Synchronisation Uhrwerk/Schlagwerk eines Wiener 4/4-Stunden-

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
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mair1850
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Synchronisation Uhrwerk/Schlagwerk eines Wiener 4/4-Stunden-

Beitrag von mair1850 » Do 3. Sep 2015, 18:57

Grüß Gott,
ich besitze seit Kurzem eine Uhr mit Wiener 4/4 Rechenschlagwerk mit Momentauslösung und Repetion aus der Mitte des 19 Jahrhunderts.
Die Uhr geht hervorragend, aber wehe, wir vergessen sie (täglich) aufzuziehen. Dann bekommen wir nach dem Aufziehen eine andere Stunde geschlagen als das Uhrwerk anzeigt. Offensichtlich wird das Schlagwerk nicht weitergeschaltet, wenn dessen Feder ausgelaufen ist, die Uhr aber noch weiterläuft.
Ich habe schon alles mögliche probiert, um das Schlagwerk wieder einzustellen.
Schnelles Vordrehen des Uhrwerkzeigers hilft manchmal bei Schrägstellung der Uhr nach vorne, so dass eine oder zwei Stunden übersprungen werden.
Oder ich lasse das Schlagwerk bewusst auslaufen, warte dann die Diffrerenzzeit ab und ziehe es dann wieder auf.
Beide Methoden sind aber nicht zuverlässig.
Was könnt Ihr mir raten?
Herzliche Grüße aus Oberbayern
Michael

KleineSekunde
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Re: Synchronisation Uhrwerk/Schlagwerk eines Wiener 4/4-Stun

Beitrag von KleineSekunde » Do 3. Sep 2015, 20:42

Hallo Michael,

herzlich willkommen hier im DGC-Uhrenforum und viel Spaß und Erfolg hier!

Eventuell könntest du Fotos vom Werk einstellen, häufig wird es dann einfacher, eine Antwort zu geben.

Aber eventuell gibt es auch so schon wertvolle Hinweise, von versierten Teilnehmern, die dir helfen könnten.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde

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Der_Stromer
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Re: Synchronisation Uhrwerk/Schlagwerk eines Wiener 4/4-Stun

Beitrag von Der_Stromer » Do 3. Sep 2015, 21:12

Grüß Gott, Michael und willkommen im Forum der Uhren-narren :)

Zu Deiner Uhr: Bilder wären hier sehr hilfreich, denn wir haben alle keine Kristallkugel oder sind bewandert in Lesen von Kaffeesatz :mrgreen: .

Jedoch schon mal soviel: Dieses Problem kommt von den 2 Schlagwerken, die hier in Arbeit sind. Das "Hauptschlagwerk" ist ein sog. Schlossscheibenwerk und da liegt der Hund begraben! Hört dieses Schlagwerk auf zu Schlagen, bevor die Uhr stehen bleibt, ist der Schlag nach dem wieder Aufziehen der Schlagwerk-Feder garantiert falsch. Der Grund: Die Schlagzahl wird an der Schlossscheibe abgetastet. Da diese Scheibe aber durch das Schlagwerk angetrieben wird, bleibt sie stehen und der Schlag stimmt nicht mehr. Mehr zu erklären, wird Dir hier nichts bringen. Das zweite Werk ist ein Rechenschlagwerk für die 1/4, 1/2, 3/4 und 4/4 Schläge.

Normal sind die Federn der Schlagwerke immer stärker ausgeführt damit, wenn z.B. die Uhr stehen bleibt weil sie nicht aufgezogen wurde, das Schlagwerk noch im "Eingriff" ist und Schlagen könnte.

Es kann sein, dass bei Deiner Uhr nun die Schlagwerkfeder "müde" oder verklebt ist. Das kann aber nur ein Uhrmacher feststellen und ggf. Reparieren.

Auch kann es sein, dass z.B. einige Lager eingelaufen sind und ersetzt werden müssen (wann war die Uhr das letzte Mal bei Uhrmacher???)

Du siehst, kein ganz einfaches Problem und schon gar nicht mit einem Vorschlag wie "stellen Sie die Uhr um 1/3 vor 12:00 auf den Kopf..." zu lösen.

Neuere Uhren mit solchen Schlagwerken haben schon eine automatische Synchronisation, da fällt der Fehler nicht so auf, weil der Schlag im Falle eines Falles einfach unterdrückt wird. Aber bei den Alten.....

Da ist meistens ein Hebel vorhanden, mit dem der Schlag manuell ausgelöst werden kann. Damit lässt sich ein falscher Schlag dann korrigieren. Aber dazu müsstest Du uns ein paar Bilder vom Werk der Uhr hier zeigen. Sonst ist alles wie Kaffeesatzleserei!

