Einpreßlager in gefasste Lager einbauen

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Megasonic
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Einpreßlager in gefasste Lager einbauen

Beitrag von Megasonic » Di 7. Feb 2017, 21:48

Nachdem ich immer wieder gerne in diesem Forum lese, möchte ich heute auch mal eine Frage einbringen und freue mich über Eure Meinung dazu.

In einer zweitklassigen Zylindertaschenuhr sind mehrer Lagersteine gesprungen. Die Lager waren noch mit gefassten Steinen versehen.
Resize of P1010005.JPG
Ich möchte auf Einpreßsteine umrüsten und muß daher den Lagerdurchmesser erheblich erweitern. Ich vermute, daß die Lagerposition nicht genau genug beibehalten wird, wenn ich einfach mit den Lagerreibahlen von Seitz in der Einpreßmaschine arbeite (die Lagerbohrungen müssen immerhin um 0,4mm erweitert werden, bis die alte Fassung entfernt ist).

- Kann jemand aus eigener Erfahrung sagen, ob meine Beführchtung berechtigt ist, oder ob es ggf. doch unproblematisch sein sollte? Würde man ggf. in einem Durchgang auf Nennmaß, oder stufenweise aufreiben?

Falls direktes Aufreiben ausscheidet, würde ich mir vorstellen, daß es präziser wäre die Platine auf der Planscheibe aufzunehmen und über die Zentrierspitze im Gegenlager zu positionieren. Dann könnte man doch mit der nächstkleineren Reibahle im Reitstock positionsgenau aufreiben und dann den letzen Schritt auf Nennmaß von Hand in der Preßmaschine ausführen.

- Funktioniert das beschriebene Verfahren zuverlässig, oder habe ich da etwas übersehen/gibt es noch Hinweise?

Besten Dank schonmal,

Volker
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Schorsch
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Re: Einpreßlager in gefasste Lager einbauen

Beitrag von Schorsch » Mi 8. Feb 2017, 19:30

Und warum tauschst Du die gerissenen Steine nicht gegen neue ? der Aufwand ist wesentlich geringer.
Bitteschön,
Schorsch

Megasonic
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Re: Einpreßlager in gefasste Lager einbauen

Beitrag von Megasonic » Mi 8. Feb 2017, 19:53

Schorsch, ich sehe da folgende Schwierigkeiten:

- woher die Faßsteine in den richtigen Dimensionen nehmen?
- wenn die neuen Faßsteine in der Dicke nicht genau den Originalen entsprechen, verändert sich die Höhenluft der Welle - wie kann ich die dann berichtigen?
- die Fassung könnte beim Öffnen/Schließen ausreißen

Wenn Du bei diesen Problemen weiterhelfen könntest, bin ich nicht auf Einpreßlager festgelegt.

Natürlich bleibe ich dennoch neugierig, über Erfahrungen zu meiner ursprünglichen Frage zu hören, also bitte gerne weiter antworten.

Grüße,

Volker

Schorsch
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Re: Einpreßlager in gefasste Lager einbauen

Beitrag von Schorsch » Mi 8. Feb 2017, 21:07

Hallo Volker,
ich notiere mir erstmal die Maße und Form (bombiert oder nicht ) und schlage dann ganz vorsichtig von der Lagerseite her mit einem keinen Körner den Stein, bis er splittert. Die Reste sind dann leicht zu entfernen. Mit dem passenden Fassungsöffner weite ich dann die Bördelung wieder auf und setze den neuen Stein mit einem Fassungsschließer wieder ein. Bei mir haben die entsprechenden Steine bisher immer gepaßt. Im Fachhandel oder bei älteren Kollegen sind die schon noch erhältlich. Wenn es mehr als 1 oder 2 Steine sind, ist mit der Uhr sicher schon anderer Unfug getrieben worden und es wird dann nicht mehr beim Steintausch bleiben. Da würde ich keine Zeit mehr investieren.
Grüße,
Schorsch

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Re: Einpreßlager in gefasste Lager einbauen

