Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

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KleineSekunde
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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von KleineSekunde » Sa 5. Nov 2011, 20:34

Hallo Dieter,

ich finde das Resultat sehr überzeugend! Insbesondere die Rundung in dem gerändelten Bereich finde ich sehr gelungen und optisch sehr ansprechend! Vermutlich wird auch die Haptik nun besser sein, als bei der eher "harten" Lösung zuvor.

Falls es technisch möglich sein sollte (leider kenne ich mich mit den Möglichkeiten beim Drehen nicht aus), würde ich eventuell auf die "Stufe" vor dem gerändelten Bereich verzichten und direkt aus der Rundung in den gerändelten Bereich übergehen und auch auf die Stufe hinter der Rändelung verzichten und diesen Bereich plan gestalten oder eventuell sogar mit einer kleinen, gerundeten Vertiefung versehen. Damit sähe die Lösung noch filigraner aus.

Aufgrund der symetrischen Gestaltung sieht die vorhandene Lösung aber auch wirklich klasse aus. Respekt!

Was mich interessieren würde: Wie groß ist eigentlich der Zeitaufwand für die Herstellung? Da habe ich leider überhaupt keine Idee.

Schöne Grüße

Guido / KleineSekunde

teslak
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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von teslak » So 6. Nov 2011, 09:03

Hallo Zusammen,

vielen Dank für die positive Rückmeldung zur Rändelmutter.

Das Werkzeug zum Rändeln habe ich selbst angefertigt. Grund dafür war, dass die mir zugänglichen Werkzeuge zwar mit Rundung versehen waren, diese aber im Radius sehr groß, so dass am Teil der Radius als Kreisabschnitt abgebildet wurde. Dieser sahr auf Grund des relativ großen Radius wie aufgesetzt aus.
Zweiter Grund war, dass ich bei meinen Muttern unbedingt wollte, dass die Rändelung am Rand möglichst gering und fein gearbeitet ist und zum höchsten Punkt der Mutter eine tiefe Rändelung besitzt.
Ausschlaggebend für mich war die Antwort von Heinrich an Rolf er solle sich doch einfach selbst ein passendes Werkzeug erstellen. Mit den Bildern zu Rändelschrauben und Muttern als auch mit einigen zur Ansicht überlassenen alten Originalen habe ich mich an die Arbeit gemacht.
2991.jpg
Erster Versuch in Messing, weil ich nicht wusste wie lange der Fräser in Stahl durchhält
2994.jpg
Um schnell das Resultat beim Rändeln zu sehen, wurde die Positivkontur an einen Stück Knetgummi abgerollt. So kann man schon deutlich ein späteres Ergebnis vorwegnehmen.

Die ersten Versuche in Messing verliefen nicht unbedingt erfolgreich. Das wichtigste Werkzeug war ein passender Fräser mit entsprechendem kleinem Außendurchmesser. Der wurde skizziert und auf der kleinen Drehbank mittels Koordinaten angefertigt. Danach im Teilapparat gefräst, mit flamme gehärtet und angelassen.
3002.jpg
Drehen der Fräserkontur mittels Koordinaten
2998.jpg
Fertiggedrehter Fräserrohling
2.jpg
Koordinatengedrehte Kontur im Durchlicht. Leider hapert es noch ein wenig mit der Sauberkeit des Werkstücks (Fusseln)

Vom Fräsen des Fräserrohlings habe ich leider kein Bild gemacht. Es wurden 5 Schneiden angearbeitet.
3.jpg
1.jpg
Der fertige Fräser, noch ungehärtet

Ende Teil 1, Teil 2 folgt

Viele Grüße,
Dieter
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teslak
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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von teslak » So 6. Nov 2011, 18:11

Hallo Zusammen,

Teil 2 wird sehr kurz und übersichtlich, denn es gibt nicht mehr viel zu berichen. Deshalb hier noch das Bild vom Rändelrad.
3254.jpg
Viele Grüße,
Dieter
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Uhrmacher 19
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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von Uhrmacher 19 » Mo 7. Nov 2011, 20:22

Hallo Dieter,

wirklich eine tolle Arbeit !!!
Aber irgendwie stehe ich wohl auf dem Schlauch.
Der Fräser hat doch genau die gleich Kontur, die später an der Rändelmutter zu sehen ist.
Oder stellst Du mit dem Fräser das eigentliche Rändelwerkzeug her?
Wenn ja, dann frage ich mich, ob die Kontur an der Rändelmutter gedrückt oder gefräst wurde?

Vielleicht kannst Du noch etwas Licht in meine Dunkelheit bringen ?