UND auf keinen Fall die Zeiger gegen den Uhrzeigersinn verstellen wollen!! Und auch nie den Stundenzeiger verdrehen. Immer nur mit dem Minutenzeiger im Uhrzeigersinn stellen!

So und jetzt warten wir auf Bilder ;)
Hallo aus der Oberpfalz
Rolf-Dieter, der Stromer

http://www.rolf-dieter-reichert.de

petsch
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Re: Synchronisation Uhrwerk/Schlagwerk eines Wiener 4/4-Stun

Beitrag von petsch » Fr 4. Sep 2015, 00:43

Hallo Michael,
auch von mir ein herzliches Willkommen.

Ich kann Dir leider auch noch keinen Tipp geben, wie man das Schlagwerk auf schnellstem Wege synchronisiert, ausser dem, was Rolf-Dieter geschrieben hat, nämlich darauf zu achten, dass das Laufwerk vor dem Schlagwerk abläuft, bzw. wenn es das nicht tut, nach dem Fehler suchen, warum das Schlagwerk zuerst abläuft.
Er nimmt an, dass es an dem Schlossscheibenschlagwerk des Stundenschlagwerks liegt. Das wäre auch die logischste Erklärung.

Aber, Du schreibst von einem Rechenschlagwerk und ausserdem von einer Repetition, also einer manuellen Auslösung. Bei einer Steuerung der Stundenschläge durch eine Schlossscheibe kann es aber keine Repetition geben. Also müsste der Fehler woanders liegen. Deswegen brauchen wir wirklich Fotos des Uhrwerks.

Gruß
Peter

mair1850
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Re: Synchronisation Uhrwerk/Schlagwerk eines Wiener 4/4-Stun

Beitrag von mair1850 » Fr 4. Sep 2015, 09:39

Lieber Peter, Guido und ???,
recht herzlichen Dank für Eure schnellen und fachmännischen Antworten.
Hier mein Amateurfoto vom Uhrwerk. Das Uhrwerk ist vom Uhrmacher überholt worden, neue Lager und neue Federn für die Rechen wurden eingebaut. Er ist aber kein Fachmann für das Wiener Schlagwerk, gibt er selber zu Protokoll.
Theoretisch kann das Schlagwerk nicht vor dem Uhrwerk auslaufen, es sei denn, es wurde zuviel repetiert. Aber inzwischen ziehen wir es dann gleich wieder auf, wenn wir zuviel am Schnürchen gezogen haben. Es macht einfach zuviel Spaß!
[img]mair1850.jpg[/img]
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petsch
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Re: Synchronisation Uhrwerk/Schlagwerk eines Wiener 4/4-Stun

Beitrag von petsch » Fr 4. Sep 2015, 20:00

Hallo Michael,
das ist ein schweres Rätsel, jedenfalls für mich.

Was ich als Nichtuhrmacher dazu sagen kann :

Hier haben wir wirklich ein Rechenschlagwerk und kein Schlossscheibenschlagwerk, d.h. die Zeit wird jedes Mal aufs Neue abgetastet. Anders kann es auch bei einer Uhr mit Repetition nicht sein.

Das heisst aber auch, die Möglichkeit, dass sich das Schlagwerk verstellt , weil es vor dem Laufwerk abläuft, scheidet aus.
Es hat hier also nichts mit unterschiedlich ablaufenden Federn zu tun bzw. auch nicht mit einer evtl. nachlassenden Federkraft. Die Uhr müsste trotzdem nach Wiederaufzug die richtige Schlaganzahl jeweils wieder abtasten können.

Ich sehe ein paar Hebel, an denen "gearbeitet" wurde oder die evtl. ganz neu gemacht sind. Warum sich der Stundenschlag verstellt kann ich aber nicht erkennen. Da müsste man das Werk so im ausgebauten Zustand während des Vorgangs ganz genau beobachten. Also aufpassen, wo was hängt oder wo irgendetwas falsch mitgenommen wird. So auf einem Standbild ist das schwer, oder besser gesagt für mich unmöglich zu erkennen.
Den Vorgang beobachten und den Fehler finden müsste aber auch für Deinen Uhrmacher möglich sein, ohne dass er sich großartig mit Wiener Schlagwerken auskennt. Das ist ja eine rein mechanische logische Aufgabe.

Ist das Werk in ein neues Gehäuse gekommen oder weshalb hat man diese neuen Laschen vorne an das Werk geschraubt ? So sieht es aus, als wenn es das Werk hinter einer Bilderuhr ist. Vielleicht sogar mit Musikauslösung ?

