Fräsen eines Walzenrades

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teslak
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Re: Fräsen eines Walzenrades

Beitrag von teslak » Di 26. Okt 2010, 08:43

Hallo Zusammen,

ich war die letzten Tage wieder am basteln. Das Ausschenkeln des Walzenrades stand auf den Programm. Leider fiel mir die Entscheidung, Räder komplett fräsen, oder nur Bohren, Sägen und den Rest feilen, sehr schwer. Letztendlich entschied ich mich für die Erste Variante, das Fräsen.
Schnell am CAD die wichtigsten Maße aufgezeichnet und schon war ich auf den Weg in den Keller zur Fräsmaschine. Da das Rades momentan nur ein Modell sein soll und es wahrscheinlich nicht in eine Uhr eingebaut wird, habe ich das Rad wieder auf den Dreh-und Fräsdorn gespannt, nicht ohne vorher den Rundtisch auf Mitte auszurichten, den Drehdorn einspannen und auf Rund und Planlauf auszurichten und letztendlich das Walzenrad daran befestig.
2053.jpg
2054.jpg
Danach wurde in allen Ecken der Speichen, Bohrungen mit Ø3mm gesetzt. Die Daten bzw. die Koordinaten sind übers CAD entnommen.
2055.jpg
Der Gedanke war, die Kreissegmente von Bohrung zu Bohrung fräsen um so relativ einfach zu sauberen Rundungen zu kommen. Die Speichen sollten danach mittels Sägeschnitt bearbeitet werden. Da das Rad aber ja schon mittig aufgenommen war, wurde probiert, alles fertig zu bearbeiten. Der Ablauf sah folgendermaßen aus:
• Eckbohrungen, Zentrieren und mit Ø3mm Bohren
• In den Eckbohrungen mit einen Ø3mm Zweischneider eintauchen und mit einer Tiefenzustellung von 1mm und einer Drehzahl von 1800 Umdrehungen/min miteinander verbinden.
• Auf die nächsten Eckenbohrungen weiterteilen und Rundungen fräsen, bis alle fünf äußeren Rundungen bearbeitet wurden.
2062.jpg
Die Rundungen an der Nabe sind erst im letzten Schritt gefräst worden, so wurde sichergestellt, dass beim Fräsen der Speichen sich das ganze Gebilde nicht zu stark aufschwingt.
2067.jpg
Da die fünf Speichen je unter einen Winkel von 2° liegen (eingeschlossener Spitzenwinkel 4°) musste der Fräser um einen definierten Wert links neben die Mitte gestellt und der Teilapparat um 2° verdreht werden, so dass die zu fräsende Aussenkannte der Speiche lotrecht steht. So musste jetzt nur zwischen den Eckbohrungen mit den entsprechenden Tiefenzustellungen verfahren werden. Es wurden alle fünf „linken Seiten“ gefräst, wobei zwischen jeder Speiche der Teilapparat um 72° (5 x 72° = 360°) weitergedreht wurde.
Danach den Fräser nach rechts versetzen, und entsprechend die Zweite Seite der Speichen bearbeiten.
2069.jpg
Damit beim Fräsen der Rundungen der Nabe, der Fräser nicht mit dem plötzlich freiwerdenden Abfallsegment kollidiert und dabei den Fräser beschädigt, wurde es mittels zwei Messingblechen und einer kleinen Klemme fixiert. So war es problemlos möglich das Abfallstück herauszutrennen.
2072.jpg
Im ersten Moment sah das Ergebnis nicht einmal so übel aus. Beim näheren Hinsehen offenbarten sich die doch deutlichen Fehler.
2077.jpg
So bin ich beim Bohren der Eckenfreisparung doch zu forsch vorgegangen, so dass die Bohrungen zum Teil zu Speiche hin verlaufen sind und jetzt einiges an Nacharbeit fällig wird. Rückwirkend, wenn der Aufwand von Zeichnungserstellung und Bearbeitungszeit addiert wird, stelle ich mir die Frage ob es untern Strich nicht besser gewesen wäre die Speichen einfach anzureisen, auszusägen, feilen und das Finish wie von Winne gezeigt in der Maschine zu machen?
Wie machen es die Profis, wenn sie händisch die Speichen ausarbeiten?
Bild 2081
Hier sieht man schön alle Bearbeitungsfehler, welche jetzt nachgebessert werden müssen. Bitte nicht falsch verstehen, es ist nicht schlimm, dass noch einmal Hand angelegt werden muss, aber wenn ich den Aufwand betrachte, wäre das händische Ergebnis wahrscheinlich besser.
Aber es werden noch einige Räder gefräst und Ausgeschenkelt, so dass ich genug Übung bekomme um ein sauberes Ergebnis zu erreichen.

Viele Grüße,
Dieter
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steffl62
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Re: Fräsen eines Walzenrades

Beitrag von steffl62 » Di 26. Okt 2010, 10:32

Danke für diese (zumindest für mich) sehr lehrreiche Präsentation!
Ich finde solche Beiträge ausgesprochen bereichernd für das Forum und hoffe das Du uns noch öfter an Deinen praktischen Erfahrungen teilhaben lässt.
Da bekommt man richtig lust wieder mal einen Hüpfer in die Werkstatt zu machen. :P

Danke!
Christian
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winne
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Re: Fräsen eines Walzenrades

Beitrag von winne » Di 26. Okt 2010, 15:46

@ teslak

Hallo Dieter
Ich möchte mich Christians Dank anschließen gerade diese Praktischen Beispiele sind Ausgesprochen bereichernd !
Wie heißt es so schön ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Nur weiter so, Du bist auf den besten weg zur eigenen selbstgebauten Uhr.

Gruß Winne

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