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kleimber
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Beitrag von kleimber » Mo 7. Dez 2015, 18:53

Hallo zusammen,

nachdem ich nun die zweite Uhr habe und außer am Raddrehen bisher nicht viel damit zu tun hatte, fasziniert mich die Thematik einer Uhr immer mehr, und ich möchte einfach loslegen und eine zerlegen, hübsch machen und mich drüber freuen :-)

Nun, als blutiger Anfänger sollte man natürlich nicht einfach drauf los, da dieses (insbesondere der Federn) böse ins Auge gehen kann, und ich somit den nötigen Respekt davor habe.

Habe mit Tante google mal versucht herauszubekommen welches Werkezeug ich benötige. Gar nicht so leicht...jemand Tipps?

Dann habe ich natürlich gleich etwas von einer Trowalisieranlage gelesen. Macht das Sinn oder gibts für den Anfang was anderes was Ihr empfehlen könnt!?

Ultraschallbad scheint ein muss zu sein.

Zu den Uhren: Die eine ist eine Gustav Becker um die 100 Jahre ohne Gewichte
und die neue, eine Peko soll von 1903 sein. von der GB habe ich grad kein Bild zur Hand, wird aber nachgereicht wenn gewünscht.

Freue mich auf Eure Meinungen

walter der jüngere

Re: Ein Neuer

Beitrag von walter der jüngere » Mo 7. Dez 2015, 23:00

Hallo,

entsprechendes, qualitativ ordentliches Werkzeug ist etwas, was man zum Reparieren von Uhren benötigt, bei Großuhren ist eine deutliche Überschneidung mit dem Werkzeugbereich der Feinmechaniker gegeben, einiges kann also durchaus auch im Werkzeughandel bzw. sogar im Baumarkt dafür erworben werden.
Was oft übersehen wird: Auch der Platz, an dem die Uhren repariert werden sollen, will mit Bedacht gewählt sein.
Und das erste Werkzeug sollte m.E. neben der entsprechenden Sitzmöglichkeit (am besten höhenverstellbar!) ein stabiler Arbeitsplatz/-tisch mit genügend Licht und entsprechender Arbeitsoberfläche sein. Ein glatter, pflegeleichter Fußboden darunter wäre ebenfalls von großem Vorteil.

Eine Trowalisieranlage bzw. ein Ultraschallreinigungsgerät - beides muß m. E. nicht sein, jedenfalls nicht zu Beginn.
Früher wurden Uhren mit destilliertem Benzin und Pinsel und Putzhölzern etc. gereinigt, erst einige hundert Jahre später kamen Reinigungsapparaturen in verschiedenen Ausführungen dafür auf den Markt. Da gibt es verschiedene Hersteller und Modelle, welche mit und ohne Wärmeeinrichtung, mit Vibration, mit Ultraschall.... - es geht aber auch manuell, sofern man sich im Großuhrenbereich (etwa bis Weckergröße) bewegt.

Werkzeug allein macht aber nicht den Meister.
Wissen, was man tut, warum man etwas wie tut - oder besser nicht tut. Das ist viel, viel wichtiger. Denn sonst ist auch der sprichwörtliche "goldene Schraubenzieher" zwar ein schönes Stück Werkzeug, aber eben nicht mehr als dieses.
Von zufällig erzielten Erfolgen mal abgesehen, ist erst es durch entsprechendes Wissen möglich, Uhren erfolgreich zu reparieren.
Es gibt Uhrmacherlehrbücher - deren Inhalt setzt konzeptionell eigentlich aber eine gerade zu absolvierende duale Ausbildung (Lernen im Praxisbetrieb und Lernen in der Schule) voraus.
Und es gibt Bücher, die Anleitungen zum Uhrenreparieren geben, die für Laien konzipiert worden sind.
Mein ganz persönlicher Favorit im Segment "Uhrenreparieren für Laien" ist nach wie vor das Buch von L. Penman: "Alte Uhren reparieren". Dieses bezieht sich auf den Großuhrbereich und deckt vieles von dem ab, was da so an Reparaturen erforderlich sein könnte. Die dort zu erkennende Systematik hilft sehr bei der Fehlersuche und -behebung. Das Buch gibt es in deutscher und englischer Sprache.

Ich möchte vorschlagen, mit etwas anzufangen, was nicht allzu alt und auch nicht von besonderem Wert ist. Daran zu üben, die Funktionsweise usw. genau zu verstehen, das Zerlegen und Justieren daran gründlich zu üben - und sich erst dann, und auch nur nach und nach, ältere Stücke auf den Werktisch zu legen.

