Hallo
Wollte hier mal beschreiben, wie man bei einer Uhr Zähne ersetzen kann, und zwar ohne irgendwelche speziellen Werkzeuge. Es geht einfach nur um das "Gewusst Wie".
Ab und an kommt auch mir mal eine mechanische Uhr auf den Werktisch, ansonsten je eher die elektrischen. In diesem Falle habe ich aber arg in den Mist gegriffen:
Schadensbild: Mehrere Lager verschlissen, Zapfen angegriffen, aber vor allem: Das Gesperr hat nachgegeben. Defekt dadurch: Sperrrad kaputt, ebenso die Sperrklinke. Viel schlimmer ist aber der Defekt am Federhaus. Außerdem ist das Beisatztrieb krumm.
Das defekte Sperrrad kann aus dem Vorrat ersetzt werden. Die Sperrklinke muss neu angefertigt werden (Laubsägearbeit), leider muss dazu aber auch die Niete ersetzt werden, die die Sperrklinke hält. Das Trieb konnte gerichtet werden, die Triebzähne waren noch in Ordnung.
Hier geht es um das Federhaus:
2 Zähne abgeknickt, leichte Risse im Zahnfuß. Der Zahnarzt muss kommen:
Also wird ein Loch in das Federhaus gebohrt, die Laubsäge wird durchgefädelt und die defekte Stelle ausgesägt. Dabei habe ich die Lücke so groß gemacht, dass die Zahnlücken der 2 defekten Zähne noch mit entfernt wurden. Das sieht dann, allein nach dem Sägen, so aus:
Durch die Vergrößerung auf diesem Bild sieht das etwas grobschlächtig aus, ist es aber nicht, wenn man sauber sägen kann.
Demnächst geht es weiter in diesem Theater.
Frank
Federhausreparatur - Schwalbenschwanz
Forumsregeln
Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
Re: Die Uhr beim Zahnarzt: Eine Bildergeschichte
So, jetzt geht es weiter:
Wenn man sich den herausgeschnittenen Ausschnitt ansieht, dann erkennt man, dass er hinten breiter ist als vorne. So etwas nennt man Schwalbenschwanz. Das verhindert, dass das eingesetzte Teil herausfällt.
Jetzt geht es ans Anfertigen des Fehlteiles. In diesem Falle durch recht grobes Aussägen eines Stücks Messing aus einem Reststück Sechskantmaterial. Danach wurde noch fein gefeilt, bis alles passt, möglichst spielfrei. Das Messingstück soll von alleine halten, alleine durch die Formgebung.
Man sieht: Nur das Allernötigste ist fein bearbeitet, der Rest mit einer groben Eisensäge aus dem Material herausgesägt. Damit die Passung oben sauber ist, wurde der Messingseckskant vorher oben plan gedreht. Das geht aber auch mit einer Feile. Hier kann man das noch einmal besser erkennen:
Zu der groben Bearbeitung: Man will natürlich vermeiden, dass man Dinge fein bearbeitet, um sie hinterher wegzuwerfen!
Die herausgenommene Ecke ist einfach dazu da, damit sie im Inneren des Federhauses nicht übersteht. Einfach innen anreißen, wenn das Teil eingesetzt ist. Und absägen!
Dann setzt man das Teil noch einmal ein, reißt außen an, wo man absägen will, und sägt ab. Das Passstück eingesetzt:
Man sieht, dass das Stück ziemlich genau passt. Die leichten Ungenauigkeiten fallen auf dem Foto mehr auf als in Natura, wegen der starken Vergrößerung. Das Passstück soll übrigens etwas überstehen, wozu das - später mehr.
Dann wird Weichlot angelegt, eventuell noch säurefreies Flussmittel anlegen:
Jetzt könnte man mäkeln, dass man bei Uhrwerken nicht weichlöten soll. In diesem Falle aber ist es besser als alles andere, und zwar aus 2 Gründen:
1. Durch Hartlöten würde das Messing des Federhauses und der Flicken weicher, was nicht gut sein kann.
2. Bei älteren Uhren ist gerade bei Federhäusern das Rad auf eine Trommel aufgelötet. Und zwar weich!! Wenn man da versucht, hart zu löten, kann das nicht gut gehen.
Außerdem hat die Weichlötung nur einen Sinn: Sie soll verhindern, dass der Flicken seitlich herausfällt. Halten soll er alleine durch die Formgebung! Insofern hat das Zinn nicht viel zu halten.
Trotzdem wird die Weichlötung wie eine Hartlötung mit der Flamme durchgeführt. Die Flamme soll weich sein. Das bedeutet, dass nicht nur die Lötstelle konzentriert erwärmt wird, sondern die Umgebung recht großräumig auch. Dann fließt das Zinn bei der richtigen Temperatur in den Spalt, es verschwindet regelrecht. Eventuell muss man noch Zinn nachlegen, wenn der Spalt noch nicht vollkommen geschlossen ist. Je besser man vorher gearbeitet hat, je weniger Zinn braucht man!
Anschließend sieht das dann so aus:
An dem Bild kann man sehen, dass ich vor der Lötung die Umgebung der Lötstelle gesäubert habe. Außerdem habe ich das Federhaus gereinigt, denn das Fett, was sich darin immer befindet, ist beim Verdampfen nicht unbedingt gesundeitsfördernd.
Jetzt geht es an die Nacharbeit, denn der Flicken sitzt fest: Außen wird die Kante des Flickens dem Zahnspitzenkreis angepasst, einfach mit der Feile. Damit man die Zähne aussägen kann, habe ich mir die Sache einfach mit dem Edding markiert.
Den Rest macht dann die Laubsäge:
Man kann schon erkennen, was es werden soll!
