Räder auf Wellen befestigen

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Falls hier theoretische Hilfen angeboten werden, so sollen und können sie keinen Uhrmacher ersetzen. Sie sind ohne jede Garantie oder Gewähr und jeder muss selbst wissen, was er sich zutrauen kann und dass man mit einem Selbstversuch evtl. leichtfertig die Uhr zerstören könnte. Vor allen Dingen wertvolle Uhren gehören in die Hand eines Fachmanns. Vielleicht sogar eines Fachmanns hier aus dem Forum. Laien sollten unbedingt den oben angepinnten Hinweis über Uhrenfedern lesen.
Edelweiss

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von Edelweiss » Di 19. Okt 2010, 13:39

karlo hat geschrieben:Die heutige Industrie wird ...
Aber der klassische Uhrmacher hatte nur Augenmass und Handgewicht.

Karlo
Hallo,
diese Aussage ist nicht Dein Ernst! Wenn doch, dann ...!
Ich will meine Gedanken nicht zu Ende schreiben.

Ich stufe Deine Ausführungen mal so ein, wie ich sie verstanden habe: Verhinterung!
Hättest auch schreiben können: Pi x Daumen = leere Geldbörse!

Aber wir wollen nicht vom Thema ablenken! Schönen Tag noch ...

walter der jüngere

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von walter der jüngere » Di 19. Okt 2010, 13:57

Hallo,

um mal den von Edelweiß gezeigten Entwurf zu kommentieren:
Diese Konstruktionsentwurf dürfte evtl. für eine Turmuhr vorgesehen sein, wobei mir z.B. die Triebbreite dennoch recht schmal gewählt erscheint.

Aber wenn man sich alte Turmuhrwerke, Spindelcomtoisen ansieht, wenn man sich alte Regulatorwerke ansieht - dann wird man sicher schnell die Unterschiede zwischen beiden Entwürfen und der Praxis erkennen.

Sorry, zwischen Theorie und Praxis liegen einfach Welten.

Daher nochmals mein Rat:
Ein oder zwei Uhrmacherlehrbücher kaufen, diese lesen, das Gelesene auf sich wirken lassen, dann mal einen alten Wecker, ein altes, kaputtes Regulatorwerk nehmen, und dieses reinigen und zu reparieren versuchen.
Dabei bekommt man viel "Handgefühl" für wirkende Kräfte, für möglicherweise wirksame Kräfte und für die weshalb so oder so gewählten Dimensionen (von Zapfen, Trieben, Reifen, Platinenmaßen und und und. Und man erfährt so ganz nebenbei, warum sich manche Werke wie von selbst montieren lassen, und bei anderen Werken man am liebsten 4 Hände gleichzeitig haben möchte...
Sich auf diese Weise langsam aber sicher an das Objekt der Wahl heranarbeiten, sich mit dem partiellen Ersatz diverser Teile beschäftigen - und dann, als Krönung des Ganzen: Ein Werk planen und anzufertigen versuchen.
Als Quereinsteiger aus der Luft heraus und mit etwas Halbwissen bekleckert eine voll funktionsfähige Uhr bauen zu wollen, ist in den wenigsten Fällen mit - noch dazu dauerhaftem - Erfolg gekrönt worden.

Ich halte derlei Ansinnen, einfach mal so eine Uhr bauen können zu wollen für schlichtweg anmaßend und vermessen.
Daß von Uhren und der Uhrenreparatur auch Gefahren ausgehen können, wurde u.a. beim Thema Federhaus/Federwechsel schon zur Genüge behandelt.
Woran da und bei einer an der Wand hängenden Uhr wohl kaum ein Leser. kaum ein Betrachter ahnt, denkt / gedacht hat: Was passiert, wenn Teile oder gar ganze Uhren aus Unwissen, aus Mißachtung von Fachwissen falsch dimensioniert bzw. falsch konstruiert wurden...

Walter d. J. (Moderator)

karlo

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von karlo » Di 19. Okt 2010, 14:05

Edelweiss hat geschrieben:
karlo hat geschrieben:Die heutige Industrie wird ...
Aber der klassische Uhrmacher hatte nur Augenmass und Handgewicht.