Gruß
Peter

PS: Du schreibst von einem Wiener 4/4 Schlagwerk . Ich sehe zwar drei Vierkante, aber wenn ich das richtig erkenne, ist das eine (untere) kein Aufzugsvierkant sondern darauf sitzt ein Gesperr für die Federvorspannung. Ist das ein Federhaus mit Kette oder Schnur zu einem Schneckengang ? Oder ist das doch ein Aufzug für das Viertelstundenschlagwerk ?
Wenn das Werk nur zwei Aufzüge hat, ist das kein typisches Wiener Vierviertelschlagwerk.

mair1850
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Re: Synchronisation Uhrwerk/Schlagwerk eines Wiener 4/4-Stun

Beitrag von mair1850 » Sa 5. Sep 2015, 09:44

Hallo Peter,

also Du hast ein gutes Auge! Ja, es handelt sich um eine Bilderuhr, und ja, es ist eine Federwerk mit Kette, und es hängt auch noch was dran, aber keine Musik, sondern ein Jahreskalender.

Und dass in 150 Jahren an der Uhr herumgebastet wurde kann man auch unterstellen. Ich habe es ja auch (machen lassen).

Neuerdings habe ich festgestellt, dass das Schlagwerk weiterläuft, wenn die Feder abgelaufen ist. Also bleibt nur noch das Problem, wieder die korrekte Schlagzahl einzustellen.

Laienhaft gefragt: kann ich den Zahn im Rechen einfach mit der Hand verrücken? Und wenn ja, in welche Richtung? Ist die 12 am Anfang oder am Ende des Rechens?

Herzliche Grüße
Michael

petsch
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Re: Synchronisation Uhrwerk/Schlagwerk eines Wiener 4/4-Stun

Beitrag von petsch » Sa 5. Sep 2015, 13:26

mair1850 hat geschrieben:
Laienhaft gefragt: kann ich den Zahn im Rechen einfach mit der Hand verrücken? Und wenn ja, in welche Richtung? Ist die 12 am Anfang oder am Ende des Rechens?
Nein, den Rechen zu verrücken bringt gar nichts, bzw. nur einmal, denn der Rechen wird ja erst beim Schlag ausgelöst und fällt an die Stundenstaffel. Dort tastet der Rechen, bzw. die andere Seite des Rechens die genaue Stunde ab, und fällt genauso weit, wie es die aktuelle Stunde mit der Stundenstaffel zulässt. Der Fehler muss also im Weiterschalten der Stundenstaffel liegen oder der Rechen fällt durch irgendeine Behinderung nicht weit genug.

Ich hab heute Abend etwas mehr Zeit, wenn bis dahin nicht jemand anders erklärt hat, was ich als Stundenstaffel bezeichne (ich weiß auch nicht ob das der genau richtige Begriff dafür ist), dann bearbeite ich Dein Foto mal so, dass Du erkennst, was ich meine.

Das Problem ist, dass Du nicht einfach irgend etwas verrücken kannst oder weiterlaufen lassen kannst wie es bei einem Schlossscheibenschlagwerk zu machen wäre. Bei einem Rechenschlagwerk muss der Fehler beseitigt werden, sonst schlägt die Uhr immer wieder durcheinander.

Gruß
Peter

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Gnomus
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Re: Synchronisation Uhrwerk/Schlagwerk eines Wiener 4/4-Stun

Beitrag von Gnomus » Mo 7. Sep 2015, 20:43

petsch hat geschrieben: Ich hab heute Abend etwas mehr Zeit, wenn bis dahin nicht jemand anders erklärt hat, was ich als Stundenstaffel bezeichne (ich weiß auch nicht ob das der genau richtige Begriff dafür ist), dann bearbeite ich Dein Foto mal so, dass Du erkennst, was ich meine.
Der Begriff "Stundenstaffel" ist korrekt! Normalerweise sitzt die Stundenstaffel auf dem Stundenrohr. Hier ist sie aber außerhalb angebracht. Ich nehme an, daß das mit der Repetierfunktion zusammenhängt. Da ist ja auch so ein Stern drauf, der die Staffel wahrscheinlich in eine definierte Lage bringen soll(?) Vielleicht hat auf dem Weg dorthin ein Zahnrad zuviel Höhenspiel, sodaß es aus dem Eingriff rausrutscht und die Stellung von Stundenstaffel nicht mehr mit der des Stundenrads übereinstimmt?
Ein ähnlicher Fehler tritt manchmal beim Zeigerwerk auf (unhabhängig vom Schlagwerk), wenn das Wechselrad den Eingriff verliert. Dann hängt der Stundenzeiger undefiniert zwischen halb und um, obwohl er fest auf dem Stundenrohr sitzt.
Gruß
Micha

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