Feine Schlüsselfeilen bringen dann die Zahnform. Das Bild von der Seite zeigt auch die untere Kante der Zähne. Auch hier ist der Flicken an die Höhe der Zähne des Federhauses angepasst worden:
Von oben kann der Flicken passend gefeilt werden, eleganter ist es natürlich, wenn man das in der Drehbank nachbearbeiten kann. Leider ist das Foto unscharf geworden, aber man kann erkennen, was es werden soll.
Fertig abgedreht und übergeschliffen sieht man nur noch sehr wenig von der Reparatur. An sich nur, dass der eingesetzte Flicken eine andere Messingfarbe hat. Auch von der Lötung ist kaum was zu erkennen. Das Federhaus hat seine volle Funktion wieder, besonders, wenn man prüft, wie der Eingriff in das nachfolgende Trieb an der alten Schadstelle ist. Manchmal muss man nacharbeiten, aber das ist selten.
Ach ja: Zeitaufwand eine gute Stunde. Das Schreiben des Berichts hat länger gedauert!
Frank
Wenn man sich den herausgeschnittenen Ausschnitt ansieht, dann erkennt man, dass er hinten breiter ist als vorne. So etwas nennt man Schwalbenschwanz. Das verhindert, dass das eingesetzte Teil herausfällt.
Jetzt geht es ans Anfertigen des Fehlteiles. In diesem Falle durch recht grobes Aussägen eines Stücks Messing aus einem Reststück Sechskantmaterial. Danach wurde noch fein gefeilt, bis alles passt, möglichst spielfrei. Das Messingstück soll von alleine halten, alleine durch die Formgebung.
Man sieht: Nur das Allernötigste ist fein bearbeitet, der Rest mit einer groben Eisensäge aus dem Material herausgesägt. Damit die Passung oben sauber ist, wurde der Messingseckskant vorher oben plan gedreht. Das geht aber auch mit einer Feile. Hier kann man das noch einmal besser erkennen:
Zu der groben Bearbeitung: Man will natürlich vermeiden, dass man Dinge fein bearbeitet, um sie hinterher wegzuwerfen!
Die herausgenommene Ecke ist einfach dazu da, damit sie im Inneren des Federhauses nicht übersteht. Einfach innen anreißen, wenn das Teil eingesetzt ist. Und absägen!
Dann setzt man das Teil noch einmal ein, reißt außen an, wo man absägen will, und sägt ab. Das Passstück eingesetzt:
Man sieht, dass das Stück ziemlich genau passt. Die leichten Ungenauigkeiten fallen auf dem Foto mehr auf als in Natura, wegen der starken Vergrößerung. Das Passstück soll übrigens etwas überstehen, wozu das - später mehr.
Dann wird Weichlot angelegt, eventuell noch säurefreies Flussmittel anlegen:
Jetzt könnte man mäkeln, dass man bei Uhrwerken nicht weichlöten soll. In diesem Falle aber ist es besser als alles andere, und zwar aus 2 Gründen:
1. Durch Hartlöten würde das Messing des Federhauses und der Flicken weicher, was nicht gut sein kann.
2. Bei älteren Uhren ist gerade bei Federhäusern das Rad auf eine Trommel aufgelötet. Und zwar weich!! Wenn man da versucht, hart zu löten, kann das nicht gut gehen.
Außerdem hat die Weichlötung nur einen Sinn: Sie soll verhindern, dass der Flicken seitlich herausfällt. Halten soll er alleine durch die Formgebung! Insofern hat das Zinn nicht viel zu halten.
Trotzdem wird die Weichlötung wie eine Hartlötung mit der Flamme durchgeführt. Die Flamme soll weich sein. Das bedeutet, dass nicht nur die Lötstelle konzentriert erwärmt wird, sondern die Umgebung recht großräumig auch. Dann fließt das Zinn bei der richtigen Temperatur in den Spalt, es verschwindet regelrecht. Eventuell muss man noch Zinn nachlegen, wenn der Spalt noch nicht vollkommen geschlossen ist. Je besser man vorher gearbeitet hat, je weniger Zinn braucht man!
Anschließend sieht das dann so aus:
An dem Bild kann man sehen, dass ich vor der Lötung die Umgebung der Lötstelle gesäubert habe. Außerdem habe ich das Federhaus gereinigt, denn das Fett, was sich darin immer befindet, ist beim Verdampfen nicht unbedingt gesundeitsfördernd.
Jetzt geht es an die Nacharbeit, denn der Flicken sitzt fest: Außen wird die Kante des Flickens dem Zahnspitzenkreis angepasst, einfach mit der Feile. Damit man die Zähne aussägen kann, habe ich mir die Sache einfach mit dem Edding markiert.
Den Rest macht dann die Laubsäge:
Man kann schon erkennen, was es werden soll!
Feine Schlüsselfeilen bringen dann die Zahnform. Das Bild von der Seite zeigt auch die untere Kante der Zähne. Auch hier ist der Flicken an die Höhe der Zähne des Federhauses angepasst worden:
Von oben kann der Flicken passend gefeilt werden, eleganter ist es natürlich, wenn man das in der Drehbank nachbearbeiten kann. Leider ist das Foto unscharf geworden, aber man kann erkennen, was es werden soll.
Fertig abgedreht und übergeschliffen sieht man nur noch sehr wenig von der Reparatur. An sich nur, dass der eingesetzte Flicken eine andere Messingfarbe hat. Auch von der Lötung ist kaum was zu erkennen. Das Federhaus hat seine volle Funktion wieder, besonders, wenn man prüft, wie der Eingriff in das nachfolgende Trieb an der alten Schadstelle ist. Manchmal muss man nacharbeiten, aber das ist selten.
Ach ja: Zeitaufwand eine gute Stunde. Das Schreiben des Berichts hat länger gedauert!
Frank