Karlo
Hallo,
diese Aussage ist nicht Dein Ernst! Wenn doch, dann ...!
Ich will meine Gedanken nicht zu Ende schreiben.

Ich stufe Deine Ausführungen mal so ein, wie ich sie verstanden habe: Verhinterung!
Hättest auch schreiben können: Pi x Daumen = leere Geldbörse!

Aber wir wollen nicht vom Thema ablenken! Schönen Tag noch ...
Ich will Dich keineswegs verarschen.
Und ein 150 Jahre altes Messgeraet fuer Rauhtiefe, oder eine elektronische Wuchtwaage von 1800 hab ich noch nicht gesehen.
Oder wo sind die 1/1000 Messuhren der vergangenen Jahrhunderte abgeblieben?

Dafuer aber schon in vielen alten Buechern sinngemaess dieses gelesen: Man feile bis es passt.

Oder redest Du von heutigen Uhrenherstellern?
Die werden wohl nicht verraten wie sie was machen.

Karlo

winne
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Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von winne » Di 19. Okt 2010, 14:24

An Uhrmacher 19

Hallo
Schau dir mal in Ruhe den Link an Navigation bitte in Englisch

Gruß Winne






Hallo Bernd, ja, gibt schon was zu sehen...
Ich war vor längerer Zeit schon mal auf diese japanische Seite gestoßen. Er macht das zwar mit in etwa "hobbymäßiger" Ausrüstung, aber Konstruktion und Ausführung kommt durchaus in Profinähe.

Hier der Link:
http://homepage2.nifty.com/clock/

Gruß Duplex

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Uhrmacher 19
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Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von Uhrmacher 19 » Di 19. Okt 2010, 14:29

Hallo und nochmal Danke für die Antworten :-)

@ Karlo und soaringjoy
Schön das es so humorvolle Menschen wie euch beide gibt ... und das meine ich nicht ironisch :-)
So macht das Forum spass !

@ Walter der Jüngere
Warum beantwortest Du meine Fragen mit Gegenfragen und mit Zweifeln an meinen handwerklichen Fähigkeiten?
Kennst Du die fachlich korrekten Antworten nicht?
Dann frage ich mich wiederum, warum Du überhaupt antwortest !?
Ich verstehe dieses Forum als Plattform zum Gedankenaustausch unter Gleichgesinnten.
Hier können Uhren vorgestellt werden, Fragen gestellt und Wissen ausgetauscht werden.
Und dieses Forum hat nicht als Zugangsvoraussetzung, dass man seinen Lehrbrief im Uhrmacherhandwerk vorlegt.
Sollte ich mich im Verständnis um das Forum getäuscht haben, so bitte ich die Administratoren meinen Zugang zu löschen.
Aber vielleicht kannst Du mir ja auch in einer PN erklären, ob und welches Problem Du mit meinen Fragen, meiner Person oder generell mit solchen Fragen hast.
Ich werde Dir sehr gerne darauf antworten.

Ich finde der Meinungsaustausch im Forum sollte auf einer kollegialen und sachlichen Ebene ablaufen und nicht dazu genutzt werden, um Uhrenfreunde, die den Beruf (leider) nicht gelernt haben, durch seltsame Gegenfragen zu vergraulen.

Danke und Gruß
Jörg

walter der jüngere

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von walter der jüngere » Di 19. Okt 2010, 14:34

Hallo,

@Edelweiß:

Die Uhrenmacherei war zunächst Kunst. Kunst, keine Wissenschaft. Viel wurde empirisch herausgefunden.
Galilei, Da Vinci - Theorie, weit weg.

Das erste, mir bekannte deutschsprachige Uhrmacherbuch kam 1718 heraus (Leutmann: Nachricht von den Uhren). Da wurden im Schwarzwald bereits Uhren gebaut (Bender: Die Uhrenmacher des hohen Schwarzwaldes I + II), da war Peter Henlein längst tot (Abeler: In Sachen Peter Henlein).