Viel Erfolg und viel Freude mit dem neuen Hobby!

Walter d. J.
Zuletzt geändert von walter der jüngere am Mo 7. Dez 2015, 23:03, insgesamt 1-mal geändert.

KleineSekunde
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Re: Ein Neuer

Beitrag von KleineSekunde » Mo 7. Dez 2015, 23:01

Hallo kleimber,

herzlich willkommen im DGC-Forum und viel Spaß und Erfolg hier.
kleimber hat geschrieben:Habe mit Tante google mal versucht herauszubekommen welches Werkezeug ich benötige. Gar nicht so leicht...jemand Tipps?

Dann habe ich natürlich gleich etwas von einer Trowalisieranlage gelesen. Macht das Sinn oder gibts für den Anfang was anderes was Ihr empfehlen könnt!?

Ultraschallbad scheint ein muss zu sein.
Nun meiner persönlichen Meinung nach würde ich zunächst mit "wenig" Werkzeug anfangen, mir dann aber eher "höherwertiges" Werkzeug anschaffen. Für gelegentliche Arbeiten mag auch Baumarkt-Werkzeug geeignet sein, dauerhaft Freude wirst du daran vermutlich nicht haben...

Gute Schraubenzieher, Zangen und Pinzetten sollten für den Anfang bei Großuhren zunächst reichen. Ich denke, du merkst dann im regelmäßigen Gebrauch recht schnell, wo in deinem Fall weitere Werkzeuge benötigt würden...

Ein Trowalisier-Gerät wäre sicherlich interessant, es ginge aber wohl zunächst auch ohne. Ein Ultraschallgerät wäre nicht schlecht aber auch hier ginge es bei der Reinigung für erste Schritte mechanisch / manuell. Falls du eines anschaffen möchtest: Geräte aus dem Supermarkt wären eventuell besser als keines... Je nach Größe der zu reinigen Bauteile (Platinenabmessungen) stößen die aber schnell an Grenzen... Etwas größer könnte bei Großuhren also vorteilhaft sein. Eine Möglichkeit der Beheizung wäre natürlich noch besser...

Die Liste ließe sich natürlich weiter führen...

Ich würde jedenfalls mit einer sehr einfachen Basisausstattung anfangen, um bei Bedarf aufzustocken, und dann im Einzelfall nach ganz konkreten Empfehlungen zu fragen.

Auf jedenfall viel Spaß und gutes Gelingen!

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde

kleimber
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Re: Ein Neuer

Beitrag von kleimber » Mo 7. Dez 2015, 23:19

Vielen Dank schonmal für die beiden ausführlichen Antworten.
Das mit dem Buch ist schonmal ein guter Tip.
Gibt's hier im Forum eine Art Einkaufsliste für Anfänger?
Und wie bekomme ich ohne trowali das Metall wieder so schön wie neu? Politur?

Schorsch
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Re: Ein Neuer

Beitrag von Schorsch » Di 8. Dez 2015, 00:06

Halo, grüß Dich,
das Zauberwort heißt " kratzen "
Grüße
Schorsch

kleimber
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Re: Ein Neuer

Beitrag von kleimber » Di 8. Dez 2015, 00:08

Schorsch hat geschrieben:Halo, grüß Dich,
das Zauberwort heißt " kratzen "
Grüße
Schorsch

?

KleineSekunde
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Re: Ein Neuer

Beitrag von KleineSekunde » Di 8. Dez 2015, 00:16

Hallo kleimber,

das genannte Buch habe ich auch und ich würde es durchaus empfehlen! Darüber hinaus gäbe es aber auch weiterführende Bücher, auch in der DGC-Bibliothek (etwas "Werbung").
kleimber hat geschrieben:Gibt's hier im Forum eine Art Einkaufsliste für Anfänger?
Also ich persönlich hätte jetzt keine "Einkaufsliste", die würde ich davon abhängig machen, was wirklich benötigt wird: Seeger-Ringe lassen sich auch ohne passendes Werkzeug irgendwie öffnen. Da es mir häufiger vorkam, habe ich dann eine entsprechende Zange gekauft. Für mich war es "sinnvoll", andere Teilnehmer haben eventuell noch nie darüber nachgedacht...

Dies ist natürlich subjektiv, es gibt also sicherlich weitere Hinweise auf Werkzeuge, die zu einer Grundausstattung gehören!
kleimber hat geschrieben:Und wie bekomme ich ohne trowali das Metall wieder so schön wie neu? Politur?
Ja, das ginge, wenn es denn gewünscht wäre, auch es mühsamer wäre (Reste der Politur müssen dann natürlich aus den Lagern sorgfältig entfernt werden).

