie Dich dann das nächste Mal bei Taschenuhren als Gutachter!

Freundlicher Gruß!

droba

[petsch]

Danke für das Kompliment Droba,
aber so eine öffentliche Beurteilung ist ein undankbarer Job, weil es immer andere geben wird, die in Deiner Beurteilung einer Uhr ein Haar in der Suppe finden. Ob mit Recht, weil Du irgendetwas übersehen hast oder andere , vielleicht falsche Erfahrungen hast oder zu Unrecht, weil der Kritiker selbst nicht so bewandert ist, ist fast egal.

Das Problem bei der Einschätzungen von Uhren ist oft, dass Uhrmacher oder uhrentechnisch interessierte, mehr vom Werk also von der Technik ausgehen und diese "Kunstgutachter" mehr vom Stil und vielleicht vom verwendeten Material. Es kommt ja oft vor, dass über das Werk gar keine Aussagen gemacht werden und man noch nicht einmal Bilder davon zeigt.

Im NDR Fernsehen ist Dr. Schmoller, ein Mann mit jahrzehntelanger Händlererfahrung, der Gutachter für Uhren. Da geht's dann oft mehr auch ums Werk. Aber auch da finden Leute immer wieder Punkte, die zu kritisieren sind.

Hier im Forum kann man sich bei Einschätzungen da, wo man etwas nicht genau weiß, entweder zurückhalten oder seine Aussagen als Vermutungen hinstellen (wobei Vermutungen von Leuten, die dies aus gemachten Erfahrungen machen, oft trotzdem richtig liegen) . Im Fernsehen musst Du als "Gutachter" aber immer souverän erscheinen. Und souverän gemachte falsche oder fragwürdige Aussagen lassen Dich blöd dastehen. Ich glaub, das wär nix für mich

Gruß
Peter

[Thorsten Schreiber]

Ach komm Peter, keine falsche Bescheidenheit!