;-)

Viele Grüße,
Jörg

teslak
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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von teslak » Di 8. Nov 2011, 06:08

Hallo Jörg,

mit dem Fräser habe ich das Rändelrad gefräst. Der Radius am Fräser war deshalb wichtig, weil später an der Rändelmutter die erhabenen Stellen nicht einfach spitz auslaufen sollten, sondern schön verrundet. Der Übergang vom Berg zum Tal (auch wieder an der Rändelmutter betrachtet) sollte auch mit einem Radius versehen sein. Deshalb ist am Fräser der Übergang mit R0,2mm angedreht. Eigentlich hätte der Fräser nach dem R0,2mm zu Ende sein können, aber es war herstellungsbedingt einfacher, diesen Radius mit einer Geraden zu verlängern.
Das Rändelrad wurde also mit dem Fräser angefertigt (50 Zähne am Umfang verteilt) und die Rändelmutter mit dem im Nachgang gehärteten Rändelrad, gedrückt. Die komplette Rändelkontur ist also nur plastisch verformt.
Wenn man sich die Kontur mit der Lupe ansieht, kann man Fehlstellen erkennen. Die sind entstanden, weil der Vorgedrehte Radius am zu drückenden Werkstück nicht optimal auf den im Rändelrad eingearbeiteten Radius abgestimmt war.
Im Idealfall ist der Radius so gestaltet, dass wenn das Rändelrad am Werkstück angreift, der Erste Eingriff an der höchsten Stelle des Werkstücks anpackt. So wird das Material nach unten hin verformt. Da ich es nicht erwarten konnte das Rändelrad auszuprobieren, habe ich den Radius "frei Schnauze" angefeilt und bin mit den Rändelrad an das Werkstück gefahren. Die ersten Markierungen waren unten, so dass das Material nach oben verdrängt werden musste, weshalb das erreichte Ergebnis am Werkstück nicht 100% optimal wurde.

viele Grüße,
Dieter

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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von teslak » Di 8. Nov 2011, 06:11

Hallo Guido,

sorry, die Frage zu der Anfertigungsdauer ist irgendwie untergegangen. Wenn alles vorhanden ist und die Drehstähle an der Maschine bereit stehen, dann dauert die eigentliche Anfertigung noch rund 10-15 Minuten.

Gruß,
Dieter

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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von unnnamed » Mi 9. Nov 2011, 12:05

Spitzenmäßige Rändelmutter, hast du super gemacht!
Gruß Bernd

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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von teslak » Fr 11. Nov 2011, 17:21

Hallo Zusammen,

heute bin ich endlich wieder dazu gekommen im Keller ein wenig an der Drehmaschine zu spielen. Ziel der Aktion war die Anregungen in eine elegantere Rändelmutter einfließen zu lassen und auch gleichzeitig die Abbildegenauigkeit vom Rändel zu verbessern. Aber seht selbst ob mir das gelungen ist. So wie sie jetzt ausgeführt sind bin ich für mich zufrieden und werde jetzt 4 Stück für meine Uhr anfertigen. Wenn ich mit allen Einzelteilen so lange benötige dann werde ich die Fertigstellung der Uhr wahrscheinlich nicht mehr erleben, aber was solls, "der Weg ist das Ziel".
3274.jpg
3275.jpg
3276.jpg
3281.jpg
Viele Grüße,
Dieter
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Tacktick
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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von Tacktick » Fr 11. Nov 2011, 18:18

Hallo Dieter,

im ersten Moment dachte ich so ein Aufwand für ein paar lumpige Rändelmuttern,
aber wenn ich jetzt das Ergebnis sehe bin ich ganz begeistert wie schön sie geworden sind.

Hat sich doch gelohnt!

Horst

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Re: Fräsen einer Rändelmutter für Werkspfeiler

Beitrag von teslak » Fr 11. Nov 2011, 18:33

Hallo Horst,

vielen Dank für das Lob. Die gleichen Einwände hatte meine Frau auch. Sie hat mich so manches mal in den letzten Wochen damit aufgezogen dass ich meterweise Material zu Rändelmuttern verarbeite die mir dann am Ende nicht gefallen. Ich weiß dass ich ein wenig ein "Korintenkacker" bin, das bringt aber möglicherweise meine tägliche Arbeit mit sich.
Der Zweite Grund für mich war, dass ich unbedingt ein vernünftiges Rändelrad haben wollte welches nicht käuflich erworben worden ist. Aber jetzt ist es gut, ich habe sehr viel gelernt, jetzt geht es mit den Chatons weiter. Die benötigen hoffentlich nicht ganz so viel zeit :-)

Viele Grüße,
Dieter

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