Funktional gesehen würde ich persönlich dann eher über Werkzeuge zum Einpressen von Lagern und zum Bearbeiten von Zapfen nachdenken (auch wenn diese Geräte eher kostspielig sind). Aber das ist natürlich wieder subjektiv!

Entsprechende Hinweise von anderen Teilnehmern werden ja folgen.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde

Schorsch
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Re: Ein Neuer

Beitrag von Schorsch » Di 8. Dez 2015, 00:53

Hallo,
. Mit Kratzen ist eine uhrmacherübliche Oberflächenbearbeitung bezeichnet. Finde es heraus, und du hast schon etwas gelernt. Nicht Alles kannst Du ergoogeln - Du mußt üben und Fehler erkennen lernen.
Das sagt dir ein am Werktisch ergrauter alter Meister.
Und viel Erfolg wünsche ich Dir auf diesem steinigen Weg
Grüße vom Schorsch.

kleimber
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Re: Ein Neuer

Beitrag von kleimber » Di 8. Dez 2015, 01:56

KleineSekunde hat geschrieben:Hallo kleimber,

das genannte Buch habe ich auch und ich würde es durchaus empfehlen! Darüber hinaus gäbe es aber auch weiterführende Bücher, auch in der DGC-Bibliothek (etwas "Werbung").
kleimber hat geschrieben:Gibt's hier im Forum eine Art Einkaufsliste für Anfänger?
Also ich persönlich hätte jetzt keine "Einkaufsliste", die würde ich davon abhängig machen, was wirklich benötigt wird: Seeger-Ringe lassen sich auch ohne passendes Werkzeug irgendwie öffnen. Da es mir häufiger vorkam, habe ich dann eine entsprechende Zange gekauft. Für mich war es "sinnvoll", andere Teilnehmer haben eventuell noch nie darüber nachgedacht...

Dies ist natürlich subjektiv, es gibt also sicherlich weitere Hinweise auf Werkzeuge, die zu einer Grundausstattung gehören!
kleimber hat geschrieben:Und wie bekomme ich ohne trowali das Metall wieder so schön wie neu? Politur?
Ja, das ginge, wenn es denn gewünscht wäre, auch es mühsamer wäre (Reste der Politur müssen dann natürlich aus den Lagern sorgfältig entfernt werden).

Funktional gesehen würde ich persönlich dann eher über Werkzeuge zum Einpressen von Lagern und zum Bearbeiten von Zapfen nachdenken (auch wenn diese Geräte eher kostspielig sind). Aber das ist natürlich wieder subjektiv!

Entsprechende Hinweise von anderen Teilnehmern werden ja folgen.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde
Da benötigt man so nen Kanonenbohrer hab ich irgendwo gelesen...
Was würde den so eine Grundausstattung für Lagern,Spiel messen etc kosten?grobe Richtung reicht mir schon;)

steffl62
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Re: Ein Neuer

Beitrag von steffl62 » Di 8. Dez 2015, 08:46

Die erste große Frage ist wohl Großuhren oder Kleinuhren. Die jeweiligen Werkzeugausstattungen unterscheiden sich da beträchtlich
Eine Trowalisiermaschine macht für Kleinuhren z.B. überhaupt keinen Sinn.
Dann schaff Dir genug Platz, vor allem bei Großuhren bist Du am heimatlichen Küchentisch schnell gefrustet wenn Du immer erst mal alles her und danach wieder wegräumen musst.
Ein weiterer wichtiger Tipp ist niemals beim Werkzeug sparen. Das kommt mittel bis langfristig gesehen nämlich zu teuer.
Und als aller erstes besorge Dir erst mal gute Schraubendreher, eine kleine Flachzange ohne hieb, gute Pinzetten (nicht die ganz kleinen die sind nur für Kleinuhren) und einen guten Schraubstock mit Schonbacken. Danach kommt dann schon eine Triebnietmaschine und noch Unmengen von Spezialwerkzeug je nach Geschmack und Vorlieben (z.B. Sägeringzange)
Was Du dann noch brauchst sind diverse Reinigungsmittelchen, Öle, Fette, Unmengen an Verbrauchsmaterialien und Ersatzteilen. So und jetzt hör ich erstmal auf sonst wird das hier noch viel zu lange.

lg Christian
.
Fragen, Korrekturen und Ergänzungen zu meinen Beiträgen sind ausdrücklich erbeten und gewünscht!

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