Wirkliche Lehre fand erst später statt, die Gründung der badischen Uhrmacherschule, der ältesten deutschen Uhrmacherschule übrigens, fand 1850 statt.

Bis dahin wurde Wissen nur vom Meistern an den jeweiligen Lehrling weitergegeben - selbst Kollegen durften von der eigenen Arbeit oft kaum etwas erfahren: Wenn also ein Fremder die Werkstatt betrat, dann wurde über die gerade in Arbeit befindliche Sache schnell ein Tuch ausgebreitet...
Als ebenfalls gut die frühe Ausbildungs- und Ständeordnung beschreibendes Buch zu empfehlen:
K. Maurice u. O. Mayr: Die Welt als Uhr

Um 1900 war der Zenith der hohen Zeit der Uhrmacherei in Deutschland so ziemlich erreicht:
Die Uhrenfertigung spaltete sich:
In Massenfertigung (Thüringen (Ruhla), Schwarzwald (z.B. Junghans in Schramberg...)).
Die dort benötigten Uhrenfertiger hatten wenig bis kaum theoretische Vorkenntnisse, sondern wurden vielfach nur angelernt.
In die Fertigung hochwertiger Präzisionsuhren - etwa in und um Glashütte.
Dort wurden sehr gut ausgebildete Leute gebraucht - und deren Wissen beschränkte sich eben nicht nur auf den z.B. korrektem Vollzug des am jeweiligen Arbeitsplatz gerade auszuführenden Stanzvorgangs ...
Und in die Uhrenreparatur:
Da wurde ein möglichst breitbandiges, auch mit Theorie fundiertes Wissen, vor allem aber praktische Fähigkeiten benötigt. Mit Maßzahlen wurde hauptsächlich im Taschenuhr- und aufkommenden Armbanduhrbereich gearbeitet.

Fazit: Wissenschaftliche Arbeit und excellente Ausbildung gab es nicht in der großen Breite, sondern in Schwerpunkten. Die große Breite waren Praktiker. Und die arbeiteten oft nur nach Gefühl...

Karlo wollte da also nicht abblocken...

Walter d. J. (Moderator)

Nachtrag: Falls Interesse an einer weiteren Diskussion über Fachwissen / Theorie / Ausbildung in früheren Zeiten besteht, bitte gern, aber dann in einem anderen Thread...

karlo

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von karlo » Di 19. Okt 2010, 14:40

Walter kennt die fachlich richtigen Antworten, dafuer verbuerge ich mich.

Es gab schon Leute die hier reingeschneit kamen mit: Ich hab schon zig Uhren gebaut, und nach dem 5. Posting gefragt haben: Wozu ist die Schraube unten am Pendel?

Vermutlich ist das der Grund fuer Walters Fragen.

Wobei mir allerdings auch nicht klar ist, wieso ein Maschinenbauer fragt wie er ein Rad auf einer Welle fest kriegt.

Karlo

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Uhrmacher 19
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Registriert: Mo 4. Okt 2010, 11:31

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von Uhrmacher 19 » Di 19. Okt 2010, 15:00

karlo hat geschrieben:Walter kennt die fachlich richtigen Antworten, dafuer verbuerge ich mich.

Es gab schon Leute die hier reingeschneit kamen mit: Ich hab schon zig Uhren gebaut, und nach dem 5. Posting gefragt haben: Wozu ist die Schraube unten am Pendel?

Vermutlich ist das der Grund fuer Walters Fragen.

Wobei mir allerdings auch nicht klar ist, wieso ein Maschinenbauer fragt wie er ein Rad auf einer Welle fest kriegt.