Beitrag von Megasonic » Mi 8. Feb 2017, 22:09

Schorsch, das ist leider nicht wirklich konkret und hilfreich. Der Fachhandel (habe Flume und Boley versucht) bietet nichts und auch Kollegen konnten mir bisher nicht weiterhelfen. Auch die Entscheidung eine Uhr revidieren zu lassen, die hohen persönlichen Wert hat, möchte ich meinem Kunden nicht absprechen - warum auch.
Ich denke hier wird nun deutlich, warum ich einen Austausch gegen Einpreßlager in Erwägung gezogen habe - es macht sich halt mit gefassten Lagern nicht so leicht, wie es sich schreibt, außer man ist in der glücklichen Lage alle benötigten Größen zur Verfügung zu haben.

Jetzt bin ich aber gespannt auf weitere Meinungen zum richtigen Vorgehen beim Wechsel von gefassten Lagern zu Einpreßlagern - wer hat damit Erfahrung?

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Re: Einpreßlager in gefasste Lager einbauen

Beitrag von praezis » Do 9. Feb 2017, 17:24

Ich würde auch eher wieder fassen als aufreiben und einpressen: der dann viel zu große Stein sieht sehr besch... aus.
Es ist tatsächlich schwierig, Fasssteine zu bekommen, wenn man keinen eigenen Vorrat hat.
Man kann aber auch übliche Presssteine fassen, oder einen solchen mit Diamant anfasen und einen Fassstein daraus machen.

Gruß, Frank
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Megasonic
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Re: Einpreßlager in gefasste Lager einbauen

Beitrag von Megasonic » Do 9. Feb 2017, 19:42

Hallo Frank,

wenn ich die Steine zum Fassen hätte, würde ich das gerne versuchen. Benötigt werden 4 Stück, Bohrung 0,14, Aussendurchmesser wohl 1,20 (habe sie noch nicht draussen, daher nicht sicher), eine Seite plan/eine mit Ölsenkung. Interessanterweise sind bei dieser Uhr die Lagersteine an der Unruh nicht gewölbt, sondern plan - es scheint als wäre sowohl bei Unruh wie beim Gangrad immer der gleiche Stein verwendet worden. Wer welche anbieten kann, bitte melden.

Aber wie gesagt, die Zwiebel ist keine Breguet, und von den vier Steinen sind drei sowieso nicht sichtbar (2x Zifferblattseite, 1x unter Deckstein). Daher halte ich auch ein umrüsten auf Preßlager nicht für verwerflich, der Kunde wollte auch eine technisch saubere Lösung lieber, wenn auch nicht ganz original. Daher freue ich mich auch über Tips zum positionsgenauen Aufreiben. Falls sich keine Steine zum Fassen finden lassen, werde ich umsatteln müssen.

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Re: Einpreßlager in gefasste Lager einbauen

Beitrag von Schorsch » Sa 11. Feb 2017, 16:40

Grüß Dich Frank,
das anfasen mit einem Diamant kenne ich noch nicht. Ich glaube, daß so ein kleiner Stein schwer zu halten ist. Ich habe schon Preßsteine angefast, indem ich einen Stahlgußstift etwas aufgebohrt habe, mit dem Rollensenker eine Senkung vorgeformt habe, in der ich dann den aufgelackten Stein mit Diamantpulver so 5 - 10µ rund geschliffen habe. Die Oberfläche war dann mit einem Faßstein fast zu verwechseln.
Gruß
Schorsch

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Re: Einpreßlager in gefasste Lager einbauen

Beitrag von praezis » Sa 11. Feb 2017, 18:27

Schorsch,
war reine Schreibfaulheit, ich meinte auch Diamantpulver bzw -paste.

Frank
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Re: Einpreßlager in gefasste Lager einbauen

Beitrag von Megasonic » So 12. Feb 2017, 20:48

Steffen Pahlow zeigt in einem seiner Videos auch schöne Details der Steinbearbeitung:

https://www.youtube.com/watch?v=fOgmvbOtjYk

Gerne würde ich aber auf die ursprüngliche Frage zurückkommen - wie würde man vorgehen, wenn auf Einpreßlager umgerüstet werden soll, ohne die Lagerposition zu verändern?

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