Karlo
Hallo Karlo,

es geht mir nicht darum "einfach" ein Rad auf der Welle zu befestigen, sondern mein Frage zielte darauf, zu erfahren wie es im "klassischen" Uhrenbau gemacht wird. Dazu gibt es meiner Meinung nach Erfahrungswerte, prozentuale Angaben für Passungen oder sogar Passungstabellen.
Und zu Walter .... wenn er die Antworten kennt, warum gibt er sie dann nicht weiter?
Aber ist ja eigentlich auch egal ;-)

Gruß
Jörg

walter der jüngere

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von walter der jüngere » Di 19. Okt 2010, 15:33

Hallo,

@Uhrmacher 19:

Warum ich nach Deinen fachlichen Kenntnissen frage:
Du schreibst, daß Du die von Dir gezeigten Maschinen und Geräte selbst gebaut hast.
Erschien mir alles so lange logisch, bis Du ein Reif an die Welle anlöten wolltest.
Der Reif wird sehr wahrscheinlich weder axial noch radial ruhig laufen.
Außerdem: Stahl mit Messing verlöten - und das soll größeren Belastungen standhalten können?
Tut mir leid, aber passt bei mir etwas nicht mit dem Bild, daß Du die von Dir gezeigten Maschinen selbst gefertigt hast, zusammen.

Passtabellen, um nachschauen zu können, welchen Bohrungsdurchmesser benötige ich im Reif, damit er auf den oder den Wellendurchmesser passt:
Nein, sind so nicht in gängiger Uhrmacherliteratur gegeben.
Warum? Wird nicht benötigt.
Warum? Wegen mangelndem Bedarf an solchen Tabellen.
Warum? Entweder es gibt keine konfektionierten Ersatzteile - die Reparatur wird wenn, dann dadurch oft recht preisintensiv. Kommt also selten vor.
Oder:
Es gibt konfektionierte Ersatzteile - und dann werden diese eingesetzt. Dann ist der Reif auf der Welle bereits befestigt, um es mal platt auszudrücken. Dann wird so eine Tabelle auch nicht benötigt...

Um einen Reif auf einer Welle sicher und rundlaufend befestigen zu können, gibt es mehrere Möglichkeiten.
Dabei kommt es jedoch immer auf die Materiallegierung des Rades und auf die jeweilige Verwendung des Rades an.
Ein Kochrezept á man nehme, drehe, bohre, reibe, presse, niete und das hält für immer - das gibt es so nicht.
Stell Dir einfach vor, Du nimmst einen flachen, vorgebohrten Reif - das gebohrte Loch sei rund, vorausgesetzt. Du presst es auf einen Ansatz. Du vernietest es mit dem Ansatz. Oder Du presst es auf eine konische Welle. Alle Situationen erfordern unterschiedliche Maße an Breite, Bohrungs- und Wellendurchmesser, an Steigung und ggfs. unterschiedliche Materiallegierungen, unterschiedliche Arten der Materialvorbearbeitungen.
Und dann gibt es auch noch Reife, die haben schon einen Ansatz...
Und: Nicht jede Lösung ist für jede Anwendung geeignet.
Um das zu verstehen, kommst Du mit großer Wahrscheinlichkeit um das Lesen von Uhrmacherlehrbüchern und um das Sammeln eigener Erfahrungen nicht herum.

Mein ganz persönlicher Tipp: Fachbücher lesen, Originale anschauen, deren Lauf beobachten, Uhren spielerisch zerlegen, wieder zusammensetzen, Lesen, wieder zerlegen, wieder in Fachbüchern lesen.

Walter d. J. (Moderator)

karlo

Re: Räder auf Wellen befestigen

Beitrag von karlo » Di 19. Okt 2010, 16:44

Uhrmacher 19 hat geschrieben:
Hallo Karlo,

es geht mir nicht darum "einfach" ein Rad auf der Welle zu befestigen, sondern mein Frage zielte darauf, zu erfahren wie es im "klassischen" Uhrenbau gemacht wird. Dazu gibt es meiner Meinung nach Erfahrungswerte, prozentuale Angaben für Passungen oder sogar Passungstabellen.
Und zu Walter .... wenn er die Antworten kennt, warum gibt er sie dann nicht weiter?
Aber ist ja eigentlich auch egal ;-)

Gruß
Jörg
Die Tabellen wird es von "moderneren" Herstellern wohl geben, aber nicht oeffentlich.

Karlo

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